Im August 2018 titelte der Stern: "Von „Asyltourismus“ bis „Vogelschiss“ - verroht die politische Sprache? Politiker wollen verstanden werden, im Idealfall auch überzeugen. Wer „die Sprache des Volkes“ spricht, hat da bessere Karten. Die eine oder andere Zuspitzung hilft auch. Doch wer es überzieht, kann sein Publikum verlieren." (Herzog 2018)
Der zitierte Aufmacher des Zeitungsartikels reißt gleich mehrere Aspekte an, die politische Akteure bei an potenzielle Wähler gerichteten sprachlichen Äußerungen berücksichtigen müssen: Verständlichkeit für Laien, Überzeugungskraft und Reduzierung auf die für den eigenen Standpunkt wesentlichen Teile des Sachverhalts, gegebenenfalls durch die Verwendung von Schlagwörtern. Bei der sprachlichen Vermittlung der politischen Ansichten in Abgrenzung zu denen des Gegners ist es somit entscheidend, auf welche Weise ein politischer Akteur Sachverhalte versprachlicht. Diese Erkenntnis ist eng verknüpft mit den zentralen Punkten des linguistischen Relativitätsprinzips, wie die vorliegende Arbeit anhand eines theoretischen Überblicks zeigen soll.
Im ersten Teil der Arbeit beschäftige ich mich mit der Entstehung des sprachlichen Relativitätsprinzips und den Ansichten seiner wichtigsten Vertreter Wilhelm von Humboldt, Franz Boas, Edward Sapir, Benjamin Lee Whorf und Johann Leo Weisgerber. Dabei gehe ich auch kurz auf Kritikpunkte und Anwendungsmöglichkeiten ein. Im zweiten Teil gebe ich einen Überblick über die Charakteristika und Funktionen politischer Sprache und diesbezügliche Forschungsansätze.
Sowohl zum sprachlichen Relativitätsprinzip als auch zur politischen Linguistik wurden bereits umfangreiche Forschungen betrieben. Im Kapitel über das linguistische Relativitätsprinzip beziehe ich mich insbesondere auf das Grundlagenwerk "Sprachliche Relativität. Eine problemorientierte Einführung" von Iwar Werlen (2002) sowie auf die theoriebezogenen Ausführungen in Beat Lehmanns (1998) Farbstudie "Rot ist nicht „rot“ ist nicht [rot]. Eine Bilanz und Neuinterpretation der linguistischen Relativitätstheorie". Einen wichtigen Literaturtitel für den zweiten Teil meiner Arbeit stellt die Überblicksdarstellung "Einführung in die Politolinguistik. Gegenstände und Methoden" von Thomas Niehr (2014) dar.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das sprachliche Relativitätsprinzip
- Wilhelm von Humboldt
- Franz Boas
- Edward Sapir
- Benjamin Lee Whorf
- Kritik am sprachlichen Relativitätsprinzip
- Johann Leo Weisgerber
- Anwendung des sprachlichen Relativitätsprinzips
- Politische Sprache
- Unterteilung des politischen Wortschatzes
- Denotation, Konnotation und Deontik
- Strategien im politischen Sprachgebrauch
- Basisstrategien
- Kaschier- und Verschleierungsstrategien
- Konkurrenzstrategien
- Frames
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem sprachlichen Relativitätsprinzip und dessen Anwendung auf die politische Sprache. Sie untersucht die Entwicklung dieses Prinzips, analysiert die Kernaussagen seiner wichtigsten Vertreter und beleuchtet die Funktionsweise und Besonderheiten politischer Sprache.
- Die Entwicklung des sprachlichen Relativitätsprinzips von den Antiken Anfängen bis zu modernen Ansätzen
- Die Kernaussagen von Wilhelm von Humboldt, Franz Boas, Edward Sapir, Benjamin Lee Whorf und Johann Leo Weisgerber
- Kritik am sprachlichen Relativitätsprinzip und dessen Anwendungsmöglichkeiten
- Die Charakteristika und Funktionen politischer Sprache
- Strategien im politischen Sprachgebrauch und deren Einfluss auf die Rezeption
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt das Thema der Arbeit anhand eines aktuellen Beispiels aus der politischen Sprache vor. Sie zeigt die Relevanz des sprachlichen Relativitätsprinzips für die politische Kommunikation und skizziert den Aufbau der Arbeit.
Das sprachliche Relativitätsprinzip
Dieses Kapitel befasst sich mit der Entstehung und Entwicklung des sprachlichen Relativitätsprinzips. Es untersucht die Ansichten von Wilhelm von Humboldt, Franz Boas, Edward Sapir, Benjamin Lee Whorf und Johann Leo Weisgerber. Zudem werden Kritikpunkte am Prinzip und dessen Anwendungsmöglichkeiten beleuchtet.
Politische Sprache
Dieses Kapitel gibt einen Überblick über die Charakteristika und Funktionen politischer Sprache. Es behandelt die Unterteilung des politischen Wortschatzes, die Unterscheidung zwischen Denotation, Konnotation und Deontik sowie verschiedene Strategien im politischen Sprachgebrauch.
Schlüsselwörter
Sprachliches Relativitätsprinzip, politische Sprache, Denotation, Konnotation, Deontik, Strategien, Frames, Wilhelm von Humboldt, Franz Boas, Edward Sapir, Benjamin Lee Whorf, Johann Leo Weisgerber.
- Arbeit zitieren
- Verena Binder (Autor:in), 2019, Das sprachliche Relativitätsprinzip und politische Sprache, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/471498