Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, zu zeigen, daß die Städte nicht nur unbeteiligte Beobachter des Ereignisses, das in der Geschichtsforschung als Bauernkrieg eingegangen ist, unter neueren Gesichtpunkten aber als Revolution des Gemeinen Mannes bezeichnet wird, waren oder Rückzugsgebiete der Haufen, sondern durch ihre innerstädtische Situation, den gedanklichen Hintergrund ihrer Bürger und die Einstellung zur Religion im Ausgang des Mittelalters die Reformation und das Selbstbewußtsein, gegen Mißstände aufzubegehren, begünstigte. Zu diesem Zwecke erscheint es mir sinnvoll, die Situation der Stadt einführend, möglichst allgemeingültig, zu beleuchten. Hierbei bot die Arbeit von Sven Tode den Hintergrund meiner Ausführungen. Anhand des Beispiels Memmingen erörtere ich dann in den Kapiteln 2-3 exemplarisch den Verlauf des Bauernkrieges und zeige auf, wie sich gerade die städtische Situation in den Zwölf Artikeln, welche in Memmingen verfaßt wurden, wiederfindet.
Insbesondere der erste Teil meiner Arbeit kann keinesfalls einen allgemeingültigen Überblick über die Situation in den Städten bieten, weil die individuellen Faktoren zu zahlreich sind. Dieses Ziel kann also nur annäherungsweise erreicht werden. Der Teil über die Entwicklung der Reformation und Revolution in Memmingen erstreckt sich über den Zeitraum der ersten Autonomiebestrebungen des Memminger Rates im Bezug auf kirchliche Belange, bis hin zu der Ausarbeitung der Zwölf Artikel durch die Christliche Vereinigung. Insbesondere hier versuche ich zu verdeutlichen, wie sehr der Sonderweg Memmingens in der Revolution die Entstehung der Zwölf Artikel, die bekanntermaßen nicht auf Initiative der Memminger Bürger und Bauern entstanden sind, förderte. Spätere revolutionäre Bestrebungen und reformatorische Entwicklungen lasse ich außer acht, weil sie m. E. nicht direkt auf die städtische Situation im Ausgang des Mittelalters zurückzuführen sind, sondern vielmehr als Rückwirkung der Revolution auf die Situation in Memmingen gesehen werden müssen.
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkung
- 1. Die Stadt zu Beginn der Reformation
- 1.1 Der ökonomisch-rechtliche Faktor
- 1.2 Der kommunikative Faktor
- 1.3 Der bürgerlich-religiöse Faktor
- 2. Die Vorkommnisse in Memmingen
- 2.1 Die Bürger Memmingens als erste Kraft
- 2.2 Die Landschaft als zweite Kraft
- 2.3 Die Bauern der Christlichen Vereinigung als dritte Kraft
- Schlußbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Rolle von Städten im Bauernkrieg, insbesondere die Situation von Memmingen. Sie argumentiert, dass die Städte nicht nur passive Beobachter des Aufstandes waren, sondern durch ihre eigene Situation, die Gedankenwelt ihrer Bürger und ihre Einstellung zur Religion maßgeblich die Reformation und die Bereitschaft zum Aufstand begünstigten.
- Die ökonomisch-rechtlichen Veränderungen im Verhältnis zwischen Stadt und Land, insbesondere der zunehmende Druck auf die Bauern durch Abgaben und Konkurrenz.
- Die Bedeutung der Städte als Zentren des kommunikativen Austauschs und der Verbreitung neuer Ideen.
- Der Einfluss der städtischen Bürger und ihrer religiösen Überzeugungen auf die Entstehung der Reformation und die Bereitschaft zum Aufstand.
- Die Rolle von Memmingen als Beispiel für die städtische Situation während des Bauernkrieges.
- Die Entstehung der Zwölf Artikel in Memmingen als Ausdruck der besonderen städtischen Situation.
Zusammenfassung der Kapitel
Vorbemerkung: Diese Arbeit untersucht die Rolle von Städten im Bauernkrieg unter Berücksichtigung der Reformation und der Entwicklungen in Memmingen.
1. Die Stadt zu Beginn der Reformation: Dieses Kapitel betrachtet die wirtschaftlichen, kommunikativen und religiösen Faktoren, die die Städte im 16. Jahrhundert prägten. Dabei werden die Herausforderungen für die Bauern durch die zunehmende Konkurrenz in den Städten und die Einschränkungen ihrer Nutzungsrechte sowie die Bedeutung der Städte als Zentren des Handels und der Verbreitung neuer Ideen behandelt.
2. Die Vorkommnisse in Memmingen: In diesem Kapitel wird der Verlauf des Bauernkrieges in Memmingen analysiert, wobei die verschiedenen Akteure und ihre Interessen beleuchtet werden. Es werden die Rolle der Bürger Memmingens, die Lage der Landschaft und die Bedeutung der Bauern der Christlichen Vereinigung im Zusammenhang mit der Entstehung der Zwölf Artikel untersucht.
Schlüsselwörter
Bauernkrieg, Reformation, Memmingen, Stadt, Land, Zwölf Artikel, Bürger, Bauern, Christliche Vereinigung, ökonomisch-rechtlicher Faktor, kommunikativer Faktor, bürgerlich-religiöser Faktor, Stadt-Land-Verhältnis, Autonomie, Reformation, Revolution, Selbstbewußtsein.
- Arbeit zitieren
- Patrick Mai (Autor:in), 2005, Stadt im Bauernkrieg. Die Reformation am Beispiel von Memmingen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/47561