Das Für und Wider des Sprachlabors


Seminararbeit, 2004

23 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

1. Vorwort

2. Die Ausgangssituation in Deutschland

3. Die verschiedenen Labortypen
3.1 Das Hör-Sprech (HS) - Labor
3.2 Das Hör-Sprech-Aufnahme (HSA) - Labor
3.3 Die Vorteile des live monitoring

4. Die Nachteile und Probleme des Sprachlabors (SL)
4.1 Organisatorische Probleme
4.2 Personalprobleme
4.3 Schülerprobleme
4.4 Ergebnis

5. Vorteile und positive Wirkung des Sprachlabors
5.1 Offensichtliche didaktische Vorteile
5.2 Positive Auswirkungen auf den Einzelnen
5.3 Ergebnis

6. Der Einsatz des Sprachlabors

7. Die Hauptziele der Sprachlaborarbeit

8. Die Forderungen des Sprachlabors

9. Die Ausweitung des Anwendungsbereiches der Sprachlaborarbeit

10. Die Grenzen der Sprachlaborarbeit

11. Abschließende Worte

Literaturverzeichnis

1. Vorwort

Mehrsprachigkeit war bisher immer das Privileg der Europäer, speziell der Kontinentaleuropäer gewesen. Jenseits des Kanals verließ man sich auf die altbewährte Muttersprache. Selbst in den USA, dem Land des Fortschrittes wurde in akademischen Kreisen selten eine Fremdsprache gesprochen. Einsprachigkeit galt „[...] als Unterpfand nationaler Zuverlässigkeit [...]“, (das heißt), „[...] Mehrsprachigkeit war «unamerikanisch».“[1] Bestärkt wurde dies durch den Niederschlag des lebenskräftigsten nichtenglischen Idioms, des Deutschen im Ersten Weltkrieg. Erst mit dem Zweiten Weltkrieg wurde der Öffentlichkeit klar, dass umfassende Fremdsprachenkenntnisse aufgrund der weltweiten Verflechtungen und den sich daraus ergebenden Verpflichtungen unumgänglich sind. Daraufhin wurde der bis jetzt eher stiefmütterlich behandelte Unterricht neu belebt und im Folgenden durch den Erlass des Gesetzes zur Landesverteidigung durch Erziehung aus dem Jahr 1958 erstmals offiziell sanktioniert. „In dieser Situation hat das Sprachlabor seinen Siegeszug angetreten.“[2]

In den USA fand in zahlreichen high schools und colleges die Einrichtung der ersten language labs statt. Die großen Erfolge dieser Einrichtung sind nicht zuletzt auf den vorherrschenden Lehrermangel zurückzuführen. Die Ziele dieser amerikanischen Art des Sprachlabors waren zwar rein pragmatisch, dennoch sind die in den USA gesammelten Eindrücke und Erfahrungen für den deutschen Sprachlaborunterricht relevant. Denn, die sich durchsetzende wirtschaftliche und politische Einigung Europas verlangt gerade zu nach einer Zwei- oder gar Dreisprachigkeit des größten Teils der Bevölkerung. Infolge dessen wurde im Jahre 1964 in einem nordhessischen Gymnasium eines der ersten deutschen Sprachlabors in Betrieb genommen.

Im Folgenden sollen die Vor –und Nachteile der Sprachlaborarbeit genauer untersucht werden, um Lösungen und Verbesserungsvorschläge zu erarbeiten und die Frage nach den Gründen für den Niedergang des Mediums zu beantworten.

2. Die Ausgangssituation in Deutschland

Bereits 1637 schlug Descartes alles Nötige für die Begründung eines Sprachlabors vor. Jedes Problem sollte in Stufen (parcelles) aufgegliedert werden um sie anschließend einander sinnvoll zuzuordnen. Dies sollte geschehen, indem vom leichtesten Grundbegriff ausgegangen „[...] und stufenweise bis zur Erkenntnis der am vielfältigsten zusammengesetzten [...]“[3] vorgestoßen wird. Abschließend bedarf es noch einer Kontrolle, dass auch nichts ausgelassen oder vergessen wurde.

