Lokalstandort Dortmund


Hausarbeit, 2003

85 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

A Allgemeiner Ansatz
1 Einleitung
2 Dortmund
2.1 Naturraum Dortmund – Physiogeographischer Ansatz
2.2 Infrastruktur Dortmunds
2.3 Geschichte der Stadt Dortmund
2.4 Architektur
2.5 Gesellschaft

B thementouristischer Ansatz
1 Messe- und Kongresstourismus
1.1 Die Messe- und Kongressstadt Dortmund
1.1.1 Geographische und sozioökonomische Begründung
1.1.2 Infrastrukturelle Begründung
1.1.3 Westfallenhallen Dortmund GmbH
1.2 Messetourismus
1.2.1 Messe Westfallenhallen Dortmund GmbH
1.2.2 Nationale und internationale Messen und Ausstellungen
1.3 Kongresstourismus
1.3.1 Kongresszentrum Westfalenhallen
1.3.2 Kongresstourismus in der Hotellerie
1.3.3 Weitere Angebote für Kongresstourismus
1.4 Fazit
2 Theatertourismus
2.1 Anfänge und Geschichte des Theaters in Dortmund
2.2 Theater in Dortmund
2.3 Das Theater Dortmund
2.3.1 Generelle Informationen
2.3.2 Spartenteilung
2.3.2.1 Das Musiktheater
2.3.2.1.1 Das Dortmunder Ballett
2.3.2.2 Das Philharmonische Orchester
2.3.2.3 Das Schauspiel
2.3.2.4 Das Kinder- und Jugendtheater
2.3.3 Kommunikationspolitik
2.3.4 Distributionspolitik
2.4 Der Bezug von Theaterunternehmen in Nordrhein-Westfalen zu Theaterunternehmen in Deutschland
2.5 Fazit
3 Musik- und Konzerttourismus in Dortmund
3.1 Was hat Dortmund musikalisch zu bieten?
3.1.1 Oper, Konzert und Philharmonie
3.1.2 Jazz
3.1.3 Rock/Pop/Techno – zeitgenössische Musik
3.1.4 Weltoffene Musik
3.2 Kulturspezifischer Fremdenverkehr in Dortmund
3.3 Fazit
4 Industriekulturtourismus
4.1 Industriekultur und Industrikulturtourismus
4.2 Touristische Erschließung von Industriekulturstätten
4.3 Besucher von Industriekulturstätten
4.4 Angebote im Industriekulturtourismus
4.5 Industriekultur in Dortmund
4.5.1 Zeche Zollern II/IV
4.5.2 Kokerei Hansa
4.5.3 Hammerkopfturm der Zeche Minister Stein
4.6 Visonen und in Planung befindliche Projekte des Industrietourismus
4.7 Fazit
5 Ausblick

Quellenverzeichnis

Anlagen

A Allgemeiner Ansatz

1 Einleitung

Dortmund hat laut einer Umfrage des Fachbereiches Statistik und Wahlen in Dortmund sein Image als Kohle- und Stahlstadt weitestgehend verloren, vielmehr wird es von seinen Bürgern als Wetfalenmetropole, Bier- und Einkaufsstadt wahrgenommen.[1] Als noch nicht so prägend werden die Bereiche Messestandort und Kulturstandort gesehen. In der folgenden Arbeit sollen unter anderem diese Aspeket näher beleuchtet werden.

Dabei teilt sich die Arbeit in zwei große Abschnitte auf. Im Abschnitt A wird die Stadt Dortmund im Allgemeinen betrachtet. Im Abschnitt B wird dann näher auf vier thementouristische Ansätzen eingegangen. Die gewählten thementouristischen Ansätze sind der Messe- und Kongresstourismus, gefolgt von der Darstellung des Theatertourismus, sowie einer Betrachtung über den Musik- und Konzerttourismus. Ebenso soll eine Betrachtung des Industriekulturtourismus erfolgen. Die Arbeit schließt mit einem kurzen Ausblick für den Tourismus in der Stadt Dortmund.

2 Dortmund

In diesem Kapitel sollen die vielen Faccetten der Stadt Dortmund betrachtet werden, ohne dabei besonders auf touristische Besonderheiten einzugehen, da diese im Kapitel drei eingehender beschrieben werden.

Die Komplexität und Diversität Dortmunds soll an der geographischen Lage, der Infrastuktur, der Geschichte Dortmunds, der architektonischen Vielfalt, sowie der Betrachtung der Gesellschaft und der Bedeutung der Industrie für den Standort Dortmund festgemacht werden.

2.1 Naturraum Dortmund – Physiogeographischer Ansatz

Dortmund liegt im Nordosten des Ruhrgebiets und damit im Herzen Nordrheinwestfalens.[2] Das Ruhrgebiet ist, nach Paris und London, der drittgrößte städtische Ballungsraum in der Europäischen Union, mit knapp 6,56 Millionen Einwohnern, was einer Bevölkerung von mehr als 400 Personen pro Quadratkilometer entspricht.[3] Der Raum zwischen Ruhr und Lippe, am Südrand der Westfälischen Tieflandbucht im Übergangsbereich zum Süderbergland,[4] ist von verschiedensten geologischen Gebieten umgeben: Im Norden liegt das Münsterländer, östlich das Thüringer Becken, südlich findet man das Rheinische Schiefergebirge und westlich fungiert die Kölner, bzw. die Niederrheinischen Bucht als Grenze.[5] Dabei stellt „der Pott“ keinen einheitlichen Verwaltungsraum dar, sondern ist ein Sammelbegriff für die teilweise ineinander übergehenden, zumindest aber eng beieinander liegenden (Groß-) Städte wie Essen, Bochum, Duisburg oder eben Dortmund. Gebräuchlicherweise wird das Revier in dualer Weise gegliedert: Die Nord-Süd-Segmentierung spricht von der Ruhr-, der Hellweg-, der Emscher- und der Lippezone, während die West-Ost-Aufteilung zwischen Ruhrreihe, Hellwegreihe und südlicher und nördlicher Lippereihe unterscheidet.[6]

