Leseprobe
Inhalt
1 Einleitung
2 theoretische Vorannahme
2.1 historische Entwicklung der Neo-Ökologie
2.2 Definition Neo-Ökologie / ökologische Nachhaltigkeit
3. Zusammenhang ökologische Nachhaltigkeit und ökonomische Performance
3.1 Funktionen der Umwelt
3.1.1 die natürliche Umwelt als Rohstoff- und Energielieferant
3.1.2 die natürliche Umwelt als Aufnahmemedium
3.2 Relevanz für die Gesellschaft
3.3 Auswirkungen zwischen ökologischer Nachhaltigkeit und ökonomischer Performance
3.3 Relevanz für Unternehmen
4. Neo Ökologie im Rahmen der Corporate Social Responsibility
5. Neo Ökologie im unternehmerischen Zielsystem
5. 1 neo ökologische Herausforderungen im Unternehmen
5.1.1 ökologische Produktentwicklung
5.1.2 ökologische Produktionsverfahren
5.1.3 weitere technische Maßnahmen
5.1.4 ökologische Investitionsrechnung
5.1.5 ökologisches Marketing
5.1.6 ökologisches Controlling
6. produktionsintegrierter Umweltschutz
7. Fehlentwicklung bezüglich der ökologischen Reinheit von Biomasseanlagen – Beispiel
7.1 geschichtlicher Abriss
7.2 EEG Förderinstrument der Bioenergie
7.2.1 Biomasseanlagen
7.2.2 halmartige Biomasse
7.2.3 flüssige Biomasse
7.2.4 holzartige Biomasse
7.3 Umweltfolgen der ökologischen Energie aus Biomasse
7.3.1 halmartige Biomasse
7.3.2 flüssige Biomasse
7.3.3 holzartige Biomasse
8. Zusammenfassung
Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Neo-Ökologie, ökologische Neutralität, Nachhaltigkeit sind heute, mehr denn je, ein wichtiges Thema in der Gesellschaft, Wirtschaft und Politik. Eine große Anzahl der führenden Unternehmen bekennt sich öffentlich zu nachhaltigen Entwicklungen, darunter bspw. Bayer AG, Henkel AG, Miele & Cle. KG, REWE Group u.a.
„Wo man auch hinschaut - die Nachhaltigkeit ist schon da. Nicht als verwirklichtes Leitbild gesellschaftlicher Entwicklung oder individuellen Handelns, nein – als Begriff, als Konzept, als Bekenntnis, als Zielvorstellung.“ (Luks, 2002, S. 6)
Zu aktuellen Kernthemen weltweiter Problemstellungen gehört die Entwicklung ökologisch zukunftsorientierter Strategien zur ökologischen Neutralität. Öffentlichkeit und privatwirtschaftliche Institutionen begegnen dieser Problemstellung mit unterschiedlichsten Strategien, den Umweltschutz und Nachhaltigkeit der erbrachten Dienstleistung oder produzierten Gewerke zu adressieren. Green X-Ansätze, wie bspw. Green Building oder Green IT, sind dabei schon massenwirksam bekannt und fokussieren sich nicht nur auf bestimmte Branchen, sondern sind je nach Thema ebenfalls im Privatsektor umsetzbar. Laufende Programme zum Thema Umweltmanagement (z.B. ISO 14001, EMAS, Bereitstellung von öffentlichen/betrieblichen Umweltinformationssystemen), die zu einem aktiven Umweltschutz anregen und im Tagesgeschäft Unternehmen durch Informationsbereitstellung unterstützen.
„… haben wir als Industrieländer eine besondere Verantwortung, allen voran auch die Bundesrepublik Deutschland, Technologien zu entwickeln, Beispiele zu zeigen, wie man nachhaltig wirtschaften kann, damit andere von uns dann auch etwas mitnehmen können. Denn wir haben durch unsere Industrialisierung den Klimawandel schon so weit vorangetrieben, dass wir jetzt auch eine Bringschuld haben, zu zeigen, wie man Wachstum, Wohlstand und Nachhaltigkeit zusammenbringen kann.” (Merkel, 2019)
Angesichts des fortschreitenden Klimawandels und dessen gravierender Folgen des Artensterbens und der Ressourcenverknappung kommt der Verwirklichung einer nachhaltigen ökologischen Entwicklung eine bedeutende Rolle zu.
