"Unangreifbare" Produktion? Probleme der V2-Fertigung in Dora-Mittelbau


Hausarbeit, 2005

15 Seiten, Note: 2,0 (gut)


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Produktion der V2 Rakete in der Zeit vor Mittelbau Dora

3. Beginn der Produktion im Mittelwerk – Beginn der Probleme

4. Probleme im Jahr
4.1. Probleme in den ersten Jahresmonaten
4.2. Der Produktionseinbruch im Sommer 1944
4.3. Probleme ab Herbst 1944

5. Das Ende der V2 Produktion in Mittelbau Dora

6. Sabotage

7. Fazit

8. Quellen und Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die vorliegende Hausarbeit beschäftigt sich mit dem Thema der problematischen Produktion der V2 Raketen im unterirdischen Tunnelsystem des Kohnsteins in der Nähe der thüringischen Stadt Nordhausen.

Die V2 wurde in der Zeit des Nationalsozialismus als Wunderwaffe angesehen. Allerdings entstand der Name Vergeltungswaffe 2 erst im Herbst 1944, nachdem sich die Vergeltungswaffe 1 als wirkungslos herausstellte. Bis zum Herbst 1944 hieß die V2 Aggregat 4 (A4). Sie war eine 14 Meter lange Rakete, ihr größter Durchmesser betrug ca. 1,60 Meter. Das Gewicht des Aggregates 4 betrug 13,2 Tonnen, wovon aber fast 5 Tonnen Gewicht für den Treibstoff verbraucht wurden.

Gegliedert war die V2 in fünf Teile: Diese waren: Spitze, Geräteraum, Mittelteil, Antriebsblock und Heck. In der Spitze war der Sprengstoff untergebracht und im Geräteraum alle nötigen Elemente die die Rakete zum fliegen benötigte. Der größte Abschnitt der Rakete war der Mittelteil. Hier waren die Treibstofftanks der Rakete und weitere Tanks mit chemischen Stoffen angelegt. Der Antriebsblock war, wie der Name schon sagt, eines der wichtigsten Teile einer V2 Rakete. Hier war unter anderem der Zünder der Rakete untergebracht. Die vier großen Flossen befanden sich im Heck. Des Weiteren war hier der Antriebsring mit den 4 Trimm Motoren installiert.[1]

In der Forschung wurde das Thema der „Probleme während der Herstellung der V2 Rakete“ bis heute so gut wie nicht thematisiert. Es sind zwar in einigen Monographien Kapitel über die Produktion der V2 Rakete im Allgemeinen zu finden, aber für das Thema welche Probleme es bei dieser Produktion gab, ist so gut wie keine Literatur vorhanden.

Die Probleme während der Produktion werde ich deshalb in meiner Hausarbeit näher beleuchten. Beginnen möchte ich meine Ausführungen mit der Entwicklung und Produktion der V2 in der Zeit vor Mittelbau-Dora. Danach folgt eine Abhandlung über die Probleme, welche sich ergaben als die ersten Arbeiter im Mittelwerk eintrafen. Darauf folgt ein Kapitel welches die Probleme der Produktion im Jahr 1944 näher untersucht. Der folgende Abschnitt beschäftigt sich dann mit dem Ende der V2 Produktion im Mittelwerk. Abschließend werde ich mich noch mit dem Thema Sabotage beschäftigen .

2. Die Produktion der V2 Rakete in der Zeit vor Mittelbau Dora

Bevor die Produktion der V2 Aggregate in die unterirdischen Tunnel von Mittelbau Dora verlagert wurde, ist die „Wunderwaffe“ im Kampf gegen die Feinde in Peenemünde auf der Insel Usedom entwickelt worden. Hier wurden seit dem Jahr 1936 verschiedene Raketentypen, wie die A2, A3 oder die A5 erforscht und entwickelt. Hauptaugenmerk lag aber schon damals auf der Entwicklung und Erprobung des Aggregates 4, welche später als Wunderwaffe V2 berühmt werden sollte.[2]

In Peenemünde erfolgte am 3. Oktober 1942 der erste gelungene Start einer V2 Rakete. Am Anfang produzierte man die V2 Rakete nur in Peenemünde produziert. Schnell wurden jedoch zusätzliche Standorte zur Produktion herangezogen. Hierzu zählten die Zeppelin Werke in Friedrichshafen und die Rax Werke in der Wiener Neustadt. Ende August 1943 sollte die massenhafte Produktion der V2 Rakete auf Peenemünde beginnen. Dazu kam es allerdings nicht, weil Peenemünde bei einem britischen Luftangriff in der Nacht vom 17. auf den 18. August 1943 schwer getroffen wurde.[3]

