Handelsliberalisierungen und die dadurch beschleunigten Globalisierungs- und Internationalisierungsprozesse im Wirtschaftssystem haben zu mehr Wirtschaftswachstum geführt, und bewirkt, dass zwischen den Nationalstaaten mehr Interpenetration stattfindet: Mehr Verkehr, mehr Handel, mehr Emissionen. Inzwischen besteht Einigkeit darüber, dass es durch die globale Wirtschaftsentwicklung zu Umweltproblemen gekommen ist, die im Interesse der Menschheit gelöst werden müssen. Die Staaten sind mehr denn je gefordert, ihre Zusammenarbeit zu intensivieren, weil intakte Umwelt knapp zu werden droht. Zwar weiss der Mensch immer mehr über die Effekte seines Handelns auf die Umwelt, doch ökologischer Stress zeigt seine Symptome häufig erst nach einer bestimmten Zeit. Zudem können die Orte der Emissionen und die Orte wo Probleme auftreten auch räumlich auseinander liegen. Dies hat zur Folge, dass die Staaten unterschiedlich starke Anreize haben, solchen Umweltproblemen mit wirksamen Massnahmen zu begegnen. Angesichts sehr unterschiedlicher Interessenkonstellationen zwischen den Staaten reicht eine national orientierte Umweltpolitik nicht aus, um Umwelt langfristig vor einer irreversiblen Degradation zu schützen. Bei der Umsetzung des Konzepts der nachhaltigen Entwicklung, wonach die heutige Generation ihre Bedürfnisse nur soweit befriedigen darf, dass ihr nachfolgende Generationen nicht in ihrer eigenen Entwicklung behindert werden, ist die Menscheit noch lange nicht am Ziel angekommen. Nutzenkalküle hinsichtlich der Erringung komparativer Vorteile stehen guten Lösungen noch allzu häufig im Weg. Und Marktinstrumente zur Änderung von Nutzenkalkulationen sind mit reinem Freihandel inkompatibel. Allerdings gibt es Ansätze, wirtschafts- und umweltpolitische Forderungen miteinander zu versöhnen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Was ist ein Umweltproblem und wie entsteht es?
2.1 Ursachen von Umweltproblemen
2.2 Typen von Umweltproblemen
2.3 Problemwahrnehmung
3. Theoretische Ansätze
3.1 Interdependenz
3.2 Ansätze der Regimetheorie:
4. Beispiele von internationalen Regimen, die Umweltprobleme lösen sollen
4.1 Rheinabkommen:
4.2 Zerstörung der Ozonschicht
4.2 CO2 und Klimaerwärmung
5. Was steht „einfachen“ Problemlösungen im Weg?
5.1 Zum Paradigmenwechsel: Ein Meilenstein der internationalen Umweltpolitik
5.2 Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung (Sustainable Development):
6. Schwierigkeiten für eine internationale Umweltzusammenarbeit
6.1 Zwischenfazit
7. Perspektiven für internationale Umweltzusammenarbeit
7.1 Vermittlungsprobleme lösen
7.2 Kreativität und Raffinesse
8. Fazit
9. Literatur
1. Einleitung
Handelsliberalisierungen und die dadurch beschleunigten Globalisierungs- und Internationalisierungsprozesse im Wirtschaftssystem haben zu mehr Wirtschaftswachstum geführt, und bewirkt, dass zwischen den Nationalstaaten mehr Interpenetration stattfindet: Mehr Verkehr, mehr Handel, mehr Emissionen. Gleichzeitig resultierte aus dem stark angewachsenen Welthandel eine Wohlstandssteigerung. Und simultan stieg auch die Weltbevölkerung stark an.
Umweltprobleme resultieren nicht so sehr auf hohen Bevölkerungszahlen, sondern mehr auf einem hohen Pro-Kopf-Konsum, der, multipliziert mit der Weltbevölkerung, für das Umweltsystem zunehmend Stress bedeutet. Zwar kann ökonomisches Wachstum durchaus auch positive Effekte im Hinblick auf die negativen Umweltwirkungen des menschlichen Wirtschaftens zeitigen: etwa dann, wenn infolge einer Umstrukturierung plötzlich sauberere Technologien zum Zug kommen. Aber während wir erleben, wie die Weltwirtschaft beinahe ungebremst wächst – so dass ein Ende nicht abzusehen ist – leben wir doch gleichzeitig in einer einmaligen, begrenzten und wahrscheinlich bedrohten Umwelt.