Diese Seminararbeit befasst sich mit dem Einfluss des Megatrends Neo-Ökologie auf Unternehmen, dabei wird dieses Phänomen zum einen theoretisch beleuchtet und mögliche Beeinflussungen dargestellt. Im Weiteren sollen an Hand des Beispiels der Energiegewinnung durch Biomassenanlagen die Fehlentwicklung bezüglich der ökologischen Reinheit zur Verfügung gestellter Ressourcen beschrieben werden.
2 theoretische Vorannahme
Entscheidungen, Entwicklungen und Einstellungen im politischen Alltag in Deutschland zeigen, dass das Wohlbefinden der Gesellschaft eng mit der Ökologie verknüpft ist. Auch Unternehmen verfolgen diesen Ansatz, wobei bei ihnen ebenso die Umstellung auf nachhaltige Ansätze durch Ressourcenknappheit oder den kostenintensiven Bezug von Rohstoffen beeinflusst wird. Green Computing oder Green IT ist nur ein Beispiel für diesen Zusammenhang. Die effiziente Nutzung von Strom in Bezug auf die IT-Infrastruktur bzw. in Rechenzentren schont zum einen die Umwelt und soll zum anderen zur Kostenersparnis beim Energiebezug beitragen. Eine zentrale Forschungsfrage nach Sommer ist damit: „How can established companies successfully manage a fundamental transformation of their business model(s) based on green value propositions and value creation, thereby improving or sustaining economic performance.“ (Sommer A. , 2012, S. 12) Aktuell lässt sich dabei jedoch noch eine Diskrepanz der Schnittstellen zwischen Ökologie und Businessstrategie feststellen. (Sommer A. , 2012, S. 12)
2.1 historische Entwicklung der Neo-Ökologie
Scheinbar werden die Begrifflichkeiten ökologisch, nachhaltig in naher Vergangenheit oft sehr inflationär verwendet. (Colsman, 2013, S. 9 & 11) Wirtschaft und Politik benutzen diese Begriffe in Werbung, Markierung und Außendarstellung häufig um Image und Umsätze zu erhöhen und den Zielgruppen gegenüber ein positives Bild mit Zukunftsorientierung zu suggerieren. (Colsman, 2013, S. 11)
„Es scheint so, als sei Nachhaltigkeit ein Zauberwort, welches jede Aussage unangreifbar und relevant macht.“ (Colsman, 2013, S. 11)
Die Begrifflichkeit der ökologischen Nachhaltigkeit, noch das dahinterstehende Prinzip ist nicht erst in aktuellen Zusammenhängen aufgetaucht. Die „Nachhaltigkeit erster Generation“ ordnet Günther bereits 1750 im Bereich der Forstwirtschaft ein, Colsman bereits schon 1713. (Günther, 2008, S. 42-51; Colsman, 2013, S. 11) „Nachhaltigkeit zweiter Generation“ wird mit der Veröffentlichung des Berichtes „Our Common Future“ 1987 begründet. (WCED, 2019; Günther, 2008, S. 42-51) Der Inhalt und Umfang übersteigt den der ersten Generation und wird im Rahmen der UN-Umweltkonferenz 1992 unter der Bezeichnung „Sustainable Development“ zur Zielsetzung für die folgenden Jahrhunderte. (Möller, 2010, S. 41) Dieses Papier ist Teilgrundlage der „Agenda 21“ in Deutschland, in dessen Zusammenhang Untersuchungskommissionen 1992 und 1995 im Deutschen Bundestag gebildet wurden. (Möller, 2010, S. 56) In beiden Kommissionen steht die Umwelt und der Mensch im Mittelpunkt, sodass Umweltschutz nicht mehr nur einzelne Industriezweige, Regierungen oder Privatpersonen betrifft, sondern als globales Ziel, welches durch alle Anspruchsgruppen auf unterschiedlichen Ebenen unterstützt werden sollte bzw. muss. (Möller, 2010, S. 50f) Der 2001 gegründete „Deutsche Rat für Nachhaltigkeit“ diskutiert ökologische Nachhaltigkeit unter folgender Definition:
„Nachhaltige Entwicklung heißt, Umweltgesichtspunkte gleichberechtigt mit sozialen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu berücksichtigen. Wir müssen unseren Kindern und Enkelkindern ein intaktes ökologisches, soziales und ökonomisches Gefüge hinterlassen.“ (Rat für nachhaltige Entwicklung, 2019)
Auch wenn das 2015 beschlossene „Kyoto-Protokoll“ (Reduzierung der Teibhausgase) nicht von allen Ländern angenommen wurde bzw. teilweise boykottiert wird (Engelfried, 2011, S. 11), so ist eine Einstellungsveränderung in den letzten Jahren ersichtlich. Die Notwendigkeit der Definition, Einhaltung und Erreichung von globalen Umweltzielen wurde festgestellt und selbst der amerikanische Präsident Barack Obama veröffentlichte auf Grundlage dieser Erkenntnisse 2013 seinen „Climate Change Action Plan“.
