Psychologie ist die empirische Wissenschaft des Erlebens und Verhaltens von Individuen. Sie hat das Ziel, Erleben und Verhalten zu beschreiben, zu erklären, vorherzusagen und du kontrollieren. Sozialpsychologie ist die empirische Wissenschaft des Einflusses der tatsächlichen oder angenommenen Anwesenheit Anderer auf das Erleben und Verhalten von Individuen. Diese Definition enthält damit die Merkmale des Individuums, der Beeinflussung dieser durch situative Determinanten (=Faktoren) und die Erklärung dessen durch Prozesse der Interpretation.
Prozesse der Interpretation folgen der Annahme, dass dem gleichen Reiz unterschiedliche Bedeutung zugeschrieben werden kann. Die Interpretation ist also nötig, da viele Reize mehrdeutig sind. Die Interpretation hängt auch immer vom sozialen Kontext ab. Die Sozialpsychologie ist eine sogenannte Grundlagenforschung mit dem Ziel der Erklärung menschlichen Verhaltens zur Befriedigung intellektueller Neugierde. Das Gegenteil von Grundlagenforschung ist die angewandte Forschung, die zur Aufgabe hat Lösungen für bestimmte soziale Probleme zu finden.
Die Sozialpsychologie arbeitet empirisch-experimentell, das heißt, dass Erklärungen über menschliches Erleben/Verhalten anhand von Beobachtungen in Experimenten (inferenzstatistisch=durch Stichproben können Wahrscheinlichkeiten angenommen werden) überprüft werden. (Nur) Experimente erlauben nämlich Aussagen über die Ursache-Wirkungsbeziehungen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Allgemeines
- 1.2. Soziale Erwünschtheit
- 3. Persuasion
- 3.4. Konformität
- 4.5. Konversion
- 6. Attribution
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieses Textfragment behandelt grundlegende sozialpsychologische Konzepte und Forschungsmethoden. Es beleuchtet die Prozesse der sozialen Wahrnehmung, Meinungsbildung und des sozialen Einflusses. Der Fokus liegt auf der empirischen Überprüfung sozialpsychologischer Theorien anhand von Experimenten.
- Soziale Erwünschtheit und Messmethoden
- Persuasionsprozesse und Zwei-Prozess-Modelle
- Konformität und Mehrheitseinfluss
- Konversion und Minderheiteneinfluss
- Attributionstheorien und Ursachenzuschreibung
Zusammenfassung der Kapitel
1. Allgemeines: Dieses Kapitel führt in das Feld der Sozialpsychologie ein und definiert sie als die empirische Wissenschaft des Einflusses der tatsächlichen oder angenommenen Anwesenheit anderer auf das Erleben und Verhalten von Individuen. Es betont die Rolle der Interpretation mehrdeutiger Reize im sozialen Kontext und unterscheidet zwischen Grundlagen- und angewandter Forschung. Der Forschungsprozess wird in fünf Schritte gegliedert: Formulierung der Forschungsfrage und Hypothese, experimentelles Design, Operationalisierung der Variablen, Datenerhebung und inferenzstatistische Auswertung. Der Fokus liegt auf der empirisch-experimentellen Methode zur Überprüfung von Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen.
1.2. Soziale Erwünschtheit: Dieses Kapitel befasst sich mit dem Problem der sozialen Erwünschtheit in sozialpsychologischen Untersuchungen, der Tendenz, gesellschaftlich akzeptierte Antworten zu geben. Es werden verschiedene Methoden zur Bewältigung dieses Problems vorgestellt, wie z.B. Lügenskalen, die Verschleierung der Studienziele und die indirekte Messung von Einstellungen durch Verhaltensbeobachtung (z.B. Sitzdistanz, Reaktionszeit). Als Beispiel wird das affektive Priming Verfahren erläutert, welches die implizite Bewertung von Stimuli durch Reaktionszeiten misst. Die Notwendigkeit der Aufklärung der Probanden und die Einholung des Einverständnisses zur Datennutzung wird betont.
3. Persuasion: Das Kapitel definiert Persuasion als Kommunikation, die eine bestimmte Einstellung gegenüber einem Einstellungsobjekt vertritt und Meinungsänderungen beim Empfänger bewirken soll. Es beschreibt Einstellungen als hypothetische Konstrukte, die sich in affektiven, kognitiven und behavioralen Komponenten ausdrücken. Es werden direkte und indirekte Messmethoden vorgestellt, und die Entstehung von Einstellungen durch evaluative Konditionierung wird erläutert. Ein Großteil des Kapitels widmet sich der Persuasionsforschung, beginnend mit dem Experiment von Hovland et al. zur einseitigen vs. zweiseitigen Argumentation und dem Yale-Ansatz von Lasswell. Die Kapitel diskutiert den Sleeper-Effekt und die Zwei-Prozess-Modelle der Persuasion (Petty & Cacioppo, Chaiken) im Vergleich zum Unimodel (Kruglanski & Thompson), wobei der Einfluss von Motivation, Fähigkeit und Argumentstärke auf die Persuasion betont wird.
