Hilfen für Träumer


Term Paper (Advanced seminar), 2003

18 Pages, Grade: 1


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

1. Das hypoactive Kind- was ist das für ein Kind?
1.1 Ursachen
1.2 Diagnostik
1.3 Symptome

2. Therapie des ADS mit Hypoaktivität (und Hyperaktivität)
2.1 Medikamentöse Therapie
2.2 Familientherapie
2.3 Psychotherapie
2.4 Verhaltenstherapie
2.4.1 Training der Daueraufmerksamkeit und Konzentration
2.4.2 Training der Grob-, Feinmotorik und Körperkoordination
2.4.3 Training bei Wahrnehmungsstörungen
2.5 Alternative Methoden
2.5.1 Diät
2.5.2 Kinesiologie
2.5.3 Akupunktur
2.5.4 Bachblüten

3. Schluss/ Fazit

4. Literaturverzeichnis

1. Das hypoaktive Kind- was ist das für ein Kind?

“Ihrer Lehrerin fiel Nadja vom ersten Schultag an auf. Weil sie in allen Verrichtungen langsamer ist als die anderen. Ständig fragt sie nach, was sie tun soll, so als ob sie schwerhörig sei. Auch wenn die Lehrerin vorgemacht hat, wie sie eine Zeile im Heft mit Schwungübungen füllen soll, ist sie unsicher. Zudem scheint ihre Feinmotorik beeinträchtigt, sie kann kaum die Zeilen einhalten. Andererseits ist sie offensichtlich gar nicht dumm, denn sie stellt manchmal Fragen oder äußert Gedanken, die verblüffen. Aber die gehören längst nicht immer zur Sache, die gerade Thema im Unterricht ist. So wirkt sie häufig “geistig abwesend”, wie eine Tagträumerin.”

(träbert pädagogische materialien)

“Miros Mutter ist verzweifelt. “Wie soll das nur in der Schule mit dir werden?”, stöhnt sie, nachdem die Erzieherin sich zum x-ten Male bei ihr beschwert hat. Miro gehört zu den Großen im Kindergarten und soll nach den Sommerferien eingeschult werden. Er ist eigentlich ein lieber, charmanter Bengel, durchaus hilfsbereit, neugierig und interessiert. Aber er ist auch unglaublich lebhaft, kann kaum still sitzen, Malen und Basteln liegen ihm gar nicht. In der Gruppe muss er ständig den Ton angeben, beim Vorlesen im Sitzkreis ruft er immer wieder rein. Vor allem aber reagiert er häufig unkontrolliert, wenn ihn jemand aus Versehen schubst oder rempelt; er kann gelegentlich sehr wütend sein und heftig um sich schlagen. Mehrmals gab es bereits blutende Lippen und weinende Kinder, weil Miro sich nicht beherrschen konnte.”

(träbert pädagogische materialien)

So unterschiedlich Nadja und Miro auch zu sein scheinen, sie haben eines gemeinsam: Sie gehören zu den 2- 10% (Spiegel, Juli 2002) ADS- Kinder. ADS bedeutet “Aufmerksamkeits- Defizit- Syndrom”.

Es beschreibt verhaltensauffällige Kinder, die einen ständigen Bewegungsdrang besitzen oder sich in ihren Träumereien zurückziehen.

1.1 Ursache

Neurobiologisch hat das Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom seine Ursache in einer Funktionsstörung des Stirnhirns und einiger Nervenzentren, mit denen das Stirnhirn in Verbindung steht.

Das Stirnhirn stabilisiert die Konzentration, das Verhalten, die Fein- und Grobmotorik, die emotionale Steuerung und die Fähigkeit, Außenreize zu filtern. Es außerdem verantwortlich für die Verhaltens- und Impulskontrolle und für die Wahrnehmungsverarbeitung.

Die Funktionsstörung äußert sich auf Neurotransmitterebene.

Neurotransmitter sind Botenstoffe, die die Hirntätigkeit erst ermöglichen, wie z.B. Dopamin, Katecholamin, Acetylcholin, Noradrenalin, Serotonin u.v.a. Welche Substanz hierbei vorwiegend betroffen ist und das gestörte Gleichgewicht im Zusammenspiel der verschiedenen Botenstoffe bedingt, entscheidet, ob das Kind hypo- oder hyperaktiv ist. Beides sind also zwei verschiedene Seiten ein und derselben Veranlagung.

Helga Simchen trifft hierfür in ihrem Buch “ADS- Unkonzentriert, verträumt, zu langsam und viele Fehler im Diktat” folgende Unterscheidung:

Eine Störung des Dopamin- Noradrenalin- Systems führt zu Hyperaktivität.

Eine zusätzliche Störung im Serotonin- Noradrenalinstoffwechsel führt zur Hypoaktivität.

Jedoch warnt sie auch davor, diese These zu verallgemeinern, da über die genauen Ursachen noch immer ein großer Forschungsbedarf besteht.

Auch Roswitha Spallek spricht in ihrem Buch: “Große Hilfen für kleine Chaoten” von einer Störung in der Funktion der Botenstoffe im Gehirn. Sie erklärt dazu weiter:

“Normalerweise wird die Fülle von Informationen, die von den Sinnesorganen kommend im Gehirn eintreffen, durch bestimmte Nervensysteme so gefiltert, dass nur die wichtigen wahrgenommen werden. Die unwichtigen werden vor dem Erreichen der Hirnrinde durch hemmende Nervensysteme ausgeschalten. Genau hier liegt die Störung bei Menschen mit ADS. Sie werden von der Fülle der Informationen überflutet, es entsteht sozusagen ein Chaos im Gehirn, wodurch sie wichtige von unwichtigen Eindrücken nicht mehr unterscheiden können.”

