Kabbala, Kabbalistik, Mystik, Ursprung, Hermetismus, Gnosis, Alchemie, christliche Kabbala, Pico de la Mirandola, Johannes Reuchlin, Jakob Böhme. -
Um einen Einblick in die kabbalistischen Gedankengänge der hier untersuchten spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Mystiker und Philosophen annähernd nachvollziehen zu können, ist es zunächst notwendig, einen Überblick über den mythologischen Ursprung und den frühen Verbreitungsweg der Kabbala in Europa zu erhalten. Die dabei grundlegenden urreligiösen Ursprünge aus dem ägyptisch-orientalischen Kulturraum sind hierbei die elementare Basis der Mythen, welche u.a. zur Herausbildung der jüdischen Geheimlehre führten. In Anbetracht der Komplexität dieses Themengebietes und des für den Inhalt des Seminars relevanten Zeitraums des mittelalterlich-neuzeitlichen Übergangs, kann dieser frühgeschichtliche Bereich jedoch nur zum besseren Verständnis späterer Vorgänge angeschnitten werden. Dem methodischen Vorgehen dieser Arbeit liegt zunächst ein begriffsgeschichtlicher Ansatz zugrunde. Bezüglich der zeitlichen Eingrenzung des bearbeiteten Bereiches erstreckt sich der Zeitraum, aus klärendem Anlaß und an Beispielen rückblickend, bis in die erwähnte kulturell-religiöse Frühgeschichte. Der Untersuchungsschwerpunkt liegt jedoch auf dem Bereich der christlich-europäischen Kabbala und in diesem Zusammenhang auf der (früh-)neuzeitlichen Form ihrer Ausdeutung. Anhand des Lebens und der Werke von Pico de la Mirandola, Johannes Reuchlin und Jakob Böhme werden beispielhaft deren Bezüge auf die kabbalistische Grundidee dargestellt. Ihre individuellen und z.T. auch aufeinander aufbauenden gedanklichen Weiterentwicklungen werden auf Grundlage der christlichen Lehre und des damit eng verbundenen politischen Umfeldes betrachtet. Das philosophische Werk Jakob Böhmes bildet hierbei sowohl den inhaltlichen Vertiefungsscherpunkt, als auch den zeitlichen Abschluß dieser Arbeit. Die thematische Untersuchung hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit und Bereiche wie Hermetismus, Gnosis oder Alchemie, die in diesem Zusammenhang starke Berührungspunkte mit der Kabbala haben bzw. sich gegenseitig bedingen, können nicht oder nur in Ansätzen erklärend ausgeführt werden. Dies gilt ebenso für die Zahl der hier nicht genannten bedeutenden Kabbalisten und Mystiker.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Herkunft und Bedeutung des Begriffs „Kabbala“
- Begriffliche Herleitung
- Provencalische Schule
- Inhaltlicher Aufbau und Systematik der Kabbala
- Emanationslehre
- Mikro-/ Makrokosmos
- Das Energiesystem der Sephirot
- Theoretische und praktische Kabbala
- Mercava und Mithras
- Entwicklung von Religionsmythen
- Die kabbalistische Wortmagie
- Verbindung zwischen körperlicher und geistiger Welt
- Logoslehre
- Der Name Gottes
- Philosophische Grundlagen der Kabbalistik
- Theosophie
- Neuplatonismus
- Pantheismus
- Die christliche Ausdeutung der Kabbala
- Abgrenzungsgründe
- Vertreibung der Juden aus Spanien – 1492
- Die Katharer-Bewegung
- Pico de la Mirandola
- Das Ziel des religiösen Synkretismus
- Picos Kenntnis der alt-orientalischen Schriften
- Die kabbalistischen Quellen
- Johannes Reuchlin
- Reuchlins Einführung in die Kabbala
- Lehre des ,,wunderbaren Wortes”
- Reuchlins Gegner
- Entwicklung eines mystischen Volksbewußtseins
- Jakob Böhme
- Der ungewöhnliche Werdegang
- Kosmosophie spirituelle Wahrnehmung
- Böhmes Gegner
- Politische Verflechtungen
- Das philosophische System der Gegensätze
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit zielt darauf ab, die Entstehung und Bedeutung der Kabbala im Kontext der spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Mystik und Philosophie zu beleuchten. Insbesondere wird der Einfluss der Kabbala auf die christliche Denkweise des 15. und 16. Jahrhunderts untersucht, wobei die Werke von Pico de la Mirandola, Johannes Reuchlin und Jakob Böhme als Beispiele dienen.
- Die kabbalistische Grundidee und ihre Auslegung im christlichen Kontext
- Die Verbindung von jüdischer Mystik und christlicher Theologie
- Die Bedeutung von Sprache und Wortmagie in der Kabbala
- Der Einfluss der Kabbala auf die Entwicklung des mystischen Volksbewußtseins in der Frühen Neuzeit
- Die Rolle der Kabbala im Spannungsfeld zwischen Religion und Politik
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Arbeit ein und stellt die Bedeutung der Kabbala für das Verständnis der spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Mystik heraus. Kapitel 2 beleuchtet die Herkunft des Begriffs „Kabbala“ und seine Entwicklung von einer reinen Überlieferungstradition zu einem mystischen System. Kapitel 3 befasst sich mit dem inhaltlichen Aufbau und der Systematik der Kabbala, wobei die zentralen Elemente wie Emanationslehre, Mikro-/Makrokosmos, Sephirot, Wortmagie und die philosophischen Grundlagen der Kabbalistik behandelt werden.
Kapitel 4 widmet sich der christlichen Ausdeutung der Kabbala und stellt die Werke von Pico de la Mirandola, Johannes Reuchlin und Jakob Böhme als Beispiele für die Rezeption der Kabbala in christlicher Tradition dar. Die Zusammenfassung wird in Kapitel 5 präsentiert.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter und Fokusthemen der Arbeit sind: Kabbala, Mystik, Frühe Neuzeit, jüdische Tradition, christliche Rezeption, Synkretismus, Wortmagie, Sephirot, Pico de la Mirandola, Johannes Reuchlin, Jakob Böhme, philosophische Grundlagen, Religionsgeschichte.
- Arbeit zitieren
- Andreas Büter (Autor:in), 2004, Die Mystik der Kabbala und ihre Ausprägung in der Frühen Neuzeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/47337