Informations- und Kommunikationssysteme als Objekt des Controlling: Ziele, Ansätze und Probleme


Diplomarbeit, 2005

85 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1. Problemstellung

2. Begriffe und Grundlagen von Informations- und Kommunikationssystemen
2.1. Begriffe „Information“ und „Kommunikation“
2.2. Begriff „Informations- und Kommunikationssysteme“
2.3. Formen von Informations- und Kommunikationssystemen
2.3.1. Die Wertschöpfungskette nach Porter
2.3.2. Einsatzformen von Informations- und Kommunikationssystemen entlang der Wertschöpfungskette
2.4. Ökonomische Bedeutung von Informations- und Kommunikationssystemen
2.4.1. Information als Produktionsfaktor
2.4.2. Bedeutungszuwachs von Informations- und Kommunikationssystemen
2.4.3. Potenziale des Einsatzes von Informations- und Kommunikationssystemen
2.4.4. Wert von Informations- und Kommunikationssystemen
2.5. Unternehmensinterne Veränderungen durch den Einsatz von Informations- und Kommunikationssystemen
2.5.1. Organisationale Auswirkungen
2.5.2. Personelle Auswirkungen

3. Ziele, Ansätze und Anforderungen im Kontext des Controlling von Informations- und Kommunikationssystemen
3.1. Grundlagen des Controlling
3.1.1. Controlling und Controllingkonzeptionen
3.1.2. Strategisches und operatives Controlling
3.1.3. Regelkreis des Controlling
3.2. Ziele eines Controlling von Informations- und Kommunikati- onssystemen
3.3. Ansätze und Problematik der Bewertung von Informations- und Kommunikationssystemen
3.3.1. Produktivitätsparadoxon der Informationstechnologie
3.3.2. Ansätze zur Bewertung von Informations- und Kommunikationssystemen
3.3.2.1. Überblick über Bewertungsansätze
3.3.2.2. Ansätze mit Schwerpunkt Kosten- und/oder Nutzenanalyse
3.3.2.3. Ansätze mit Schwerpunkt Identifizierung strategischer Wirkungen
3.3.3. Barrieren der Bewertung
3.4. Anforderungen an ein Controlling von Informations- und Kommunikationssystemen

4. Lebenszyklusorientiertes Controlling von Informations- und Kommunikationssystemen anhand ausgewählter Controlling-instrumente
4.1. Lebenszyklusphasen eines Informations- und Kommunikationssystems als Ansatzpunkte des Controlling
4.2. Controlling in der Phase der Strategieentwicklung
4.2.1. Anforderungen an das Controlling im Rahmen der Strategieentwicklung
4.2.2. Die Portfolioanalyse als strategieorientiertes Instrument
4.2.2.1. Konzept der Portfolioanalyse
4.2.2.2. Anwendung der Portfolioanalyse auf das Controlling von Informations- und Kommunikationssystemen
4.2.3. Vorteile und Problembereiche
4.3. Controlling in der Phase der Projektauswahl
4.3.1. Anforderungen an das Controlling im Rahmen der Projektauswahl
4.3.2. Die Total-Cost-of-Ownership-Methode als finanzielles Instrument
4.3.3. Die SMART-Methode als multidimensionales Instrument
4.3.4. Vorteile und Problembereiche
4.3.4.1. Total-Cost-of-Ownership-Methode
4.3.4.2. SMART-Methode
4.4. Controlling in der Nutzungsphase
4.4.1. Anforderungen an das Controlling im Rahmen der laufenden Nutzung
4.4.2. Die Prozesskostenrechnung als prozessorientiertes Instrument
4.4.2.1. Konzept der Prozesskostenrechnung
4.4.2.2. Vorgehensweise der Prozesskostenrechnung
4.4.3. Vorteile und Problembereiche
4.5. Phasenübergreifendes Controlling
4.5.1. Anforderungen an ein phasenübergreifendes Controlling
4.5.2. Die Balanced Scorecard als phasenübergreifendes Instrument
4.5.3. Vorteile und Problembereiche
4.6. Gestaltungsempfehlungen für ein Controlling von Informations- und Kommunikationssystemen
4.6.1. Voraussetzungen für den Aufbau eines Controlling von Informations- und Kommunikationssystemen
4.6.2. Beispiele für Ziele und Kennzahlen anhand der Perspektiven der Balanced Scorecard

5. Zusammenfassung und Ausblick

Literaturverzeichnis

Eidesstattliche Erklärung

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Vom Daten- zum Informationsbegriff

Abb. 2: Einsatzformen von Informations- und Kommunikationssystemen entlang der Wertschöpfungskette

Abb. 3: Entwicklungsstufen und Merkmale des Einsatzes der Informationstechnologie

Abb. 4: Fünf Stufen der Geschäftstransformation durch Nutzung der Informationstechnologie)

Abb. 5: Qualifikationsanforderungen durch den Einsatz von Informationstechnologie

Abb. 6: Controllingkonzeptionen im Überblick

Abb. 7: Regelkreis des Controlling

Abb. 8: Forschungsergebnisse zum Zusammenhang von Informationstechnologie und wirtschaftlichem Erfolg

Abb. 9: Ansätze der Bewertung von Informations- und Kommunikationssystemen

Abb. 10: Lebenszyklusphasen eines Informations- und Kommunikationssystems und ausgewählte Instrumente

Abb. 11: Grundstruktur der Portfolio-Methode

Abb. 12: Vorgehensweise der Prozesskostenrechnung

Abb. 13: Beispiel für eine Ursache-Wirkungskette einer Balanced Scorecard

Abb. 14: Beispiele für Ziele und Kennzahlen anhand der Perspektiven der Balanced Scorecard

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Problemstellung

Erhebliche Leistungssteigerungen der Informationstechnologie in Verbindung mit raschem Preisverfall und ein wirtschaftliches Umfeld, das von Globalisierung der Märkte, verkürzten Produktlebenszyklen und erhöhtem Wettbewerbsdruck geprägt ist, begründen die aktuelle dynamische Entwicklung von einer Industrie- zur Informationsgesellschaft. Besonders das Internet als Basistechnologie hat sich zu einem festen Bestandteil in Gesellschaft und Wirtschaft entwickelt. 57,9 % der Bevölkerung in Deutschland über 14 Jahren geben an, das Internet zu nutzen (vgl. Eimeren/Frees 2005, 363). Die Veränderungen in den Wirtschaftsbedingungen werden durch Begriffe wie „Netzwerk-Ökonomie“, „Internet-Ökonomie“ oder Digital Economy“ deutlich (vgl. Clement 2001, 9).Der Umgang mit der Ressource „Information“, sowie der Einsatz von Informations- und Kommunikationssystemen gewinnt in diesem Zusammenhang zunehmend an Bedeutung als strategischer Wettbewerbsfaktor für Unternehmungen. Potenziale bestehen vor allem in einer effizienten und effektiven Gestaltung von internen und unternehmungsübergreifenden Prozessen.

