RFID als erfolgsversprechendes Instrument einer Marktforschung


Diplomarbeit, 2005

49 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungs- und Tabellenverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Problemhintergrund und Ziel der Arbeit
1.2 Vorgehensweise

2 Theoretische Grundlagen
2.1 Begriffsabgrenzungen
2.1.1. Definition RFID
2.1.2. Definition Marktforschung
2.2 Technische Erläuterungen
2.2.1. Funktionsweise
2.2.2. Unterschiede zum Barcode

3 Einsatzfelder von RFID
3.1 Logistik
3.2 Handel
3.3 Sicherheitswesen

4 RFID in der Marktforschung
4.1 Ziele
4.2 Funktionen
4.2.1. Sortimentsforschung
4.2.2. Instore Kundenverhaltensforschung
4.2.3. Käuferstrukturforschung
4.2.4. Die Kundenkarte in Verbindung mit RFID
4.3 Datenerhebung
4.4 Datenaufbereitung

5 Praxisbeispiele
5.1 Benetton
5.2 Metro-Group
5.3 ACNielsen

6 Rahmenbedingungen
6.1 Datenschutz
6.2 Wirtschaftlichkeit

7 Fazit

Literatur

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungs- und Tabellenverzeichnis

Abbildung 1: RFID-Komponenten,
abgebildet auf S. 5, im Text beschrieben auf S. 4-5,
Quelle: www.newmediaresearch.de

Abbildung 2: RFID im deutschen Handel
abgebildet auf S. 13, im Text beschrieben auf S. 13,
Quelle: Hackmann, J. (2005), S. 30

Abbildung 3: Kosten für RFID-Chips und Lesegeräte
abgebildet auf S. 35, im Text beschrieben auf S. 35,
Quelle: www.mckinsey.de

Tabelle 1: Barcode vs. RFID
abgebildet auf S. 8, im Text beschrieben auf S. 7-8,
Quelle: Bald, C. (2004), S. 95

1 Einleitung

1.1 Problemhintergrund und Ziel der Arbeit

Laut einer Einschätzung der Metro Group wird er die Warenwelt revolutionieren – der RFID-Chip.[1] RFID steht für R adio F requency Id entification. Die RFID-Technik soll Objekte jeder Art kontakt- und berührungslos identifizieren. Durch Radiowellen ermöglicht sie eine schnelle und automatische Erfassung von Daten.[2] RFID wird als Nachfolger für den Barcode angesehen. In naher Zukunft wird der RFID-Chip überall dort auftauchen, wo heute der Barcode eingesetzt wird(z. B. im Supermarkt). Allerdings ist die RFID-Technologie nicht neu, sondern bis jetzt einfach nur zu teuer (je nach Bestellmenge, momentan um die 20 – 30 Cent[3] ; Preis weiter fallend), um den Einsatz auszuweiten. In einigen alltäglichen Bereichen wird RFID schon seit Jahren eingesetzt:

- Wegfahrsperren und Fahrzeugsicherungssysteme
- Tierhaltung / Kennzeichnung
- Zugangskontrollsysteme
- Zeiterfassung im Sport
- virtuelle Lagerhaltung[4]

Schwerpunktmäßig soll die RFID-Technik in den nächsten Jahren im Einzelhandel, in der Gesundheits- und Pharmaindustrie eingesetzt werden. Dies ergab eine Umfrage unter 100 Managern der amerikanischen Verpackungsindustrie.[5] Weiterhin sagen die Verpackungsspezialisten Vorteile für Verbraucher, Handel sowie für die Hersteller voraus. Eine bessere Produktverfügbarkeit und Preissenkungen wurden als Vorteile für den Verbraucher genannt. Der Handel soll durch eine bessere Umschlagshäufigkeit und durch Senkung der Kosten für die Logistik profitieren. Für den Hersteller sahen die meisten Befragten zukünftig bessere Möglichkeiten, Daten für die Marktforschung zu erhalten.[6] Inwieweit die Marktforschung vom Einsatz der RFID-Technik wirklich profitieren kann und ob es überhaupt ein geeignetes Instrument für die Marktforschung ist, das möchte ich in dieser Arbeit erörtern. Kernpunkt hierbei ist, welche marktforschungsrelevanten Daten der RFID-Chip liefert und wie diese verwendet werden können.