2.2 Definition Neo-Ökologie / ökologische Nachhaltigkeit
„Immer hellhöriger werden die Menschen, wenn es darum geht, den Planeten, auf dem wir leben, zu schützen, und immer deutlicher wird die Erkenntnis, dass es nur diesen einen Planeten gibt, den es zu schützen gilt.“ (Gatterer, Wehnelt, & Schibranji, 2019, S. 75)
„Ökologische Nachhaltigkeit beschreibt den weitsichtigen und rücksichtsvollen Umgang mit natürlichen Ressourcen.“ (Springer Gabler Verlag, 2018) Nachhaltigkeit als einzelner Begriff kann sich auf ökologische, soziale und ökonomische Weise beziehen, wobei das Gleichgewicht zwischen den drei Aspekten Ausschlag gebend ist. Die ökologische Nachhaltigkeit kann sich also auch positiv auf die ökonomische Nachhaltigkeit auswirken. (Wirtz, 2008, S. 139)
Der Megatrend Neo-Ökologie baut auf die Ideen und Maßnahmen der ökologischen Nachhaltigkeit auf. „Neo an der Ökologie ist, dass sie Nachhaltigkeit und Effizienz in allen Bereichen bedeutet: In der Finanzwirtschaft ebenso wie im Städtebau, in Mobilitätskonzepten oder im moralischen Konsum. Was in den vergangenen Jahrzehnten eher eine Beschäftigung für elitäre Minderheiten war, wird jetzt zum Mainstream.“ (Megatrends Wiki, 2019) Bio-Lebensmittel, Car-Sharing oder Fair-Trade sind nur einige Trends die in Deutschland eine gefragte Rolle für ein nachhaltiges und umweltbewusstes Leben der Bevölkerung stehen. Für Unternehmen, Öffentlichkeit und private Haushalte sind „grüne Produkte“ attraktiv und notwendig, diese Entwicklung führt dazu, dass Deutschland zu einem der Vorreiter beim Thema Nachhaltigkeit zählt.
3. Zusammenhang ökologische Nachhaltigkeit und ökonomische Performance
3.1 Funktionen der Umwelt
Sozio-kulturelle Umwelt…
…umschreibt die soziale Umgebung eines Individuums. Im weiteren Sinne kann auch das technologische, politisch-rechtliche und ökonomische Umfeld dazu gezählt werden.
Räumliche Umwelt…
…beschreibt die nähere und weitere räumliche Umgebung eines Individuums, die von Gebäuden bis Regionen, Ländern und Landschaftstypen reicht.
Ökologische/natürliche Umwelt…
…definiert den Zustand der Umwelt im Bezug auf Tier, Mensch und Pflanzen sowie deren gegenseitige Interaktion.