Um wettbewerbsfähig zu bleiben oder Wettbewerbsvorteile zu erschließen, ist es für Unternehmungen notwendig, diese Potenziale zu erkennen, zu bewerten und aktiv an der dynamischen Entwicklung teilzunehmen. Für Unternehmungen stellt sich die Frage, wie sie moderne Informations- und Kommunikationssysteme effektiv und effizient nutzen können und in welchem Bereich der Einsatz am sinnvollsten ist. Mit der Durchdringung fast aller Bereiche der Unternehmung mit Informations- und Kommunikationssystemen, steigt gleichzeitig auch deren Komplexität und die der damit verbundenen Auswirkungen (vgl. Aurenz 1997, 27). Um der gestiegenen Dynamik und Komplexität gerecht zu werden und in dieser Situation erfolgreich bestehen zu können, ist die Unternehmensführung darauf angewiesen, notwendige Informationen wie Kosten und Nutzen der Systeme zu erfassen und eine Planung, Steuerung und Kontrolle zu gewährleisten.

Während Informations- und Kommunikationssysteme eine wirtschaftliche, aktuelle und detaillierte Möglichkeit bieten, Informationen für das Controlling zu generieren, stellen sie somit selbst auch ein Objekt des Controlling dar (vgl. Wall 2002, 382).

Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, die mit einem Controlling von Informations- und Kommunikationssystemen verbundenen Ziele zu beschreiben, vorhandene Ansätze zu betrachten, und Probleme, die in diesem Zusammenhang bestehen, zu identifizieren.

Zunächst erfolgt in Kapitel 2. eine Definition der wichtigsten Begriffe und Grundlagen von Informations- und Kommunikationssystemen. Dazu wird auf die ökonomische Bedeutung und notwendige unternehmensinterne Veränderungen im Zusammenhang mit dem Einsatz von Informations- und Kommunikationssystemen eingegangen.

Im Anschluss daran wird in Kapitel 3. das Controlling von Informations- und Kommunikationssystemen betrachtet. Neben einer Erläuterung der Grundlagen des Controlling im allgemeinen, werden die Ziele des Controlling von Informations- und Kommunikationssystemen im speziellen erörtert. Darauf folgend wird ein Überblick über in Literatur und Praxis existierende Ansätze und Instrumente der Wirtschaftlichkeitsbeurteilung gegeben, und es werden bei der Bewertung auftretende Problemfelder geschildert. Aufbauend auf den Grundlagen von Informations- und Kommunikationssystemen und der Problematik ihrer Bewertung, erfolgt die Ableitung von Anforderungen an ein Controlling in diesem Bereich.

Kapitel 4. beschäftigt sich mit der kritischen Betrachtung ausgewählter Controllinginstrumente, die in verschiedenen Phasen des Lebenszyklus eines Informations- und Kommunikationssystems genutzt werden können. Dazu wird der Lebenszyklus von Informations- und Kommunikationssystemen in die drei Phasen Strategieentwicklung, Projektauswahl und Nutzung unterteilt und neben spezifischen Anforderungen jeder Phase jeweils ein, bzw. zwei ausgewählte Instrumente dargestellt. Im Anschluss werden vor dem Hintergrund der gewonnenen Erkenntnisse Gestaltungsempfehlungen für ein Controlling von Informations- und Kommunikationssystemen gegeben. Abschließend erfolgt eine Zusammenfassung und ein kurzer Ausblick auf weitere Forschungsbereiche.

2. Begriffe und Grundlagen von Informations- und Kommunikationssystemen

2.1. Begriffe „Information“ und „Kommunikation“

Der Begriff der „Information“ wird in der Literatur und in der Praxis in unterschiedlicher Weise definiert und gebraucht. Umgangssprachlich wird „Information“ als Auskunft, Aufklärung oder Belehrung verstanden (vgl. Heinrich/Lehner 2005, 7). Um den Begriff der „Information“ genauer zu charakterisieren, lassen sich kommunikationswissenschaftlich die Begriffe „Daten“, „Nachrichten“ und „Informationen“ abgrenzen, die auf drei unterschiedlichen Ebenen betrachtet werden können. Durch die Verbindung von Zeichen und Signalen zu einer Struktur entstehen Daten (syntaktischen Ebene). Wenn die Daten eine inhaltliche Bedeutung erhalten, werden sie zu Nachrichten (semantische Ebene). Nur wenn diese Nachricht für den Empfänger von Interesse ist, um eine Aufgabe zu erfüllen, können sie als Informationen bezeichnet werden (pragmatische Ebene) (vgl. Pietsch/Martiny/Klotz 2004, 42; s. Abb.1 ).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Vom Daten- zum Informationsbegriff (Quelle: in Anlehnung an Pietsch/Martiny/Klotz 2000, S. 86)

Betriebswirtschaftlich werden Informationen aus dem Verwendungszusammenhang heraus als „zweckbezogenes Wissen“ definiert (Wittmann 1959, 14). Somit lassen sie sich von dem Begriff „Wissen“ so abgrenzen, dass nur solches Wissen als Information gilt, welches das Ziel hat, Entscheidungen oder Handlungen vorzubereiten (vgl. Krcmar 2005, 17). Im Zusammenhang mit den zu erfüllenden Aufgaben dienen Informationen dazu, ein definiertes Handlungsziel zu erreichen (vgl. Pietsch/Martiny/Klotz 2004, 19).

Heinrich/Lehner (2005, 7) weisen darauf hin, dass sich Information und Kommunikation gegenseitig bedingen und somit zusammen betrachtet werden müssen. Kommunikation kann als Prozess definiert werden, „bei dem Informationen zum Zwecke der aufgabenbezogenen Verständigung ausgetauscht werden.“ (Picot/Reichwald 1987, 33). Innerhalb von Unternehmungen werden Informationen verarbeitet und Aufgaben erfüllt. Dabei geschieht dieses nicht isoliert, sondern kommunikativ in arbeitsteiligen Prozessen durch einen Austausch von Informationen (vgl. Gabriel et al. 2002 114). Zur Unterstützung dient der Einsatz von Informations- und Kommunikationssystemen, auf deren Definition im folgenden Abschnitt eingegangen wird.

2.2. Begriff „Informations- und Kommunikationssysteme“

Je nach Betrachtungswinkel existieren in der Literatur unterschiedliche Auffassungen über Begriffe für die Verarbeitung von Informationen in der Unternehmung. Dabei unterscheiden sich die Begriffsauffassungen anhand der unterschiedlichen Forschungsdisziplinen, die sich mit der Thematik beschäftigen und entlang der zeitlichen Entwicklung der betrieblichen Informationsverarbeitung. In den 60er Jahren wurde hauptsächlich der Begriff „Datenverarbeitungssysteme“ genutzt. Die mit Information verbundenen Begriffe (Informationsverarbeitung, Informationssysteme und Informationstechnik) wurden erst in den 80er Jahren vermehrt gebraucht, als die Nutzung deutlich über die bloße Verarbeitung von Daten hinausging (s. Abschnitt 2.4.2.). In der angloamerikanischen Literatur wird der Begriff der „Information Systems“ oder „Information and Communication Technology“ gebraucht. Ebenso wird der Begriff der „Informations- und Kommunikationssysteme“ unterschiedlich verwendet.