Das östliche Ruhrgebiet wird von drei Bodengestaltstypen dominiert: In Ost-West-Richtung findet man vermehrt Flußtalungen wie die der Ruhr, Gebiete wie das um Hattingen weisen Hügelländer auf und am südlichen Rand erkennt man auch Bergländer mit Erhebungen bis fast 300 m über NN, wie das Ardeygebirge.[7] Im Stadtbereich Dortmunds ist ein Höhenanstieg von nördlichen 65 m über NN, über 80 m über NN im Stadtkern bis hin zu 230 m über NN im Süden zu beobachten.[8] In der Periode der Oberen Kreide war die Region in der heute Dortmund liegt von einem Meer überflutet. Dies führte zu Ablagerungen aus Kalk, Kalksandstein, Mergel etc., die mehrere hundert Meter dick sein konnten. Am Ende der Kreidezeit kam es dann vermehrt zu tektonischen Aktivitäten, welche die Ablagerungsschichten zerbröckelten und das ehemalige Meeresbecken wieder emporbrachten. Abtragungen durch Wind und Wasser – so zum Beispiel Niederschlag – formten das typische Stufengebirge des südöstlichen Ruhrgebiets und sorgten dafür, daß die Magerkohleflöze für späteren Abbau erreichbar wurden.[9] Die heutigen Böden des östlichen Ruhrgebiets sind bestimmt durch Verwitterungsbodenschichten und Flussablagerungen von Kies, Sand und Ton. Desweiteren brachte das Eis der Saaleeiszeit, vor crica 80.000 Jahren, von Skandinavien aus Sand, Sandlöß und Löß, sowie Findlinge und Schotterkörper an seine Eisrandgebiete - wie die Mittelgebirgsstufe - und machte die Hellwegzone zu der „bodenmäßig günstigste[n] Region Mitteleuropas“[10]. Dank der waldarmen, trockenen und fruchtbaren Situation der Hellwegzone siedelten sich hier am frühesten dauerhaft Menschen an.

Großklimatisch wird Dortmund dem norddeutschen Klimabereich zugerechnet, kleinklimatisch dominiert jedoch der Einfluss des Klimabezirks Münsterland mit den Indizien eines gemässigt mediterranen Klimas: Milde Winter wechseln sich mit relativ kühlen Sommern ab. Die Jahresdurchschnittstemperatur liegt bei 9 bis 10 °C, kältester Monat ist der Januar mit 1 bis 2 °C, wärmster der Juli mit 17 bis 18 °C. An ca. 25 Tagen im Jahr kann mit Temperaturen um 25°C (Sommertage) gerechnet werden, ca. 245 Tage liegen bei einer Temperatur von mindestens 5 °C, es gibt aber auch ca. 70 Eistage, d.h. Tage mit einer Durchschittstemperatur höchstens um den Gefrierpunkt.

Die Luftfeuchtigkeit ist in der Zeit zwischen April und Juni mit ca. 70% am höchsten Im Durchschnitt muß mit 180 bis 190 Niederschlagstagen im Jahr gerechnet werden. Von jährlichen 700 bis 750 mm Niederschlag fallen zwischen Mai und Oktober der Großteil von 390 bis 450 mm. Niederschlagsärmster Monat ist der Februar (40-50 mm/J), niederschlagsreichster Monat hingegen der Juli (89-90 mm/J). 150 bis 160 trübe Tage mit einer Wolkendecke von 8/10 überwiegen 20 bis 30 Tagen mit klarer Sicht und einer Wolkendecke von 2/10. Die tägliche Sonnenscheindauer schwankt zwischen 7,6 bis 7,8 Stunden im Sommer (Juli) und 1,2 bis 1,4 Stunden im Winter (Dezember). Die Windsituation mit 50% Winden aus Süd bis West, 20% Winden aus Nordost bis Ost und 10% Winden aus Nord sorgt im allgemeinen für günstige Austauschbedingungen von Zu- und Abluft. Die Wettersituation wird von Warmluftmassen - Tropikluft, ca. 10-15 °C wärmer als Polarluft in gleicher Höhe – und reinen, kalten Luftmassen – Arktikluft – und ihren Wechselspielen bestimmt.[11]

Dadurch, dass das östliche Revier, und damit Dortmund, weniger stark von den Effekten der Industrialisierung und Siedlungsdichte betroffen war und ist, als die westlicheren Städte des Ruhrgebiets, liegen hier generell auch weniger gravierende Umweltschäden vor. Der Osten des „Kohlenpotts“ hat sich durch alle Zeiten hinweg stets auch landwirtschaftlich betätigt, was zur Erhaltung größerer Grün- und Freiflächen führte. Regional hat Dortmund natürlich doch auch ökologische Probleme: Die Stollen des fast vollständig eingestellten Kohlebergbaus erzeugen mancherorts Bergsenkungen, und sorgen so immer wieder für medienwirksame, spektakuläre Zerstörungen von Haus und Grund. Die in manchen Gebieten gravierenden Gewässerschädigungen durch Abwässer, Bergschäden und Aufheizung sind hier ebenfalls nicht von der Hand zu weisen.[12] Auch die Luftbelastung ist zwar seit 1994 stetig zurückgegangen und liegt deutlich unter allen gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwerten, bleibt aber in den Werten der Ozon-, Stickstoffdioxid-, Stickstoffmonoxid- Schwebstaub- und Schwefeldioxid-Belastung eindeutig messbar und in der Belastung mit polychlorierten Biphenylen (PCB) ist sogar ein leichter Anstieg zum Jahr 2000 zu beobachten.[13] Anzumerken bleibt, daß das Ruhrgebiet per 17.01.1985 SMOG-Gebiet war und im selben Jahr eine Schwefeldioxid-Emission von 500 bis 2000 μg/m3 mit steigender Tendenz aufwies[14] und weiter, dass die Kraftfahrzeugdichte seit 1980 kontinuierlich ansteigt[15].

Die Flora Dortmunds wird bestimmt durch Buchenwälder auf den Kalk- und Mergelablagerungen, größere zusammenhängende Waldgebiete im Dortmunder Süden und Cappenberg, Eichenmischwäldern in den Tieflandbereichen und Auen- und Bruchwald in den Talauen.[16] 1982 standen im Dortmunder Stadtgebiet 27.211 Bäume alleine im Straßenbereich – d.h. ohne Privatbäume – was einer Baumdichte von 97 Bäumen pro Quadratkilometer entspricht. Eine besonders hohe Baumdichte fand man in den Stadtteilen Innenstadt-Ost (436 Bäume pro Quadratkilometer) und –West. Mehr als die Hälfte des Bestandes war durch die Spezien Linde, Plantane und Ahorn bestimmt. 75,5% des Baumbestandes zeigten keine erkennbaren Schäden, was auf einen eher gesunden Gesamtzustand hinweist.[17]