Bereits einen Tag nach dem Luftangriff auf Peenemünde traf Reichsrüstungsminister Albert Speer in der Wolfsschanze ein, um Adolf Hitler über den Angriff und die entstandenen Schäden zu berichten. In mehreren Sitzungen erörterte Hitler mit Reichsrüstungsminister Albert Speer, dem Reichsführer des SS Heinrich Himmler sowie dem Leiter des technischen Amtes im Rüstungsministerium Karl Otto Saur, wie man die Produktion der V2 sichern kann. Hierbei kamen die Herren zu dem Entschluss die Produktion von Peenemünde in die unterirdische Anlage des Mittelwerkes bei Nordhausen zu verlegen. Bereits eine Woche nach den Gesprächen im Führerhauptquartier trafen die ersten Häftlinge aus Buchenwald im Mittelwerk ein.[4]

3. Beginn der Produktion im Mittelwerk – Beginn der Probleme

Die Geschichte des Mittelwerkes begann nicht erst mit der Produktion der V2 im Jahr 1943, sondern schon im Jahr 1936. In diesem Jahr wurde durch die Außenstelle Niedersachswerfen damit begonnen, im Kohnstein ein großes unterirdisches Tanklager für die Luftwaffe zu errichten. Der erste Bauabschnitt wurde bereits 1937 fertig gestellt.[5] Als allerdings am 28. August 1943 der erste Transport mit Häftlingen aus Buchenwald in Mittelbau Dora eintraf, waren die Stollen noch nicht komplett ausgebaut. Der A-Stollen war auf der Südseite noch nicht fertig gestellt; einige Querstollen mussten erst noch hergestellt werden. Daher war die Aufgabe der ankommenden Häftlinge nicht etwa die Produktion der V2 vorzubereiten oder gar voranzutreiben, sondern vielmehr mussten erst die noch fehlenden Stollen errichtet werden.[6]

Aber auch bereits fertig gestellten Kammern des Stollensystems waren noch nicht für die Raketenproduktion geeignet. Bevor man die Maschinen, die für die Produktion benötigt wurden in den Stollen platzieren konnte, mussten zuerst die Kammern mit Beton planiert werden. Einige Kammern des Stollensystems waren nicht tief genug, um eine V2 Rakete aufstellen zu können. Deswegen musste die Kammer 41 vertieft werden bis sie eine Firsthöhe von 16 Metern erreichte. Des Weiteren mussten auch noch Gleise in den Fahrstollen A und B verlegt werden.[7]

Ein weiteres Problem, welches es zu lösen galt, war die Unterbringung der SS-Wachmannschaften und der KZ-Häftlinge. Die Planungen sahen hierfür die Errichtung eines Barackenlagers für die SS-Wachmannschaften sowie eines Häftlingslagers an der Südseite des Kohnsteines vor . Allerdings wurden nur die Bauarbeiten für die Barackenlager der SS Wachmannschaften ernsthaft vorangetrieben. Zu Beginn der Verlagerung wurden die ersten Häftlinge am Eingang des Fahrstollen B in provisorischen Zelten untergebracht. Als jedoch immer mehr Häftlinge aus Buchenwald nach Mittelbau Dora kamen, wurden die Häftlinge verlegt. Die Kammer 39 wurde zu ihrer neuen Unterkunft. Hier wurde zwar Stroh ausgelegt, aber trotzdem mussten viele Häftlinge auf dem harten, kalten Felsboden schlafen. Außerdem fehlten in jener Kammer sanitäre Einrichtungen. Nachdem die Häftlinge in die Kammer 39 verlegt wurden, begann man damit die Kammern 43 bis 46 zu „Schlafstollen“[8] auszubauen. Der Ausbau der Kammern war für die Häftlinge eine kleine Verbesserung, weil man in den einzelnen Kammern Holzpritschen aufstellte, welche die Kammern vom Anfang bis zum Ende durchzogen. Im Oktober 1943 wurden diese Schlafstollen fertig gestellt. Die Baracken, welche sich oberirdisch befanden, wurden erst im Sommer des Jahres 1944 fertig gestellt. Als die Häftlinge 1944 in die oberirdischen Stollen umzogen, befanden sich bereits über 10.000 Gefangene im Lager.[9]

Ende des Jahres 1943 lief die Produktion der V2 Raketen langsam an. Am 31. Dezember wurden die ersten Raketen symbolisch auf Waggons verladen. Diese wenigen Raketen funktionierten allerdings nicht, weil sie enorme Mängel aufwiesen.[10]