Auf die Installierung der ersten öffentlichen Sprachlabore an deutschen Schulen in den 60ern folgte ein reges Interesse an der Belebung der Medienkonjunktur. Zunächst orientierte man sich an der Idee vom programmierten Fremdsprachenunterricht als maßgebliches Mittel zur Steigerung der Lernerfolge. Angewandte linguistische Ansätze wie Strukturalismus und Kontextualismus, sowie der Behaviorismus als lernpsychologische Theorie beeinflussten das Verlangen „[...] nach visueller, akustischer und audiovisueller Steuerung von Sprechleistungen [...].“[4] Aufgrund der damals im Fremdsprachenunterricht vorherrschenden audio-lingualen Methode, wurde auch in der Sprachlaborarbeit das Hörverstehen und das Sprechen in den Vordergrund gestellt. Das Reiz-Reaktionsschema, das „[...] den dominierenden Übungsvorgängen der pattern practice [...]“[5] zugrunde lag, beeinflusste vornehmlich die mündliche Sprachproduktion im Unterricht. Durch die Verknüpfung eines Bildes mit einem aufgenommenen Satz sollte dem Teilnehmer des audio-visuellen Sprachlernkurses eine Semantisierung und Imitation erleichtert werden. Zwar war als oberstes Ziel eine automatisierte Sprachbeherrschung angesetzt, darüber hinaus sollte dem Lernenden aber auch ein gewisses Verständnis der semantischen Funktionen, sowie ein Gefühl für die situative Angemessenheit ihrer sprachlichen Äußerungen vermittelt werden.

3. Die verschiedenen Labortypen

Sprachlabors kamen hauptsächlich in zwei verschiedenen Varianten auf den Markt. Zum einen als Hör-Sprech-Labor und zum anderen als Hör-Sprech-Aufnahme-Labor.

3.1 Das Hör-Sprech (HS) - Labor

Aufgrund der fehlenden Tonbandgeräte an den Schülerplätzen wurde eine individualisierte Arbeitsweise unmöglich, das heißt im konkreten Fall reagierten die Lernenden „[...] unisono, als Gruppe eben, auf die vom Lehrerpult ausgehenden sprachlichen Impulse [...].“[6] Daher auch die veraltete Bezeichnung des Gruppenlabors.

Gearbeitet wurde unter Anwendung des Vierphasendrill (four-phase anticipation drill). Einem Stimulus vom Lehrerpult folgt zunächst eine Chorantwort der Schüler, daraufhin verbessert der Lehrer die Fehler und die Lerner wiederholten die korrekte Antwort. Wobei dieser Vorgang auch nur auf drei Phasen (stimulus – response- feedback) beschränkt werden konnte. Das heißt im Klartext, die Sprache wurde in syntaktische Einheiten zerlegt und repetetiv eingeschliffen. Dank dieser „Gruppenarbeit“ und dem daraus resultierenden Schrittmachereffekt, wurden die leistungsschwachen Schüler durch die leistungsstärkeren mitgezogen. Dies erforderte wiederum ein äußerst diszipliniertes Vorgehen von Seiten der Lehrer, da zu häufige Unterbrechungen die einzelnen Schüler zurückwarfen, da für die anderen das Tonband währenddessen weiterlief. Ein weiterer Vorteil des HS-Labors, neben dem bereits genannten Schrittmachereffekt, ist die Tatsache, dass alle Lerner im Gleichschritt arbeitetn und es dem Lehrer dadurch ermöglicht wurde zwei Schüler parallel abzuhören, indem er sich abwechselnd einklinkte.

Auch lagen die Anschaffungskosten weit unter denen eines Hör-Sprech-Aufnahme-Labors.

3.2 Das Hör-Sprech-Aufnahme (HSA) - Labor

Das Hör-Sprech-Aufnahme-Labor gab den einzelnen Schülern die Möglichkeit, das individuell Gesprochene aufzunehmen und wiederholt abzuspielen, da jeweils ein Aufnahmegerät pro „Zelle“ zur Verfügung stand. Im Gegensatz zum HS-Labor war aber eine Anwendung des Vierphasendrills im HSA-Labor ungünstig, da die Klasse sehr bald auseinander zu driften drohte, da leistungsschwache Schüler hinterherhinkten. Dafür war in dieser Form des Sprachlabors die Möglichkeit der Partnerarbeit nicht nur möglich, sondern sogar anzuraten. In diesem Fall arbeiteten ein leistungsschwacher und ein leistungsstarker Schüler zusammen an einem Tonband, indem sie sich von Satz zu Satz oder Übung zu Übung abwechseln. Dies führte zum Vorteil der ständigen gegenseitigen Kontrolle unter den Lernenden. Durch die Partnerarbeit wurde nun auch das stets vorhandene, durch die Kabinen verursachte, Gefühl der Isoliertheit aufgehoben. Im Vergleich zum HS-Labor genoss der Lehrer mehr Freiheiten in bezug auf Unterbrechungen, Belehrungen und Ermahnungen. Nachteilig waren vor allem auch die doch sehr hohen Anschaffungskosten, die den Kreis der Schüler unnötig einschränkten.[7]