2.2 Infrastruktur Dortmunds

In diesem Kapitel soll näher auf Dortmund’s Infrastruktur eingegangen werden. Doch was genau bedeutet der Begriff Infrastruktur? Es finden sich in der Literatur verschiedene Definitionen dieses Wortes. Exemplarisch sollen hier zwei dieser Definitionen herausgegriffen werden. Der DUDEN[18] erklärt Infrastruktur folgendermaßen:

„Infrastruktur:

1. notwendiger wirtschaftlicher und organisatorischer Unterbau einer hoch entwickelten Wirtschaft (Verkehrsnetz, Arbeitskräfte u.a.)
2. militärische Anlagen (Kasernen, Flugplätze usw.)“

Im BROCKHAUS[19] wird der Begriff beschrieben als:

„Infrastruktur, die, Gesamtheit der staatlichen und privaten Anlagen und Einrichtungen, die den Wirtschaftseinheiten als Grundlage ihrer Aktivitäten vorgegeben sind, z.B. Einrichtungen des Verkehrswesens, der Energie- und Wasserversorgung (technische Infrastruktur) sowie kulturelle, medizinische und Bildungseinrichtungen (soziale Infrastruktur).“

In Anlehnung an diese Definitionen wird im Folgenden Dortmunds Infrastruktur dargestellt.

Technische Infrastruktur

Die verkehrsmäßige Anbindung Dortmunds an das weitere Nordrhein Westfalen sowie die gesamte Bundesrepublik ist auf allen vier Transportwegen in ausreichendem Umfang gegeben. Das Straßennetz Dortmunds ist charakteristisch für einen Ballungsraum wie den des Ruhrgebiets. Es offeriert ein dichtes Netz an Autobahnen und Bundesstrassen, welche eine Anbindung in alle Richtungen gewährleisten. Die wichtigsten Verkehrswege sind die A1 und die B 54, welche Dortmund in Nord-Süd Richtung durchqueren, sowie die A 2 und die A 40/44 bzw. B 1, die Dortmund von Ost nach West passieren.

Dabei weist Dortmund ein Straßennetz mit einer Gesamtlänge von 1776,4 km auf, von denen 61,3 km auf Bundesautobahnen, 89,3 km auf Bundesstrassen sowie 159,5 km auf Landstrassen entfallen. Dieses Straßennetz konnte gegenüber 1984 um fast 100 Kilometer ausgebaut werden. Dies wird der Entwicklung der Kraftfahrzeugdichte in diesem Zeitraum gerecht, da sich der Bestand der Pkw von 221.145 (1983) auf 246.114 (2002) erhöht hat. Seine Höchstgrenze hatte der Bestand in Jahr 1999 mit einer Zahl von 266.499 Fahrzeugen. Des Weiteren ist im selben Zeitraum ein Anstieg der Lkw, Zugmaschinen und Sonderfahrzeuge von 14.387 (1983) auf 17.882 (2002) zu verzeichnen.[20]

Aus dieser Entwicklung ist zu entnehmen, dass sich das infrastrukturelle und wirtschaftliche Angebot Dortmunds kontinuierlich weiterentwickelt hat.

Zu den „Einrichtungen des Verkehrswesens“, nach der Definition des BROCKHAUS, zählen auch die Angebote des öffentlichen Personen-Nahverkehrs (ÖPNV) der Stadt Dortmund. Diese werden betrieben durch die Dortmunder Stadtwerke AG. Danach zählen zu den Dortmunder ÖPNV Busse, Strassen- und Stadtbahnen. Die ständige Erweiterung des Angebotes an öffentlichen Verkehrsmitten wird in den Statistiken aus dem Bezugszeitraum sehr deutlich. Ein Anstieg um mehr als 50 % bei der Beförderung von Fahrgästen seit 1983 auf fast 67.000.000 Personen pro Jahr (2002) in den Strassen- und Stadtbahnen sprechen dafür, ebenso wie fast 50.000.000 durch Busse beförderte Personen. Ermöglicht wird dies durch eine „Flotte“ von 111 Schienenfahrzeugen und insgesamt 183 Bussen.[21] Allerdings wurde der Bestand der Stadtbahnwagen derzeit um weitere 13 Wagen, die aus Bonn bezogen wurden, erweitert.[22]

Das Schienennetz Dortmunds wurde bereits teilweise in der Darstellung der ÖPNV beschrieben. Eine noch weitaus größere Bedeutung im Dortmunder Schienennetz hat der Hauptbahnhof, welcher einer der wichtigsten Bahnhöfe Deutschlands ist. Er ist Knotenpunkt für zahlreiche ICE-, IC- und EC-Strecken,[23] somit ist er selbstverständlich auch stark frequentierte Haltestelle für Regional- und S-Bahnen, und somit ebenfalls für Pendler. Derzeit befindet sich der Dortmunder Hauptbahnhof am Anfang eines Umbaus zu einem „Multi-Themen-Center“, welcher die Angebote des Bahnhofs in jedweder Hinsicht erweitern soll.[24]

Im Bezug auf die Anbindung Dortmunds an Wasserwege, ist der Dortmunder Hafen an erster Stelle zu nennen. In Betrieb genommen am 11. August 1899, ist der Hafen ein wichtiger Bestandteil der Dortmunder Wirtschaft. Bereits im Jahre 1910 wurde mehr als eine Tonne Güterumschlag pro Jahr registriert. Nur 3 Jahre später sind es schon über 2 Tonnen und es folgt der Bau des Industriehafens. 1921 sind im Dortmunder Hafen mehr als 3000 Arbeiter beschäftigt. Charakteristisch für die Montanindustrie im Ruhrgebiet, werden auch Erz und Kohle umgeschlagen- 2,7 Mio. von insgesamt 5,2 Mio. Tonnen im Jahr 1938.

Doch auch am Dortmunder Hafen geht der zweite Weltkrieg nicht spurlos vorbei. Zahlreiche Schäden an den Ufern, eingestürzte Brücken und die Zerstörung der Hafenbahn legen den Betrieb teilweise vollständig lahm.

Nachdem die Kriegschäden größtenteils wieder behoben waren, übernahm die Dortmunder Stadtwerke AG 95 % der Aktien der Dortmunder Hafen AG und sorgte auch weiterhin für den Ausbau des Hafens, sodass der Dortmunder Hafen 1960 bereits Deutschlands drittgrößter Binnenhafen war, und einen bisherigen Rekordumschlag von 6.854.000 t verzeichnete. Zwei Jahre später dürfen auch „Europaschiffe“ den Hafen befahren.