Die Idee, Umwelt vor den negativen Auswirkungen menschlicher Aktivitäten zu schützen ist nicht neu: Schon vor über hundert Jahren haben sich in einzelnen Ländern Naturschutzgruppen formiert, die zum Teil noch heute bestehen. Trotzdem litt die Umweltqualität. Und heute haben viele Umweltprobleme ein globales Ausmass erreicht, das den Menschen vor Augen führt, dass sie nur einen Planeten haben – no place to move, im wahrsten Sinne. Die Frage, ob aufholende Entwicklungsländer ihre Umwelt in einem ähnlichem Umfang degradieren, wie die Industrieländer (vgl. Hauchler et. al. 2000: 275) steht im Raum und drängt die Staaten in ihrem eigenen Interesse zu einer Zusammenarbeit. Warum gestaltet sich internationale Zusammenarbeit aber gerade bei den unsere Umwelt betreffenden Problemen so schwierig?
Ich will die Zustände nicht dramatisieren. Aber nach den Informationen, die mir als Generalsekretär der Vereinten Nationen zugehen, haben nach meiner Schätzung die Mitglieder dieses Gremiums noch etwa ein Jahrzehnt zur Verfügung, ihre alten Streitigkeiten zu vergessen und eine weltweite Zusammenarbeit zu beginnen (...) Wenn eine solch weltweite Partnerschaft nicht zustande kommt, so werden, fürchte ich, die erwähnten Probleme derartige Ausmasse erreicht haben, dass ihre Bewältigung menschliche Fähigkeiten übersteigt. (U. Thant 1969, Generalsekretär der Vereinten Nationen von 1961-1971)[1]
2. Was ist ein Umweltproblem und wie entsteht es?
Es gibt universelle Umweltprobleme, die überall, vorkommen. wie Landverbrauch oder Wasserknappheit spielen darunter eine Hauptrolle. Sie sind aber räumlich beschränkt. Und es gibt globale Umweltprobleme, die nach internationaler Kooperation verlangen. Gegen universelle Umweltprobleme wurden gute Instrumente entwickelt, wie etwa die Privatisierung von Land oder Grundwasserreserven, um eine Übernutzung in den Griff zu bekommen. Manche Umweltprobleme, und das gilt besonders für globale, bekommen wir aber nur schlecht oder überhaupt nicht in den Griff. Von besonderem Interesse und in Anbetracht der bestehenden Gefahr der Irreversibilität ihrer Auswirkungen, sind die menschlich verursachten Umweltprobleme. Inzwischen besteht Einigkeit darüber, dass es durch die globale Wirtschaftsentwicklung zu Umweltproblemen gekommen ist, die im Interesse der Menschheit gelöst werden müssen (vgl. Bernauer 2000: 43). Viele der heute aktuellen Umweltprobleme gelten als Nebenprodukte des Wirtschaftswachstums.
Diese globalen Probleme könnten sich angesichts der industriellen Entwicklung in den Ländern des Südens[2] und des globalen Bevölkerungswachstums drastisch verschärfen: So rechnet man (unter der Bedingung wirksamer Bevölkerungspolitik) erst 2050 mit einer Stabilisierung der Erdbevölkerung bei 7.3 Mia Erdenbürgern (vgl. Porter et. al. 2000: 4).
Die Welt ist aber endlich und die in ihr enthaltene intakte Umwelt droht knapp zu werden. Obwohl unser Umweltwissen stark zugenommen hat, kann davon ausgegangen werden, dass noch nicht alle Auswirkungen unserer Umweltprobleme entdeckt sind. Die Gründe dafür liegen hauptsächlich in den Faktoren Raum und Zeit: Viele Probleme sind schwer erkennbar, weil ein ökologischer Stress erst nach einer bestimmten Dauer Symptome zeitigt oder weil die Orte der Emissionen und Orte, an denen die Probleme manifest werden, räumlich auseinander liegen können. Deshalb sind manche Umweltprobleme nicht gleichmässig auf die Staaten verteilt. Darin liegt ein Hauptgrund, dass sie unterschiedlich grosse Anreize zur Lösung eines konkreten Umweltproblems haben (vgl. Porter et. al. 2000: 10).
Was wird denn eigentlich unter dem Problem der Umweltdegradation verstanden? Aus umweltökologischer Sicht etwa sind generell jegliche schwerwiegenden Eingriffe in Stoffkreisläufe, wie zum Beispiel den Eintrag künstlich fixierten Stickstoffs als Düngemittel oder die Emission von Treibhausgasen ein Umweltproblem.
