1. Einleitung
Ich möchte in meiner Hausarbeit das Verhältnis von Griechen und Fremden im 4. Jh. näher untersuchen. Dabei werde ich mich in der Hauptsache mit der ersten Hälfte des 4. Jh. beschäftigen. Der Zeitraum meiner Betrachtungen beschränkt sich etwa vom Ende des Peloponnesischen Krieges bis zur Schlacht von Chaionara 338 v. Chr. und der damit verbundenen Hegemonie Makedoniens .
In diesen Zeitraum ist der Kontakt der Griechen zu anderen Völkern oder Barbaren im Wesentlichen auf zwei begrenzt. Da wären zum einem die Perser, die schon in der zurückliegenden Zeit eine große Rolle in der griechische Geschichte gespielt hatten, und die Makedonen, die erst im Laufe des 4. Jh. näher in das Blickfeld der Griechen rückten.
Es soll die Perser betreffend untersucht werden, ob sich das Bild der Griechen von ihnen im 4. Jh. änderte oder nicht. Bis zu diesem Zeitpunkt erscheint uns der Begriff "Barbar" noch weitestgehend in seiner ursprünglichen Bedeutung von "Fremdsprachigen". Die Sicht auf die Perser ist demzufolge auch noch von einer gewissen Achtung und von Toleranz gegenüber dem Fremdartigen geprägt. Auch die Perserkriege, aus denen die Griechen als Sieger hervorgegangen waren, schienen kein Gefühl der Überlegenheit der Griechen gegenüber den Persern hervorgebracht zu haben. Die Reflexion dieses geschichtlichen Ereignisses fand auf verschiedenen Ebenen statt, aber es entstand nirgends ein Bild von gottgewollter Überlegenheit.
Mir ist an dieser Stelle bewußt, daß andere Autoren ein anders Bild vom Verhältnis der Griechen zu den Persern während und nach der Perserkriege entworfen haben. So sieht beispielsweise Volker Losemann schon im Perserkrieg die Ursache für ein abwertendes Perserbild und damit auch eine negative Entwicklung des Begriffes "Barbar".
Ich möchte in meiner Arbeit nicht auf die Diskussion über den Barbarenbegriff und das Verhältnis der Griechen zu den Persern im 5. Jh. eingehen. Ich gehe in meinen Ausführungen von den Ansichten Dihles aus und stütze meine Betrachtungen auf seine Einschätzungen des Begriffes >Barbar< und seiner Interpretation des Perserbildes der Griechen im 5. Jh.. Dihle geht davon aus, daß es bis zum Ende des Peloponnesischen Krieges kein negatives Barbarenbild und keine negative Sichtweise den Persern gegenüber gab.
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Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Veränderung des griechischen Selbstbewußtseins
- Die politische Entwicklung Griechenlands nach dem Ende des Peloponnesischen Krieges
- Der Aufstieg Makedoniens
- Isokrates und die Fremden
- Herkunft und Leben des Isokrates
- Isokrates und die Perser
- Das Verhältnis des Isokrates zu den Makedonen
- Demosthenes
- Herkunft und Leben des Demosthenes
- Demosthenes und die Makedonen bis zur Dritten Olynthischen Rede
- Der Aspekt der Tyrannis als Barbarenmerkmal?
- Demosthenes Dritte Rede gegen Philipp
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht das Verhältnis von Griechen und Fremden im 4. Jahrhundert v. Chr., mit Fokus auf die erste Hälfte des Jahrhunderts. Sie beleuchtet, wie sich die griechische Sicht auf den Begriff "Barbar" im Kontext der politischen und gesellschaftlichen Veränderungen dieser Zeit entwickelt.
- Die Entwicklung des griechischen Selbstbewußtseins im 4. Jahrhundert v. Chr.
- Die Rolle der Perser und Makedonen in der griechischen Geschichte
- Die Veränderungen des Begriffs "Barbar" und seine Anwendung auf die Perser und Makedonen
- Die unterschiedlichen Perspektiven von Isokrates und Demosthenes auf die Fremden
- Der Einfluss der politischen Ansichten auf die Interpretation des Begriffs "Barbar"
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt die Fragestellung und den Zeitrahmen des Themas vor und fokussiert auf die Bedeutung des Begriffs "Barbar" im Kontext der Beziehungen zwischen Griechen und Fremden im 4. Jahrhundert v. Chr. Sie beleuchtet die Rolle der Perser und Makedonen in der griechischen Geschichte und die Entwicklung des griechischen Selbstverständnisses in dieser Zeit.
- Die Veränderung des griechischen Selbstbewußtseins: Dieses Kapitel analysiert die politischen Entwicklungen in Griechenland nach dem Ende des Peloponnesischen Krieges, insbesondere die Herausforderungen durch die spartanische Hegemonie und den Aufstieg Makedoniens. Der Einfluss dieser Veränderungen auf das griechische Selbstbild und die Wahrnehmung von Fremden wird untersucht.
- Isokrates und die Fremden: Das Kapitel beleuchtet das Leben und die politische Philosophie des Redners Isokrates. Es analysiert seine Ansichten über die Perser und sein Verhältnis zu den Makedonen, wobei er diese als potentielle Retter Griechenlands betrachtet.
- Demosthenes: Das Kapitel fokussiert auf das Leben und die Reden des Redners Demosthenes. Es untersucht seine Kritik an den Makedonen und seine Sichtweise auf diese als Barbaren. Die Rolle des Konzepts der Tyrannis als Kennzeichen des Barbaren wird diskutiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit dem Begriff "Barbar" im 4. Jahrhundert v. Chr., insbesondere in Bezug auf die Perser und Makedonen. Sie untersucht die Veränderung des griechischen Selbstbildes, die Rolle der politischen Reden und den Einfluss von Rednern wie Isokrates und Demosthenes auf die Wahrnehmung von Fremden. Die Analyse fokussiert auf die politische Entwicklung Griechenlands, das Verhältnis von Griechen und Fremden, die Konzepte von Hegemonie und Tyrannis sowie die Bedeutung von Quelleninterpretation.
- Quote paper
- Reiner Heubach (Author), 1999, Griechen und Fremde im 4. Jh. Der peorative Barbarenbegriff, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/4825