1982 nahmen zwei schwimmende Bootshallen ihren Dienst auf und der Fortschritt hielt weiterhin Einzug in Form des Container-Liniendienstes im Jahr 1987. Dem folgte die Inbetriebnahme des Container-Terminals 1994 sowie die erste Schienenverbindung zum Containerhafen Rotterdam im Jahr 1996, die in Zusammenarbeit mit dem Container Terminal Dortmund, Transfracht International sowie der Waal-Ruhr-Container Express entstand.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Bilder: Dortmunder Hafen-Luftansicht und Getreidesilos[25]

Heute bietet der Dortmunder Hafen 10 Hafenbecken auf einer Wasserfläche von 34,4 ha mit einer Uferlänge von 11 km. Damit ist er bundesweit einer der größten Binnenhäfen und Europas größter Kanalhafen. Bei einer Wassertiefe von 3,50 m können Schubverbände bis zu einer Länge von 185 m und einer Tragfähigkeit von 4.500 t, sowie Motorschiffe bis 2.000 t Tragfähigkeit den Hafen befahren. Von den über 5 Mio. Tonnen, die pro Jahr umgeschlagen werden, sind die Hauptumschlaggüter Eisen, Stahl, Baustoffe, Mineralöl, Papier und Container. Auf der Industriefläche von 900.000 m² haben sich 160 Unternehmen angesiedelt und beschäftigen ca. 5.000 Menschen. Ostwestfalen, Sauer- und Siegerland, Nordhessen uns natürlich der Dortmunder Wirtschaftsraum stellen das Versorgungsgebiet der Dortmunder Hafen dar.

Gewährleistet wird dies durch die Binnenschifffahrt über den Dortmund-Ems-Kanal, den Mittellandkanal, den Wesel-Datteln-Kanal, den Datteln-Hamm-Kanal sowie den Rhein-Herne-Kanal.[26]

Des Weiteren verfügt der Dortmunder Hafen über eine hervorragende Anbindung an die Straße und Schiene als Verkehrsträger. Die A 45 grenzt unmittelbar an den Hafen, und durch die Dortmunder Eisenbahn GmbH ist ein Transport von 8 bis 9 Mio. Tonnen pro Jahr gewährleistet.

Die Anbindung an den Luftraum stellt der Dortmunder Flughafen in Dortmund-Wickede dar. Dieser Flughafen, obwohl schon vor dem Ersten Weltkrieg existent, legte mit der Gründung der Flughafen Dortmund GmbH im Jahre 1926 den Grundstein für die Dortmunder [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] Luftfahrt. Bereits 1930 verzeichnet man weit über 4000 Starts und Landungen, und am 10. August wurden die Anwohner von Dortmund-Brackel Zeugen der Zwischenlandung des Luftschiffes „Graf Zeppelin“.[27] Der Zweite Weltkrieg führte zur Einstellung des privaten Luftfahrtbetriebes, da das Militär die damals 1.100 m lange Start- und Landebahn für ihre Zwecke beanspruchte.

Im Jahr 1955 erlangte Deutschland die Lufthoheit wieder zurück, jedoch konnte der Flughafen Dortmund den Platz, den er vor dem Weltkrieg in der Deutschen Luftfahrt innehatte, nicht länger aufrecht erhalten. Die zivilen Maschinen im Dienste der Lufthansa benötigten eine Start- und Landebahn mit einer Mindestlänge von 2.000 Metern. Diese konnte aber wegen eines angrenzenden Wohngebietes und einer Eisenbahnlinie nicht verwirklicht werden.

Später, 1969, stellte die Stadt Dortmund einen Antrag beim Regierungspräsidenten für die Genehmigung zum Ausbau des Flughafens. Dieser wurde 1975 schließlich statt gegeben, und eine 850 Meter lange Start- und Landebahn gebaut - allerdings befristet auf 10 Jahre. Diese Frist wurde dann 1986 aufgehoben, und weitere Ausbaumaßnahmen folgten.

1993 beschließt der Stadtrat, die Landebahn ein weiteres Mal zu verlängern, diesmal direkt auf 2.000 Meter. Im selben Jahr entstand am Dortmunder Flughafen die Luftverkehrsgesellschaft Eurowings. Im Jahr 2000 feierte man die Fertigstellung und Inbetriebnahme des neuen Terminals A sowie den Abschluss der Umbaumaßnahmen an der Start- und Landebahn.

2001 registrierte der Flughafen Dortmund zum ersten Mal mehr als eine Million Fluggäste und feierte zugleich seinen 75. Geburtstag.

[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] Heute werden vom Flughafen Dortmund 44 Destinationen in 14 Ländern angeflogen, wobei die bekanntesten und höchstfrequentierten Flughäfen Europas mit Direktflügen erreicht werden können. So wurden 2002 mehr als 994.000 Passagiere befördert und es wurden über 41.000 Starts und Landungen gezählt. Weiteren Fluggästen bietet der Flughafen eine direkte Anbindung an die B 1 / A 44 und die A 1, sowie direkte Verbindungen mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Dortmunder Innenstadt. Der Flughafen ist Arbeitsplatz von über 1.500 Menschen.[28]

Soziale Infrastruktur

Die Stadt Dortmund bietet in puncto Bildung ein breit gefächertes Angebot an Schulen und sonstigen Bildungseinrichtungen. Zu diesem Angebot zählen 174 Schulen, welche von insgesamt fast 84.000 Schülerinnen und Schülern besucht werden. Die Verteilung der Schüler gliedert sich wie folgt:[29]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Nicht zu vergessen das Hochschulangebot in Dortmund. Die Universität Dortmund ist für fast 25.000 Studierende aus der gesamten Bundesrepublik, sowie für ausländische StudentInnen (Wintersemester 2002/03), in einer enormen Vielzahl von Studiengängen, Ausgangspunkt in das weitere Berufsleben. Des Weiteren entschieden sich mehr als 9.000 StudentInnen für ein Studium an der Fachhochschule Dortmund.

Alternativ hierzu bietet Dortmund Studiengänge an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung im Dualen System, sowie ein vor allem international ausgerichtetes Studium an der International School of Management, als privater Fachhochschule, an.[30]

Dortmunds kulturelles Angebot erweist sich als sehr umfangreich und vielfältig. So verfügt Dortmund zum Beispiel über eine große Museenlandschaft. Diese soll hier allerdings nur exemplarisch vorgestellt werden:[31]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Bezüglich weiterer kultureller Angebote sei auf die entsprechenden Kapitel in dieser Arbeit verwiesen.