1.2 Vorgehensweise

Nach der Einleitung in Kapitel Eins wird im zweiten Kapitel zunächst auf die theoretischen Grundlagen eingegangen. Hierbei werden die Begriffe RFID und Marktforschung definiert. Für das technische Grundwissen wird es eine kurze Einführung in die RFID-Technik geben. Dabei wird die Funktionsweise näher betrachtet und Unterschiede zu dem heute viel verwendeten Barcode herausgestellt. Im dritten Kapitel werden verschiedene Einsatzmöglichkeiten von RFID betrachten. Dabei wird speziell auf den Logistikbereich, den Handel und auf den Einsatz im Sicherheitswesen eingegangen. Aufbauend darauf steht im vierten Kapitel der daraus resultierende Nutzen für die Marktforschung im Mittelpunkt. Die grundlegenden Ziele werden definiert, gezielte Einsatzmöglichkeiten von RFID für Marktforschungszwecke betrachtet und welche Daten hierfür erhoben werden können. Darüber hinaus spielt die Datenaufbereitung eine wichtige Rolle.

Praxisbeispiele werden in Kapitel Fünf dargestellt. Während in den ersten beiden Beispielen (Benetton und Metro Group) die Möglichkeiten des RFID-Einsatzes am Verkaufsort betrachtet wird, steht im dritten Beispiel (ACNielsen) die Verwendung von RFID aus Sicht eines Marktforschungsunternehmen im Vordergrund. Im letzten Kapitel werden neben den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen vor allem die datenschutzrechtlichen Bestimmungen bzw. Einwände erörtert. Abschließend wird im Fazit die zukünftigen Möglichkeiten der Marktforschung, im Zusammenhang mit dem Einsatz der RFID-Technik bewertet und versucht zu prognostizieren, ob der Einsatz von RFID für die Marktforschung wirklich Erfolg versprechend sein kann.

2 Theoretische Grundlagen

2.1 Begriffsabgrenzungen

2.1.1. Definition RFID

Die Buchstaben RFID stehen für „ R adio F requency Id entification“.[7] Ins deutsche übersetzt heißt dies: Identifizierung mit Hilfe von Funkwellen, mit der sich Wagenladungen, Paletten, Umverpackungen oder einzelne Produkte so kennzeichnen lassen, dass sie automatisch und berührungslos Rückmeldungen über ihre Bewegungen oder ihre Konsistenz geben.[8]

RFID wird allgemein umschrieben als ein „Automatisches Identifikations- und Datenerfassungssystem mit kontaktloser Datenübermittlung auf Basis der Radiofrequenztechnologie.[9]

Die RFID Technik wird schon seit längerem genutzt. Ursprünglich wurde sie zur Identifikation von Flugzeugen in Kriegssituationen entwickelt („friendly fire“).[10] Die RFID Technologie hat eine weit zurück reichende Entwicklungsgeschichte.[11]

2.1.2. Definition Marktforschung

In der Marktforschung sollen Informationen über den Absatz- und/oder den Beschaffungsmarkt gewonnen werden.[12] Dabei wird der Markt systematisch, objektiv und zielorientiert untersucht.[13]

Nach einer allgemein anerkannten Definition der American Marketing Association (AMA) wird Marktforschung wie folgt definiert:

„Marktforschung ist die Funktion, die den Konsumenten, Kunden und die Öffentlichkeit durch Informationen mit dem Anbieter verbindet. Informationen werden benutzt zur:

- Identifizierung von Marketing-Chancen und -Problemen,
- Entwicklung, Modifizierung und Überprüfung von Marketing-Maßnahmen,
- Überprüfung des Marketing-Erfolges und
- Verbesserung des Verständnisses von Marketing-Prozessen“.[14]

Die Aufgaben der Marktforschung bestehen darin, die notwendigen Informationen zur Untersuchung der genannten Gesichtspunkte zu bestimmen, die Methoden zur Sammlung der Informationen zu entwickeln, die Datenerhebung zu planen und durchzuführen, sowie die Ergebnisse zu analysieren, präsentieren und die Schlussfolgerungen daraus zu ziehen.[15]