Systeme werden als eine Menge von Elementen verstanden, die miteinander in Beziehung stehen (vgl. Krcmar 2005, 25). Informationssysteme als Kurzform des Begriffes Informations- und Kommunikationssysteme sind im Bereich der Wirtschaftsinformatik definiert als „sozio-technische Systeme, die zur optimalen Bereitstellung von Information und Kommunikation nach wirtschaftlichen Kriterien“ dienen (vgl. WKWI 1994, 80). Diese Definition weist darauf hin, dass ein technisches System allein nicht informieren kann, sondern lediglich zur Vermittlung der Informationen dient.

Zur Unterstützung innerhalb eines Informations- und Kommunikationssystems können technische Hilfsmittel, wie Telefon, Fax oder PC und auch nicht-technische, wie Papier oder Aktenordner eingesetzt werden (vgl. Gabriel et al. 2002, 104). Der technische Teil des Systems (z.B. Hard- und Software), der allein der formalen und inhaltlichen Verarbeitung dient, kann mit dem Begriff der „Informations- und Kommunikationstechnik“ (kurz: Informationstechnik) abgegrenzt werden (vgl. Gabriel et al. 2002, 104). Die Betrachtung in dieser Arbeit beschränkt sich auf solche technischen Hilfsmittel, die Informationen elektronisch verarbeiten und hauptsächlich auf diejenigen, deren Basis die Internettechnologie darstellt. Aufgrund zunehmender Konvergenz der wirtschaftlichen Bereiche Telekommunikation, Informationstechnik, Medien und Elektronik, kann der technische Teil des Systems zudem Übertragungstechniken wie Telekommunikationsnetze, TV-Kabel und Endgeräte aus diesen Bereichen (wie Fernseher, Telefone und Computer) umfassen (vgl. Clement 2001, 17-18).

Informationen dienen der zweckbezogenen Aufgabenerfüllung (s. Abschnitt 2.1.). Die Erfüllung der Aufgaben erfolgt durch ein Zusammenwirken von personellen und technischen Aufgabenträgern nach festgelegten Verhaltensweisen, welche in Form von organisatorischen Regeln vorgegeben sind (vgl. Wollnik 1986, 69). Informations- und Kommunikationssysteme bestehen so neben technischen auch aus personellen und organisatorischen Komponenten, deren Kombination ihre Struktur und die Effizienz bezüglich ihres Zieles, der betrieblichen Aufgabenerfüllung, beeinflusst (vgl. Picot/Reichwald/Wigand 2003, 204). Somit werden nachstehend Informations- und Kommunikationssysteme als Systeme verstanden, in denen organisatorische, menschliche, sowie technische Elemente (Teilsysteme) zusammenwirken, um eine optimale Bereitstellung von Information und Kommunikation zur Aufgabenerfüllung zu erreichen. Zur weiteren Charakterisierung eignet sich eine Abgrenzung unterschiedlicher Formen des Einsatzes von Informations- und Kommunikationssystemen in der Unternehmung.

2.3. Formen von Informations- und Kommunikationssystemen

2.3.1. Die Wertschöpfungskette nach Porter

Zur Kategorisierung der Einsatzformen betrieblicher Informations- und Kommunikationssystemen entlang der Aktivitäten innerhalb der Unternehmung, kann die Wertschöpfungskette (kurz: Wertkette) nach Porter herangezogen werden. Das Modell der Wertkette wurde von Porter entwickelt, um anhand der einzelnen Aktivitäten in der Unternehmung, deren jeweiligen strategischen Beitrag zur Erreichung eines Wettbewerbsvorteils zu identifizieren (vgl. Porter 2000, 69). Im Rahmen dieser Arbeit soll das Modell dazu dienen, einen strukturierten Überblick über die Einsatzformen von Informations- und Kommunikationssystemen in der Unternehmung zu ermöglichen.

Die Wertkette spiegelt den Wert wider, der von einer Unternehmung geschaffen wird, also den Betrag, welchen Kunden bereit sind, für die Leistung der Unternehmung zu zahlen (vgl. Haertsch 2000, 77). Die Aktivitäten aus denen sich die Wertkette zusammensetzt können in primäre und sekundäre Aktivitäten unterteilt werden (vgl. Porter 2000, 69). Die eigentliche Wertschöpfung stellen die primären Aktivitäten dar, die sich mit Eingangslogistik, Operationen, Ausgangslogistik, Marketing/Vertrieb und Kundendienst in fünf Kategorien gliedern lassen (vgl. Porter 2000, 70-71). Sekundäre Aktivitäten dienen zur Unterstützung der wertschöpfenden Tätigkeiten und können aufgegliedert werden in: Unternehmensinfrastruktur, Personal, Technologieentwicklung und Beschaffung (vgl. Porter 2000, 71-75). Zu beachten ist, dass die Wertkette der Unternehmung auch mit den vor- und nachgelagerten Wertschöpfungsketten ihrer Lieferanten, bzw. der Kunden Verknüpfungen aufweist, die ein Wertschöpfungssystem bilden (vgl. Zerdick et al. 2001, 31).

2.3.2. Einsatzformen von Informations- und Kommunikationssystemen entlang der Wertschöpfungskette

Je nachdem, welche Aktivitäten durch den Einsatz der Internettechnologie unterstützt werden, lassen sich unterschiedliche Formen von Informations- und Kommunikationssystemen abgrenzen. Da manche Systeme auch an mehreren Stellen des Wertschöpfungsprozess eingesetzt werden können, sind die Kategorien jedoch nicht überschneidungsfrei.

Die technologische Unterstützung und Vernetzung der Systeme erfolgt dabei primär durch die Internettechnologie. Innerhalb der Unternehmung wird diese Technologie zur effizienten Prozessgestaltung von einer geschlossenen Benutzergruppe in Form eines Intranets genutzt. Wird der Zugang zu diesem Netz auf kooperierende Partner außerhalb der Unternehmung ausgeweitet, spricht man von einem Extranet (vgl. Piller 2000, 12).

