Die Hinrichtung von Jan Hus markierte das Ende der Auseinandersetzungen zwischen der römisch-katholischen Kirche und dem Prager Prediger. Gleichzeitig ist sein Tod der Beginn einer neuen Auseinandersetzung zwischen der römisch-katholischen Kirche und den Anhängern seiner Lehren. Der Gegner ist ein anderer, aber die Themen, die zwischen den Parteien stehen, sind weitgehend gleich. Neben der Rolle des Papstes und seiner Bedeutung als oberstes Kirchenoberhaupt gewinnt aber ein neuer Punkt in der religiösen Debatte an Bedeutung.
Jan Hus ist für die Tschechen in den vergangenen Jahrhunderten ein fester Bestandteil der kulturellen Identität. Auch wenn es im Laufe der Zeit unterschiedlichste Gewichtungen bei der Zuschreibung gab, welche Bedeutung er für die Tschechen hat, kann man sagen, dass er von den Tschechen nicht nur als Märtyrer, sondern auch als Ketzer gesehen wurde. Obwohl sie sich an Jan Hus weder als Ketzer noch als Märtyrer erinnern, hat er einen Eindruck in der Erinnerung der Tschechen hinterlassen. Zudem vertrat er in seinen Lehren Ansichten, die von der katholischen Seite als ketzerisch interpretiert wurden. Diese beiden unterschiedlichen Interpretationen in der Erinnerung an Jan Hus legen nahe, dass man sich auf zwei verschiedene Arten an den Prager Prediger erinnert, nämlich als Märtyrer und als Ketzer. Diese unterschiedlichen Formen der Interpretation spiegeln sich in der bildlichen Darstellung der frühen Neuzeit wider.
Inhaltsverzeichnis
- Die Darstellung von Jan Hus in Beispielen des 15. und 16. Jahrhunderts
- Zwei der frühesten Gemälde, die diese Einteilung in der tschechischen Erinnerung illustrieren
- Der plastische Nationalheld
- Im Jahr 1869 wurde der Geburtstag von Jan Hus zum 500. Mal gefeiert.
- Im Jahr 1900 wurde das erste Hus-Denkmal in Prag, in Čakovice, einem Stadtteil Prags, errichtet.
- Der wichtigste Künstler unter den Bildhauern in der Entwicklungsphase der Hus-Denkmäler war Ladislav Šaloun, von dem die größten und bedeutendsten Hus-Denkmäler stammen.
- Ein Jahr zuvor hat Šaloun in Hořice nördlich von Prag ein weiteres Denkmal errichtet.
- In Tabor steht ebenfalls ein Hus-Denkmal.
- Die Spätphase ist durch den Rückgang der Zahl der Hus-Denkmäler gekennzeichnet.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Text analysiert die Darstellung von Jan Hus in bildlichen Beispielen des 15. und 16. Jahrhunderts, mit besonderem Fokus auf die Entwicklung der Ikonographie von Jan Hus als Märtyrer und Ketzer. Der Text beleuchtet die widersprüchlichen Interpretationen des tschechischen Nationalhelden und seine Rolle in der tschechischen Geschichte und Kultur.
- Die Entwicklung der Ikonographie von Jan Hus im 15. und 16. Jahrhundert
- Die Ambivalenz der Erinnerung an Jan Hus als Märtyrer und Ketzer
- Die Rolle von Jan Hus als Nationalheld in der tschechischen Nationalbewegung des 19. Jahrhunderts
- Die Entwicklung von Denkmälern für Jan Hus und ihre Bedeutung für die tschechische Identität
- Die Veränderung der Darstellung von Jan Hus im Laufe der Zeit
Zusammenfassung der Kapitel
Der Text beginnt mit einer Einführung in die Darstellung von Jan Hus in Beispielen des 15. und 16. Jahrhunderts und erläutert die Ambivalenz der Erinnerung an ihn als Märtyrer und Ketzer. Es werden zwei frühe Beispiele für diese Ambivalenz vorgestellt, ein Liederbuch von 1517 und ein Triptychon von 1486.
Im weiteren Verlauf des Textes werden Denkmäler für Jan Hus aus verschiedenen Epochen untersucht. Es wird die Entwicklung des plastischen Nationalhelden von Jan Hus im 19. Jahrhundert beschrieben, und es werden die verschiedenen Interpretationen seiner Figur in Denkmälern aus dieser Zeit analysiert. Darüber hinaus werden Denkmäler von Ladislav Šaloun in Prag und Hořice vorgestellt, die die komplexe Rolle von Jan Hus in der tschechischen Kultur und Geschichte widerspiegeln.
Die Analyse endet mit einem Überblick über die Spätphase der Hus-Denkmäler und einem Kommentar zu den verschiedenen Interpretationen von Jan Hus in den Denkmälern.
Schlüsselwörter
Jan Hus, Märtyrer, Ketzer, Ikonographie, Denkmäler, tschechische Geschichte, tschechische Kultur, Nationalheld, Ambivalenz, Erinnerung, Interpretation, Ladislav Šaloun, Tschechische Republik, Böhmischer Löwe.
- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 2019, Jan Hus als Märtyrer. Ikonographie/Denkmäler, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/476860