2.2 Technische Erläuterungen

Das RFID-System besteht aus einem Transponder, einem Schreib- und Lesegerät und einem dazu gehörigen IT-System (siehe Abb. 1). Der Transponder setzt sich aus einem Mikrochip und einer integrierten Antenne zusammen. Er wird auch Chip oder wie in Abb. 1 Tag genannt (Tag heißt soviel wie Etikett). Dieser RFID-Tag wird an den Produkten angebracht. Er dient als Datenbank, auf dem z.B. Informationen über das jeweilige Produkt gespeichert werden können. Er ist sowohl beschreibbar als auch lesbar.[16] Man unterscheidet zwischen aktiven und passiven Transpondern. Die passiven Transponder haben keine eigene Energieversorgung und holen sich ihre Energie aus den Schreib-/Lesegeräten. Die aktiven Transponder haben dagegen eine eigene Energiequelle, die mittels einer Batterie betrieben werden. Der Leistungsunterschied zwischen aktiven und passiven Transpondern drückt sich in der Übertragungsreichweite und Speicherkapazität aus.[17] Darüber hinaus kann der aktive Transponder Daten selber verschlüsseln. Die Größe eines RFID-Chips liegt mittlerweile bei weniger als 1,5 Quadratzentimeter Fläche und bei einer Stärke im Mikrobereich.[18]

Das Lesegerät oder auch Erfassungsgerät genannt besteht aus einem Sender und Empfänger, einer Kontrolleinheit und ebenfalls einer Antenne. Das Erfassungsgerät kann lesend oder lesend und schreibend auf den Chip zugreifen.[19] Es gibt zwei verschiedene Arten von Lesegeräten: die mobilen und die ortsfesten. Die mobilen sind auch als Handlesegeräte bekannt. Die Ortsfesten werden als Scangate (Antennentore) eingesetzt, z.B. vor jedem Kaufhaus als Diebstahlsicherung.[20]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: RFID Komponenten

Quelle: www.newmediaresearch.de

2.2.1. Funktionsweise

Über die Antenne des Lesegeräts wird ein kontinuierliches Radiofrequenzfeld ausgesendet. Gelangt ein Transponder in die Reichweite eines solchen Feldes, baut sich zwischen den Antennen des Lesegeräts und dem Tag ein elektromagnetisches Energiefeld auf. Nun ist es möglich, den Transponder mit Informationen zu beschreiben oder selbige abzurufen.[21] Mit der Ausnahme von Metall ist dieses Energiefeld selbst durch widrige Umstände kaum zu stören.[22] Hervorzuheben ist bei dieser Technik, dass der Datenaustausch zwischen Chip und Lesegerät sogar über eine größere Distanz erfolgen kann. Außerdem müssen Transponder und Lesegerät bei der Datenübertragung nicht zueinander gerichtet sein. Es können derzeit ca.200 Tags gleichzeitig ausgelesen werden.[23]

Die Daten, die vom Transponder an das Lesegerät übermittelt werden, können sofort weiterverarbeitet werden. Dazu übermittelt man sie direkt in den Zentralrechner. Andererseits kann der Chip auch mit neuen Informationen beschrieben werden. Daten können auf dem Chip beliebig gelöscht oder hinzugefügt werden. Deshalb ist er auch immer wieder verwendbar. Um sicherzustellen, dass nur befugte Personen auf diese Daten zugreifen können, ist die Möglichkeit vorgesehen, Zugangsberechtigungen auf dem Chip einzurichten.[24]

