Adolf Hitlers Auffassung von Propaganda


Hausarbeit (Hauptseminar), 2003

22 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhalt

I. Einleitung

II. Grundlagen von Adolf Hitlers Propagandadefinition

III. Die Aufgaben der Propaganda

IV. Die Massen

V. Propaganda und Organisation

VI. Das gesprochene Wort

VII. Schlussbetrachtung

VIII. Literatur

I. Einleitung

Wenn man Hitlers Auffassung von Propaganda untersuchen will, muss man sich zuerst mit dem Begriff der Propaganda auseinandersetzen. Propaganda kann man allgemein als die Beeinflussung der öffentlichen Meinung durch Wort, Bild, Schrift, Musik, Symbole und Aktionen hauptsächlich in politischer Absicht und unter Ausnutzung aller verfügbaren sozialpsychologischer Erkenntnisse definieren.

Die vorliegende Arbeit befasst sich nicht mit der praktischen Anwendung der Propaganda unter Hitler, sondern mit seinen persönlichen Ansichten zu Propaganda und sie will Hitlers theoretische Ansätze erläutern.

Hitlers Auffassung von Propaganda ist ein Teil von fast jeder Hitler-Biographie und daher wird sie in vielen Werken behandelt. Die umfassenden Hitler-Biographien von Joachim Fest, Werner Maser und die Werke von Ian Kershaw bilden eine sehr gute Grundlage für eine Untersuchung in diese Richtung und sie widmen teilweise ganze Kapitel dieser Problematik.

Hitlers persönliche Ansichten kann man am besten seinem Buch Mein Kampf entnehmen, wie auch den Werken, die sich direkt mit Mein Kampf befassen und Hitlers Buch untersuchen und interpretieren. Hier ist es wieder Werner Maser, der eine sehr umfassende Untersuchung liefert. Ebenso verfassten Christian Zentner und Barbara Zehnpfennig ausführliche Werke über Hitlers Buch.

Allgemein gesehen ist jegliches Thema, welches Hitler betrifft, gut untersucht, es gilt nur, die jeweiligen Ergebnisse zusammenzutragen und auszuwerten.

Hitler selbst stellt in seinem Buch die Frage, ob Propaganda Mittel oder Zweck ist. Er sagt, dass sie immer nur ein Mittel ist[1] um einen höheren Zweck zu erreichen. Ob seine Ausführungen über Propaganda dies unterstützt und welche Wege sie dazu zu beschreiten hat, soll diese Arbeit zeigen.

II. Grundlagen von Adolf Hitlers Propagandadefinition

Das Leben von Adolf Hitler ist nahezu lückenlos rekonstruierbar. Die Orte an denen er gelebt hat, die Personen mit denen er Zeit verbracht hat und auch die Schulen, die er besucht hat, sind alle nachvollziehbar. Adolf Hitler wurde am 20. April 1889 in Braunau am Inn geboren, seine drei älteren Geschwister, 1885, 1886 und 1887 zur Welt gekommen, waren im Kindesalter gestorben und von zwei jüngeren Geschwistern überlebte nur seine Schwester Paula.[2].

Dass sein Buch Mein Kampf mit dem Satz beginnt, „Als glückliche Bestimmung gilt es mir heute, dass das Schicksal mir zum Geburtsort gerade Braunau am Inn zuwies“, bezeugt nicht, dass dieser Ort einen nachträglichen Einfluss auf Adolf Hitler hinterlassen hat. Bereits der nächste Satz in seinem Buch zeigt deutlich, worauf es Hitler ankam: „Liegt doch dieses Städtchen“, so heißt es in Mein Kampf, „an der Grenze jener zwei deutschen Staaten, deren Wiedervereinigung mindestens uns Jüngeren als eine mit allen Mitteln durchzuführende Lebensaufgabe erscheint.“[3]

