Die Tragik der Allmende. Nachhaltiger Ernährungskonsum


Hausarbeit, 2018

16 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Nachhaltigkeit im Ernährungskonsum am Beispiel der Tragik der Allmende
2.1 Nachhaltigkeit als normatives Konzept
2.1.1 Bedeutung und Definition von Nachhaltigkeit
2.1.2 Funktion der Sustainable Development Goals
2.2 Nachhaltige Ernährung
2.3 Die Relevanz der Nachhaltigkeit im Ernährungskonsum am Beispiel der Tragik der Allmende

3. Fazit

1. Einleitung

Der Begriff der Nachhaltigkeit wird immer häufiger verwendet, sowohl in der Wissenschaft, in der Politik, als auch im Alltag. Nicht nur Konsumenten und Verbraucher beschäftigen sich mit einer nachhaltigen Entwicklung bzw. mit einem nachhaltigen Konsum, auch immer mehr Unternehmen versuchen dieses Konzept für sich zu proklamieren. In der Tat sehen sich Zivilgesellschaften mit der grundsätzlichen Problematik konfrontiert, mit begrenzten Ressourcen zu haushalten und dabei nicht mehr zu konsumieren, als erwirtschaftet werden kann. Gleichzeitig spielt die demographische Komponente mit: Laut sämtlichen Prognosen wird die Weltbevölkerung in den nächsten Jahren und Jahrzehnten steigen, wenn auch asymmetrisch. So scheint es, dass die Bevölkerungsanzahl beispielsweiße im Kontinent Europa zurückgehen, aber diese im asiatischen oder indischen Raum steigen wird. Im Bereich der nachhaltigen Entwicklung stellt der nachhaltige Konsum somit ein entscheidendes Element dar, um die Zukunftsfähigkeit des Lebens aller Menschen nicht zu gefährden.

Dadurch stellt sich erst recht die Frage: Was heißt Nachhaltigkeit? Und wie lässt sich dies in Bezug auf den Konsum verdeutlichen?

In dieser Arbeit wird ein nachhaltiger Ernährungskonsum am Beispiel der Tragik der Allmende analysiert. Dabei wird mich folgende vergleichend-deskriptive Forschungsfrage leiten: Wie lässt sich die Bedeutung eines nachhaltigen Ernährungskonsums am Beispiel der Tragik der Allmende beschreiben?

Im Folgenden werde ich dem Konzept der Nachhaltigkeit normativ zu Grunde gehen, indem ich den Begriff und dessen Bedeutung definiere und anschließend auf die Rolle der Sustainable Development Goals (SDGs) eingehe. Anschließend werden die Merkmale einer nachhaltigen Ernährung analysiert, um danach die Relevanz eines nachhaltigen Ernährungskonsums anhand der Theorie der Tragik der Allmende zu konkretisieren. Abschließend soll der Versuch gemacht werden, die Forschungsfrage in Form einer These zu beantworten.

2. Nachhaltigkeit im Ernährungskonsum am Beispiel der Tragik der Allmende

2.1 Nachhaltigkeit als normatives Konzept

Zunächst wird der Begriff der Nachhaltigkeit definiert, auf seinen historischen Ursprung und auf dessen Bedeutung und danach vertiefter auf die Rolle der 17 SDGs eingegangen.

2.1.1 Bedeutung und Definition von Nachhaltigkeit

Zunächst muss zwischen „nachhaltiger Entwicklung“ und „Nachhaltigkeit“ differenziert werden: Während nachhaltige Entwicklung einen Prozess gesellschaftlicher Veränderung beschreibt, bezeichnet der bloße Begriff der Nachhaltigkeit das Ende eines solchen Prozesses (Grunwald & Kopfmüller, 2006: 7). Nach Hauff (1987: 46) ist nachhaltige Entwicklung dann erreicht, wenn sie „die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können.“ In diesem Zitat scheinen bereits politische Konzepte wie Generationengerechtigkeit, Zukunftsfähigkeit und Verteilungsgerechtigkeit bereits integriert zu sein.