2.2.2. Unterschiede zum Barcode

Die Autoidentifikationstechnik, die bisher meistens verwendet wurde, ist der Barcode, der auch unter dem Begriff EAN-Nummer bekannt ist. Er wird ebenfalls mit einem Lesegerät ausgelesen, z.B. im Supermarkt an der Kasse. Dabei wird die EAN-Nummer gescannt, wodurch das Produkt identifiziert wird. Der Unterschied zum RFID-System ist, dass der Barcode direkt am Lesegerät ausgelesen werden muss und nicht wie beim RFID-System berührungslos. Mit der EAN-Nummer werden für die Art des Artikels die wenigen verfügbaren Informationen aus der Datenbank geholt, beispielsweise „Dose Bohnen Marke XX produziert von Firma XY aus Holland“. Auf dem RFID-Tag können weitaus mehr Informationen gespeichert werden, wobei jeder einzelne Artikel eine eindeutige Nummer erhält..[25] Auf diesem Weg erhält man nicht nur Informationen über die Herkunft, sondern auch über den Vertriebsweg vom Hersteller bis zum Endverbraucher.

Anders als beim RFID-Tag können die codierten Daten auf dem Barcode nicht verändert, ergänzt oder gelöscht werden. Sichtkontakt auf kürzeste Distanz ist bei der Datenübertragung von Barcodes unbedingt erforderlich, ansonsten ist das Auslesen nicht möglich. Schwierigkeiten kann es auch dann geben, wenn Umwelteinflüsse wie Feuchtigkeit oder ungünstige Lichtverhältnisse auftreten. Das kann den Transponder nicht beeinflussen.[26]

Die RFID-Technik bietet die Möglichkeit mehrere RFID-Tags gleichzeitig auszulesen (Pulkerfassung). Diese Erfassung bietet ein hohes Maß an Optimierungspotenzial. Die Barcodetechnik hingegen kann immer nur einen Code auslesen.[27] Allerdings hat die Barcodetechnik auch Vorteile gegenüber RFID. Die Kosten für die RFID-Technik sind im Vergleich zum Barcode noch so hoch, dass sich die flächendeckende Anwendung für die Unternehmen noch nicht lohnt. Aber aufgrund des Preisverfalls für Massenproduktionen der elektronischen Etiketten werden die Investitionskosten zukünftig kein Hinderungsgrund mehr für die Einführung von RFID sein. Ein weiterer Aspekt, der noch als Vorteil für die Barcodetechnik gesehen wird, ist die Akzeptanz beim Kunden. Die Technik hat sich in den letzten Jahren, gerade im Einzelhandel, bewährt. Durch die öffentliche Diskussion über die datenschutzrechtlichen Bedenken im Zusammenhang mit RFID steht der Kunde den elektronischen Etiketten skeptisch gegenüber.[28]

Tabelle 1 verdeutlicht die unterschiedlichen Merkmalsausprägungen und zeigt die Unterschiede zwischen dem Barcode und dem Einsatz von RFID.

Tabelle 1: Barcode vs. RFID

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Bald, C. (2004), S. 95

3 Einsatzfelder von RFID

Nach der Einführung in die RFID-Technik werden in diesem Kapitel einige Möglichkeiten des derzeitigen Einsatzes von RFID betrachtet. Werden in der Literatur Beispiele aufgeführt, in denen RFID eingesetzt wird, dann wird häufig die Logistik genannt. Aber auch der Handel und das Sicherheitswesen bieten klassische Anwendungsmöglichkeiten.

3.1 Logistik

Neben den Personal- und Verwaltungskosten sind die Logistikkosten der drittgrößte Kostenblock eines Handelsunternehmens. Aus diesem Grund versuchen die Unternehmen diese Kosten zu minimieren. Mit der RFID-Technologie bieten sich neue Möglichkeiten für die Logistiker.[29] Durch den Einsatz von RFID-Etiketten lässt sich der gesamte Warenweg vom Produzenten bis zum Endverbraucher lückenlos nachvollziehen. Die elektronischen Etiketten geben Auskunft über den Bestand und den Warenstrom. Dadurch kann z.B. der gesamte Lieferprozess in der Ersatzteillogistik im Automobil-, Flugzeug- und Anlagenbau beschleunigt werden.[30]