Ebenfalls nur auszugsweise wird an dieser Stelle auf das Freizeit- und Sportangebot Dortmunds eingegangen, da eine nähere Betrachtung den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde.

Als beliebtete Anlaufstellen für die Freizeit der Bewohner und Besucher Dortmunds erweisen sich zum Beispiel der Botanische Garten Rombergpark, sowie der Westfalenpark mit dem Florianturm und seiner neuesten Attraktion, dem Sea Life Center. Weiterhin bieten der Dortmunder Zoo, wie auch der Revierpark Wischlingen abwechslungsreiche Freizeitgestaltung. Auch sind die Westfalenhallen beliebtes Freizeitziel, da sie mit einem reichhaltigen Messeangebot für jeden etwas zu bieten haben.[32]

Die Worte „Dortmund“ und „Sport“ erwecken bei den meisten (vor allem bei Einheimischen) sofort die Assoziation mit Fußball, und damit dem BVB 09. Zwar ist der mehrmalige Deutsche Meister hier zu Hause, und wird Dortmund Gastgeber der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 sein, doch hat Dortmund noch weitaus mehr zu bieten. So findet man in Dortmund fast 600 Vereine mit über 130.000 Mitgliedern. Außerdem auch eine Golf-Anlage, sowie eine Galopp-Rennbahn, aber auch Einrichtungen für alltäglichere Sportarten., darunter 142 Turnhallen, ebenso wie 13 Hallen- und 7 Freibäder.[33]

Wirtschaftliche Infrastruktur

Das Technologiezentrum Dortmund, eines der ersten und erfolgreichsten Technologiezentren Deutschlands ist der Mittelpunkt des Technologiestandortes Dortmund. Nicht nur wegen seiner vorzüglichen Verkehrsanbindung in das umgebende Ruhrgebiet über die Vielzahl angrenzenden Autobahnlinien, sowie nach ganz Europa vom Flughafen Dortmund aus, sondern auch wegen seiner direkten Lage an der Universität Dortmund, wurde der „TechnoPark“ zum Sitz für nunmehr 225 Untenehmen. Diese sind überwiegend im IT-Bereich, in der Mikrotechnologie sowie in der Entwicklung und Forschung tätig und beschäftigen auf einer Fläche von 21, 5 ha mittlerweile über 12.500 Menschen.

So ist der Technologie Park zu einer renommierten Adresse in Deutschland geworden, da hier die Zusammenarbeit mit den Hochschulen und anderen Forschungseinrichtungen zukunftsweisende Projekte und Technologien schnell zur Marktreife bringen.[34]

Ein weiterer wichtiger Wirtschaftsstandort für Dortmund ist der „Phoenix“. Dieser ehemalige Standort der Montanindustrie, der die industrielle Entwicklung Deutschlands seit 150 Jahren beeinflusst hat, wird nun umgebaut und umstrukturiert zum Standort für Softwareentwicklung und Mikrosystemtechnik. Auf 206 ha sollen auf der einen Seite 10.000 weitere Arbeitsplätze entstehen (Phoenix West), und andererseits eine moderne und hochwertige Wohn- und Freizeitlandschaft am See errichtet werden (Phoenix Ost).[35]

Geplant als Erweiterung des Technologieparks, soll auf dem ehemaligen Kasernengelände der britischen Streitkräfte auf einem Areal von ca. 50 ha Größe ein dienstleistungsorientiertes Gewerbe- und Wohngebiet entstehen. Die Stadtkrone Ost beherbergt bereits über 30 Unternehmen, die Arbeitgeber von rund 1.200 Menschen sind. In naher Zukunft sollen es über 5.000 Arbeitsplätze sein. „Wohnen in der neuen Gartenstadt“, so das Motto, unter dem ein Electronic-Business Standort sowie eine hochwertige Wohnadresse entstehen soll, die geprägt durch Eigentumswohnungen und Einfamilienhäuser ist.[36]

Fazit

Auf Grund der Analyse der Infrastruktur Dortmunds, kann man abschließend sagen, dass Dortmund sich nun fast vollständig von der Montanindustrie verabschiedet hat, welche für weit über 100 Jahre prägend für die Wirtschaft Dortmunds und des Ruhrgebiets war.

Der Grundstein für eine neue Metropole ist gelegt und Dortmund bietet einen Standort, an dem unternehmerische und wissenschaftliche Freiheit im Rahmen des Strukturwandels bewusst und nachdrücklich unterstützt wird. Hürden werden schnell, unbürokratisch und effizient überwunden, um einer kompetenten Infrastruktur für eine neue, international wettbewerbsfähige Wirtschaftslandschaft grünes Licht zu geben.

2.3 Geschichte der Stadt Dortmund

Die Anfänge der Besiedlung in vor- und frühgeschichtlicher Zeit

Da entlang des Hellwegs, von Rhein bei Duisburg über den Dortmunder Raum in die Soester Börde bis zu Weser reichend schon insgesamt in vor- und frühgeschichtlicher Zeit intensive Siedlungsspuren ermittelt wurden, deuten archäologische Funde auf eine dichte Besiedlung bereits in der Bronzezeit um 1000 v. Chr. Nachweislich sind Händler und Siedler dem Hellweg gefolgt, der im heutigen Dortmunder Stadtzentrum von einer ebenfalls behutsamen Nord-Süd-Straße aus dem Kölner Becken durch das Bergische Land über Ruhr und Lippe nach Norden führte.[37]

Die vorstädtische Zeit (um 800 – 1100)

Im Jahre 775 erobert Karl der Große auf dem Feldzug der Franken die sächsische Sigiburg (heute Hohensyburg), eine strategisch günstig gelegene germanische Fluchtburg. Der Hellweg wird jetzt intensiv als Militärstraße genutzt.

Dortmund und einige heute Stadtteile werden erstmalig zwischen 880 und 890 urkundlich erwähnt. In einer Aufstellung über gezahlten Zins an das Stift Werden ist von einem Mönch die Rede, der in „Throtmani“ (altsächsisch, = Siedlung am gurgelnden Gewässer). Als erster Hinweis auf zentralörtliche Funktionen dient die urkundliche Erwähnung Aplerbecks im Jahre 899, in der Dortmund als Ort der Beurkundung genannt ist.

