Mit dem Fernsehfilm „Stauffenberg“ widmete sich die ARD/der Südwestrundfunk (SWR) mit einem üppigen Budget von fünf Millionen Euro den dramatischen Ereignissen des 20. Juli 1944. In deren Mittelpunkt stellt Autor und Regisseur Jo Baier mit Claus Schenk Graf von Stauffenberg den Offizier, der in Hitlers Hauptquartier Wolfsschanze gegen Mittag eine Bombe zündete, die den Diktator jedoch knapp verfehlte. Bei Baiers Werk handelt es sich nicht um eine dreiviertelstündige Dokumentation nach heuer gebräuchlichem Muster. Im Gegensatz zur im Abendprogramm bewährten "Knoppschen" Machart, hat Baier einen Fernsehfilm gedreht, der ähnlich wie ein Krimi die Zuschauer über neunzig Minuten fesseln soll. Allerdings mit historisch gesichertem Inhalt.
Dies hat Konsequenzen für das Erzählen und die Dramaturgie. Statt großer Bilder und Gesten sind im Fernsehfilm eher atmosphärische Dichte und darstellerische Qualitäten gefragt. Historisches Material, wie etwa Beiträge der Wochenschau lassen sich bei dieser Konzeption nur äußerst mühsam integrieren. Auf die dokumentartypischen Zeitzeugen muss natürlich ganz verzichtet werden. Der Regisseur sieht in den Medien ein wichtiges Instrument zur Vermittlung von Geschichte. Ziel seines Films sei es gewesen, eines der wichtigsten Kapitel der deutschen Geschichte interessant darzustellen, ohne es medienwirksam zurechtzubiegen. "Historisch genau, aber spannend wie ein Krimi".
Da Baiers „Stauffenberg“ aber ausdrücklich historisch fundierten Ansprüchen genügen will, muss auch der Quellenwert in die Untersuchung mit einbezogen werden. Da der Fernsehfilm historische Sachverhalte an ein breites, disperses Publikum vermitteln will, ist auch die Frage der Faktenrichtigkeit entscheidend. Stimmt die historische Gesamtaussage mit der Forschung überein? Werden die geschichtlichen Abläufe richtig und möglichst vollständig dargestellt?
Diese Arbeit analysiert den Fernsehfilm "Stauffenberg" hinsichtlich der klassischen, den Film prägenden Elemente: Botschaft, Wirkung, Verständlichkeit und Authentizität und berücksichtigt dabei nicht zuletzt seine kulturhistorische Komponente. Zusätzlich enthält das Werk eine ausführliche Bibliographie zum Dokumentarfilm und zur Geschichte im Film, zur Allgemeinen Filmanalyse und zum Widerstand im "Dritten Reich". Weiterhin findet der Leser eine Filmographie zum Widerstand im "Dritten Reich".
Inhaltsverzeichnis
- Erkenntnisinteresse
- Analyse
- Fazit
- Bibliographie
- Dokumentarfilm / Geschichte im Film
- Allgemeine Filmanalyse
- Widerstand im Dritten Reich
- Filmographie zum 20. Juli 1944
- Anhang
- Projektdaten
- Filmregest
- TV-Quoten
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit analysiert den Fernsehfilm „Stauffenberg“ von Jo Baier, der im Jahr 2004 im Zusammenhang mit dem 60. Jahrestag des Attentatsversuchs auf Hitler entstand. Ziel der Analyse ist es, die kommunikative Intention des Films zu untersuchen, seine Botschaft zu entschlüsseln und den Umgang mit historischen Ereignissen zu bewerten.
- Die Persönlichkeit und Motivation Claus Schenk Graf von Stauffenbergs
- Die Darstellung des Widerstandes gegen das NS-Regime
- Die Rolle der Medien in der Vermittlung von Geschichte
- Der Anspruch des Films auf historische Authentizität
- Die Wirkung des Films auf den Rezipienten
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit der Darstellung des Erkenntnisinteresses, das sich aus der Fülle von Jubiläumsprojekten zum 20. Juli 1944 ergibt. Der Film „Stauffenberg“ wird als ein Beitrag zur breiten öffentlichen Debatte um Stauffenbergs Rolle und den Widerstand gegen das NS-Regime betrachtet. Anschließend wird die Konzeption des Films als Ausgangspunkt für die Analyse vorgestellt. Dabei wird die Bedeutung des Sendeplatzes im Abendprogramm der ARD und die historisch fundierten Ansprüche des Films betont.
Im zweiten Kapitel der Arbeit wird der Film „Stauffenberg“ analysiert. Der Fokus liegt dabei auf der Darstellung Stauffenbergs als integrer Held und Soldat, der sein Leben für eine gerechte Sache hingibt. Der Film zeigt die Entwicklung Stauffenbergs von einem ehrgeizigen, jungen Offizier zu einem entschlossenen Widerstandskämpfer.
- Quote paper
- Mirko Berger (Author), 2005, Geschichte im Fernsehfilm. Eine Filmanalyse von Jo Baiers "Stauffenberg", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/47493