Meist wird der räumliche und der ökologisch natürliche Umweltbegriff als Umwelt definiert. (Perl, 2006, S. 10)
3.1.1 die natürliche Umwelt als Rohstoff- und Energielieferant
Bei betrieblichen Produktionsprozessen fungiert die natürliche Umwelt als Input oder Lieferant von natürlichen Ressourcen zur Befriedigung menschlicher Bedürfnisse und übernimmt somit eine Versorgungsfunktion. Dazu gehören auch Rohstoffe, die keine ökonomische Auswirkungen auf das Betriebsergebnis haben. Da alle natürlichen Güter einer Knappheit ausgesetzt sind, müssen alle Ressourcen mit einem Preis >0 belegt und in die betriebliche Planung aufgenommen werden, sie dürfen nicht als freies Gut angesehen werden, auch wenn sie der Natur unentgeltlich entnommen wurden. (Perl, 2006, S. 10f)
3.1.2 die natürliche Umwelt als Aufnahmemedium
Auf der Outputseite der stofflichen Transformation trägt die natürliche Umwelt als Aufnahmemedium von Kuppelprodukten, welche bei der Herstellung erwünschter Güter entstehen, bei. Neben stofflichen und energetischen Rückständen zählen auch beispielsweise Lärm, Erschütterungen oder Strahlenbelastungen hinzu. (Perl, 2006, S. 11)
3.2 Relevanz für die Gesellschaft
Es stellt sich die Frage, wie und auf welche Art die ökologische Nachhaltigkeit das Leben auf der Erde und eine Gesellschaft beeinflusst. Ökologische Neutralität erfährt eine gesteigerte Priorität in der Gesellschaft, da die Auswirkungen von Umweltbelastungen und -verschmutzungen bereits spürbare Folgen für die Gesellschaft und jeden Einzelnen aufweisen. In diesem Zusammenhang erfährt die Bewusstseinsentwicklung darüber eine langsame aber kontinuierliche Entwicklung und wirken sich bereits auf das Verhalten und den Konsum der Menschen aus. (Wenzel, Kirig, & Rauch, 2008, S. 197) Ohne die Veränderung in eine nachhaltige Lebensweise der Erdbevölkerung ist abzusehen, dass sich der Treibhausgasausstoß eher steigert als sinkt, was die Erhöhung der durchschnittlichen Erdtemperatur zur Folge haben wird. (Jonker, Stark, & Tewes, 2011, S. 115) Treibhausgase sind für das Leben auf der Erde notwendig und Teil des natürlichen Kreislaufes, ohne sie würden auf der Erde Durchschnittstemperaturen von -19 Grad Celsius herrschen und somit wäre ein Leben wie derzeit nicht möglich. (Johansen, 2015, S. 3) Durch die Verbrennung fossiler Energieträger und die Rodung von Urwäldern, insbesondere durch Brandrodung wird eine große Menge CO2 freigesetzt. CO2 ist mit 80% der größte Anteil an Treibhausgasen. (Jonker, Stark, & Tewes, 2011, S. 128)
Die durch Messung feststellbare Erderwärmung, welche den Klimawandel fördert, wird weitreichende Veränderungen für das Leben auf der Erde mit sich bringen. (Jonker, Stark, & Tewes, 2011, S. 128) „Denn das Klima jammert nicht. Es kippt halt irgendwann um.“ (Staud, 2009, S. 25)
Neben ökonomischen und sozialen Zielen wurden 2016 von den Vereinten Nationen (UN) auch ökologische Bestrebungen in den siebzehn Leitlinien der „Sustainable Development Goals“ (SDG) festgelegt. Im Gesamten sollen diese Vorhaben und damit verbundene Maßnahmen die Ökologie der Erde schützen und das Wohlergehen der Menschen weiter verbessern. Neben humanistischen Zielsetzungen sind hier besonders die ökologischen Ziele von Bedeutung. Bereits der dritte Teil weist auf die Bedeutung der Ökologie hin: „Good Health and Well-Being“. Ziel Sechs, „Clean Water and Sanitation“, stellt klar, dass ein nachhaltiger Umgang mit Wasserressourcen notwendig ist. Daran schließt sich die Forderung (Ziel sieben) nach „Affordable and clean Energy“ an. Neben der ökonomischen Komponente „Erschwinglichkeit“ wird besonders auf die Zugangssicherung zu moderner, nachhaltiger und zuverlässiger Energieproduktion eingegangen. Nachhaltiger Konsum und Produktion ist Inhalt der zwölften Bestrebung, „Responsible Consumption and Production“. Im dreizehnten Ziel, „Climate Action“, wurden sofortige Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels festgelegt. „Life below Water“ (Ziel vierzehn) soll die nachhaltige Nutzung von Gewässern sichern und wird durch den fünfzehnten Punkt „Life on Land“ unterstützt, der die Förderung und Wiederherstellung nachhaltiger Nutzung von Ökosystemen an Land inklusive Wäldernutzung, um beispielsweise Wüstenentstehung einzudämmen, beschreibt. (United Nations, 2019)