Ein Jahr nach seiner Geburt wurde sein Vater nach Groß-Schönau in Niederösterreich versetzt, als Adolf Hitler drei Jahre alt war übersiedelte die Familie nach Passau. Schließlich, als Adolf Hitler fünf Jahre alt war, zog Familie Hitler nach Linz, wo Hitler auch verschiedene Volksschulen, in Fischlheim, Lambach und Leonding[4], besuchte. Hitler war ein aufgeweckter, lebhafter und offenbar begabter Schüler, dessen Anlagen durch ein schon frühzeitig hervortretendes Unvermögen zu geregelter Arbeit beeinträchtigt wurde. Sein auffallender Hang zur Bequemlichkeit, unterstützt und abgesichert von einem störrischen Temperament, ließ ihn immer ausschließlicher seinen Launen und dem enthusiastisch verspürten Bedürfnis nach Schönheit folgen. Seine Zeugnisse weisen zwar einen durchweg guten Schüler aus, doch als seine Eltern ihn auf die Realschule in Linz schickten, versagte er, überraschenderweise, gänzlich. Zweimal wurde er nicht versetzt und ein weiteres Mal erst nach einer Wiederholungsprüfung. In Betragen, Zeichnen und Turnen erhielt er befriedigende oder bessere Beurteilungen, sein Fleiß wurde regelmäßig als ungleichmäßig beurteilt und in allen übrigen Fächern kam er selten über eine mangelhafte oder ausreichende Note heraus. Obwohl er Geographie und Geschichte stets als seine Lieblingsfächer bezeichnete, in denen er, nach eigenen Angaben, der Klasse vorschoss, erhielt er nur die Note vier. Als er im September 1904 nur unter der Bedingung seines Abgangs von der Schule versetzt worden war, wurde er auf die Realschule in Steyr geschickt. Diese Schule verließ er bereit wieder im Herbst 1905, da seine dortigen Zeugnisse keine Verbesserung erkennen ließen.[5]

Der sechzehnjährige Hitler widmete sich nun ganz der Kunst und besuchte Theater und Museen in Linz. 1906 ging er für vierzehn Tage nach Wien und kehrte im Oktober 1907 dorthin zurück, um sich in der Kunstakademie am Schillerplatz einzuschreiben. Das dortige Probezeichnen bestand er jedoch nicht. 1908 ging Hitler schließlich endgültig nach Wien. Nach einem erneuten Versuch 1908 der Akademie beizutreten, bei dem er jedoch nicht einmal zum Probezeichnen geladen wurde, verbrachte Hitler noch fünf Jahre in Wien, bevor er am 24. März 1913 nach München übersiedelte. Dort führte er den Titel „Kunstmaler“.

Hitler war nun 24 Jahre alt und hatte seit acht Jahren keine Schule oder andere Lehranstalt mehr besucht. Es ist also nicht genau zu sagen, mit welchen literarischen Werken er sich zu dieser Zeit befasst hat. Er selbst sagt zwar, dass er viel gelesen hat, doch bleiben genauere Angaben zu diesem Bereich aus. Er selbst hat, mit der immerwachen Sorge des Autodidakten, der er war, vor dem Verdacht geistiger Abhängigkeit, überaus selten von Büchern oder bevorzugten Autoren gesprochen. So lässt Hitler kaum Schriftsteller, Dichter und Denker als seine Lehrer gelten.[6] In einer autobiographischen Skizze von 1921 hat er für seine Jugend ein „gründliches Studium volkswirtschaftlicher Lehren, sowie der damals zu Verfügung stehenden gesamten antisemitischen Literatur“ behauptet und bemerkt: „Seit meinem 22. Lebensjahr warf ich mich mit besonderem Feuereifer über militärpolitische Schriften und unterließ in diesen Jahren niemals, mich in sehr eindringlicher Weise mit der allgemeinen Weltgeschichte zu beschäftigen.“ Doch kein Autor, kein Buchtitel findet je Erwähnung, immer sind es, wie in einer abseitigen Äußerungsformel seines Quantitätskomplexes, ganze Wissensgebiete, die er sich aneignet.[7] Hans Frank[8] hinterließt die Mitteilung, dass Hitler während seiner Landsberger Festungshaft[9], die Hitler selbst als „Hochschule auf Staatskosten“ bezeichnete, sehr viel las und sich besonders mit Nietzsche, Treitschke, Chamberlain, Ranke, Marx und Bismarck befasste.[10] Besonders hervorzuheben sind hier die Werke von Gustav Le Bon[11] und William McDougall[12]. Viele Ausführungen in Mein Kampf bezeugen, dass Hitler Le Bon und McDougall nicht nur gelesen und registriert, sonder auch konsequent umgesetzt hat.[13]

Ein Teil von dem was Hitler als NSDAP-Propaganda bezeichnet hat und in das politische Leben hineintrug, war die organisierte Elementarisierung der von Le Bon wissenschaftlich begründeten Geringschätzung der Masse.[14]

Le Bon und McDougall bilden die wichtigste Grundlage für Hitlers Einschätzung der Masse und seinem Bild von Propaganda. Seine Darstellung der Propaganda in Mein Kampf ist wissenschaftlich betrachtet zweifellos zu den besten Leistungen in diesem Buch zu zählen.[15]