Innerhalb der primären Tätigkeiten können E-Logistics-Systeme an der Schnittstelle zu Lieferanten und Kunden abgegrenzt werden, welche die Ein- und Ausgangslogistik unterstützen (vgl. Koschate 2002, 127). Dies kann mittels Elektronischen Datenaustausches (Electronic Data Interchange – EDI) per Internet geschehen, der durch eine Standardisierung der übertragenen Inhalte eine weitgehend automatisierte Kommunikation zwischen Anwendungssystemen erlaubt (vgl. Piller 2001, 4-5). Beispiele können Systeme zur elektronischen Auftragsüberwachung, Preisabfragen oder Benachrichtigungen über Beschaffungsbedarfe sein (vgl. Kurbel/Szulim/Teuteberg 1999, 81). E-Production-Systeme entstehen durch Integration der Internettechnologie in den Prozess der Produktion von Gütern und Dienstleistungen (vgl. Koschate 2002, 128). Den bedeutendsten Anteil nehmen aktuell die Systeme des E-Commerce ein, die den elektronisch unterstützen Absatz von Gütern und Dienstleistungen an der Schnittstelle zu den Kunden im Bereich Marketing/Vertrieb darstellen (vgl. Koschate 2002, 127). Im Rahmen des Kundenservices können E-Service-Systeme für Online-Beratung und Support, z.B. zur Ferndiagnose von Software, auf der Webseite der Unternehmung bereitgestellt werden (vgl. Kurbel/Szulim/Teuteberg 1999, 84).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Einsatzformen von Informations- und Kommunikationssystemen entlang der Wertschöpfungskette (Quelle: in Anlehnung an Koschate 2001, 127; Porter 2000, 66)

Seltener werden Informations- und Kommunikationssysteme im Bereich der sekundären Aktivitäten eingesetzt (vgl. Kurbel/Szulim/Teuteberg 1999, 85). Eine zunehmende Verwendung finden allerdings E-Procurement-Systeme zur zwischenbetrieblichen Unterstützung von Beschaffungsprozessen (vgl. Koschate 2002, 129). Dazu werden elektronische Produktkataloge hauptsächlich zur Beschaffung indirekter Güter, d.h. solcher, die nicht direkt in die Produktion eingehen, eingesetzt (vgl. Nomikos 2002, 159). Innerhalb der betrieblichen Aktivität Personalwirtschaft können E-Learning-Systeme eingesetzt werden. Das können Weiterbildungsmaßnahmen über Intranet und Internet, wie z.B. Teleteaching sein (vgl. Kurbel/Szulim/Teuteberg 1999, 86). Außerdem kann die Personalbeschaffung E-Recruitung-Systeme zur digitalen Steuerung von der Stellenanforderung bis zur Einstellung nutzen (vgl. Jäger/Jäger 2001, 72). E-Engineering bezeichnet die elektronische Unterstützung der Aufgaben in Forschung und Entwicklung und erfolgt hauptsächlich über Intranets (vgl. Koschate 2002, 130). Um die Infrastruktur der Unternehmung zu steuern, können E-Organisationssysteme eingesetzt werden, die interne Koordination und externe Kooperation fördern. Darunter fallen auch so genannte Groupware-Systeme, durch die zeitlich oder räumlich verteilte Arbeit von Gruppen unterstützt wird (vgl. Voß/Gutenschwager 2001, 362). Außerdem können Wissensmanagementsysteme unter die Kategorie der E-Organisation gefasst werden, die zur Erschließung, Entwicklung und Speicherung des Wissens innerhalb der Organisation eingesetzt werden (vgl. Lehner 2001, 231).

Die hier dargestellten Formen, sowie die gewählte Definition basieren vor allem auf dem Einsatz der Internettechnologie. Diese Technologie hat erst seit ca. 1993 an Bedeutung gewonnen, als Netscape den ersten Browser auf den Markt brachte, der eine Nutzung für jedermann ermöglichte (vgl. Witt 2000, 3). Die Entwicklungen im Bereich der Informations- und Kommunikationssysteme, die hin zu einer Nutzung vernetzter Technologien führten, und die damit verbundene ökonomische Bedeutung wird im folgenden Abschnitt dargestellt.

2.4. Ökonomische Bedeutung von Informations- und Kommunikationssystemen

2.4.1. Information als Produktionsfaktor

In Zusammenhang mit der zunehmenden Beachtung des Begriffes Information in der Betriebswirtschaftslehre und der Bedeutung für eine zielgerichtete Aufgabenerfüllung (s. Abschnitt 2.1.) steht auch die Aufwertung von Information zum betrieblichen Produktionsfaktor (vgl. Pietsch/Martiny/Klotz 2004, 39). Die Systematik der betriebswirtschaftlichen Produktionsfaktoren von Gutenberg (1979), welche die Elementarfaktoren objektbezogene Arbeitsleistung, Betriebsmittel und Werkstoffe und die dispositiven Faktoren Betriebs- und Geschäftsleitung, Organisation und Planung umfasst, wurde von anderen Autoren um die Ressource Information erweitert (vgl. Krcmar 2005, 17).

Pietsch/Martiny/Klotz nennen verschiedene Gründe, die unter heutigen Wettbewerbsbedingungen für diese Zuordnung sprechen. Als Begründung wird z.B. der Umstand genannt, dass Informationen Basis aller Entscheidungen im Unternehmen sind. Durch ihre Verarbeitung entstehen Produktionskosten, sie besitzen eigene Qualitätsmerkmale wie Genauigkeit, Vollständigkeit, Verfügbarkeit, und Aktualität. Außerdem liefern sie einen entscheidenden Beitrag zur Koordination und Integration sämtlicher Geschäftsprozesse. Somit müssen Informationen - wie andere betriebliche Ressourcen wirtschaftlich gesteuert werden (vgl. Pietsch/Martiny/Klotz 2004, 39).

Mit zunehmendem Stellenwert der Information für die Unternehmung änderte sich im Laufe der Zeit auch die Bedeutung des Einsatzes von Informations- und Kommunikationssystemen. Auf diese zeitliche Entwicklung soll im nächsten Abschnitt eingegangen werden.

2.4.2. Bedeutungszuwachs von Informations- und Kommunikationssystemen

In weniger als 20 Jahren hat die Entwicklung im Bereich der Informationstechnologie große technische Fortschritte gemacht, was sich auch auf die Bedeutung des Einsatzes von Informations- und Kommunikationssystemen innerhalb der Unternehmung auswirkt. Zur Betrachtung der Entwicklung der Informationstechnologie und ihrer Bedeutung für Unternehmungen hat Moschella drei Zeitabschnitte der Einführung und Nutzung von Informationstechnologie von ca. 1964 bis heute abgegrenzt (vgl. Moschella 1997, VIII-IX; vgl. Willcocks/Lester 1999, 15). Die Einteilung erfolgt in die Abschnitte „System-centric“, „PC-centric“, und „Network-centric“ (s. Abb. 3), denen charakteristische Merkmale zugeordnet werden können (vgl. Pfeiffer 2003, 35).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3: Entwicklungsstufen und Merkmale des Einsatzes der Informationstechnologie

(Quelle: in Anlehnung an: Pfeiffer 2003, 39-41; Nagel 1990, 25-26; Moschella 1997, IX)

