"Natürlicher Verstand kann fast jeden Grad von Bildung ersetzen, aber keine Bildung den natürlichen Verstand", so sagte einst der Philosoph, Autor und Hochschullehrer Arthur Schopenhauer.
In diesem Essay wird untersucht, wie Schopenhauer seinen Bildungsbegriff entwickelt hat. Es wird betrachtet, inwiefern das Konzept seines Bildungsbegriffs sich aus seinem Lebenslauf erschließen lässt.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Biographie
Der Bildungsbegriff nach Arthur Schopenhauer
Entwicklung des Bildungsbegriffes
Fazit
Literaturverzeichnis
Einleitung
In diesem Essay stelle ich mir die Frage, wie Arthur Schopenhauer seinen Bildungsbegriff entwickelt hat. Hierzu sammle ich zunächst einige Informationen zu seinem Leben. Im Anschluss fasse ich seinen Auffassung von Bildung kurz zusammen und untersuche dann, ob es in seinem Lebenslauf irgendwelche Parallelen zu seiner Theorie gibt.
Ich bin der Meinung, dass Arthur Schopenhauer einen sehr Bildungsbegriff vertritt und glaube, dass es dafür Gründe in seinem Lebenslauf geben muss. Ich bin gespannt, ob ich diese herausfinden werde. Ich finde die Persönlichkeit von Arthur Schopenhauer sehr interessant und möchte mich aus diesem Grunde gerne näher mit ihm beschäftigen.
Biographie
Arthur Schopenhauer wurde am 22.02.1788 in Danzig geboren und starb am 21.09.1860 in Frankfurt. Sein Vater, Heinrich Floris Schopenhauer, war ein angesehener Kaufmann und wollte für seinen Sohn eine gleiche Karriere. 1793 zog die Familie nach Hamburg, da Danzig zu Preußen gehörte und dadurch seine Autonomie verlor. Dort wollte Arthur nach seiner Schulzeit aufs Gymnasium wechseln, doch dies hielt sein Vater für Überflüssig und schlug ihm eine Bildungsreise nach Europa vor. 1804 machte er deshalb mit seinem Vater eine Reise nach Europa und begann ihm zuliebe im September 1804 eine Kaufmannslehre. 1805 fiel der Vater von seinem Dachspeicher. Da er unter Depressionen litt, stellt sich die Frage ob es sich dabei um einen Selbstmord handelte. Arthurs Mutter, Johanna Schopenhauer, zog daraufhin mit ihrer Tochter nach Weimar, wurde Schriftstellerin und eröffnete einen literarischen Salon. Arthur brach die Kaufmannslehre ab und ging 1807 auf ein Gymnasium in Weimar. Als er mit 18 Jahren von seinem Vater erbte, brauchte er sich keine Sorgen mehr um Geld machen. Er begann 1809 an der Uni Göttingen ein Medizinstudium. Brach dieses aber bald ab, als er seine Vorliebe für die Philosophie entdeckte. 1813 machte er einen Doktor in Philosophie an der Uni Jena und wurde dort ebenfalls Dozent. Goethe, welche über den Salon der Mutter auf Arthur Schopenhauer aufmerksam wurde, gehörte zu seinen ersten Lesern. In dem Salon seiner Mutter pflegte er sehr viel Umgang mit anderen Philosophen und Schriftstellern. Später wurde er jedoch immer mehr zum Einzelgänger, Menschenfeind und Frauenhasser. Er hielt sich immer wieder Pudel, die alle Atman hießen und mit denen er Selbstgespräche führte. Er fühlte sich mehr und mehr dem Buddhismus hingezogen und hielt sich an einen strikten Tagesablauf. Schopenhauer befasste sich unter anderem mit der Metaphysik, Erkenntnistheorie, Ethik und Ästhetik.
Der Bildungsbegriff nach Arthur Schopenhauer
In dem Textauszug „Selbstdenken statt Gelehrsamkeit“ aus Parerga und Paralipomena, welcher 1851 von Arthur Schopenhauer verfasst wurde, wird sein Bildungsbegriff und seine Verachtung des Gelehrten deutlich.