Als Beispiel führt Hitler die Kriegspropaganda im Ersten Weltkrieg auf. In seinen Augen war die Kriegspropaganda der Engländer und der Amerikaner ein sehr gutes Beispiel für eine gelungene und erfolgreiche Kriegspropaganda, während diese auf Seiten von Österreich und Deutschland kläglich versagt hat.[16] Während die Kriegspropaganda der westlichen Alliierten den Soldaten ein schreckliches Bild des Krieges mit barbarischen deutschen Soldaten aufzeichnete, versuchte die Aufklärung der deutschen Armee den Gegner ins Lächerliche zu ziehen um somit den Soldaten die Angst vor dem Gegner und dem Krieg zu nehmen. Doch das Ergebnis war, dass die deutschen Soldaten vom Schrecken des Krieges überrascht waren und den Glauben an die Richtigkeit ihrer Aufklärung verloren, während ihre Gegner auf alle möglichen Gefahren und Schrecken vorbereitet waren.[17]

Auch fehlte in der Zeit des Ersten Weltkrieges in Deutschland die Geschlossenheit der Nation, was eine entscheidende Ursache für den Zusammenbruch war. Laut Hitler dienen alle Mittel dem Zweck, die totale Einheit des Volkes zu erzwingen und zu sichern. Zu diesen Mittel gehören Erziehung, Terror und besonders die Propaganda.[18]

[...]


[1] Hitler, Adolf: Mein Kampf. S. 194.

[2] Fest, Joachim: Hitler. Eine Biographie. S. 46.

[3] Maser, Werner: Adolf Hitler. Legende, Mythos, Wirklichkeit. S. 55.

[4] Maser, Werner: Adolf Hitler. S. 65.

[5] vgl. Fest, Joachim: Hitler. Eine Biographie. S. 49 – 52.

[6] Maser. Werner: Adolf Hitlers Mein Kampf. Geschichte, Auszüge, Kommentare. S. 99.

[7] Fest, Joachim: Hitler. Eine Biographie. S. 305.

[8] Hans Frank (23.05.1900 – 16.10.1946), Anwalt und Verteidiger der NSDAP seit 1927, Mitglied seit 1923, 1933 – 1934 bayrischer Staatsminister der Justiz, 1934 – 1945 Reichsminister ohne Geschäftsbereich, 1939 – 1945 Generalgouverneur in Polen und Freund Hitlers.

[9] Nach seinem Putschversuch in München war Hitler von 1923 bis 1924 in Landsberg inhaftiert. Dieser Putsch und die Zeit in Gefangenschaft gilt als ein Wendepunkt in Hitlers Leben. Denn dort beschloss Hitler, dass die Macht in Deutschland nicht mehr durch eine militärische Revolution sondern durch die Überzeugung des Volkes zu erringen war. (vgl. Lukacs, John: Hitler. Geschichte und Geschichtsschreibung. S. 61 und S.115)

[10] Maser, Werner: Adolf Hitler. Legende, Mythos, Wirklichkeit. S. 183.

[11] Gustav Le Bon (1841 – 1931) „Psychologie der Massen“ (1912).

[12] William McDougall (1871 – 1938) „Die Meinung der Masse“ (1920).

[13] Maser, Werner: Adolf Hitlers Mein Kampf. S. 100.

[14] „Die Massen kennen nur einfache und extreme Gefühle [...]. Da die Masse betreffs des Wahren oder Falschen nicht im Zweifel ist und zugleich das klare Bewusstsein ihrer Kraft besitzt, so ist sie ebenso intolerant wie autoritätsgläubig. Das Individuum vermag Widerspruch und Diskussion zu vertragen, niemals aber die Masse.“ (Le Bon, Gustav: Die Psychologie der Massen. Erstes Buch S.32/33.)

„Die Aufnahmefähigkeit der großen Masse ist nur sehr beschränkt, das Verständnis klein, dafür jedoch die Vergesslichkeit groß.“ (Hitler, Adolf: Mein Kampf. S. 198).

[15] Maser, Werner: Adolf Hitlers Mein Kampf. S. 100.

[16] Hitler, Adolf: Mein Kampf. S. 198/199.

[17] Maser, Werner: Adolf Hitlers Mein Kampf. S. 101.

[18] Zentner, Christian: Mein Kampf. Eine kommentierte Auswahl. S. 102.

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Adolf Hitlers Auffassung von Propaganda
Hochschule
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf  (Historisches Seminar)
Veranstaltung
Macht und Propaganda. Die Selbstdarstellung der Diktaturen in der Zwischenkriegszeit
Note
2,0
Autor
Jahr
2003
Seiten
22
Katalognummer
V47648
ISBN (eBook)
9783638445443
Dateigröße
634 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Adolf, Hitlers, Auffassung, Propaganda, Macht, Propaganda, Selbstdarstellung, Diktaturen, Zwischenkriegszeit
Arbeit zitieren
Sven Kleibrink (Autor:in), 2003, Adolf Hitlers Auffassung von Propaganda, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/47648

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