„Und als der Tag der Pfingsten erfüllt war, waren sie alle beisammen an einem Ort.“ Fast wie eine Allegorie auf die Einleitung der Apostelgeschichte des Lukas über das Pfingstwunder wirkt die Nachricht vom Hoftag und Hoffest Friedrich Barbarossas in Mainz von 1184 und bettet dieses gleichsam ein in eine religiöse Aura.
In der Ebene zwischen Rhein und Main versammelten sich auf Ladung des Kaisers neben den Reichsfürsten auch Grafen, Edelleute, Ministerialen und Kleriker mit ihrem Gefolge, um hier die Schwertleite der beiden Söhne Friedrich Barbarossas zu feiern. Doch nicht nur Hoffest, sondern zugleich Hoftag war diese Versammlung der Großen, denn die Angelegenheiten des Reiches wollten und sollten miteinander besprochen werden – Vereinigung der Sphäre der Politik und der Sphäre des Festes, wie der des Spieles.
Doch was verbindet das Fest mit der Politik, die Politik mit dem Fest? Was für eine Rolle spielt in dieser Vereinigung die Religion? Diese Fragen stellten sich dem Verfasser der vorliegenden Hausarbeit bei der Lektüre des Protokolls einer Tagung des Konstanzer Arbeitskreises für mittelalterliche Geschichte e. V. und gaben die Anregung für eine eingehende Auseinandersetzung mit diesem Thema. Ausgehend von der Klärung der Begriffe Spiel und Fest sowie den beiden inhärenten Begriffen Performance, Inszenierung und Ritual folgt ein kurzer Abriss der Geschehnisse des Pfingsthoftages von 1184. Aufgezeigt wird begleitend die Bedeutung des kirchlichen Feiertages für die Untermauerung politischer Akte im Allgemeinen und für Pfingsten im Besonderen. Im Anschluss werden an Hand einzelner Ereignisse des Mainzer Hoftages die Stellung und die wohlgesetzte Symbolik der politischen Kommunikation im Mittelalter herausgearbeitet. Eine Schlussbetrachtung rundet die Arbeit ab.
Anzumerken ist, dass sich die Ausführungen nur auf einen Teilaspekt mittelalterlicher Lebenswelten beziehen, auf den der höfischen, adligen Gesellschaft, die auf dem Mainzer Hoftag den Glanz ihres Reichtums und ihre höfische Kultur präsentierte. Ausgeblendet wird die Alltagswirklichkeit des Mittelalters mit Hungersnöten und Seuchen, wirtschaftlichen und sozialen Zwängen, politischen Konflikten und barbarischen Kriegen. Dies sollte bei den folgenden Betrachtungen gegenwärtig bleiben.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einführung
- 2 Spiel und Fest im Mittelalter
- 2.1 Das Spiel – Ein philosophischer Exkurs
- 2.2 Das Spiel im Fest – Ritual, Inszenierung, Performance
- 3 Der Mainzer Hoftag von 1184 unter Friedrich Barbarossa
- 3.1 Überblick über den Verlauf
- 3.2 Die Bedeutung des kirchlichen Feiertages für die Performance des Hoftages
- 4 Performance, Inszenierung und Ritual
- 4.1 Festkrönung und gemeinsames Mahl
- 4.2 Schwertleite und Buhurt – Die Gemeinschaft im Rittertum
- 4.3 Ritueller Dienst und politisches Kalkül – Balduin von Hennegau und Friedrich Barbarossa
- 5 Politische Kommunikation als Symbol und Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Seminararbeit befasst sich mit dem Mainzer Hoftag von 1184 unter Friedrich Barbarossa und untersucht das Verhältnis von Fest und Politik im Mittelalter. Sie analysiert die Bedeutung des Spiels und des Festes in der höfischen Gesellschaft und beleuchtet insbesondere die Inszenierung und Symbolik der politischen Kommunikation auf dem Hoftag.
- Das Verhältnis von Fest und Politik im Mittelalter
- Die Rolle des Spiels und des Festes in der höfischen Gesellschaft
- Die Bedeutung von Inszenierung und Ritual auf dem Hoftag
- Die politische Kommunikation als Symbol im Mittelalter
- Der Einfluss des kirchlichen Feiertages Pfingsten auf den Hoftag
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung, die den Kontext des Mainzer Hoftages von 1184 und die Fragestellung der Arbeit einführt. Kapitel 2 beleuchtet das Spiel und das Fest als Phänomene des Mittelalters und deren Verbindung. Kapitel 3 gibt einen Überblick über den Verlauf des Mainzer Hoftages und analysiert die Rolle des kirchlichen Feiertages Pfingsten. Kapitel 4 widmet sich den Inszenierungsformen des Hoftages, wie der Festkrönung, der Schwertleite und dem Buhurt, und untersucht die politische Kommunikation als Symbol.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Schlüsselbegriffen Spiel, Fest, Politik, Inszenierung, Ritual, Performance, Symbol und politische Kommunikation im Kontext des Mainzer Hoftages von 1184. Die Arbeit analysiert die Verbindung von religiösen und politischen Aspekten und befasst sich mit der Rolle des kirchlichen Feiertags Pfingsten.
- Quote paper
- Matthias Rekow (Author), 2004, Der Hoftag als Fest? - Zum Verhältnis von Fest und Politik auf dem Mainzer Hoftag von 1184, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/47556