Die Geschichte der Nachhaltigkeit ist lang, komplex und vielfältig, darum wird hier versucht, die wichtigsten Etappen und Prozesse zu nennen.

Historisch gesehen, tauchte der Begriff „Nachhaltigkeit“ erstmals zu Beginn des 18. Jahrhunderts in der Forstwirtschaft auf (Grunwald & Kopfmüller, 2006: 14). Durch landwirtschaftliche Aktivitäten und Zunahme industriellen Holzbedarfs, kam es zu einer Übernutzung der Wälder, die zu der Notwendigkeit einer nachhaltigen Forstwirtschaft führte: Es sollte pro Jahr nicht mehr Holz abgeschlagen werden als nachwächst; es sah also eine Kombination des ökonomischen Ziels mit der ökologischen Bedingung des Nachwachsens vor (ebd.). Dieses Prinzip, das also zuerst in der Forstwirtschaft Anklang fand, ist grundsätzlich transitiv, lässt sich also auf andere Bereiche übertragen: So fand der Nachhaltigkeitsbegriff zu Beginn des 20. Jahrhunderts auch Eingang in die Fischereiwirtschaft, bei der der Umfang des Fischfangs sich an der Reproduktionsfähigkeit der Fischbestände orientieren sollte (ebd.). Zwar besteht bis heute ein normativer Grundkonsens in der Notwendigkeit des ökonomischen Wachstums, doch kristallisierte sich Mitte des 20. Jahrhunderts dessen Grenzen heraus. Bedeutsam dafür war der Bericht „Die Grenzen des Wachstums“ des Club of Rome (Meadows et al. 1972), dessen Autoren erläuterten, dass eine Beibehaltung der damals aktuellen Trends in Bevölkerungswachstum, Ressourcenausbeutung und Umweltverschmutzung im Laufe der nächsten hundert Jahre zu einem ökologischen Kollaps führen müsse (Grunwald & Kopfmüller, 2006: 17). Dieser Bericht fungierte als eine Art Kristallisationspunkt, in Zuge dessen die Zusammenhänge zwischen gesellschaftlichen Produktions- und Lebensstilen, Wirtschaftswachstum und der Endlichkeit von Ressourcen, stärker als bisher thematisiert wurden (ebd.).

1983 schaffte es die UN-Kommission für Umwelt und Entwicklung (Brundtland-Kommission), unter dem Vorsitz der gleichnamigen norwegischen Ministerpräsidentin Gro Harlem Brundtland, den Begriff der nachhaltigen Entwicklung mit drei Grundprinzipien zu untermauern und diesem Prozess somit eine Deutungshoheit zuzuschreiben: die globale Perspektive, die untrennbare Verknüpfung zwischen Umwelt- und Entwicklungsaspekten, sowie die Realisierung von Gerechtigkeit zugleich in der intergenerativen Perspektive (Zukunftsverantwortung) und in der intragenerativen Perspektive (Verteilungsgerechtigkeit) (ebd.: 21). Ersteres meint die Beachtung der Verflechtung nationaler Politik und deren Interessen, während es im dritten Aspekt um die Gewährleistung sowohl des aktuellen Zustandes, als auch der Zukunftsfähigkeit geht.

Ein paar Jahre später, 1992, fand die UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro statt, auf der unter anderem die Agenda 21, ein Aktionsprogramm für Ziele, Maßnahmen und Instrumente zur Umsetzung des Leitbildes der nachhaltigen Entwicklung, beschlossen wurde (siehe 2.1.2) (ebd.: 23).

