Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Identitätsfrage als einer zentralen Problematik in Heinrich von Kleists Drama „Amphitryon. Ein Lustspiel nach Molière“ von 1807. Amphitryon, Alkmene und Sosias werden in ihrer Wahrnehmung, dem Zweifel an der eigenen Wahrnehmungsfähigkeit, dem Umgang mit dieser Störung und der versuchten Gegenwehr gezeigt, wobei Verstand, Gefühl und Sinne als Erkenntnismöglichkeiten von den drei Personen exemplarisch abgedeckt werden. Der Begriff der „sozialen Rolle“ soll in der Untersuchung ebenso Verwendung finden wie ein psychologischer und soziologischer Identitätsbegriff um zu zeigen, wie Identität im Stück verwandt wird und was sie für die Figuren jeweils bedeutet. Die Figur des Jupiter soll untersucht werden im Hinblick auf seine Bedeutung als Auslöser der Identitätskrisen, das wiederholte Ausbrechen aus seiner selbstgewählten Rolle als Amphitryon und in der ungewöhnlichen Zusammensetzung der Gottesfigur, die pantheistische, alt- und neutestamentarische Züge sowie Elemente der römischen und griechischen Antike in sich vereint. Zuletzt soll kurz auf Kleists Zweifel an der Erkenntnisfähigkeit des Menschen eingegangen werden, was die Konzeption des Stückes näher beleuchtet.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Begriffserläuterungen
- Identität
- Soziale Rolle
- Hauptteil
- Zum Drama
- Jupiter
- Zusammengesetzte Gottesfigur
- Auslöser der Identitätsproblematiken der Menschen
- Jupiters Motiv und seine Beziehung zu Alkmene
- Seine Rolle als Amphitryon und das Ausbrechen aus dieser
- Amphitryon
- Wahrnehmung und Weltsicht: Verstand
- Umgang mit dem Identitätsraub
- Alkmene
- Wahrnehmung und Weltsicht: Gefühl
- Umgang mit Wahrnehmungszweifel und Betrug
- Sosias
- Wahrnehmung und Weltsicht: Sinne
- Merkur
- Umgang mit dem Identitätsraub
- Kleists Zweifel an der Erkenntnisfähigkeit des Menschen
- Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert das Stück "Amphitryon" von Heinrich von Kleist unter dem Fokus der Identitätsproblematik. Es werden die Auswirkungen der vom Gott Jupiter verursachten Identitätskrisen auf die Figuren Amphitryon, Alkmene und Sosias untersucht, wobei der Schwerpunkt auf ihrer Wahrnehmung und ihrem Umgang mit der Störung liegt.
- Die Herausforderungen der Identitätsfindung in der Konfrontation mit Doppelgängern
- Die Rolle von Verstand, Gefühl und Sinnen als Mittel der Erkenntnis in Bezug auf die Identitätsfindung
- Die komplexe und vielschichtige Figur des Jupiter als Auslöser der Identitätskrisen
- Die Bedeutung sozialer Rollen und die Auswirkungen von Rollenraub im Kontext des Stückes
- Kleists Skepsis gegenüber der Erkenntnisfähigkeit des Menschen und deren Einfluss auf die Konzeption des Stücks
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Thema der Identitätsfrage im Stück "Amphitryon" vor und erläutert den Fokus der Analyse auf die Figuren Amphitryon, Alkmene und Sosias sowie deren Umgang mit der vom Gott Jupiter verursachten Identitätsstörung. Das Kapitel "Begriffserläuterungen" definiert den Identitätsbegriff sowohl in Bezug auf die Gleichheit und Übereinstimmung von Personen und Dingen als auch in Bezug auf die individuelle und unverwechselbare Existenz. Der soziologische Aspekt des Identitätsbegriffs wird im Kontext der sozialen Beziehungen und der Spiegelung des Selbst im Mitmenschen erläutert. Ebenso wird der Begriff der sozialen Rolle und seine Bedeutung für das Stück behandelt.
Der Hauptteil beschäftigt sich mit der Analyse der Figuren und ihrer Erfahrungen. Die Figur des Jupiter wird als Auslöser der Identitätskrisen und im Hinblick auf seine komplexe und vielschichtige Natur untersucht. Der Umgang von Amphitryon, Alkmene und Sosias mit dem Identitätsraub wird anhand ihrer unterschiedlichen Wahrnehmungen und Weltsichten (Verstand, Gefühl, Sinne) analysiert.
Schlüsselwörter
Identität, Identitätsproblematik, Identitätskrise, Doppelgänger, Soziale Rolle, Rollenraub, Wahrnehmung, Verstand, Gefühl, Sinne, Jupiter, Amphitryon, Alkmene, Sosias, Kleist, Erkenntnisfähigkeit
- Arbeit zitieren
- Claudia Kollschen (Autor:in), 2002, Die Identitätsproblematik in Kleists 'Amphitryon' - 'Wie kann ich sein, wenn ich meiner selbst am anderen irre werden muss?', München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/47473