Enorme und wichtige Wandlungsprozesse, ausgelöst durch Megatrends, werden durch ihr kontinuierliches Einwirken auf Gesellschaft und Wirtschaft gesamte Märkte und Gesellschaften in den kommenden 20 bis 30 Jahren beeinflussen und verändern. (Wenzel, Kirig, & Rauch, 2008, S. 13) Der sich zu ökologisch und ethisch neutralem Konsum hin entwickelnde Trend, öffnet andere Marktsegmente, welche durch die Industrie bedient werden müssen. (Wenzel, Kirig, & Rauch, 2008, S. 35)
3.3 Auswirkungen zwischen ökologischer Nachhaltigkeit und ökonomischer Performance
Wie bereits angedeutet können ökologische Nachhaltigkeit und ökonomischer Erfolg wechselwirkende Auswirkungen haben. Es ist dabei festzuhalten, dass ökonomische Entscheidungen sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf die ökologische Nachhaltigkeit eines Unternehmens haben können. Unternehmen haben durch gesetzliche oder soziale Erwartungen und Vorgaben einen immensen Außendruck zur Implementierung ökologisch nachhaltiger Konzepte. Außerdem können sich neben der Öko-Audit-Verordnung (EMAS, seit 11.01. 2010) durch das mögliche Zusammenspiel verschiedener ökologischer Regulierungsformen (Bsp.: Produkt- und Umwelthaftung, Kreislaufwirtschaftsgesetz, Öko-Steuer usw.) weitere Gründe für die Betrachtung von ökologischen Fragen ergeben. Innerhalb der Diskussion über die ökologische Modernisierung der Volkswirtschaft ist zu erkennen, dass langfristig der Verbrauch natürlicher Rohstoffe und Emissionen zu reduzieren sind. Das ökonomische Eigeninteresse und die Einführung von Umweltmanagementsystemen soll den Übergang vom nachgeschalteten zum integrierten Umweltschutz (ökologische Modernisierung) fördern. (Stiefel, 2014, S. 21)
Gründe für ein gesteigertes Interesse von Unternehmen am Umweltschutz kann im Bevölkerungswachstum und damit im folglichen Wirtschaftswachstum gesehen werden. Durch die zunehmende Technisierung und vermehrte Produktion werden die in Kapitel 3.1 beschriebenen Funktionen der Umwelt stärker in Anspruch genommen und eine Regeneration wird in vielen Fällen nicht mehr möglich sein. Umweltbelastungen sind dafür verantwortlich, dass das Umweltbewusstsein der Bevölkerung stieg oder sich erst überhaupt ausbildete und die Forderung nach umweltverträglichen Produktionen definierte. Lange galt in Unternehmen vor allem das umweltliche Aufnahmemedium als freies Gut und Umweltschutz wurde als hinderlich und unproduktiv angesehen. Inzwischen haben Unternehmen feststellen müssen, dass eine umweltverträgliche Produktpalette die Kaufentscheidungen der Kunden positiv beeinflussen kann und zunehmend an Bedeutung gewinnt. Neben dem marktseitigen Druck eröffneten sich für Unternehmen auch nach und nach Einsparungspotentiale hinsichtlich von Rohstoffen, die als Nebenwirkung auch eine ökonomische Ersparnis mit sich führten und zusätzlich durch eine Absatzerhöhung an Kunden gewürdigt wird. (Perl, 2006, S. 13-15) Wie bereits beschrieben, konnten z. B. durch Green-IT Energiekosten gesenkt werden und Produkte ökologisch nachhaltiger zur Verfügung gestellt werden. Ein weiteres Beispiel wäre die Verpackung -und Umverpackungseinsparung zu nennen, welche natürliche Rohstoffe spart und wohlwollend beim Kunden registriert wird. Auch können effektive Lagerhaltung und kurze Beschaffungswege, sowie regionale Produktion einen wichtigen Beitrag zur umweltneutraleren Produktion und Angebotserstellung beitragen.
