Armut und Arbeitslosigkeit werden wissenschaftlich seit 1899 in Verbindung gebracht. 12 Jahre später untersuchte man erstmals die psychosozialen Folgen davon. Die erste richtig große Studie zu dem Thema gab es dann aus aktuellem Anlass, 1931, aufgrund der Weltwirtschaftskrise, die im österreichischen Marienthal eine ganze Gemeinde in den Abgrund der Verzweiflung stürzen ließ (Wacker, 2001).
Der Ort, der zur Zeit der Studie 1486 EinwohnerInnen zählte, wurde rund um das Unternehmen „Textilfabrik Marienthal“, das bereits im beginnenden 19. Jahrhundert gegründet wurde, herum gebaut. Nicht die Kirche war hier das Zentrum, dem alles folgte, sondern die Arbeitsstelle, die nun einen Ort begründet, der zur Gänze von ihr lebte. Mit fast einem Schlag mussten 1930 bis 1931 1300 ArbeitnehmerInnen entlassen werden und der ganze Ort war arbeitslos (Mader, 2013). Die psychosozialen Folgen waren enorm und führten zur ersten großangelegten Studie, die sich dem Thema Arbeitslosigkeit und Armut widmete.
Aber auch heute ist Arbeitslosigkeit immer wieder ein Grund, warum Menschen in der Armut verbleiben, weil immer weniger junge Menschen einen Job finden können (apa, 2017), oder in die Bedürftigkeit hineingeraten. Gerade Langzeitarbeitslose müssen sich mit drastischen finanziellen Einbrüchen begnügen und finden kaum mehr aus dieser Situation heraus (Sator, 2016). Menschen über 50 Jahre haben ohnehin kaum Chancen mehr ins Arbeitsleben wieder einzusteigen. Arbeitslosigkeit, über einen längeren Zeitraum, führt zu gesundheitlichen Belastungen des Individuums, beraubt ihn seiner Chancen und der Partizipation an der Gesellschaft, beeinträchtigt den sozialen Zusammenhalt, und führt zu erhöhten Kosten für die Allgemeinheit.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- Forschungsanliegen - Problemstellung - Soziologische Relevanz
- Methodisches Vorgehen
- DEFINITIONEN
- Arbeitsdefinitionen
- Begriffe zur Arbeit
- Prekariat
- Termini zur Arbeitslosigkeit
- Soziale Nachhaltigkeit
- Funktionen der Arbeit
- Gesundheit
- DIE MARIENTHALSTUDIE
- Der historische Hintergrund
- Die Studie und ihre Forschungsfrage
- Die Auswirkungen der Arbeitslosigkeit auf die Menschen
- Die Ausgesteuerten und dessen materielle Folgen
- Gesundheitliche Effekte
- Psychische Konsequenzen
- Verlust des Zeitbewusstseins
- Soziale Folgen
- Empirische Schlussfolgerungen
- MODERNE STUDIEN UND ERGEBNISSE ZUR ARBEITSLOSIGKEIT
- Gründe für die Arbeitslosigkeit heute
- Erosion des Arbeitsmarktes
- Studien des Post-Fordismus
- IAB Studie, ehemalige BRD, 1984
- Universität Lüneburg, ehemalige DDR, 1990
- Robert Koch-Institut Berlin, 2003
- Metastudie, Public Health Forum, 2014
- OÖGKK, Linz, 2009
- ARBEITSLOSIGKEIT MORGEN
- Zeitentwicklung der Arbeit
- Arbeitslosigkeit und Freizeit
- Zukunft der Arbeit
- SCHLUSSBETRACHTUNG
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Bachelorarbeit zielt darauf ab, die psychosozialen Folgen von Langzeitarbeitslosigkeit zu untersuchen, indem sie die Marienthalstudie mit aktuellen Studienergebnissen vergleicht. Die Arbeit befasst sich mit den Veränderungen, die die Arbeitswelt im Laufe der Zeit erfahren hat und wie sich diese auf die individuelle und gesellschaftliche Situation von Arbeitslosen auswirken. Die Arbeit analysiert, wie sich die Arbeitslosigkeit auf die Gesundheit, die Psyche und die soziale Integration von Menschen auswirkt.
- Vergleich der psychosozialen Folgen von Langzeitarbeitslosigkeit in der Marienthalstudie und in modernen Studien.
- Analyse der gesellschaftlichen und materiellen Strukturen im Wandel, die Langzeitarbeitslosigkeit beeinflussen.
- Untersuchung des sozialen Status von Arbeitslosen und dessen Veränderung über die Zeit.
- Bewertung des Einflusses von Langzeitarbeitslosigkeit auf die finanzielle Situation von betroffenen Personen.
- Ableitung von Schlussfolgerungen für eine zukünftige Gesellschaft im Kontext einer sich wandelnden Arbeitswelt.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Problemstellung und das Forschungsanliegen der Arbeit vor und beleuchtet die soziologische Relevanz des Themas Langzeitarbeitslosigkeit. Es wird auf die Bedeutung der Marienthalstudie und deren Ergebnisse für das Verständnis moderner Arbeitsgesellschaften hingewiesen. Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit Definitionen zu Arbeit und Arbeitslosigkeit, die für die weitere Analyse relevant sind. Es werden verschiedene Konzepte wie Prekariat, soziale Nachhaltigkeit und die Funktionen der Arbeit erläutert.
Im dritten Kapitel wird die Marienthalstudie im Detail behandelt. Der historische Hintergrund, die Forschungsfrage und die wichtigsten Ergebnisse werden dargestellt. Die Auswirkungen der Arbeitslosigkeit auf die Menschen in Marienthal werden anhand der Kategorien materielle Folgen, gesundheitliche Effekte, psychische Konsequenzen und Verlust des Zeitbewusstseins beschrieben. Das Kapitel beleuchtet auch die sozialen Folgen und die empirischen Schlussfolgerungen der Studie.
Das vierte Kapitel widmet sich modernen Studien und Ergebnissen zur Arbeitslosigkeit. Es werden aktuelle Studien zum Thema Arbeitslosigkeit analysiert, wobei der Fokus auf den Gründen für die Arbeitslosigkeit und den Studien zum Post-Fordismus liegt. Die Auswirkungen der Arbeitslosigkeit auf die Gesundheit, die Psyche und die soziale Integration werden in den einzelnen Studien betrachtet.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter dieser Arbeit sind Langzeitarbeitslosigkeit, Marienthalstudie, psychosoziale Folgen, soziale Nachhaltigkeit, Post-Fordismus, Arbeitsmarkt, Gesundheit, Psyche, Soziale Integration, finanzielle Situation, Wandel der Arbeitswelt, Zukunft der Arbeit.
- Quote paper
- Fatma Degirmenci (Author), 2018, Langzeitarbeitslosigkeit. Soziale und psychische Folgen gestern und heute. Die Marienthalstudie im Vergleich zur Situation der Gegenwart, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/470110