„Der tradierte Staat als besonderes Wesen ist am Ende“. Mit dieser Diagnose bringt Carl Böhret das wachsende Unbehagen in bezug auf die Problemlösungsfähigkeit des Staates auf den Punkt. Renten-, Gesundheits-, Arbeitsmarktreform, Privatisierungs- und Fusionswellen – selten zuvor wurde die Zukunft des Sozialstaates so umfassend diskutiert wie derzeit. Die Agenda 2010 ergibt ein ganzes Maßnahmenpaket an Deregulierungen einzelner Märkte.
In der Kritik stand der Staat in Bezug auf seine Interventionen in den Wirtschaftskreislauf im Prinzip schon immer. Spätestens als Adam Smith im 18. Jahrhundert als Begründer der klassisch-liberalen Nationalökonomie absoluten Freihandel forderte, wurden staatliche Interventionen heftig diskutiert. Das Spektrum der Debatte reicht von der Forderung nach dem totalen Staat bis hin zur totalen Marktwirtschaft. So geht Karl Marx in „Das Kapital“ davon aus, dass sich der Kapitalismus selbst überwinden und das Volk die „unsichtbare Hand des Marktes“ (Smith) aufdeckt. Friedrich Hayeks predigt in „Der Weg zur Knechtschaft“ hingegen absolute Marktwirtschaft – jenseits aller Diktaturen.
Doch wurde über Wirtschaftspolitik keineswegs nur ökonomisch debattiert, sondern schon immer auch philosophisch, historisch, soziologisch, rechts- und politikwissenschaftlich. Ganz gemäß Isaac Newton, für den die Wirklichkeit in Teile zerlegbar ist.
Diese Hausarbeit beschäftigt sich auf Grundlage der Ökonomie mit dem Für und Wider staatlicher Eingriffe bei Marktversagen. Kämpft die Wirtschaft mit zu wenig oder zu viel Staat? Wo muss der Staat tatsächlich eingreifen, weil der Markt versagt und unerwünschte Ergebnisse bringt – oder sind es vielleicht sogar eher die staatlichen Interventionen, die Probleme schaffen? Um diese Fragen zu beantworten, sollen im ersten Teil der Arbeit der Begriff Markt kurz definiert und die Grundzüge der neoklassischen Markttheorie erläutert werden. Anschließend wird herausgearbeitet, was demgegenüber Marktversagen bedeutet.
Der zweite Teil gibt einen Überblick über die Mittel, die dem Staat zur Verfügung stehen, um in den Markt einzugreifen und zeigt auf, welche Ziele er damit verfolgt.
Bis einschließlich Teil drei, geht es um die Diskussion der Kernfrage: Sind staatliche Interventionen notwendig? Wenn ja, welche und in welchem Maße und inwieweit bergen sie die Gefahr des Staatsversagens?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung und Überblick
- 1 Der Markt
- 1.1 Definition
- 1.2 Die neoklassische Markttheorie
- 1.3 Marktversagen
- 2 Staatliche Intervention
- 2.1 Möglichkeiten und Ziele
- 2.2 Die Notwendigkeit staatlichen Eingreifens
- 2.2.1 Externe Effekte
- 2.2.2 Öffentliche Güter
- 2.2.3 Informationsdefizite
- 2.2.4 Unteilbarkeit und Marktmacht
- 2.2.5 Anpassungsmängel
- 2.2.6 Nichtrationalität
- 2.3 Keynesianismus versus Angebotstheorie
- 3 Die Gefahr des Staatsversagens
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit dem Für und Wider staatlicher Eingriffe bei Marktversagen. Im Mittelpunkt steht die Frage, ob die Wirtschaft mit zu wenig oder zu viel Staat kämpft. Die Arbeit analysiert, wo der Staat tatsächlich eingreifen muss, weil der Markt versagt und unerwünschte Ergebnisse bringt. Sie untersucht auch die Möglichkeit, dass staatliche Interventionen selbst Probleme schaffen.
- Definition des Begriffs „Markt“
- Grundzüge der neoklassischen Markttheorie
- Ursachen und Folgen von Marktversagen
- Möglichkeiten und Ziele staatlicher Intervention
- Notwendigkeit und Risiken staatlicher Eingriffe
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung und Überblick
Die Einleitung stellt die zentrale Fragestellung der Arbeit vor: die Notwendigkeit und Grenzen staatlicher Interventionen bei Marktversagen. Sie beleuchtet die historische Entwicklung des Verhältnisses von Markt und Staat, wobei die Kritik am Staat als Problemlöser im Vordergrund steht. Die Einleitung führt die zentralen Themen der Arbeit ein und gibt einen Überblick über die Struktur des Textes.
1 Der Markt
Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Definition des Begriffs „Markt“ und den Grundzügen der neoklassischen Markttheorie. Es beleuchtet die ideale Funktionsweise des Marktes unter Bedingungen vollständiger Konkurrenz und absoluter Markttransparenz. Abschließend wird das Konzept des Marktversagens eingeführt, das im weiteren Verlauf der Arbeit eine zentrale Rolle spielt.
2 Staatliche Intervention
Dieses Kapitel untersucht die Möglichkeiten und Ziele staatlicher Intervention im Markt. Es werden verschiedene Instrumente der Wirtschaftspolitik vorgestellt, wie z.B. Ge- und Verbote, Auflagen, Steuern und Subventionen. Außerdem werden die wichtigsten Ziele moderner Wirtschaftspolitik, wie soziale Gerechtigkeit, Umweltschutz und Effizienz, erläutert.
Schlüsselwörter
Markt, Staat, Marktversagen, staatliche Intervention, Wirtschaftspolitik, Neoklassische Markttheorie, externe Effekte, öffentliche Güter, Informationsdefizite, Unteilbarkeit, Marktmacht, Anpassungsmängel, Nichtrationalität, Keynesianismus, Angebotstheorie, Staatsversagen.
- Arbeit zitieren
- Ulrike Kassem (Autor:in), 2003, Politische Ökonomie im Spannungsfeld zwischen Markt und Staat, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/47688