Wichtig für die Logistik ist, dass alle Objekte mit einem RFID-Tag ausgestattet sind. Nur so können die Warenein- und Ausgänge genau überprüft werden, und die Umschlags- und Kommissionierprozesse maschinell gesteuert werden. Um eine Ereignisgesteuerte Bestandsführung (mit dem Eintreffen der Ware verändert sich der Bestand) zu ermöglichen, müssen die Informationen über den Warenstrom sofort in den Zentralrechner übermittelt und mit den dortigen Daten abgeglichen werden. So ist die Möglichkeit einer vereinfachten Lagerbestandsprüfung gegeben und eine permanente Inventur gewährleistet.[31]

Die Transparenz der Lieferkette ist das Hauptargument zur Einführung von RFID. Dadurch kann nicht nur der Lagerbestand besser überprüft werden, sondern auch Paketsendungen besser verfolgt werden. Diese Aspekte veranlassen immer mehr Unternehmen, RFID zu testen. Im vergangenen Jahr startete der Otto Versand in einer ersten Testphase die Zuverlässigkeit und den Nutzen des RFID-Systems. Dabei sollte der Weg von 20.000 Paketen transparenter gemacht werden. Die Betrachtungsweise ging von der Kommissionierung bis zum Verteiler-Depot. Im Mittelpunkt des Pilotprojekts standen die Lesequalität und die Robustheit des RFID-Systems. Auch die größere Sicherheit auf dem Transportweg bei gleichzeitiger Verringerung von Schwund - gerade bei teuren Produkten - waren Gegenstand der Untersuchung. Deshalb wurden die hochwertigen Artikel in den Test einbezogen und mit den RFID-Tags versehen. Ausgangspunkt war das Warenlager in Hamburg. Von dort bis zum Kunden wurden die auf dem RFID-Etikett gespeicherten Daten (Artikelnummer, Sendungsnummer und Retourenschlüssel) insgesamt viermal durch Lesegeräte erfasst.[32]

Das erste Mal wurden die Daten eingelesen und in das IT-System übertragen, nachdem das elektronische Etikett an der Ware angebracht wurde. Am Übergang zwischen der Kommissionierabteilung und der Verpackerei erfolgte durch einen Tor-Reader das zweite Auslesen. Nach dem Verpacken der Ware wurde durch einen Tunnel-Reader die Ware kurz vorm Verladen auf den LKW zum dritten Mal „angefunkt“. Bevor die Ware dann endgültig an die Tochterfirma Hermes zur Auslieferung der Ware an den Kunden übergeben wird, wurden die RFID-Etiketten zum vierten Mal ausgelesen. Diesmal werden sie ebenfalls durch Tunnel-Reader ausgelesen, die in den Auslieferungsdepots von Hermes installiert sind.[33] So könnte in Zukunft der Warendurchlauf beim Otto Versand aussehen, denn laut der Zeitschrift „Wirtschaftswoche“ ist das Testergebnis positiv. Das Hauptziel, den Schwund zu verringern, wurde demnach erreicht, da die Zahl der verloren gegangenen oder gestohlenen Waren halbiert werden konnte.[34]

Neben dem sicheren Transportweg und der Transparenz der Lieferkette bietet der RFID-Einsatz in der Logistik noch weitere Kostenersparnisse. Durch die Automatisierung der Ein- und Auslagerungsvorgänge werden vor allem die Lagerkosten reduziert. Durch die bessere Optimierung der Warenbestände im Lager und in den Verkaufsräumen können aufgrund der geringeren Kapitalbindung die Warenbestandskosten minimiert werden.[35] Ein praxisbezogenes Beispiel zur Kostenreduzierung nennt der Geschäftsführer des RFID-Anbieters Warok Computer & Software GmbH. Dabei geht es um einen Logistikdienstleister, der beim Transport von Obst und Gemüse die Kosten durch die Umstellung von Barcodes auf RFID erheblich senken konnte. Nach jedem Transport mussten pro Kiste zwei Barcodes erneuert werden. Pro Jahr waren 5 Millionen Kisten hundertmal im Umlauf, so dass sich die jährlichen Kosten für die Erneuerung auf insgesamt 5 Millionen Euro beliefen. Im folgenden Jahr wurden die Kisten mit RFID-Tags versehen. Dabei fielen bei einem Stückpreis von 80 Cent einmalig 4 Millionen Euro für die schmutz- und feuchtigkeitsresistenten RFID-Etiketten und 800.000 Euro für die Hard- und Software an. Somit hatte das Logistikunternehmen schon im ersten Jahr eine Kostenersparnis von 200.000 Euro erreicht.[36]