Der Autor beobachtet zunächst die große Zahl an Schülern und Lehrern an den vielen Schulen dieser Welt, die uns ein Bild von einer Gesellschaft gibt, welche nach „Einsicht und Wahrheit“1 strebt. Schnell wird klar, dass dieses Bild trügt. Während es den Lehren um „Schein und Kredit“ geht, wollen die Schüler mit Bildung prahlen. Immer wieder wollen neue Schüler summarisches, gesammeltes Wissen erlangen und schnell klüger werden, als jedes aus ihrer Vergangenheit. Danach wollen sie über das Gelernte urteilen. Arthur Schopenhauer ist der Meinung, „Studierende und Studierte aller Art und jedes Alters gehen in der Regel nur auf Kunde aus nicht auf Einsicht“2 Dabei stellt er fest, dass geringes und durchdachtes Wissen viel mehr Wert ist, als viel, nicht durch eigenes Denken angeeignetes Wissen. Zu diesem Wissen „in seiner Gewalt“3 kommt der Mensch nur durch kombinieren, durchdenken und vergleichen. Anschließend vergleicht der Autor das „Lesen“ mit dem „Selbstdenken“ und bezieht sich hierbei besonders auf die Wirkung dieser beiden Aspekte auf den Geist. Beim Lesen werden dem Geist Gedanken aufgezwungen, welche fremd und heterogen erscheinen. Es besteht kein innerer Trieb nach diesen Gedanken, sondern sie werden von außen aufgezwungen. Dadurch werden dem Geist Fantasie und Elastizität genommen. Da das Lesen besonders von Gelherten verübt wird, sind diese oft sehr einfältig und geistlos. Beim Lesen werden ausschließlich Überbleibsel aus fremden Köpfen und Gedanken vermittelt, welche nie von selbst zu einem Ganzen werden können. Aus diesen Gründen wirkt das Lesen oft „desorganisierend“. Das Selbstdenken hingegen folgt aus einem selbstgesteuerten Trieb, welcher durch die Umgebung oder Erinnerungen hervorgerufen wird. Die Umgebung gibt Stoff und Anlass und ist der gegenwärtigen Stimmung gemäß. Laut Schopenhauer sind die die Selbstdenker „die Genies, die Welterleuchter und Förderer des Menschengeschlechts[…], welche unmittelbar im Buche der Welt gelesen haben“4. Die eigenen Gedanken haben einen hohen Wahrheitswert, weshalb man sie richtig und ganz verstehen kann. Deshalb kann aus ihnen ein ganzes, wenn auch nicht streng abgeschlossenes System entstehen. Dies führt zu einem „gesunde[n] Verstand [und] richtigem Urteil“.
Meiner Meinung nach ist es auch heutzutage so, dass sich viele für den Lehrerjob entscheiden, da er sehr gut bezahlt ist und in vielen Fällen eine Verbeamtung damit verbunden ist. Selten geht es den Lehrer um einzelne Schüler, was man daran merkt, dass wenn ein Schüler hinterher hängt, kaum ein Lehrer versucht diesen zu unterstützen. Die Schüler hingegen interessieren oft nur Noten, Ergebnisse und Abschlüsse. Dadurch kommt es häufig zum sogenannten Bulimielernen, wobei Lerninhalte kurz vor Klausuren auswendig gelernt werden aber nicht ins Langzeitgedächtnis gelangen und deshalb schnell wieder in Vergessenheit geraten. Durch den Lehrplan ist es den Lehrer und Schülern kaum noch möglich ihren Interessen nachzugehen und durch die Außenwelt zu lernen. Leider wird der fächerübergreifende Unterricht, welcher dazu beitragen könnte, dass Gelerntes kombiniert und so besser verstanden werden könnte, meistens nicht umgesetzt. Gerade im Abitur müssen die Schüler sehr viel Pflichtlektüre lesen, für welche sie sich höchstwahrscheinlich nicht besonders interessieren. All diese Faktoren unterschützen die Schüler nicht beim Selbstständigen Denken.