Der Abschnitt der Datenverarbeitung („System-centric“) beginnt mit der Markteinführung der modularen Großrechner der S/360 Serie von IBM, und wird von Moschella (1997, IX) dem Zeitraum von 1964 bis 1981 zugeordnet. Die Einführung des IBM PC 1981 kann als Beginn des PC-Zeitalters („PC-centric“) angesehen werden. Die Architekturen veränderten sich in diesen Zeitraum von Rechenzentren zu verteilten Client/Server-Architekturen (vgl. Willcocks/Lester 1999, 16-17), die es ermöglichen in einem Anwendungsprogramm (Client) Dienste eines anderen Anwendungsprogramms (Server) zu nutzen (vgl. Alpar et al. 2000, 315). Die allgemeine Verwendung von Computern und eine weltweite Integration von Kommunikationsinfrastrukturen charakterisieren den Zeitabschnitt der Netzwerke („Network-centric“) von 1995 bis heute (vgl. Willcocks/Lester 1999, 17). Lokale und übergreifende Netzwerke (z.B. das Internet), sowie interne vernetzte Anwendungen (z.B. das Intranet) stehen im Mittelpunkt der Betrachtung (vgl. Moschella 1997, 101-102). Des weiteren wird ein zukünftiges Zeitalter der Konvergenz der Technologien („Content-centric“) von ca. 2005 an abgegrenzt. Da hier nur die geschichtliche Entwicklung bis zum heutigen Zeitpunkt erläutert werden soll, wird auf diesen Zeitabschnitt nicht näher eingegangen.

Entlang der Entwicklungszeiträume können unterschiedliche Merkmale zur Abgrenzung betrachtet werden, wie z.B. die Anzahl der Nutzer, die Erwartungen an den Wertbeitrag, die technische Architektur und die Durchdringung mit Informationstechnologie in der Unternehmung.

Die Anzahl der Nutzer stieg in den betrachteten Zeitperioden von ca. 10 Mio. auf bis zu über 1 Mrd. Nutzer zum heutigen Zeitpunkt (vgl. Moschella 1997, IX). Besonders die Nutzung des Internets als Basistechnologie etabliert sich sowohl auf wirtschaftlicher, als auch auf gesellschaftlicher Ebene immer mehr und wird zu einem Alltagsmedium (vgl. Zerdick et al. 2001, 152-153). Die Durchdringung der Unternehmung mit Informationstechnologie, welche die Anzahl der Anwender und den Grad der unterstützten Geschäftsprozesse angibt, stieg von 25 % auf ca. 50 % im PC-Zeitalter und erreicht heute ca. 70 % innerhalb von Industrie-Unternehmungen. Im Bereich der Dienstleistung sogar ca. 98 % (vgl. Pfeiffer 2003, 38-39).

Im ersten Zeitabschnitt wurde die Informationstechnologie hauptsächlich zur elektronischen Datenverarbeitung und Geschäftsunterstützung genutzt, z.B. zur Automatisierung von Einzelfunktionen wie einer automatisierten Buchhaltung (vgl. Gadatsch/Mayer 2005, 34). Die Erwartungen an den Wertbeitrag lagen zu dieser Zeit hauptsächlich in Effizienzvorteilen. Mit Einführung des PCs erhöhten sich die Erwartungen auf die Steigerung der Produktivität und Effektivität einzelner Nutzer. Dies wird auch bedingt durch ein zunehmend steigendes Preis-Leistungsverhältnis, das sich durch „Moore´s Law“ ausdrückt. Dieses besagt, dass sich die Leistungsfähigkeit eines Rechners ca. alle 12-18 Monate verdoppelt, bei gleichzeitigen Kostensenkungen um 30-50 % (vgl. Krcmar 2005, 252). Strategische Vorteile des Informationseinsatzes wurden erstmals in den 80er Jahren, z.B. von Porter/Millar (1985) betrachtet. Diese weisen darauf hin, dass der Einsatz von Informationstechnologie in jeder Stufe der Wertschöpfungskette dazu geeignet ist, wertschöpfende Aktivitäten zu unterstützen (vgl. Porter/Millar 1985, S. 151-152). Mit Öffnung der Systeme auf die Unternehmensumwelt durch eine Vernetzung mit dem Außendienst, und später auch auf die Kunden, gewinnen strategische Marktziele, wie z.B. Erhöhung der Kundenbindung oder Reduzierung der Reaktionszeiten auf Anfragen, zunehmend an Bedeutung (vgl. Pietsch/Martiny/Klotz 2004, 59). Aus heutiger Sicht liegen die Erwartungen des Einsatzes hauptsächlich in strategischen Wettbewerbvorteilen und die Informationstechnologie ist fester Geschäftsbestandteil der Unternehmung geworden (vgl. Gadatsch 2005, 34). Bedingt durch ein gestiegenes Preis-Leistungsverhältnis der Informationstechnik, die Digitalisierung der Informationen, die Miniaturisierung der Prozessoren und die Standardisierung einzelner Systeme (z.B. eines PC-Betriebssystems) ist aktuell immer noch eine dynamische Entwicklung im Bereich der Informationstechnologien zu beobachten (vgl. Clement 2001, 13-16).

2.4.3. Potenziale des Einsatzes von Informations- und Kommunikationssystemen

Die gestiegene Bedeutung der Informationstechnologie lässt Potenziale für Unternehmungen durch den Einsatz von Informations- und Kommunikationssystemen entstehen. Besonders durch Vernetzung kann eine Steigerung von Produktivität und Leistung oder das Erschließen neuer Geschäftstätigkeiten erreicht werden (Clement 2001, 8).

Ein Potenzial des Einsatzes von modernen Informations- und Kommunikationssystemen liegt in der Möglichkeit einer orts- und zeitunabhängigen Verfügbarkeit der gewünschten Informationen, wie z.B. dem Zugriff auf Wissensdatenbanken und der Erreichbarkeit der Kommunikationspartner. Des Weiteren ist eine Interaktive Kommunikation möglich, die auch eine Individualisierung der Inhalte auf die jeweiligen Empfänger erlaubt. Zusätzliches Potenzial bietet die Tatsache, weitgehend medienbruchfrei kommunizieren zu können (vgl. Clement 2001, 20-21).

Das größte Potenzial liegt in einer Senkung der Transaktionskosten durch den Einsatz von Informations- und Kommunikationssystemen (vgl. Clement 2001, 21), was mit dem von Coase begründeten und von Williamson weiterentwickelten Ansatz der Transaktionskostentheorie erklärt werden kann (vgl. Schulteis 2000, 32). Untersuchungsgegenstand der Transaktionskostentheorie sind Transaktionen, die als Übertragung von Verfügungsrechten (Property Rights) innerhalb eines Leistungsaustausches definiert werden, und deren Kosten nicht während der Produktion, sondern in den Phasen der Anbahnung, Vereinbarung, Abwicklung, Kontrolle und Anpassung eines Leistungsaustausches entstehen (vgl. Picot/Reichwald/Wigand 2003, 49).