Neben der Senkung von verschiedenen Kostenfaktoren bietet der Einsatz von RFID noch weitere Vorteile. Auch die Logistikleistung selbst wird qualitativ verbessert, indem sich durch die automatisierte Warenannahme, Einlagerung und Kommissionierung die Lieferzeit verkürzt. Auch die Lieferzuverlässigkeit und Flexibilität wird durch einen besseren Überblick über die Warenbestände und Aufträge gesteigert.[37] Beispielsweise können jederzeit Informationen über den jeweiligen Aufenthaltsort der Waren abgerufen werden. So können Bestellungen und Lieferungen besser aufeinander abgestimmt werden.

3.2 Handel

Den größten Nutzen bzw. Return on Investment hat - laut des Marktforschungsunternehmen Soreon Research - der Handel zu erwarten. Die großen Handelskonzerne Metro Group und Wal-Mart sind die Vorreiter bei der Einführung der elektronischen Etiketten. Beide haben als ersten Schritt ihre Zulieferer dazu verpflichtet, die Paletten mit RFID-Tags auszustatten.[38]

Bei der Warenanlieferung können die Paletten ausgelesen werden, wodurch ein automatisch Abgleich mit der Bestellung erfolgt. Bei Diskrepanzen wird der zuständige Mitarbeiter benachrichtigt, oder es geht eine direkt Information an den Lieferanten.[39] Sind nicht nur die Paletten, sondern alle einzelnen Produkte mit einem RFID-Tag versehen, haben die Händler zahlreiche neue Auswertungsmöglichkeiten.

Durch RFID sollen die Handelsunternehmen u. a. in der Nachfrageplanung, Auslastungsüberwachung, im Bestandsmanagement und bei den Abrechnungsvorgängen unterstützt werden.[40] Die Waren sind jederzeit identifizierbar, der Lagerort und die Anzahl der verfügbaren Produkte ständig abrufbar. So entfallen einerseits die Suchzeiten und erhält andererseits durch permanente Kontrollen einen guten Überblick über den Warenbestand in den Regalen. Es können „out of stock“-Situationen vermieden werden, indem frühzeitig Produktengpässe festgestellt und gezielt Nachbestellungen getätigt werden.[41] Es ist denkbar, Melde- oder Mindestbestände für die einzelnen Regale festzulegen. Sofern z.B. der definierte Wert unterschritten wird, läuft automatisch eine Mitteilung im Lager auf.

Die Preisgestaltung ist wesentlich flexibler. Wird eine Kommunikation zwischen den elektronischen Regaletiketten und den Tags auf den Produkten ermöglicht, können die Preise automatisch angepasst werden. Wenn Mindesthaltbarkeitsdaten auf den RFID-Tags gespeichert sind, kann sich der Preis an der Restlaufzeit des Produkts orientieren.[42] Um ein Produkt noch schnell zu verkaufen, das in den nächsten Tagen abläuft, kann automatisch mit Preissenkung reagiert werden. Der Standort von abgelaufener Ware kann exakt ermittelt und anschließend aussortiert werden.

Der Umtausch oder die Rückgabe von Waren ist auch ohne Kassenbon möglich, wenn Verkaufsort- und Datum auf dem Chip gespeichert sind. Dann können auch Gewährleistungsfristen problemlos nachvollzogen werden.[43]

Eine direkte Kommunikation mit dem Kunden während des Kaufvorgangs wird möglich. Über die Funketiketten wird automatisch erkannt, welche Kleidungsstücke der Kunde ausgewählt hat und in die Umkleidekabine mitgenommen hat. Dort können gezielt Werbespots zu den ausgewählten Kleidungsstücken gezeigt und Kombinationsmöglichkeiten mit anderen Kleidungsstücken präsentiert werden.[44] Durch die bessere Produktverfügbarkeit in den Regalen kann sich der Einsatz von RFID-Tags positiv auf die Umsätze der Handelsunternehmen auswirken[45]. Darüber hinaus wird geschätzt, dass sich die Personalkosten um 5 bis 15 Prozent - aufgrund der deutlich gesteigerten Effizienz der Prozesse in den Geschäften und Warenlagern - senken lassen.