Des weiteren weißt sie auf einen Mangel an Vitamin B6 und C wie auch an Eisen bei ADS- Kindern hin. Auch warnt sie vor einem zu hohen Zuckerkonsum bei ADS- Kindern, was zu noch stärkerer Unruhe, Zittrigkeit und Aggressivität führt.

Die einschlägige Literatur zeigt, dass es mehrere Hypothesen neurologischer Art über die Ursachen von ADS gibt. Jedoch weißt sie auch immer daraufhin, dass noch großer Forschungsbedarf auf diesem Gebiet besteht.

Ich habe nur eine Hypothese genannt, da es die am häufigsten genannte war. Aber ich möchte darauf hinweisen, dass ich dieser Hypothese eher kritisch gegenüber stehe, da meiner Meinung nach auch ein großer Anteil psychischer Faktoren wie z.B. Beziehungen zwischen Eltern und Kind, Geschwister und Kind d.h. das psychosoziale Umfeld Ursachen für das Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom.

1.2 Diagnostik

Wie stellt man fest, ob ein Kind ADS hat?

Hier sollte man unbedingt den Fachmann zu Rate ziehen, der erfahren und ausgebildet ist: Denn die Diagnostik basiert auf dem Erkennen und Beschreiben einzelner beeinträchtigter Hirnfunktionen, die möglichst über einen längeren Zeitraum von Jahren vorhanden sein sollten.

Helga Simchen weißt deshalb daraufhin, dass die Diagnose eines ADS nur aus dem direkten Erleben des Kindes in verschiedenen Situationen, seiner Lebensgeschichte, der Familienanamnese, einer gründlichen neurologischen, psychiatrischen und psychologischen Untersuchung gestellt werden kann.

Sie gibt dazu folgende Bereiche vor, die sie bei der Diagnostik beachtet:

- Vorgeschichte: bisherige Entwicklung, Frage nach Krankheiten, Unfällen, Allergien beim Kind und in der Familie; psychische Auffälligkeiten
- Soziales Umfeld: familiäre Situation, Eltern-/Geschwisterverhältnis, Erziehungsstil, Lehreraussagen/-berichte
- Organischer Befund: Ausschluss einer organischen oder chromosomalen Erkrankung, neurologische Untersuchungen, EEG
- Verhaltensbeobachtung: allein in der Gruppe, Arbeitsverhalten, Motivation, emotionale Steuerung
- Intelligenz
- Entwicklungsstand
- Psychometrische Verfahren: Wie leidet das Kind? Wie ist die psychische Stabilität und das Selbstwertgefühl? Bestehen schon Fehlentwicklungen?

Daraus ergibt sich ein fachärztlicher Befund, an dem diverse Fachleute beteiligt waren wie z.B. Kinder- und Jugendpsychiater; Verhaltenstherapeut; Kinderarzt; Neuropädiater.

Die Autorin gibt dazu den Hinweis, dass unter optimalen Bedingungen mit der Diagnostik schon die Therapie des Kindes und seiner Eltern ergibt.

Wie ich beim Lesen unterschiedlicher Literatur festgestellt habe, erfordert die Diagnostik eine Beobachtung des Kindes über Monate hinweg. Ob dieser Aspekt jedoch von den unterschiedlichen Fachleuten wie auch von Eltern oder Lehrerinnen/ Lehrern beachtet wird, ist fraglich.

1.3 Symptome

Bis es aber zur Diagnosestellung kommt, sollte es erste Anzeichen für ein Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom geben.

Vorausgehend möchte ich jedoch noch mal darauf hinweisen, dass es das Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom in zwei Ausprägungen gibt. Auf der einen Seite ADS mit Hyperaktivität. Dabei zeigen die Kinder ein sehr lebhaftes Verhalten, sie können nicht still sitzen, reagieren oft unkontrolliert usw. Beispielhaft hierfür ist die obige Beschreibung vom Verhalten Miros. Auf ADS mit Hyperaktivität möchte ich hier nicht weiter eingehen, da es hauptsächlich um hypoaktive Kinder mit ADS gehen soll, wobei die weiteren Ausführungen über die Hilfen für hypoaktive Kinder auch sinnvoll für Kinder mit ADS und Hyperaktivität sind.

Die einschlägige Literatur spricht bei Kindern mit ADS und Hypoaktivität meist von Kindern mit ADS ohne Hyperaktivität. Ich werde im weiteren Text die Begrifflichkeit “hypoaktives Kind” nutzen.

[...]

Excerpt out of 18 pages

Details

Title
Hilfen für Träumer
College
Karlsruhe University of Education
Course
Was ist dran an ADS? Verhaltensstörungen kritisch beleuchtet
Grade
1
Author
Year
2003
Pages
18
Catalog Number
V47462
ISBN (eBook)
9783638444071
File size
456 KB
Language
German
Keywords
Hilfen, Träumer, Verhaltensstörungen
Quote paper
Alexandra Kiesel (Author), 2003, Hilfen für Träumer, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/47462

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