Mit Hilfe der Transaktionskostentheorie kann die optimale Organisationsform (Markt, Hierarchie, oder Zwischenform) bestimmt werden, welche bei gegebenen Produktionskosten- und Leistungen minimale Transaktionskosten aufweist. Dazu wird kein quantitativer Wert bestimmt, sondern eine tendenzielle Aussage zur Eignung der jeweiligen Organisationsform gemacht (vgl. Picot/Reichwald/Wigand 2003, 49-50). Hilfe bietet ein von Williamson aufgestellter Bezugsrahmen, der die Einflussgrößen der Transaktionskosten darstellt (vgl. Schulteis 2000, 34-37). Je nach Spezifität und Veränderlichkeit der zu erfüllenden betrieblichen Aufgaben bedarf es unterschiedlicher Organisationsstrukturen zur Lösung der auftretenden Informations- und Kommunikationsprobleme, die wiederum spezifische Anforderungen an das unterstützende Informations- und Kommunikationssystem stellen (vgl. Picot/Reichwald/Wigand 2003, 204). Bei dezentralisierten, spezialisierten Organisationseinheiten entstehen traditionell höhere Transaktionskosten als bei zentralen Einheiten. Williamson nennt als Beispiel die Unternehmung General Motors, die im Jahr 1926 aufgrund wachsender Koordinationsprobleme - und somit erhöhter Transaktionskosten - gezwungen war, einen Zulieferer aufzukaufen, da dieser seine Produktionsstätten nicht in die Nähe ihres Werkes verlegen wollte (vgl. Williamson 1981, 560-561). Mit Hilfe der heutigen, modernen Informations- und Kommunikationssysteme wäre es General Motors jedoch aufgrund geringerer Transaktionskosten möglich gewesen, statt einer Akquisition weiterhin eine Kooperationsbeziehung mit dem Zulieferer aufrecht zu erhalten (vgl. Weitzendorf 2000, 34). Bedingt durch die zunehmende Durchdringung der Unternehmungen mit Informations- und Kommunikationssystemen, ergeben sich somit „neue Potenziale für die Gestaltung der Aufgabenabwicklung, die letztlich zu einer Virtualisierung von Unternehmens- und Marktstrukturen führen können“ (Picot/Reichwald/Wigand 2003, 205).

Abschließend kann festgehalten werden, dass die Bedeutung von Informations- und Kommunikationssystemen besonders durch eine unternehmensinterne und -übergreifende Vernetzung durch die Internettechnologie an Relevanz für Unternehmungen gewonnen hat und sich durch den Einsatz Potenziale zur Senkung der Transaktionskosten und so zur Erhaltung und Erschließung von Wettbewerbsvorteilen ergeben.

2.4.4. Wert von Informations- und Kommunikationssystemen

Um die zuvor geschilderten Potenziale nutzen zu können, ist es für die Unternehmung notwendig, das System zu bewerten Dazu muss zuerst verstanden werden, was unter dem Begriff des „Wertes“ zu verstehen ist und aus welchen Komponenten er sich zusammensetzt (vgl. Walter/Spitta 2004, 172). Dabei muss die Unternehmung individuell betrachtet werden, da der Wert jeweils damit zusammenhängt, welchen Beitrag zur Zielerreichung die Investition oder der Einsatz des Informations- und Kommunikationssystems im einzelnen Fall hat. Die Ziele können sich je nach Branche oder Einsatzzweck unterscheiden.

Der Wert setzt sich sowohl aus positiven als auch aus negativen Zielbeiträgen zusammen. Der positive Zielbeitrag wird oft als Nutzen und der negative als Kosten bezeichnet. Dabei wird nicht die Investition selbst, sondern deren Eigenschaften und Auswirkungen betrachtet, die den Zielbeitrag liefern (vgl. Krcmar 2005, 395).

Die Kosten lassen sich in direkte und indirekte Kosten unterteilen (Pietsch 2003, 30). Bei der Kategorisierung der Kosten werden neben direkten Kosten für den technischen Teil des Informations- und Kommunikationssystems (z.B. für Hard- und Software, Installation und Betrieb) auch indirekte Kosten abgegrenzt. Das können Kosten für Schulung des Personals oder organisationale Kosten, wie z.B. für neue Gehaltsstrukturen sein, die jedoch problematischer zu quantifizieren sind (vgl. Hochstrasser/Griffith 1991, 185).

Der Nutzen lässt sich auf unterschiedliche Weise kategorisieren. Je nachdem, ob die Eigenschaften und Auswirkungen gemessen werden können, kann der Nutzen in quantifizierbaren und nicht quantifizierbaren Nutzen unterschieden werden, wobei der quantifizierbare Teil des Nutzens wiederum monetär bewertbar sein kann oder nicht (vgl. Pietsch 2003, 14).

Hinsichtlich des Einsatzgebietes des Informations- und Kommunikationssystems kann der Nutzen außerdem in die Kategorien Kostenersparnis, Produktivitätsverbesserung und strategische Wettbewerbsvorteile unterteilt werden, die sich aber nicht in allen Fällen eindeutig abgrenzen lassen. Kostenersparnisse entstehen vor allem bei substitutiven Anwendungen, bei denen die Grundstruktur des Arbeitsablaufes bestehen bleibt und nur menschliche Arbeitskraft oder Tätigkeiten durch den Einsatz ersetzt werden. Bei komplementären Anwendungen wird die Tätigkeit selbst nicht verändert, sondern nur das verwendete Mittel, wie z.B. durch ein Tabellenkalkulationsprogramm, wodurch Arbeitskraft gezielter eingesetzt werden kann, was zu höherer Produktivität und Effektivität führt. Strategische Wettbewerbsvorteile lassen sich durch innovative Anwendungen auf Basis der Unternehmensstrategie erzielen, welche grundlegende Veränderungen im Unternehmen bedingen. Dabei kann die Veränderung auch auf gesamte Branchen oder den Wettbewerb Auswirkungen haben (vgl. Nagel 1990, 24-25).

Die Bedeutung der Nutzenkategorie „strategische Wettbewerbsvorteile“ hat analog zu den Ausführungen in Abschnitt 2.4.2. bis heute immer mehr zugenommen. Der Einsatz der Internettechnologie ist für Unternehmungen heute sogar strategisch notwendig, wenn sie keine Wettbewerbsnachteile erzielen wollen (vgl. Haertsch 2000, 144). Die Unternehmungen stehen somit nicht vor der Frage, ob sie diese Technologie nutzen sollten, sondern auf welche Weise (vgl. Porter 2001, 65). Da Informations- und Kommunikationssysteme nach der hier verwendeten Definition neben dem technischen, auch einen organisationalen und personellen Teil enthalten, sind durch ihren Einsatz auch die Veränderungen auf diese Teilkomponenten zu betrachten.