3.3 Die Vorteile des live monitoring

Während der einzelnen Übungen schaltete der Lehrer vom Zentralpult aus von Schüler zu Schüler und überprüfte so in Stichproben die Richtigkeit der Arbeiten. Dieses sogenannte live monitoring schien aus drei unterschiedlichen Gründen durchaus seine Notwendigkeit zu haben. Da dem Lehrer unter normalen Umständen nicht die Zeit gegeben war, die Versuche jedes Schülers aufzunehmen, anschließend abzuhören und zu bewerten, hatte diese Alternative der Notengebung durchaus seinen Wert. Was zunächst noch neu und aufregend erschien, verblasste mit der Zeit und verlor seinen Reiz. Hatte das Interesse an der technischen Neuigkeit angefangen nachzulassen, verblieb dem Lehrer nur noch das ständige Überprüfen der Schüler, um die Kontinuität seiner Arbeit zu sichern. „Vor allem aber muß der Gefahr begegnet

werden, daß sich bei den Drillübungen etwas Falsches festsetzt. Erfahrungsgemäß nutzt der Schüler die in der richtigen Wiederholung durch die Maschine gegebene Möglichkeit zur Selbstkontrolle nur unvollkommen.“[8] Zu beachten war lediglich, dass eine Übungseinheit um wirklich effektiv zu sein, 20 bis 25 Minuten nicht überschreiten sollte.

4. Die Nachteile und Probleme des Sprachlabors (SL)

Zur selben Zeit, als sich diese Neuerungen im mediengestützten Fremdsprachenunterricht etablierten, fand eine entscheidende „[...] "technologische Wendung in der Didaktik" [...]“[9] statt. Als Folge wurde vermehrt marktorientiert produziert, teilweise wurde dabei den Anwenderwünschen schon zuvor gegriffen. Kein Wunder, dass sich gelegentlich übermäßige Euphorien nicht vermeiden ließen. „Doch bald stellten sich auf Seiten der Schulpraktiker Gedanken über die "Sinnlosigkeit" und "Fehlinvestitionen" ein, so daß in jüngster Vergangenheit eine aufgeklärte Renaissance zu beobachten ist.“[10] Ein derzeitig akut vorherrschender Geldmangel der Bewilligungsinstitute brachte, mehr oder weniger gewollt, eine durchaus erforderliche kritische Distanz gegenüber einem zu überschwänglichen Einsatz von Medien im Fremdsprachenunterricht mit sich. Im Großen und Ganzen lässt sich festhalten, dass die Sprachlaborarbeit bereits von Anfang an unter kritischer Beobachtung stand.

[...]


[1] Schäfer, Jürgen, „Das Sprachlabor in der Praxis“, o. Hrg.: Praxis des Neusprachlichen Unterrichts, 11. Jahrgang 1964, Nendeln/Liechtenstein: Kraus Reprint, 1978, S. 234.

[2] Schäfer, J., „Das Sprachlabor in der Praxis“, S. 234.

[3] Bernstein, Helmut, „Das notleidende Sprachlabor“, o. Hrg.: Praxis des Neusprachlichen Unterrichts, 13. Jahrgang 1966, Nendeln/Liechtenstein: Kraus Reprint, 1978, S. 170.

[4] Groene, Horst, Udo O.H. Jung und Hanno Schilder, „Didaktische Überlegungen zur Medienarbeit im Englischunterricht“, Hrg.: Horst Groene, Udo Jung und Hanno Schilder, Medienpraxis für den Englischunterricht, Technische Medien und Massenmedien im Fremdsprachenunterricht, Paderborn: Schöningh, 1983, S. 11.

[5] Groene, H., U. Jung und H. Schilder, „Didaktische Überlegungen zur Medienarbeit im Englischunterricht“, S. 12.

[6] Groene, Horst, Udo O.H. Jung und Hanno Schilder, „Handhabung technischer Medien“, Hrg.: Horst Groene, Udo Jung und Hanno Schilder, Medienpraxis für den Englischunterricht, Technische Medien und Massenmedien im Fremdsprachenunterricht, Paderborn: Schöningh, 1983, S. 30.

[7] Nach: Groene, H., U. Jung und H. Schilder, „Handhabung technischer Medien“, S.30.

[8] Schäfer, J., „Das Sprachlabor in der Praxis“, S.236.

[9] Groene, H., U. Jung und H. Schilder, „Didaktische Überlegungen zur Medienarbeit im Englischunterricht“, S. 12.

[10] Groene, H., U. Jung und H. Schilder, „Didaktische Überlegungen zur Medienarbeit im Englischunterricht“, S. 12.

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Das Für und Wider des Sprachlabors
Hochschule
Bayerische Julius-Maximilians-Universität Würzburg
Note
1
Autor
Jahr
2004
Seiten
23
Katalognummer
V47049
ISBN (eBook)
9783638440929
Dateigröße
535 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Wider, Sprachlabors
Arbeit zitieren
Susanne Weid (Autor:in), 2004, Das Für und Wider des Sprachlabors, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/47049

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