Mit dem Aufstieg von Heinrich I im Jahre 919 aus dem sächsischen Herzogshaus zum König und der Verlagerung des Zentrums des Reichs vom fränkischen Westen in den sächsischen Osten wird Dortmund zu einem wichtigen Aufenthaltsort des Königtums.[38] Somit wird eine Königspfalz mit zugehöriger Kirche angelegt.[39] Da für die Pfalz und das Königtum jede Menge Personal und Menschen benötigt wird, ist ein Bevölkerungsanstieg anzunehmen.[40]

Dortmund in der Stauferzeit

In der Zeit der staufischen Königsherrschaft (1138-1254) wird Dortmund erstmals als Reichsstadt Westfalens genannt und gehört zu den ersten drei Städten im Reich, die von dem ersten Stauferkönig Konrad III mit umfassenden Privilegien gefördert wird.[41]

Dortmund wird um 1200 erheblich auf den noch heute vom Wallring umschlossenen Bereich der City erweitert.[42]

1291 erringt Dortmund weitgehende politische Autonomie: politische Verträge der Stadt, Städtebände und Aufzeichnung städtischer Statuten. Somit soll Dortmund auch zum Vorbild für weitere Städte und Stadtgründungen werden.

Dortmund im Spätmittelalter

1253 bildet Dortmund zusammen mit umliegenden Städten ein Trutzbündnis gegen die Übergriffe des Adels, tritt schließlich 1254 dem Rheinischen Städtebund bei und wird letztlich ein Mitglied der mächtigen Hanse.[43]

Mit einer Einwohnerzahl von 7000 erringt Dortmund überregionale/internationaler Bedeutung. Mit Entstehung des hansischen Städtebundes und dem Aufstieg Lübecks richten sich die Kaufleute Dortmunds nach Westen, nach Flandern und nach England (Wollexports).[44]

1350 leidet Dortmund unter der Pest, für die u.a. die Juden als Mörder Christi als Brunnenvergifter schuldig gemacht werden.

Aufgrund der Größe und Wirtschaftskraft Dortmunds wird ein großer Teil des Wirtschaftslebens von der Grafschaft Mark und vom Vest Recklinghausen über Dortmund abgewickelt. Dies ist den Landesfürsten ein Dorn im Auge und erklären Dortmund den Krieg.[45] Durch die große Fehde, in der sich zwar Dortmund gegen die Übermacht erfolgreich behauptet hat, gerät die Stadt bis 1415/1420 tief in die Schulden, da sie die Kosten des Krieges und den Ausfall des Wirtschaftsverkehrs selber tragen muss.[46]

Dortmund während des Dreißigjährigen Krieges

Große Opfer muss Dortmund auch während des Dreißigjährigen Krieges erbringen. Als protestantische Freie Reichsstadt mit zugleich einem katholischen Kaiser als Stadtherrn besitzt Dortmund allseits Feinde und keine Verbündeten.[47] Zunächst versucht man eine neutrale Haltung einzunehmen und sich durch freiwillige Leistungen vor Truppendurchzügen, kriegerischen Überfällen und Einquartierungen zu schützen. 1622 wird die Stadt erstmals erfolglos belagert und bis 1650 von wechselnden Kriegsparteien besetzt.[48]

Dortmunds Weg zur Industriestadt

Mit Verlust der Reichsunmittelbarkeit setzt zugleich ein Modernisierungsschub ein.[49] Die Übernahme des französischen Rechtssystems, die Aufwertung der Stadt zum Verwaltungszentrum des Departements Ruhr und der Zugang französisch geschulter Verwaltungsbeamter bringen Bewegung in bestehende Strukturen.[50]

Die Dortmunder Gründerjahre (1850 – 1876)

Mitte des 19.Jh. entwickelt sich Dortmund zum Zentrum der industriellen Entwicklung Westfalens und des Ruhrgebiets.

Den wesentlichen Impuls hierzu gibt die 1838 erfolgte Errichtung eines Puddel- und Walzwerks – der Hermannshütte. Der Anschluß Dortmunds an die Köln-Mindener Eisenbahn und die Einweihung des Dortmunder Bahnhofs 1847 schaffen für die Industrie die notwendigen Transportwege.

Auch die Einführung bayrischer Braumethoden (1845) führt zur Bildung moderner Großbetriebe. Zahlreiche Aktiengesellschaften werden gebildet.[51] Wichtige technische Fortschritte wie 1854 das Anblasen des ersten Hochofens im Dortmunder Raum beim Hörder Bergwerks- und Hüttenverein bestimmen den Aufschwung der Schwerindustrie.[52]

Auch die Bevölkerungszahlen steigen im Zuge der Industrialisierung von 1850 bis 1905 in ungekanntem Maße an. 1875 steht Dortmund mit einer Einwohnerzahl von 57.742 an 29.Stelle der deutschen Städte und wird am 15.Februar 1875 nach Duisburg und Essen als dritte Stadt des Ruhrgebiets kreisfrei.[53]

Größere Industriebetriebe in Dortmund wie das 1871 gegründete Eisen- und Stahlwerk Hoesch und die Dortmunder Union beschäftigen schon bald mehrere tausend Menschen. Dazu kommt im Bergbau der immense Beschäftigungsanstieg.

Phase der Hochindustrialisierung und Urbanisierung
Als Stadt der Kohle, des Eisens und des Bieres tritt Dortmund in die Phase der Hochindustrialisierung (bis 1914) ein, denn nun prägen Wirtschaftswachstum und steigender Wohlstand die Gestaltung und Zukunftsplanung die Stadt.

Neben der Eisenbahn solle eine Wasserstraße gebaut werden, da die Schaffung eines billigen Transportweges von Dortmund zu den Nordseehäfen für die Konkurrenzfähigkeit vom Kohle und Stahl aus dem östlichen Ruhrgebiet dringend erforderlich ist. Am 11. August 1899 findet die Einweihung des Hafens und des Dortmund-Ems-Kanal durch Kaiser Wilhelm II statt.[54] Auch städtebaulich macht sich der Aufschwung der Stadt bemerkbar: Eröffnung des größten Kaufhauses Westfalens (Althoff, 1904), das Stadttheater am Hiltropwall (1904), das neue Sparkassen- und Bibliotheksgebäude am Mark (1908), die Einweihung des neuen Bahnhofsgebäudes (1910).[55] Die ersten Eingemeindungen führen zur Erweiterung des Stadtbildes.