2.5. Unternehmensinterne Veränderungen durch den Einsatz von Informations- und Kommunikationssystemen

2.5.1. Organisationale Auswirkungen

Zwischen der Organisation und dem Einsatz des Informations- und Kommunikationssystems kann es zu Wechselwirkungen kommen. Zum einen dienen die Potenziale der Informations- und Kommunikationssysteme als treibende Kraft für die Änderung von Organisationsstrukturen, andererseits ist eine Transformation der Strukturen als Grundlage für einen erfolgreichen Einsatz der Systeme zu betrachten (vgl. Weitzendorf 2000, 32). Dabei steht eine Orientierung an den Prozessen im Mittelpunkt (vgl. Müller/Thienen 2001, 186). Um die Potenziale der Informationstechnologie auszuschöpfen, sind andererseits grundlegende Veränderungen, z.B. in Aufbau- und Ablauforganisation, Marktauftritt, Produktangebot oder Kundenmanagement notwendig, die als Geschäftstransformation beschrieben werden können (vgl. Pietsch/Martiny/Klotz 2004, 61).

Venkatraman unterscheidet fünf Stufen der Geschäftstransformation durch eine konsequente Nutzung der Informationstechnologie: „localized exploitation“, „internal integration“, „business process redesign“, „business network redesign“ und „business scope redefinition“ (vgl. 1994, 74, s. Abb. 4). Die einzelnen Stufen beschreiben, in welchem Ausmaß sich die Unternehmung durch Veränderung ihrer Organisation die Potenziale der Informationstechnologien zunutze machen und potenzielle Wettbewerbsvorteile erreichen kann. Dabei können auch mehrere Stufen innerhalb einer Unternehmung parallel bestehen (vgl. Weiber/Gassler/Meyer 2002, 267).

In der ersten Phase (Localized Eploitation) wird die Informationstechnologie noch lokal genutzt, Computer-, Medien- und Kommunikationstechnik sind isoliert und der Einsatz hat keine grundlegenden Auswirkungen auf die Geschäftsabläufe (vgl. Pietsch/Martiny/Klotz 2004, 62). Diese Phase ist zum heutigen Zeitpunkt von den meisten Unternehmungen überschritten worden (vgl. Weiber/Gassler/Meyer 2002, 268).

Mit weiterer Entwicklung und Entdeckung des Effizienzpotenzials der Informationstechnologie werden die isolierten Anwendungen zusammengeschaltet, deren Prozesse optimiert und die Datenhaltung integriert (Internal Integration) (vgl. Pietsch/Martiny/Klotz 2004, 62). Von den meisten größeren Unternehmungen ist diese Phase zwar aktuell erreicht, bei vielen mittelständischen Unternehmungen jedoch bestehen immer noch Defizite (vgl. Pietsch/Martiny/Klotz 2004, 65).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 4: Fünf Stufen der Geschäftstransformation durch Nutzung der Informationstechnologie (Quelle: in Anlehnung an Venkatraman 1994, 74)

Innerhalb der Phase des Geschäftprozess-Redesign („Business Process Redesign“) sollten nicht nur isolierte Anwendungen, sondern gesamte Unternehmensprozesse in Aufbau- und Ablauforganisation restrukturiert werden, um optimale Effizienz und Effektivität mit deren Nutzung zu ereichen (vgl. Venkatraman 1994, 78-79) und somit Wettbewerbsvorteile am Markt umsetzten zu können. Die optimale Prozessgestaltung ist momentan von großer Bedeutung für die Unternehmungen, da das Wissen um die Prozesse notwendig ist, um flexibel auf Veränderungen reagieren zu können (vgl. Pietsch/Martiny/Klotz 2004, 62, 65). Dazu ist es angebracht nach einer Ist-Analyse der Abläufe ein Soll-Konzept zu erstellen, welches es ermöglicht, erkannte Potenziale zu nutzen (vgl. Müller/Thienen 2001, 186). Ansätze zur Prozessoptimierung werden auch unter den Begriffen der „kontinuierlichen Prozessverbesserung“ und des „Business Process Reengieering“ diskutiert (vgl. Kajüter 2002, 254-255).

In der darauf folgenden Entwicklungsstufe („Business Network Redesign“) liegt die Zielsetzung darin, die gesamte Wertschöpfungskette - mit Blick über die Grenzen der Unternehmung hinaus - auf vernetzte Kooperationspartner, wie Zulieferer oder Kunden, neu auszurichten (vgl. Pietsch/Martiny/Klotz 2004, 63). Beispiel dafür können Verknüpfungen durch E-Procurement- und E-Commerce-Systeme sein. Nach Porter (2000, 83) bieten gerade diese unternehmungsübergreifenden Prozesse Potenzial zur Erzielung von Wettbewerbsvorteilen. Jedoch gestaltet sich deren Optimierung wesentlich komplexer (vgl. Kajüter 2002, 262). Mit den Veränderungen innerhalb dieser Phase hat die Unternehmung eine Transformation von der industriestrukturierten zur informationszentrierten Unternehmung erreicht (vgl. Weiber/Gassler/Meyer 2002, 271).

Die Phase des „Business Scope Redesign“ geht über die Änderungen in Aufbau- und Ablauforganisation, sowie der Wertschöpfungskette hinaus, und kann bis zu einer kompletten Redefinition des Geschäftszweckes der Unternehmung führen (vgl. Pietsch/Martiny/Klotz 2004, 63). Dazu ist es nach Weiber/Gassler/Meyer (2002, 271) notwendig, kontinuierlich Anpassungsstrategien für zukünftige Entwicklungen der Absatzmärkte, und somit auch der eigenen Unternehmensstruktur zu entwickeln, was zu vollständig neuen Leistungsangeboten führen kann. Durch die gestiegene Umweltdynamik ist die Wandlungs- und Anpassungsfähigkeit der Unternehmung zunehmend wichtig, was den Aufbau eines Wissensmanagements als Voraussetzung für eine lernende Organisation notwendig macht.

Die letzten drei beschriebenen Phasen werden von Venkatraman als revolutionär bezeichnet, da sie mit grundlegenden Änderungen der Prozesse und aller an den Prozessen beteiligten Personen verbunden sind (vgl. Pietsch/Martiny/Klotz 2004, 64). Somit sind außerdem personelle Auswirkungen auf alle von den organisationalen Auswirkungen betroffenen Mitarbeiter zu berücksichtigen, auf die im folgenden Abschnitt eingegangen wird.

2.5.2. Personelle Auswirkungen

Personelle Auswirkungen sind hauptsächlich in den veränderten Anforderungen an Mitarbeiter und Management begründet (vgl. Weiber 2002, 172). Organisationale Änderungen können bei Mitarbeitern zu Widerständen führen und somit eine erfolgreiche Implementierung und Nutzung der Systeme verhindern (vgl. Weiber/Krämer 2002, 192). Mitarbeitermotivation und –qualifikation stellen wichtige Erfolgsfaktoren für das Gelingen eines Projektes zur Einführung eines Informations- und Kommunikationssystems dar (vgl. Heilmann 2003, 25). Aus verhaltenswissenschaftlicher Sicht setzt die erfolgreiche Implementierung ein „Kennen“, „Können“ und „Wollen“ der Mitarbeiter voraus. Zum einen muss den Mitarbeitern das Ziel des Einsatzes des Informations- und Kommunikationssystems bekannt sein („Kennen“), sie sollten das notwendige Know-How besitzen, um die Technik zu nutzen („Können“) und über die Motivation verfügen, die notwendigen Handlungen auszuführen („Wollen“) (vgl. Weiber/Krämer 2002, 204).