3.4. Konformität: Dieses Kapitel behandelt das Phänomen der Konformität, die Übereinstimmung individueller Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen mit der Gruppennorm. Es geht auf die Entstehung von Normen ein (Sherif) und beschreibt das klassische Konformitätsexperiment von Asch, das den Einfluss der Gruppengröße und der Einheitlichkeit auf die Konformität zeigt. Es werden die Motive für Konformität (Bedürfnis nach Mastery und Connectedness) sowie die Funktionen von Normen in sozialen Gruppen diskutiert. Des Weiteren werden verschiedene Normen (Konsistenznorm und Reziprozitätsnorm) und Techniken zur Beeinflussung von Verhalten (Foot-in-the-door, Door-in-the-face) vorgestellt. Strategien zur Abwehr von Normen werden ebenfalls angesprochen.
4.5. Konversion: Dieses Kapitel kritisiert die einseitige Fokussierung der frühen Konformitätsforschung auf den Mehrheitseinfluss und führt das Konzept der Gruppenpolarisierung ein. Es erklärt die Gruppenpolarisierung durch persuasive Prinzipien (periphere und zentrale Verarbeitung). Der Hauptteil des Kapitels befasst sich mit Moscovicis Konversionstheorie, die den Einfluss von Minderheiten auf die Mehrheit beschreibt. Es wird der Unterschied zwischen Compliance (öffentliche Anpassung ohne private Akzeptanz) und Konversion (private Akzeptanz ohne öffentliche Anpassung) hervorgehoben. Die Bedeutung von Konsistenz in der Minderheitenmeinung und die Bedingungen für eine erfolgreiche Konversion werden diskutiert.
6. Attribution: Das Kapitel behandelt das Thema Attribution, die Ursachenzuschreibung für Ereignisse und Verhalten. Es differenziert zwischen internalen und externalen Attributionen und erklärt deren Funktion, das Geschehen in der Welt verstehbar und kontrollierbar zu machen. Am Beispiel des Lachens über einen Humoristen wird der Prozess der Attribution anhand von Konsensus, Distinktheit und Konsistenz illustriert.
Schlüsselwörter
Sozialpsychologie, empirische Forschung, experimentelle Methode, soziale Erwünschtheit, Persuasion, Einstellungen, Konformität, Normen, Konversion, Minderheiteneinfluss, Attribution, Ursachenzuschreibung.
Häufig gestellte Fragen zum sozialpsychologischen Text
Was ist der Gegenstand dieses Textes?
Der Text bietet eine umfassende Übersicht über grundlegende sozialpsychologische Konzepte und Forschungsmethoden. Er behandelt Themen wie soziale Wahrnehmung, Meinungsbildung, sozialen Einfluss und Attribution.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die zentralen Themen sind soziale Erwünschtheit und deren Messung, Persuasionsprozesse und Zwei-Prozess-Modelle, Konformität und Mehrheitseinfluss, Konversion und Minderheiteneinfluss sowie Attributionstheorien und Ursachenzuschreibung. Der Text betont die empirische Überprüfung sozialpsychologischer Theorien anhand von Experimenten.
Welche Kapitel gibt es und worum geht es in ihnen?
Kapitel 1 (Allgemeines): Einführung in die Sozialpsychologie, Definition, Forschungsmethoden (empirisch-experimentelle Methode).
Kapitel 1.2 (Soziale Erwünschtheit): Problem der sozialen Erwünschtheit, Messmethoden zur Bewältigung (Lügenskalen, indirekte Messung, affektives Priming).
Kapitel 3 (Persuasion): Definition, Einstellungen, Messmethoden, Persuasionsforschung (Hovland et al., Yale-Ansatz, Sleeper-Effekt, Zwei-Prozess-Modelle, Unimodel).
Kapitel 3.4 (Konformität): Konformität, Normenentstehung (Sherif), Asch-Experiment, Motive für Konformität, Normen und Techniken der Beeinflussung.
Kapitel 4.5 (Konversion): Kritik an der Fokussierung auf Mehrheitseinfluss, Gruppenpolarisierung, Moscovicis Konversionstheorie, Compliance vs. Konversion.
Kapitel 6 (Attribution): Attribution, interne und externe Attributionen, Beispiel des Lachens über einen Humoristen.
Welche Methoden der Sozialpsychologie werden beschrieben?
Der Text beschreibt vor allem die empirisch-experimentelle Methode zur Überprüfung von Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen. Zusätzlich werden verschiedene Methoden zur Messung von Einstellungen (direkt und indirekt) und zur Bewältigung des Problems der sozialen Erwünschtheit (Lügenskalen, indirekte Messung, affektives Priming) vorgestellt.
Welche Schlüsselbegriffe werden im Text behandelt?
Wichtige Schlüsselbegriffe sind Sozialpsychologie, empirische Forschung, experimentelle Methode, soziale Erwünschtheit, Persuasion, Einstellungen, Konformität, Normen, Konversion, Minderheiteneinfluss und Attribution.
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Der Text eignet sich für Studierende der Sozialpsychologie oder für alle, die sich einen Überblick über grundlegende sozialpsychologische Konzepte und Forschungsmethoden verschaffen möchten. Die Informationen sind für akademische Zwecke gedacht.
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Der Text ist übersichtlich strukturiert und enthält ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte, Kapitelzusammenfassungen und Schlüsselwörter. Dies ermöglicht ein schnelles und effizientes Verständnis der behandelten Inhalte.
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- Nana Schwind (Author), 2018, Modulzusammenfassung Sozialpsychologie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/478236