Mit 142.753 Einwohnern tritt Dortmund als größte und bedeutendste Industriestadt des Ruhrgebietes in das neue Jahrhundert ein.[56]

Kriege, Krisen, Vernichtung (1914-1945)

Die Kriegs- und Inflationsjahre (1914-23) sind auch für das Ruhrgebiet und Dortmund schwierige Jahre, auch wenn Dortmund von unmittelbaren Kriegsereignissen bis auf einen Fliegerangriff am 2.Oktober 1917 verschont bleibt. Immer wieder kommen Unruhen und Unsicherheiten auf. Der Kapp-Putsch (15.März 1920) und das Einrücken des „Freikorps Lichtschlag“ verursachen den „Kampf um Dortmund“.[57] Auch während der Besetzung Dortmunds durch die Franzosen muss die Bevölkerung schwerwiegende Eingriffe in allen Lebensbereichen hinnehmen. Einschneidendes Ereignis ist die „Dortmunder Bartholomäusnacht“ am 10. Juni 1923, in der bei Verhaftungen nach der unaufgeklärten Erschießung zweier französischer Soldaten sieben Menschen erschossen werden.

Lichtblicke in diesem Zeitraum sind jedoch die Eröffnung des Flughafens im April 1925 und die Fertigstellung der Westfalenhallen für Sportveranstaltungen, Konzerte und Massenversammlungen von Parteien.[58]

Allerdings hat vor allem der Zweite Weltkrieg für Dortmund verheerende Folgen. In zahllosen Bombardierungen, darunter acht Großangriffe werden 95% des alten Stadtkerns und 59% des Wohnraums zerstört. Strom- und Wasserversorgung sowie andere wichtige Elemente städtischer Infrastruktur brechen restlos zusammen. Von den knapp 600.000 Einwohnern vor Kriegsausbruch leben 1946 noch 418.000 in Dortmund.[59]

Dortmund im Wiederaufbau (1945 – 1960)

Unter britischer Militärregierung, der sich Dortmund nach Kriegsende unterzuordnen hat, wird der politische, städtebauliche und wirtschaftliche Wiederaufbau relativ zügig vorangetrieben.

Dortmund profitiert nach 1945 von der Bevorzugung der Grundstoffindustrie (Bergbau). Wenige Zechen sind durch Bombardierungen zerstört, so dass der Betrieb bis Juni 1945 fast wieder vollständig aufgenommen werden kann.

Aufgrund der weltweiten Nachfrage nach Stahl und Eisenprodukten in der 50er Jahren entwickelt sich Dortmund zur größten Industriestadt Nordrhein Westfalens. 1955 übertrifft der Bierausstoß den Spitzenwert der Vorkriegszeit, alle Industriezweige melden eine Auslastung bis an die Grenzen ihrer Kapazität.[60]

Strukturkrise und Strukturwandel (1960 – heute)

Ende der 1950er Jahre hält die zweite Phase des strukturellen Wandels Einzug: im Bergbau erfolgen die ersten Entlassungen, eine ununterbrochene Abwärtsbewegung der Kohleförderung setzt ein und führt letztendlich 1987 zur Schließung der letzten Zeche in Dortmund. Ähnlich dramatisch verläuft die Entwicklung im Braugewerbe, wo von den acht Brauereien nur noch zwei übrig bleiben.[61]

Eine weitere Erschüttung der Wirtschaft Dortmunds erfolgt etwa 1975 mit dem Einsetzen der Stahlkrise.

Die wirtschaftliche Krise, die sich seit Ende der 70er Jahre vornehmlich in steigenden Arbeitslosenzahlen ausdrückt, verschärft sich Anfang der 80er Jahre beträchtlich. So steigt die Arbeitslosenzahl zwischen 1980 und 1985 von ca. 6% auf ca. 17% an.[62]

Allerdings gibt es auch in dieser Zeit einige Glanzlichter aufzuweisen: so eröffnet 1985 das Technologiezentrum, das der Förderung des Wissenschaftsverkehrs zwischen Universität und Industrie dienen soll, die Eröffnung der Spielbank Hohensyburg 1985, die 1986 stattfindende Einweihung des neuen Messezentrums der Westfalenhallen, die Herstellung der ersten unterirdischen Dortmunder Stadtbahnstrecken 1984, der Ausbau des Dortmunder Hafens.[63]

2.4 Architektur

Die Baugeschichte der Stadt Dortmund setzt mit der Entstehung eines Siedlungskernes an der Kreuzung des Hellwegs ein – der Handelsstraße zwischen Rhein und Weser und der nordsüdlichen Verkehrstraße zwischen Sieg und Lippe.[64] Durch Erweiterungen der Stadtbefestigungen erhielt Dortmund seine endgültige mittelalterliche Gestalt. Diese Befestigungsanlage deckt sich in weiten Teilen mit dem heutigen Wallring, der die City innerhalb der Innenstadt klar abgrenzt. Damit erhält das Stadtzentrum eine starke Geschlossenheit und einen identitätsprägenden Ort.[65]

Die raumfassenden Bebauungen, sowohl in der Innenstadt wie auch in den verschiedenen Stadtteilen, sind in ihrem Charakter rech unterschiedlich.

Im Folgenden werden drei neuere Einzelwerke vorgestellt, sowie das Projekt Hauptbahnhof als künftige Entwicklung.

[...]


[1] vgl. Stadt Dortmund (Hrsg.) (2002):Dortmunder Statistik – Wirtschaft – Jahresbericht 2002, Nr.160; S. 46

[2] vgl. Burles, D. (Hrsg.)(20002): World Travel Atlas, London, S. 74

[3] vgl. Burles 2002, S. 52

[4] vgl. Kommunalverband Ruhrgebiet - KVR (Hrsg.) (1986): Klimaanalyse Stadt Dortmund, Essen, S. 7

[5] vgl. o.V.(1988): „Diercke Weltatlas“; 3.Aufl.; Braunschweig, S. 58: „Mitteleuropa – Geologie“

[6] vgl. Achilles, F. W. (1983): Dortmund und das östliche Ruhrgebiet: landeskundliche Einführung und Exkursionsführer, Paderborn: Schöningh, S.10f

[7] vgl. Achilles 1983, S. 4

[8] vgl. KVR 1986; S. 8

[9] vgl. Achilles 1983, S. 8

[10] Achilles 1983, S. 8: „Böden“ und Anhang 1

[11] vgl. KVR 1986, S. 7f und Anhang 2 und 3

[12] vgl. Achilles 1983, S. 15

[13] vgl. Stadt Dortmund, Fachbereich Statistik & Wahlen (Hrsg) .(2003A): Jahresbericht 2003, Dortmund, S. 34: „Luftqualität“

