Wer Döblin sagt, muss Alexanderplatz sagen. Dieses Berlin-Epos brachte dem Autor weltweite Anerkennung und durch die Verfilmung Fassbinders noch größere Popularität. Für seine zahlreichen weiteren Werke jedoch ist Döblin weit weniger bekannt, obwohl sie durch groß angelegte, bizarre Handlungsstränge und schriftstellerische Genialität begeistern.
Obwohl die Vielfältigkeit seiner Arbeit nur einem kleinen Leserkreis bewusst ist, ist der Autor Döblin zweifellos ein Begriff. Völlig in den Hintergrund gerückt ist dagegen sein über Jahrzehnte hinweg aktives Schaffen als Journalist.
Der Journalist Döblin ist schwer greifbar, sind seine journalistischen Arbeiten mal von einer bestechenden Klarheit, dann wieder von einer fast abwesenden Entrücktheit und Unspezifität. Voll des politischen Engagements und einer erstaunlichen Weitsicht, dann vor dem Hintergrund einschneidender politischer Ereignisse neutral und fast unbeteiligt.
Auch die politische Positionierung des Autors, der sich Zeit seines Lebens als überparteilich bezeichnete, ist mehr als schwierig. Die Analyse der Sekundärliteratur ergibt ein paradoxes Bild: ein engagierter Schriftsteller sei Döblin gewesen, politisch sehr interessiert; und doch ein Individualist, der vorrangig seine eigenen Interessen vertrat, sich nie einer Partei oder politischen Gruppierung zugehörig fühlte.
Ein politischer Schriftsteller ohne festgelegten Standpunkt. Ein Journalist, der die publizistischen Gesetze von Kürze und Prägnanz ignorierte, der es dennoch immer schaffte, in seiner bilderreichen, phantasievoll-ausschweifenden Sprache konkret zu werden. Und ein trotz regelmäßiger Resignation immer wieder humorvoller Autor, dessen „privates Unglück ist, dass [er] immer statt Cervantes Cervelat [liest]“4.
Das alles ist der Journalist Alfred Döblin. Ihn zu mögen, fällt leicht. Ihm eine politische Zuordnung oder einen roten Faden nachzuweisen, bleibt ein schwieriges Vorhaben.
Döblin entzieht sich jeder Kategorisierung ; er windet sich flink durch seine Zeit und bleibt schwer greifbar. „Ich- bin sehr schwankend. Das Tagewerk geht so hin, aber mein Skeptizismus wächst enorm, für alles, was ich tue. Geht wohl vielen in Deutschland so?“5 fragt er sich am 25. Mai 1925.
Diese Arbeit will durch die Analyse seiner Publikationen -besonders zu Zeiten der Weimarer Republik- und Auszüge seines Briefwechsels eine Annäherung an den Journalisten und politischen Kommentator Alfred Döblin versuchen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- ,,Für dich dies von mir, o Demokratie"
- Döblin und die Politik
- „Linke Poot geht euch mit gutem Beispiel voran“
- Politischer Journalismus?
- ,,Eine kurze Demaskierung"
- Der deutsche Maskenball und eine Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem journalistischen Schaffen Alfred Döblins, insbesondere während der Weimarer Republik, und versucht, ihn als politischen Kommentator zu analysieren. Sie untersucht Döblins Publikationen und Briefwechsel, um seine politische Positionierung und seinen Blick auf die Demokratie in Deutschland zu beleuchten.
- Döblins politische Positionierung und seine Haltung zur Demokratie in Deutschland
- Der Einfluss des Expressionismus auf Döblins politisches Denken und Schreiben
- Döblins Rolle als Beobachter und Kommentator des politischen Geschehens
- Döblins journalistischer Stil und seine Verwendung von Satire und Phantasie
- Die Ambivalenz von Döblins politischem Engagement und seine Distanz zu konkreten politischen Gruppierungen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt Alfred Döblin als vielseitigen Autor vor, der neben seiner bekannten literarischen Arbeit auch als Journalist aktiv war. Sie beleuchtet seine schwierige finanzielle Situation und seine dennoch große Hingabe an die Demokratie.
Das zweite Kapitel untersucht Döblins politische Positionierung im Kontext des Expressionismus und seiner Auseinandersetzung mit der Frage nach den Chancen der Demokratie in Deutschland. Es zeigt seine Nähe zu den Ideen des Expressionismus und seine Tendenz, sich in eine Phantasiewelt zurückzuziehen, wenn er auf das politische Tagesgeschehen reagiert.
Das dritte Kapitel beleuchtet Döblins journalistische Arbeit, die sich durch eine Mischung aus Klarheit, Abstraktion, politischem Engagement und Resignation auszeichnet. Es wird die Schwierigkeit hervorgehoben, Döblin einer bestimmten politischen Richtung zuzuordnen, da er sich jeder Kategorisierung entzieht.
Schlüsselwörter
Alfred Döblin, Journalismus, Weimarer Republik, Politik, Demokratie, Expressionismus, Satire, Phantasie, Überparteilichkeit, Beobachtung, Kommentar, Briefwechsel, Publikationen.
- Quote paper
- Anna Brixa (Author), 2005, Alfred Döblin als Journalist, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/48303