Durch den Beginn der Produktion im Mittelwerk wurden nun veränderte Anforderungen an die Arbeiter gestellt. Bislang brauchte man die Arbeiter hauptsächlich für die körperlich schwere Arbeit um die Stollenanlagen so zu verändern, dass sie für die Produktion geeignet waren. Nachdem die Produktion angelaufen war, benötigte man jedoch Menschen mit Feinfühligkeit und einem Verständnis für die Technik. Da aber nur sehr wenige hochqualifizierte Häftlinge oder Arbeiter, die aus Peenemünde kamen, zur Verfügung standen mussten viele Häftlinge erst ausgebildet werden, was auch einen gewissen Zeitraum in Anspruch nahm.[11] Des Weiteren konnte man es sich jetzt nicht mehr leisten, die Häftlinge sich selbst zu überlassen. Sie mussten ausreichend ernähret werden damit sie ihre Arbeit gut verrichten konnten. Einen neuen Häftling in seiner Position anzulernen, hätte noch wesentlich mehr Zeit in Anspruch genommen.

Dies erkannte auch Albert Speer: „Anfangs beschwerten sich die Fabrikdirektoren, das die Häftlinge in einem geschwächten Zustand ankämen und nach einigen Monaten erschöpft in die Standlager zurück gesandt werden müssten. Da ihre Anlernzeit allein schon einige Wochen betrug, Lehrkräfte jedoch knapp waren, konnten wir uns es nicht leisten, die Ausbildung nach einigen Monaten zu wiederholen. Auf unsere Beschwerde hin wurden von der SS die sanitären Bedingungen sowie die Verpflegung erheblich verbessert. Ich sah bald bei meinen Rundgängen durch die Rüstungsfabriken unter den Häftlingen zufriedene Gesichter und besser ernährte Menschen.“[12]

Zu Beginn des Jahre 1944 lief die Produktion der V2 Raketen im Mittelwerk an. Im September 1943 veranschlagte Albin Sawatzki (verantwortlich für die Planung im Mittelwerk) 1.800 V2 Raketen pro Monat zu fertigen. Dafür hatte er einen Bedarf von 16.000 Arbeitskräften berechnet.[13] Diese Zahlen waren illusorisch und ließen sich aus zwei konkreten Punkten niemals realisieren.

[...]


[1] Vgl. Bornemann, Manfred: Geheimprojekt Mittelbau. Vom zentralen Öllager des Deutschen Reiches zur

größten Raketenfabrik im Zweiten Weltkrieg. Bonn 1994. S. 103 ff.

[2] vgl. Sellier, André: Zwangsarbeit im Raketentunnel. Geschichte des Lagers Dora. Lüneburg 2000. S. 33.

[3] vgl. ebd. S. 37.

[4] vgl. Bornemann, Manfred: a.a.O. S. 44 f.

[5] vgl. Neander, Joachim: „Hat Europa kein annäherndes Beispiel“. Mittelbau-Dora – ein KZ für Hitlers Krieg.

Berlin 2000. S. 45.

[6] vgl. Neufeld, Michael J.: Die Rakete und das Reich. Wernher von Braun, Peenemünde und der Beginn des

Raketenzeitalters. Berlin 1997. S. 244.

[7] vgl. Wagner, Jens-Christian: Produktion des Todes. Das KZ Mittelbau-Dora. Göttingen 2001. S. 185.

[8] ebd. S. 187.

[9] ebd. S. 187.

[10] vgl. Sellier, André: a.a.O. S. 88.

[11] vgl. Wagner, Jens-Christian: a.a.O. S. 192.

[12] Speer, Albert: Erinnerungen. Frankfurt/Main, Berlin 1969. S. 380 f.

[13] Neander, Joachim: Das Konzentrationslager „Mittelbau“ in der Endphase der nationalsozialistischen Diktatur.

Clausthal-Zellerfeld 1999. S. 197.

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
"Unangreifbare" Produktion? Probleme der V2-Fertigung in Dora-Mittelbau
Hochschule
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Note
2,0 (gut)
Autor
Jahr
2005
Seiten
15
Katalognummer
V47949
ISBN (eBook)
9783638447799
Dateigröße
513 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Unangreifbare, Produktion, Probleme, V2-Fertigung, Dora-Mittelbau
Arbeit zitieren
Thomas Klose (Autor:in), 2005, "Unangreifbare" Produktion? Probleme der V2-Fertigung in Dora-Mittelbau, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/47949

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