Anderseits wird versucht den Lehrplan breit zu fächern und so alle Interessen und Fähigkeiten einzelner Schüler abzudecken. Es gibt viele Lehrer die ihr betes tuen, um ihren Bildungsauftrag zu erfüllen und ebenso viele Schüler sind sehr wissensbegierig. Außerdem bin ich mir sicher, dass anders als Schopenhauer behauptet, durch Literatur die Fantasie gefördert und das Wissen vergrößert wird. Da die Schüler viel Freizait haben, sollte es kein Problem für sie sein neben der Pflichtlektüre noch weiter Bücher zu lesen, die sie persönlich mehr interessieren. Anders als Schopenhauer bin ich der Meinung, dass durch fremde Gedanken der Geist angeregt werden kann und es so auch Möglich ist, dass man seinen eigenen Horizont erweitert, was sehr wichtig für einzelne Schüler sein kann.
Abschließend kann man im heutigen Bildungssystem viele Aspekte des Bildungsbegriffes nach Schopenhauer wieder erkennen. Es stellt sich jedoch die Frage, ob diese wirklich dazu führen, dass der Geist desorganisiert wird.
Entwicklung des Bildungsbegriffes
In seinem Text „Selbstdenken statt Gelehrsamkeit“ wird deutlich, dass Arthur Schopenhauer einen Bildungsbegriff vertritt, der sich sehr gegen die Gelehrten richtet und die Selbstdenkenden lobt. Es stellt sich die Frage, wie Schopenhauer zu diesem Bildungsbegriff gelangt ist.
Die Werke von Arthur Schopenhauer wurden erst weit nach seinem Tod tatsächlich geschätzt. Zu seinen Lebzeiten wurde er häufig nur belächelt. Wenn er seine Texte verfasst hat, war er daher sicher oft wütend auf diejenigen, die seine Texte nicht ernst nahmen und schrieb daher mit viel Ärger. Mit seinen Texten wollte er aufklären, doch da diese von vielen Lesern nicht ernst genommen wurde, kritisiert er diese „Leser“ in seinem Text und erklärt, dass die wahren Genies die Selbstdenkenden sind, zu denen er sich selber ebenfalls zählt.
Insgesamt hat Schopenhauer sich gegen viele philosophischen Meinungen ausgesprochen, welche zu seiner Zeit vertreten waren. Er stritt sich unteranderem mit Goethe und Hegel. Auch mit seinem Bildungsbegriff hat er sich gegen die Auffassung von Bildung seiner Zeit gerichtet. Ganz am Anfang seines Textes kritisiert er die Lehrer und Schüler wie sie sich zu seiner Zeit benehmen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Arthur Schopenhauer einfach gerne seine Generation kritisieren und aufklären wollte.
Johanna Schopenhauer, die Mutter von Arthur Schopenhauer führte einen literarischen Salon in Hamburg. Dort verbrachte auch Schopenhauer sehr viel Zeit. Er traf dort auf sehr viele Schriftsteller und unterhielt sich mit vielen von ihnen. Einige fanden seine Texte sehr gut, beispielsweise Goethe wurde erst durch die Mutter aufmerksam auf Schopenhauer. Andere kritisierten und belächelten seine Texte jedoch auch. Die Schriftsteller, auf welche Arthur Schopenhauer dort traf waren hauptsächlich sehr gelehrte Menschen. Sie verbrachten sehr viel Zeit mit
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1 Arthur Schopenhauer (1851): Parerga und Paralipomena. In:Was ist Bildung. Reclams Universal- Bibleothek. 2012. Seite 164
2 Arthur Schopenhauer (1851): Parerga und Paralipomena Seite 164
3 Arthur Schopenhauer (1851): Parerga und Paralipomena Seite 165
4 Arthur Schopenhauer (1851): Parerga und Paralipomena Seite 166
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- Sarah Küsters (Author), 2017, Der Bildungsbegriff von Arthur Schopenhauer, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/471606
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