3.4 Relevanz für Unternehmen
Die steigende Relevanz dieses Themas in der Gesellschaft tangiert Entscheidungen und zukünftige Erwartungen in und an Unternehmen. Das primäre Ziel einer Unternehmung ist der Absatz der eignen ausgebrachten Leistungen. Eine Missachtung der Entwicklungen in Bezug auf Nachhaltigkeit im Allgemeinen kann zur Absatzminderung und den Verlust von Marktanteilen führen. Aber auch die ökologisch nachhaltige Verantwortung von Unternehmen spielt in der Gesellschaft eine entscheidende Rolle. (Staud, 2009, S. 11) Es ist ein offenes Geheimnis, dass international tätige Unternehmen den größten Anteil an Umweltverschmutzung verschuldet haben, um ihre Produkte zu besonders günstigen Konditionen herzustellen und ihren Umsatz und Gewinnmargen im besonderen Maße zu steigern. Nachhaltigkeit spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Es besteht die Notwendigkeit der Änderung von Ressourcenverbräuchen, Produktionsabläufen, Handels- und Zuliefererbeziehungen und Preisplanungen, um einen verantwortungsvollen Umgang mit der Umwelt zu realisieren. (Hartmann, 2009, S. 172f)
Seitens des Gesetzgebers sind Unternehmen seit 2003 verpflichtet, in Geschäftsberichten die nachhaltigen Bemühungen ihre Tätigkeiten im Bereich Ökonomie, Ökologie und Sozialem zu dokumentieren. Es ist jedoch von größerem Vorteil, wenn Betriebe aus eigenen Antrieb auf kurzfristige Gewinne verzichten und sich durch die Entwicklung von Strategien hin zu nachhaltig produzierenden Wirtschaftssubjekten entwickeln. Dabei sind zu bearbeitende Themen insbesondere die Verhinderung von Umweltverschmutzung und eine bewusste Rohstoffauswahl. Da die Berichte von den Unternehmen selbst erstellt werden, ist Manipulation möglich und beinhaltet auch nur Angaben, die das Unternehmen preisgeben möchte. So kann eine große Anzahl an Dingen genannt werde, was im entferntesten als Nachhaltigkeitsstrategie ausgelegt werden könnte, dabei werden negative Aspekte fern dieses Berichtes gehalten und somit der Eindruck einer überproportionalen Nachhaltigkeitstätigkeit fingiert. Aus diesem Grund entschied die Bundesregierung 2017, dass Kapitalgesellschaften mit höherem Einfluss auf die Gesellschaft nach festgelegten Leitlinien (Frameworks), bspw. aufgestellt durch die Global Reporting Initiative (GRI), über ihre ökologischen Maßnahmen Bericht erstatten müssen.
Da den Wünschen von Konsumenten Rechnung getragen werden muss, um Absatzmengen aufrecht zu erhalten, ist es notwendig den Vorstellungen der Kunden zu entsprechen. (Staud, 2009, S. 11) Die „Moralisierung der Märkte“ verstärkt die moralischen Strukturen in der Gesellschaft und somit auch im Verkaufsmarkt, was sich wiederum auf Produzenten auswirkt. (Heidelbrink, Schmidt, & Ahaus, 2011, S. 14) Die Umsetzung einer freiwilligen Selbstverpflichtung kann dahinführend nur vorteilhaft sein.
Vielen Unternehmen haben zumindest in diesem Zusammenhang den „Code of Conduct“ eingeführt, was jedoch kein verpflichtendes Regularium darstellt. (Jonker, Stark, & Tewes, 2011, S. 172f; Kern & Vogt, 2016, S. 178) Leider führt dies noch nicht zur flächendeckenden Überprüfung und Überwachung bspw. eigener Zulieferer oder gar zu partnerschaftlichen Kooperation von Produzenten und Zulieferern. (Kern & Vogt, 2016, S. 178) Umweltskandale, Globalisierungsfolgen negativer Art und das gesellschaftlich wachsende Verständnis für Umwelt und Klimaschutz zwingen Konzerne immer mehr freiwillige soziale, ökologische und ökonomische Verantwortung zu übernehmen, auch um Imageaufbesserung zu betreiben und negativen Konsumentenreaktionen zu entweichen. (Jonker, Stark, & Tewes, 2011, S. 173)
Die Lösung dazu stellt ein Corporate Social Responsibility (CSR) Konzept dar, welches im folgenden Kapitel erörtert werden soll.