[14] vgl. o.V. 1988; S. 43: „Deutschland – Umweltbelastung/Umweltschutz“

[15] vgl. Stadt Dortmund (Hrsg.) 2003A, S. 97: „Kraftfahrzeugdichte seit 1980“

[16] vgl. Achilles 1983, S. 9

[17] vgl. Kommunalverband Ruhrgebiet - KVR (Hrsg.) (1982): Baumkataster 1982 – Vitalitätsuntersuchung mit Hilfe von Farbinrarotluftbildern, Essen, S. 9ff

[18] DUDEN (Hrsg.) (1990): Das Fremdwörterbuch, 5. Auflage, Berlin, S. 346, Spalte 1

[19] F.A. Brockhaus GmbH (Hrsg.) (2003):Der Brockhaus in einem Band, 10. Auflage, Leipzig, S. 404, Spalte 1

[20] vgl. http://www2.dortmund.de/statistik-wahlen/publikationen/jahrbuch_%202003_internet.pdf , S. 89

[21] vgl. http://www2.dortmund.de/statistik-wahlen/publikationen/jahrbuch_%202003_internet.pdf , S. 93

[22] vgl. http://www1.dortmund.de/themen/verkehr/templates/news/detail/news_detail.jsp?cid=14378

[23] vgl. http://www1.dortmund.de/themen/verkehr/templates/card/detail/detail.jsp?cid=1206

[24] vgl. http://www1.dortmund.de/themen/planenundbauen/subthemen/3do/index2.jsp

[25] vgl. http://www.dortmunder-hafen.de

[26] vgl. http://www.dortmunder-hafen.de

[27] vgl. http://www.flughafen-dortmund.de

[28] vgl. http://www.flughafen-dortmund.de

[29] vgl. http://www2.dortmund.de/schule/start_verzeichnis.htm

[30] vgl. http://www1.dortmund.de/themen/bildungundforschung/hochschulen.jsp und http://www2.dortmund.de/statistik-wahlen/publikationen/jahrbuch_%202003_internet.pdf, S. 109

[31] vgl. http://www.museendortmund.de/

[32] vgl. http://www1.dortmund.de/themen/freizeit/

[33] vgl. http://www2.dortmund.de/statistik-wahlen/publikationen/jahrbuch_%202003_internet.pdf , S. 120

[34] vgl. http://www.dortmund-project.de/projekte/standorte/technologiepark.jsp und http://www.technologiepark.de/frset_techparkmobil.htm und http://www.tzdo.de/001_Allgemeines/050_vorstellung/index_html_de

[35] vgl. http://www.dortmund-project.de/projekte/standorte/phoenix.jsp#

[36] vgl. http://www.dortmund-project.de/projekte/standorte/stadtkroneost.jsp und http://www.stadtkrone-ost.de/

[37] vgl. Verkehrsverein Dortmund e.V. (Hrsg.) (2001A): Dortmund virtuell entdecken, o.O., Navigator/Stadt & Geschichte/Vergangenheit

[38] vgl. Verkehrsverein Dortmund e.V. (Hrsg.) 2001A, Navigator/ Stadt & Geschichte/Vergangenheit

[39] vgl. Beleke, N. (1997): Dortmund – Das Herz Westfalens, Dortmund, S. 110

[40] vgl. Verkehrsverein Dortmund e.V. (Hrsg.) 2001A, Navigator/ Stadt & Geschichte/Vergangenheit

[41] vgl. http://www2.dortmund.de/hv/dort_gesch19.htm und Verkehrsverein Dortmund e.V. (Hrsg.) 2001A, Navigator/ Stadt & Geschichte/Vergangenheit

[42] vgl. Dascher, O. (1996): Dortmund – Porträt einer Stadt, Dortmund, S. 7

[43] vgl. Beleke 1997, S. 114f und http://www2.dortmund.de/hv/dort_gesch19.htm

[44] vgl. Helle, J./ Döring, P. (2001): Dortmund – Ein Bildband in Farbe, Dortmund, Gudensberg-Gleichen, S. 3

[45] vgl. Verkehrsverein Dortmund e.V. (Hrsg.) 2001A, Navigator/ Stadt & Geschichte/Vergangenheit

[46] vgl. Dascher 1996, S. 8 und Verkehrsverein Dortmund e.V. (Hrsg.) 2001A, Navigator/ Stadt & Geschichte/Vergangenheit

[47] vgl. Helle/ Döring 2001, S. 3

[48] vgl. Verkehrsverein Dortmunde.V. (Hrsg.) 2001A, Navigator/ Stadt & Geschichte/Vergangenheit

[49] vgl. Dascher 1996, S. 10

[50] vgl. Helle/ Döring 2001, S. 3

[51] vgl. http://www2.dortmund.de/hv/dort_gesch19.htm

[52] vlg. Dascher 1996, S. 12

[53] vgl. http://www2.dortmund..de/hv/dort_gesch19.htm

[54] vgl. http://schulen.hagen.de/GSDO/online/gesch.htm

[55] vgl. Helle/ Döring 2001, S. 4

[56] vgl. http://www2.dortmund.de/hv/dort_gesch20.htm

[57] vgl. http://www2.dortmund.de/hv/dort_gesch20.htm

[58] vgl. http://schulen.hagen.de/GSDO/online.gesch.htm

[59] vgl. Helle/ Döring 2001, S. 4

[60] vgl. Dascher 1996, S. 15

[61] vgl. Helle/ Döring 2001, S. 4

[62] http://www2.dortmund.de/hv/dort_gesch20.htm

[63] http://www2.dortmund.de/hv/dort_gesch20.htm

[64] vgl. Hammer, E. (1965): Erhaltene historische Bauwerke in Dortmund und seinen Vororten, Dortmund, S. 5

[65] vgl. Stadt Dortmund (1999): Architekturführer Dortmund 1983-2000, Hagen, S. 132

Ende der Leseprobe aus 85 Seiten

Details

Titel
Lokalstandort Dortmund
Hochschule
International School of Management, Standort Dortmund  (Fachhochschule)
Veranstaltung
Tourismusgeograohie
Note
2,3
Autoren
Jahr
2003
Seiten
85
Katalognummer
V48235
ISBN (eBook)
9783638449960
Dateigröße
1923 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Stichworte: Messe- und Kongresstourismus Konzert- und Musiktourismus Theatertourismus Industriekulturtourismus
Schlagworte
Lokalstandort, Dortmund, Tourismusgeograohie
Arbeit zitieren
Barbara Boron (Autor:in)Patrick Goik (Autor:in)Julia E. Peters (Autor:in)Carolin Krabs (Autor:in), 2003, Lokalstandort Dortmund, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/48235

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Lokalstandort Dortmund



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden