Mit dem Anwachsen der Bevölkerungszahlen im Zuge der Industriellen Revolution waren die Entwicklungen in der deutschen Landwirtschaft und somit die Herausbildung einer eigenständigen Landbauwissenschaft entscheidend davon geprägt, wie die verstärkte Nachfrage nach agrarischen Produkten gestillt werden könnte. Veränderte wirtschaftliche, soziale und politische Bedingungen forcierten die steigenden Anforderungen an das Leistungsvermögen der deutschen Landwirtschaft. Eine Befriedigung dieser war jedoch nur durch eine Steigerung der Ertragsintensität möglich, das heißt: auf einer relativ begrenzten landwirtschaftlichen Nutzfläche musste die erzeugte Produktmenge erhöht werden.
Beleuchtet wird in der vorliegenden Arbeit die besondere Rolle der Landbauwissenschaften in diesem Prozess. Ein Themenkomplex der Agrarwissenschaften wird herausgegriffen, der wie kein anderer den Beginn einer neuen Ära in der klassischen Pflanzenproduktionswissenschaft kennzeichnet – die Agrikulturchemische Revolution. Sie stand zugleich für die Vernetzung der naturwissenschaftlichen Grundlagenfächer mit der praktischen Landwirtschaft, die so symptomatisch für diese Entwicklungsetappe war.
An den Zeitpunkt der Entstehung einer eigenständigen Landbauwissenschaft knüpft sich seit den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts eine andauernde Kontroverse der historischen Forschung. Nach Darstellung der Argumente wird der Zeitpunkt abwägend festgelegt und die einzelnen Etappen und wichtigsten Entwicklungen in der Genesis der Agrarwissenschaften skizziert. Mit den herausragenden Protagonisten der Agrikulturchemischen Revolution, Philipp Carl Sprengel und Justus von Liebig, beschäftigt sich der folgende Abschnitt. Von Interesse sind dabei ihre Werke, ihre Irrtümer und die Durchsetzung ihrer wissenschaftlichen Erkenntnisse. Anschließend gilt es, die Rolle der Agrikulturchemie für die Erhöhung der Agrarproduktion zum Ende des 19. Jahrhunderts zu untersuchen. Auf die als Kommunikationszentren zwischen Theorie und Praxis dienenden landwirtschaftlichen Versuchsstationen wird gesondert eingegangen – trugen sie doch maßgeblich zur Verbreitung und Etablierung des neuen Wissens bei. Folgende Fragen sollen die Untersuchung leiten: Warum setzten sich die Ergebnisse der agrikulturchemischen Forschung so spät durch? Worauf ist die Erhöhung der Agrarproduktion in den drei Jahrzehnten vor dem Ausbruch des I. Weltkrieges zurückzuführen? Wie hoch ist der Anteil der Agrarwissenschaften an dieser Steigerung?
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einführung
- Die Entstehung einer eigenständigen Landbauwissenschaft
- 2 Die Herausbildung der Landbauwissenschaften – Etappen und Entwicklungen
- 2.1 Die Forschungskontroverse
- 3 Pflanzenernährungs- und Düngerlehre – Die Agrikulturchemische Revolution
- 3.1 Philipp Carl Sprengel – Die Lehre vom Dünger
- 3.2 Justus von Liebig – Die organische Chemie
- 3.3 Falschaussagen und Durchsetzung der Erkenntnisse
- 4 Erhöhung der Agrarproduktion zum Ende des 19. Jahrhunderts
- 4.1 Die Bedeutung der Pflanzenernährungs- und Düngerlehre
- 4.2 Die Rolle der landwirtschaftlichen Versuchsstationen
- 5 Schlussbetrachtung
- 6 Anlage
- 7 Quellenverzeichnis
- 8 Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Herausbildung einer eigenständigen Landbauwissenschaft in Deutschland im Kontext der Hochindustrialisierung. Sie beleuchtet insbesondere die Agrikulturchemische Revolution und deren Beitrag zur Steigerung der Agrarproduktion. Der Fokus liegt auf der Vernetzung naturwissenschaftlicher Grundlagenfächer mit der praktischen Landwirtschaft und den daraus resultierenden Entwicklungen.
- Die Entstehung einer eigenständigen Landbauwissenschaft
- Die Agrikulturchemische Revolution
- Die Rolle von Philipp Carl Sprengel und Justus von Liebig
- Die Bedeutung der Pflanzenernährungs- und Düngerlehre für die Agrarproduktion
- Die landwirtschaftlichen Versuchsstationen als Kommunikationszentren zwischen Theorie und Praxis
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einführung: Dieses Kapitel führt in die Thematik der Herausbildung einer eigenständigen Landbauwissenschaft in Deutschland ein. Es stellt den Zusammenhang zwischen der industriellen Revolution, der steigenden Bevölkerungszahl und der Notwendigkeit einer intensiven Landwirtschaft heraus.
- Kapitel 2: Die Herausbildung der Landbauwissenschaften – Etappen und Entwicklungen: Kapitel 2 beleuchtet die Entstehung der Landbauwissenschaften in Deutschland. Es thematisiert die Forschungskontroverse um den Zeitpunkt der Entstehung der Landbauwissenschaften und skizziert die einzelnen Etappen und wichtigen Entwicklungen.
- Kapitel 3: Pflanzenernährungs- und Düngerlehre – Die Agrikulturchemische Revolution: Das dritte Kapitel befasst sich mit der Agrikulturchemischen Revolution und den zentralen Persönlichkeiten Philipp Carl Sprengel und Justus von Liebig. Es analysiert ihre Werke und die Durchsetzung ihrer Erkenntnisse in der Praxis.
- Kapitel 4: Erhöhung der Agrarproduktion zum Ende des 19. Jahrhunderts: Dieses Kapitel untersucht die Bedeutung der Agrikulturchemie für die Steigerung der Agrarproduktion. Es beleuchtet den Beitrag der landwirtschaftlichen Versuchsstationen zur Verbreitung des neuen Wissens.
Schlüsselwörter
Landbauwissenschaft, Agrarwissenschaften, Agrikulturchemische Revolution, Pflanzenernährung, Düngerlehre, Philipp Carl Sprengel, Justus von Liebig, landwirtschaftliche Versuchsstationen, Agrarproduktion, Industrielle Revolution.
- Quote paper
- Matthias Rekow (Author), 2005, Die Agrikulturchemische Revolution in der Pflanzenernährungs- und Düngerlehre und ihre Bedeutung für die Erhöhung der Agrarproduktion, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/47555