Eine andere Herangehensweise besteht darin, drei „Megaprobleme“ zusammenzufassen, die sich in ihrer Kombination zum Klimaproblem und vielen weiteren Umweltproblemen verdichten, wie das Hauchler et. al (vgl. 2000: 274) gemacht haben: 1. übermässige Nutzung von nicht-erneuerbaren Energien, 2. übermässige Belastung natürlicher Senken und 3. Zerstörung von Lebensraum.
Die amerikanische Umweltbehörde EPA (Environmental Protection Agency) publizierte eine nach drei Punkten geordnete Prioritätenliste für menschlich verursachte Umweltprobleme (vgl. Lubchenko et al. 1993)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Diese ganz verschiedenen Möglichkeiten, der Umweltproblematik ein Gesicht zu geben, machen auf drei wesentliche Punkte aufmerksam: Erstens, dass die Vielfalt der Umweltprobleme gross ist. Zweitens, dass einzelne Probleme untereinander verknüpft sein können. Drittens, dass es mehrere Möglichkeiten gibt, die Problematik aufzufassen. Diese drei Punkte erschweren es, Ursachen zu benennen, Folgen abzuschätzen und Verantwortung zuzuweisen.
2.1 Ursachen von Umweltproblemen
Auf die kürzeste populäre Formel heruntergebrochen, bestehen die Ursachen von Umweltproblemen in einem zu hohen Pro-Kopf-Konsum, multipliziert mit einer viel höheren Bevölkerungszahl als noch vor der Industrialisierung. Da Umwelt zwar einen Wert, aber keinen Preis hat, also nur aus externen Effekten besteht, ist sie ein öffentliches Gut. Bei ungebremst zunehmendem Konsum besteht eine Gefahr übermässiger Ressourcenbelastung, der Ausbeutung des öffentlichen Guts Umwelt. Die Erkenntnis, dass die intakte Umwelt begrenzt ist und sie durch Verschmutzung oder Übernutzung in manchen Fällen irreversibel „verbraucht“ wird, führt zur normativen Annahme, dass dieses Gut vor der Übernutzung geschützt werden sollte. Hinsichtlich der Ursachen der Übernutzung hat Kirchgässner (vgl. 1999: 270) auf Preisprobleme, Verhaltensprobleme und Technologieprobleme hingewiesen, die in einem Zusammenhang stünden und einem Umweltproblem einen multidimensionalen Charakter geben.
2.2 Typen von Umweltproblemen
In der Umweltthematik hat die untere Typologie von Oran Young (vgl. Porter et. al. 2000: 9) einen hohen Stellenwert, in der vier Umweltprobleme unterschieden werden:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2.3 Problemwahrnehmung
Ein Problem muss zuerst als solches wahrgenommen werden. Dass dem jedoch nicht immer so ist, zeigt sich am Beispiel des liberalisierten Welthandels, dessen Interessen diametral zu den Interessen des Umweltschutzes verlaufen können. Allerdings gewinnen bei der internationalen Diskussion über Chancen und Risiken der wirtschaftlichen Entwicklung ökologische Aspekte immer mehr an Bedeutung. So kann beobachtet werden, wie zunehmend gefordert wird, internationale Wirtschafts- und Umweltpolitik miteinander zu verknüpfen (vgl. Kulessa/Schwaab 2000: 1). Häufig werden dann Argumente ins Feld geführt, die aus bestimmten Gerechtigkeitsvorstellungen hergeleitet, anprangern, dass das bisherige Wirtschaftswachstum nicht fair geteilt worden ist und dass künftige Generationen die Rechnung für übernutzte Ressourcen zu bezahlen hätten (vgl. Porter et. al. 2000: 3). Eigentlich stehen sich in diesen Diskussionen zwei Extrempositionen gegenüber: Jene des Umweltschutzes und jene des liberalisierten Welthandels (Siehe Abschnitt 4).
[...]
[1] Das Zitat erschien als Einleitung des 1972 publizierten Berichts des Club of Rome zur Lage der Menschheit: „Grenzen des Wachstums“.
[2] Entwicklungsländer haben heute einen 30-50 Mal tieferen Pro-Kopf-Konsum als Industriestaaten (Hauchler 278).
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- lic. phil Mathias Grimm (Author), 2005, Warum ist internationale Umweltzusammenarbeit schwierig? Theoretische Argumente, Beispiele, Auswege, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/47233
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