4. Neo Ökologie im Rahmen der Corporate Social Responsibility
Corporate Social Responsibility entspricht der gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen, jedoch gibt es keine allgemeingültige Definition für diese Bezeichnung. Der Umsetzung nach umfasst CSR alle drei Dimensionen der Nachhaltigkeit, soziale, ökologische und ökonomische Verantwortung und wird meist über die Definition der Europäischen Kommission angestrebt. (Jonker, Stark, & Tewes, 2011, S. 86)
CSR bezeichnet ein „Konzept, das den Unternehmen als Grundlage dient, auf freiwilliger Basis soziale Belange und Umweltbelange in ihre Unternehmenstätigkeit und in die Wechselbeziehungen mit den Stakeholdern zu integrieren.“ (Kommision der Europäischen Gemeinschaft - 2001, 2019)
Unternehmen versuchen in der Außenwirkung darzustellen, dass sie die Verantwortung bezüglich der Verpflichtung in der Gesellschaft und gegenüber ihren Stakeholdern, externen und internen Anspruchsgruppen einer Unternehmung, ernst nehmen. (Jonker, Stark, & Tewes, 2011, S. 183f) Innerhalb des CSR-Konzeptes nutzen produzierende Wirtschaftssubjekte unterschiedlichste Mittel ihr Handeln im öffentlichen Wahrnehmungsbereich erkenntlich zu machen, dies schließt interne und externe Maßnahmen ein. (Buxbaum, 2014, S. 23) Ökologisches und soziales Verantwortungsbewusstsein ist untrennbar mit dem CSR-Konzept eines Unternehmen verbunden und bedingt den Ersatz alter Perspektiven durch neue innovative Managementmethoden, um auf die Nachfrage des Marktes nach Nachhaltigkeit zu reagieren. Nicht nur der Gesellschaft wird dadurch die Sinnhaftigkeit unternehmerischen Verantwortungsbewusstseins, sondern bietet allen Stakeholdergruppen eine Grundlage mit Regelungen zur Bewertung der Unternehmung. (Flechter & Tham, 2015, S. 163) Besonders externe Stakeholdergruppen erwarten über die gesetzlichen Vorschriften hinaus die Auseinandersetzung mit gesellschaftlicher Verantwortung.
Philanthropische, ethische, rechtliche und insbesondere die ökonomische Verantwortung bilden die vier Säulen und damit die Grundlage eines CSR-Konzeptes. (Jonker, Stark, & Tewes, 2011, S. 87) Innerhalb einer CSR-Strategie werden einzelne Handlungs- bzw Themenfelder beschrieben, diese sind meist: Bildung, Jugend, Arbeit, Kultur, und Umwelt. Durch Einbindung innerhalb dieser Handlungsfelder in der Gesellschaft, erhöhen sich Erfahrung und Verständnis im Unternehmensinneren durch externe Verknüpfung und im zeitlichen Verlauf lassen sich lokale und gesellschaftliche Sichtweisen durch Erfahrung besser in Konzeptionen integrieren. Im Bereich Umwelt besteht das Hauptaugenmerk auf der Belastungsreduzierung und Verbrauchsminderung Ressourcen und Vermeidung von Abfallprodukten. Dabei werden positive ökologische und zugleich ökonomische Investitionen getätigt, im globalen Zusammenhang werden dazu auch internationale Kooperationen unterhalten. Beispiele hierfür sind die Förderung des fairen Handels, die Verhinderung von Kinderarbeit und die Erhöhung von Lebens- und Arbeitszuständenstandards in Produktionsländern. (Jonker, Stark, & Tewes, 2011, S. 99f) Innerhalb der Verantwortung für Ökologie und nachhaltigen Verbrauch ist zu erkennen, dass Nachhaltigkeit und Wirtschaft sowie soziales und ökologisches Verhalten nicht konträr zu einander wirken. (Hartmann, 2009, S. 170,) Eine wertorientierte Unternehmensführung fördert die Etablierung all dieser Handlungsfelder in allen Unternehmensebenen. Dazu ist eine langfristige Eingliederung der Werte Nachhaltigkeit, Vertrauen, Verantwortung, Respekt, Mut, Disziplin, Innovation und Integrität in Unternehmensprozesse sowie eine animierende und inspirierende Formung dieser Werte notwendig. Sind diese im Leitbild des unternehmerischen Vorgehens verankert, ist es möglich, dass das Unternehmen selbst und in letzter Konsequenz auch dessen Mitarbeiter einen positiven Nutzen daraus ziehen können. (Jonker, Stark, & Tewes, 2011, S. 203f) Diese Erfolge und deren Nachweis wird der Gesellschaft über Nachhaltigkeitsberichte kommuniziert, in denen das wirtschaftliche Subjekt die eigenen Interessen, Einstellungen, Erfolge und Resultate dokumentiert. (Hartmann, 2009, S. 170)
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