In meinem Studium der Rehabilitationspsychologie beschäftigte ich mich bereits öfters mit der psychoanalytischen und der humanistischen Theorie und stellte immer wieder fest, dass sich die Theorien in ihren Grundannahmen ziemlich stark voneinander unterscheiden. Insbesondere die anthropologischen Prämissen scheinen für mich sehr different zu sein. Auf der einen Seite steht für mich der humanistische Ansatz mit dem hoffnungsvollen, positiven Bild eines nach vollkommener Selbstverwirklichung strebenden, wachsenden und sich verändernden Menschen. Demgegenüber und konträr dazu stehend empfinde ich das in der Psychoanalyse vorherrschende Menschenbild. Nach diesem Bild ist das Leben des Menschen vorherbestimmt, da er durch seine sexuellen Triebe gesteuert ist bzw. gegen diese sein ganzes Leben lang anzukämpfen hat.
Als ich nun auf die aus den theoretischen Richtungen heraus entspringenden Therapieformen stieß - die gesprächspsychotherapeutische und die psychoanalytische Interventionstechnik - war ich demnach erstaunt, dass sich insbesondere im Bereich der therapeutischen Beziehung einige Ähnlichkeiten zwischen der Gesprächspsychotherapie und der Psychoanalyse aufweisen lassen, die ich nicht erwartet hätte.
Als noch interessanter empfand ich die Tatsache, dass die Wurzeln der klientenzentrierte Psychotherapie in der Psychoanalyse liegen. Die Erkenntnis, dass die therapeutische Beziehung einen elementaren Bestandteil der Therapie ausmacht und es von der Beziehung abhängt, wie der Therapieverlauf sich entwickelt, ist den beiden Interventionsformen gemeinsam. (Rogers, 2002) Durch das Erkennen der Gemeinsamkeiten in der Therapeut - Klient - Beziehung der Gesprächspsychotherapie und der Psychoanalyse begann ich mich intensiver mit der Gegenüberstellung der beiden Therapieverfahren auseinander zusetzen und entschied mich schließlich, eine Hausarbeit über die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Therapeut - Klient - Beziehung der beiden Interventionstechniken zu schreiben.
In dem ersten und zweiten Abschnitt dieser Arbeit werde ich die besonderen Charakteristika der therapeutischen Beziehung in der Gesprächspsychotherapie und der Psychoanalyse aufzeigen. Danach komme ich auf den eigentlichen Kern dieser Arbeit zu sprechen, der Gegenüberstellung der Therapeut - Klient - Beziehung dieser beiden psychotherapeutischen Verfahren.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Die therapeutische Beziehung in der Gesprächspsychotherapie
- 1.1 Das therapeutische Beziehungsangebot
- 1.1.1 Empathie
- 1.1.2 Unbedingte Wertschätzung
- 1.1.3 Kongruenz
- 1.2 Bedingungen für eine konstruktive Persönlichkeitsveränderung durch Gesprächspsychotherapie
- 1.1 Das therapeutische Beziehungsangebot
- 2. Die therapeutische Beziehung in der Psychoanalyse
- 2.1 Das Arbeitsbündnis
- 2.2 Die Übertragungsbeziehung
- 2.3 Ratschläge für den Arzt bei der psychoanalytischen Behandlung
- 3. Gegenüberstellung der Therapeut - Klient - Beziehung
- 3.1 Gemeinsamkeiten
- 3.1.1 Die therapeutische Beziehung als entscheidendes Element
- 3.1.2 Die Haltung des Therapeuten
- 3.1.2.1 Kongruenz vs. Erkennung von Widerständen
- 3.1.2.2 Unbedingte Wertschätzung vs. gleichschwebende Aufmerksamkeit
- 3.1.2.3 Empathie vs. Einstellung des Unbewussten als empfangendes Organ
- 3.1.3 Aufdeckende Arbeit als therapeutisches Hilfsmittel
- 3.2 Unterschiede
- 3.2.1 Kongruenz vs. Abstinenz
- 3.2.2 Realbeziehung vs. Übertragungsbeziehung
- 3.1 Gemeinsamkeiten
- Schlusswort
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit zielt darauf ab, Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Therapeut-Klient-Beziehung zwischen Gesprächspsychotherapie und Psychoanalyse aufzuzeigen. Dabei werden die jeweiligen Charakteristika der therapeutischen Beziehung in beiden Therapieformen betrachtet und in einem Vergleich gegenübergestellt.
- Die Bedeutung der therapeutischen Beziehung in beiden Therapieformen
- Die spezifischen Haltungen und Einstellungen des Therapeuten
- Die Rolle von Empathie, Wertschätzung und Kongruenz in der Gesprächspsychotherapie
- Die Konzepte von Übertragungsbeziehung und Arbeitsbündnis in der Psychoanalyse
- Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den Therapieansätzen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Hintergrund und die Motivation für die Arbeit dar. Sie betont die unterschiedlichen anthropologischen Prämissen der Gesprächspsychotherapie und der Psychoanalyse, sowie die überraschende Ähnlichkeit im Bereich der therapeutischen Beziehung.
Kapitel 1 beleuchtet die therapeutische Beziehung in der Gesprächspsychotherapie. Dabei wird die Bedeutung der Beziehung als Grundlage für Wachstum und Veränderung des Klienten hervorgehoben. Das Kapitel beschreibt die drei wichtigen Elemente des therapeutischen Beziehungsangebots: Empathie, unbedingte Wertschätzung und Kongruenz.
Kapitel 2 fokussiert auf die therapeutische Beziehung in der Psychoanalyse. Das Arbeitsbündnis und die Übertragungsbeziehung werden als zentrale Elemente der psychoanalytischen Behandlung vorgestellt. Darüber hinaus werden Ratschläge für den Arzt bei der psychoanalytischen Behandlung gegeben.
Kapitel 3 stellt die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der therapeutischen Beziehung zwischen Gesprächspsychotherapie und Psychoanalyse gegenüber. Es werden sowohl die Gemeinsamkeiten in der Bedeutung der Beziehung und der Haltung des Therapeuten, als auch die Unterschiede in den Konzepten von Kongruenz vs. Abstinenz und Realbeziehung vs. Übertragungsbeziehung betrachtet.
Schlüsselwörter
Gesprächspsychotherapie, Psychoanalyse, Therapeut-Klient-Beziehung, Empathie, unbedingte Wertschätzung, Kongruenz, Übertragungsbeziehung, Arbeitsbündnis, Abstinenz, Realbeziehung.
- Quote paper
- Diplom-Rehabilitationspsychologin (FH) Agate Wiekiera (Author), 2005, Gegenüberstellung der Therapeut-Klient-Beziehung, Gesprächspsychotherapie vs. Psychoanalyse, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/47155