Außerdem historisch relevant war der im Jahr 2002 stattfindende zweite Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung in Johannesburg. Dort wurde ein Aktionsplan verabschiedet, um grundlegende Probleme der Menschheit zu lösen und die Erde schonender zu bewirtschaften, der unter anderem beinhaltete, dass der Anteil der Weltbevölkerung ohne Zugang zu sanitärer Grundversorgung bis 2015 halbiert werden sollte. Außerdem solle ein Zehnjahres-Rahmenprogramm für nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster aufgelegt werden (ebd.: 25).

Grunwald & Kopfmüller (2006: 27) formulierten drei grundlegende Prämissen für die Sicherung einer nachhaltigen Entwicklung. Zum einen beinhaltet dies die Generationengerechtigkeit, also die langfristige Sicherung und Weiterentwicklung der Grundlagen der menschlichen Zivilisation. Jede Generation müsse zugleich Verantwortung für die zukünftigen tragen, entscheidend dafür ist ein vorhandenes Verantwortungsbewusstsein. Daneben steht die Verantwortung für die heute Lebenden und damit die Verteilungsgerechtigkeit der Chancen zur menschlichen Bedürfnisbefriedigung in der Gegenwart, im Zentrum einer nachhaltigen Entwicklung (ebd.: S.29). Gerade die disproportionale Entwicklung des Nordens gegenüber des Südens ist eines der Kernprobleme dieser zweiten Prämisse. Das dritte Element für die Beibehaltung einer nachhaltigen Entwicklung umfasst die aktive Gestaltung der Nachhaltigkeitsprobleme in Form von geeigneten Maßnahmen und Strategien (ebd.: 34).

Um die Komplexität der Formulierung und der Implementierung des Nachhaltigkeitsbegriffs zu verstehen, muss das sogenannte Drei-Dimensionen-Modell erklärt werden; es zielt auf eine als Gesellschaftspolitik verstandene Nachhaltigkeitspolitik ab, in der die drei Dimensionen Ökologie, Soziales/Kultur und Ökonomie gleichberechtigt nebeneinanderstehen (Michelsen et al., 2014: 62ff.). Dieses Modell der drei Dimensionen ist grundsätzlich geprägt durch Konflikte und Herausforderungen, gerade in der Praxis, diese Elemente miteinander zu vereinbaren. So geht es in der ökonomischen Dimension vor allem um ein vorsorgendes Wirtschaften, fairen Handel, ein Umweltmanagementsystem und um umweltverträgliche, innovative Technologien (ebd.: 66). So lässt sich sagen, dass bei diesem Modell die Ökonomie zunächst essentiell ist, da sich nur das verteilen lässt, was vorher erwirtschaftet wurde. Bei aller derzeitigen, mitunter auch berechtigten, Kritik an der Priorisierung von Wirtschaftswachstum und Wachstum im Allgemeinen (vgl. Club of Rome von Meadows et al. 1972), so bildet das Erwirtschaften von Gütern, in Form von Produktion, trotz alledem die Voraussetzung für eine nachhaltige Entwicklung. Die ökologische Dimension umfasst die Sicherung der ökologischen Bedingungen des menschlichen Lebens: ein sparsamer Umgang mit Ressourcen, die Erhaltung der Biodiversität, ökologische Kreislauf-Systeme, regenerative Energie, sowie die Vermeidung der Belastung des Ökosystems (ebd.). Die soziale-kulturelle Dimension thematisiert die Förderung der menschlichen Gesundheit, die gleichen Ansprüche auf die Nutzung natürlicher Ressourcen und gleiche Rechte auf Entwicklung, die Berücksichtigung der Lebensinteressen zukünftiger Generationen, Konsumentenbewusstsein, globale Verantwortung, sowie die Demokratisierung und Partizipation aller Bevölkerungsgruppen in sämtlichen Lebensbereichen (ebd.). Je nach Autor existiert auch das Vier-Dimensionen-Modell der Nachhaltigkeit, in dem die soziale und kulturelle Dimension gesplittet ist, oder das Ein-Dimensionen-Modell der Nachhaltigkeit, in der lediglich eine Dimension, etwa die ökologische, behandelt wird (ebd.: 64). Das Drei-Dimensionen-Modell gilt allgemein als normative Grundlage für eine nachhaltige Entwicklung und ist in dieser Arbeit im Hinblick auf einen nachhaltigen Ernährungskonsum unabdingbar. 2.1.2 beschäftigt sich mit der Implementierung dieser drei Dimensionen.