Aufbauend auf den fünf Stufen der Geschäftstransformation von Venkatraman zeigen Weiber/Gassler/Meyer Anforderungen an die Mitarbeiterqualifikation auf, die zusammen mit dem Ausmaß der Geschäftstransformation ansteigen (vgl. Weiber/Gassler/Meyer 2002, 267-271, s. Abb.5)

Während in der Entwicklungsstufe der lokalen Nutzung (Localized Eploitation) hauptsächlich Kompetenz in Bezug auf den Umgang mit eingesetzter Hard- und Software (Technik-Kompetenz) notwendig war, erweitern sich die Anforderungen in der Stufe der „Internal Integration“ auf den Umgang mit Interdependenzen zwischen einzelnen Prozessen (vgl. Weiber/Gassler/Meyer 2002, 268-269).

Die Phase des „Business Process Redesign“ erfordert neben technischen, auch organisatorisch-kaufmännische Kenntnisse und Fähigkeiten für eine optimierte Gestaltung der Prozesse (Prozesskompetenz), wie das Wissen über Betriebsabläufe innerhalb der Unternehmung. Neben diesen „hard skills“ werden mit zunehmender Transformation auch „soft skills“, wie Team- und Kommunikationsfähigkeit wichtig (vgl. Weiber/Gassler/Meyer 2002, 270).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 5: Qualifikationsanforderungen durch den Einsatz von Informationstechnologie

(Quelle: in Anlehnung an Weiber/Gassler/Krämer 2002, 267)

Zu den Kenntnissen über interne Abläufe und Prozesse, tritt in der Phase des „Business Network Design“ auch die Kompetenz zur Kooperation (Kooperationskompetenz) mit vernetzten Partnern in den Vordergrund (vgl. Pietsch/Martiny/Klotz 2004, 66), was bei den Führungskräften vor allem auch strategische Fähigkeiten erfordert.

Um die aktuellen Rahmenbedingungen für zukünftige Entwicklungen in der Phase der „Business Scope Redifinition“ zu setzten, wird von den Managern technologischer und menschlicher Netzwerke in einer dynamischen Umwelt außerdem ein hoher Grad an Psychosozialer Kompetenz gefordert (vgl. Weiber/Gassler/Meyer 2002, 271). Die Notwendigkeit von Managementfähigkeiten, sowie die Fähigkeit zu strategischem Denken im Umgang mit Informationstechnologie nimmt mit deren steigender strategischer Bedeutung zu. Diese Fähigkeit wird nicht nur auf der obersten Hierarchieebene, sondern auf allen Ebenen der Unternehmung gefordert (vgl. Weiber/Gassler/Meyer 2002, 273).

Vor dem Hintergrund der Bedeutung von Informations- und Kommunikationssystemen für die Unternehmung (s. Abschnitt 2.4.), sowie steigender Komplexität des Controllingobjektes durch unternehmensinterne Veränderungen (s. Abschnitt 2.5.) wird ein Management der Systeme für die Unternehmung zunehmend wichtiger. Erfolge, aber auch negative Auswirkungen durch Misserfolge bei der Implementierung von Informations- und Kommunikationssystemen fallen mehr ins Gewicht als vor einigen Jahren.

3. Ziele, Ansätze und Anforderungen im Kontext des Controlling von Informations- und Kommunikationssystemen

3.1. Grundlagen des Controlling

3.1.1. Controlling und Controllingkonzeptionen

Seit den 60er Jahren wurde Controlling - beeinflusst durch zunehmende Komplexität und Dynamik der Unternehmensumwelt - auch in der Praxis deutscher Unternehmungen berücksichtigt (s. Richter 1987, 23-29), nachdem die Ursprünge in den USA weiter zurückliegen (s. Horváth 2003, 23-25). Trotz der zunehmenden Verbreitung in Theorie und Praxis hat sich seitdem jedoch keine einheitliche Definition bzw. Konzeption des Controlling herausgebildet. Um sich einen Überblick über die unterschiedlichen Konzeptionen zu verschaffen, bedarf es einer Systematisierung wie sie z.B. Pietsch/Scherm (2004a, 11) vornehmen. Sie unterteilen die Ansätze in „klassische“, die bereits seit 25 Jahren diskutiert werden, und „neue“ Konzeptionen (s. Abb. 6). Die klassischen Konzeptionen lassen sich in rechnungsorientierte, informationsorientierte und koordinationsorientierte Konzepte unterscheiden. Eine aktuelle Diskussion um Controllingkonzeptionen entstand vor allem durch die neuen rationalitätssicherungs- und reflexionsorientierten Konzeptionen von Weber/Schäffer (1999) und Pietsch/Scherm (2004b).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 6: Controllingkonzeptionen im Überblick (Quelle: in Anlehnung an Pietsch/Scherm 2004a, 11)

Die rechnungswesenorientierte Konzeption richtet sich nach dem Informationsziel, zur quantitativen Planung, Kontrolle und Steuerung der Unternehmung, mit einer Ausrichtung an den monetären Größen des internen und externen Rechnungswesens (s. Eschenbach/Niedermayr 1995, 56f). Das Informationsziel wird ebenfalls von der informationsorientierten Konzeption verfolgt, was aber inhaltlich durch das komplette Zielsystem der Unternehmung konkretisiert wird, um eine adäquate Entscheidungsvorbereitung zu gewährleisten (s. Reichmann 2001, 10f). Die koordinationsorientierten Konzeptionen stellen die Koordination der Führungsteilsysteme in den Vordergrund. Horváth sieht das Controlling als Führungsteilsystem, welches Planung, Kontrolle und Informationsversorgung ergebniszielorientiert koordiniert (vgl. Horváth 2003, 151). Küpper erweitert die Koordination auf das gesamte Führungssystem, welches neben Planungs-, Kontroll-, und Informationssystem aus der Organisation und dem Personalführungssystem besteht (vgl. Küpper 2001, 15).

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Ende der Leseprobe aus 85 Seiten

Details

Titel
Informations- und Kommunikationssysteme als Objekt des Controlling: Ziele, Ansätze und Probleme
Hochschule
Universität Siegen  (Medienwirtschaft)
Note
1,7
Autor
Jahr
2005
Seiten
85
Katalognummer
V47754
ISBN (eBook)
9783638446310
Dateigröße
830 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Informations-, Kommunikationssysteme, Objekt, Controlling, Ziele, Ansätze, Probleme
Arbeit zitieren
Sandra Rose (Autor:in), 2005, Informations- und Kommunikationssysteme als Objekt des Controlling: Ziele, Ansätze und Probleme, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/47754

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