Der verbesserte Schutz gegen Ladendiebstähle sorgt für eine Reduzierung des Schwunds, der unter Umständen zwei bis vier Prozent mehr Umsatz einbringen könnte.[46] Nicht nur deshalb rechnet das Marktforschungsunternehmen Soreon Research wie in Abb. 1 dargestellt, mit außerordentlichen Umsatzzuwächsen der RFID Technik im deutschen Handel.

[...]


[1] Vgl. www.wdr.de/tv/

[2] Vgl. www.seeburger.com/info/

[3] Vgl. Lambertz, F. (2004), S. 10

[4] Vgl. Schmid, F. (2004), S. 6 - 7

[5] Vgl. www.marketing-marktplatz.de/Mgmt/

[6] Vgl. www.marketing-marktplatz.de/Mgmt/

[7] Vgl. www.rf-news.de/rfnews/

[8] Vgl. O.V. (2004), S. 21

[9] Vgl. www.newmediaresearch.de/Survey/

[10] Vgl. Schmid, F. (2004), S. 6

[11] Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/

[12] Vgl. Weis, H.C. / Steinmetz, P. (2000), S. 15

[13] Vgl. Koch, J. (2004), S. 11

[14] Kuß, A. (2004), S. 2

[15] Vgl. Kuß, A. (2004), S. 2

[16] Vgl. www.tagstore.de/knowhow/

[17]Vgl. Bald, C. (2004), S. 91/92

[18] Vgl. Kehrwald, M. (2004), S. 16

[19] www.ralf-woelfle.de/elektrosmog/

[20] Vgl. Bald, C. (2004), S. 93

[21] Vgl. Kerhwald, M. (2004), S. 16

[22] Vgl. Kerhwald, M. (2004), S. 16

[23] Vgl. Bald, C. (2003), S. 138

[24] Vgl. Kerhwald, M. (2004), S. 16

[25] Vgl. www.elog-center.de/service/

[26] Vgl. www.aibis.de/de/

[27] Vgl. www.ecc-handel.de/faqs/

[28] Vgl. www.elog-center.de/service/

[29] Vgl. Kapell, E. / Loderhose, B. (2004) S. 51

[30] Vgl. Löwer, C. / Freisberg, A. (2005) S. 15

[31] Vgl. Bald, C. (2004), S. 98

[32] Vgl. Rode, J. (2004) S. 25

[33] Vgl. Rode, J. (2004) S. 25

[34] Vgl. Böhmer, R. / Brück, M. / Rees, J. (2005), S. 2

[35] Vgl. Bald, C. (2004), S. 98

[36] Löwer, C. / Freisberg, A. (2005) S. 15

[37] Vgl. Bald, C. (2004), S. 99

[38] Vgl. Quack, (2004), S. 28

[39] Vgl. www.pfalz.ihk24.de/LUIHK24/

[40] Vgl. Kasch, L. (2004), S. 31

[41] Vgl. Füßler, A. (2003), S.46

[42] Vgl. Füßler, A. (2003), S.46

[43] Vgl. Füßler, A. (2003), S.46

[44] Vgl. Wieking, K. (2004), S. 20

[45] Vgl. Kieckenweiz, B. (2004), S. 34

[46] Vgl. Kieckenweiz, B. (2004), S. 34

Ende der Leseprobe aus 49 Seiten

Details

Titel
RFID als erfolgsversprechendes Instrument einer Marktforschung
Hochschule
Universität Hamburg
Note
1,0
Autor
Jahr
2005
Seiten
49
Katalognummer
V47957
ISBN (eBook)
9783638447850
ISBN (Buch)
9783638718110
Dateigröße
570 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
RFID, Instrument, Marktforschung, Thema RFID
Arbeit zitieren
Jan Gabius (Autor:in), 2005, RFID als erfolgsversprechendes Instrument einer Marktforschung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/47957

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