2.1.2 Funktion der Sustainable Development Goals

Die Erarbeitung der „Agenda 2030“ erfolgte in einem über dreijährigen, transparenten Verhandlungsprozess und trägt den Titel: „Transformation unserer Welt: die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung“ (Bundesregierung, 2016). Diese gilt universell, also gleichermaßen für Industrieländer, Schwellenländer und Entwicklungsländer, alle stehen in der Verantwortung, nachhaltige Entwicklung voranzubringen, wenn auch genau genommen völkerrechtlich nicht bindend (ebd.).

Herzstück der Agenda sind die 17 Sustainable Development Goals (SDGs), die bis zum Zieljahr 2030 erreicht werden sollten (ebd.).

Die Agenda 2030 schaffte die Grundlage dafür, weltweiten wirtschaftlichen Fortschritt im Einklang mit sozialer Gerechtigkeit und im Rahmen der ökologischen Grenzen der Erde zu gestalten (Mäntele, 2017). Diese Ziele berücksichtigen erstmals alle drei Dimensionen der Nachhaltigkeit (ebd.).

Das erste Ziel beinhaltet, die extreme Armut bis 2030 komplett zu beenden, während das zweite SDG sich vornimmt, den Hunger zu beenden, Ernährungssicherheit, eine bessere Ernährung zu erreichen und eine nachhaltige Landwirtschaft zu fördern (ebd.).

Ziel drei thematisiert eine Stärkung der Gesundheitssysteme um die Krankheiten, die durch Impfungen zu verhindern wären, bis 2030 zurückzudrängen und sogar auszurotten (ebd.).

Viertens soll eine inklusive, gleichberechtigte und hochwertige Bildung gewährleistet werden und Möglichkeiten für ein lebenslanges Lernen für alle zu fördern und fünftens heißt es, Geschlechtergleichstellung zu erreichen, indem vor allem Frauen und Mädchen zur Selbstbestimmung befähigt werden (ebd.).

Besonders zentral ist Ziel sechs: „Verfügbarkeit und nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser und Sanitärversorgung für alle gewährleisten“, denn noch immer müssen 748 Millionen Menschen ohne sauberes Trinkwasser auskommen (ebd.). Da knapp 80% der weltweit erzeugten Energie immer noch aus fossilen Energieträgern stammt, beschreibt das siebte SDG die Sicherung des Zugangs zu bezahlbarer, verlässlicher, nachhaltiger und moderner Energie für alle (ebd.).

Ziel acht vereinbart alle drei Dimensionen: „Dauerhaftes, breitenwirksames und nachhaltiges Wirtschaftswachstum, produktive Vollbeschäftigung und menschenwürdige Arbeit für alle fördern“ (ebd.).

SDG neun beschäftigt sich mit dem Aufbau einer widerstandsfähigen, umweltfreundlichen Infrastruktur, sowie nachhaltiger Fabriken und Industriestätten (ebd.).

[...]

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Die Tragik der Allmende. Nachhaltiger Ernährungskonsum
Hochschule
Hochschule für Politik München  (Hochschule für Politik München)
Veranstaltung
Politikfelder der Nachhaltigkeit
Note
1,7
Autor
Jahr
2018
Seiten
16
Katalognummer
V470780
ISBN (eBook)
9783668952416
ISBN (Buch)
9783668952423
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Nachhaltigkeit, Sustainability, Konsum, Allmende, tragedy of the commons
Arbeit zitieren
Christian Ramspeck (Autor:in), 2018, Die Tragik der Allmende. Nachhaltiger Ernährungskonsum, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/470780

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