Die Realität der Kinder ist heute durch ein umfassendes Medien- und Kommunikationsnetz geprägt. Die meisten Grundschulkinder wissen, mit einem Computer umzugehen oder besitzen bereits selber einen PC. Für einen Unterricht, der die Lebenswirklichkeit der Kinder in den Mittelpunkt stellt, resultiert hieraus die Notwendigkeit diese Erfahrungen aufzugreifen. Der Bildungsauftrag der Grundschule ist ohne Blick auf die kindliche Medienkompetenz nicht mehr zu realisieren. Eine Erziehung zum bewussten und kritischen Umgang mit dem umfangreichen Medienangebot, also auch mit dem Computer, muss demzufolge Bestandteil grundlegender schulischer Bildung sein. Es soll hier demnach nicht diskutiert werden, ob ein Einsatz von Computern in der Grundschule prinzipiell sinnvoll ist; entscheidend ist vielmehr die Frage, inwieweit die Inhalte und deren Einsatz konzipiert sein müssen, um Kinder in ihrem individuellen Lernprozess effektiv unterstützen zu können.
Ich möchte Kriterien und Anforderungen vorstellen, die eine Software erfüllen muss, um Kinder beim Schriftspracherwerb sinnvoll begleiten und fördern zu können. In diesem Zusammenhang werde ich mich auf die Beispiele im Anhang beziehen.
Beginnen werde ich mit der Darstellung grundlegender kognitiver und sensorischer Fähigkeiten, die zum Erwerb der Schriftsprache vorhanden sein müssen.Der Prozess des Schriftspracherwerbs ist individuell. Kinder durchlaufen in unterschiedlichem Tempo bestimmte Entwicklungsphasen und eignen sich entsprechende Strategien an. Es müssen günstige Lernbedingungen und eine strukturierte Förderung vorhanden sein, um Kinder in den einzelnen Phasen zu unterstützen. Basierend auf der Leitidee des Lehrplans für Grundschulen in NRW für das Fach Deutsch werde ich mich anschließend mit den didaktischen Möglichkeiten hierzu befassen.
Obwohl sich die Lese- und Schreib- Entwicklung gegenseitig bedingen, werde ich primär Ausführungen zur Schreibentwicklung machen.Aufgrund der starken Interdependenz zwischen Lesen- und Schreibenlernen resultieren aus den Ausführungen zum Schreibenlernen entsprechende Konsequenzen für den Leselernprozess. Aus Vereinfachungsgründen möchte ich diese nicht zusätzlich erläutern. Abschließend werden konkrete Kriterien und Anforderungen vorgestellt, die von Lernprogrammen erfüllt werden müssen, um den Schriftspracherwerb bei jedem Schüler effektiv und sinnvoll zu unterstützen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hintergründe zum Schriftspracherwerb
- Ausgangssituation sowie grundlegende kognitive und sensorische Voraussetzungen
- Modelle der Schreibentwicklung
- Die Hamburger Schreibprobe nach May
- Lehrmethoden und Aktivitäten zur Unterstützung beim Schriftspracherwerb
- Anforderungen des Lehrplans NRW
- Konsequenzen für den Rechtschreibunterricht
- Spracherfahrungsansatz nach Brügelmann
- Lesen durch Schreiben (Reichen)
- Die didaktische Landkarte
- Der Computer im Unterricht der Grundschule
- Lernsoftware
- Grundlegende Thesen zum Einsatz des Computers im Anfangsunterricht Deutsch
- Kriterien und Anforderungen zum Einsatz von Computerprogrammen als Unterstützung beim Schriftspracherwerb
- Resümee und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht den Einsatz von Computerprogrammen als Unterstützung beim Schriftspracherwerb in der Grundschule. Sie analysiert die Notwendigkeit, die Lebenswirklichkeit von Kindern mit ihrer Medienkompetenz zu berücksichtigen und stellt Kriterien und Anforderungen an Lernsoftware vor, die den individuellen Lernprozess der Schüler effektiv fördern.
- Kognitive und sensorische Voraussetzungen zum Schriftspracherwerb
- Modelle der Schreibentwicklung, insbesondere die Hamburger Schreibprobe nach May
- Didaktische Möglichkeiten und Anforderungen des Lehrplans NRW
- Grundlegende Thesen zum Einsatz von Computern im Anfangsunterricht Deutsch
- Kriterien und Anforderungen für den Einsatz von Computerprogrammen beim Schriftspracherwerb
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die aktuelle Medienrealität von Grundschulkindern und die Notwendigkeit eines bewussten Umgangs mit Medien, insbesondere Computern, im Bildungskontext heraus. Sie führt die zentrale Fragestellung der Arbeit ein, nämlich die Untersuchung von Kriterien und Anforderungen an Lernsoftware, die den Schriftspracherwerb effektiv unterstützen.
Kapitel 2 beleuchtet die Hintergründe zum Schriftspracherwerb. Es werden die Ausgangssituation von Kindern zu Beginn des Schriftspracherwerbs und die grundlegenden kognitiven und sensorischen Voraussetzungen zum Schreibenlernen erläutert. Darüber hinaus wird das Entwicklungsmodell zum Schriftspracherwerb von May vorgestellt, das die verschiedenen Phasen und Strategien der Schreibentwicklung beschreibt.
Kapitel 3 befasst sich mit Lehrmethoden und Aktivitäten zur Unterstützung beim Schriftspracherwerb. Es werden die Anforderungen des Lehrplans NRW und die daraus resultierenden Konsequenzen für den Rechtschreibunterricht, sowie verschiedene didaktische Ansätze, wie den Spracherfahrungsansatz nach Brügelmann und das Konzept des "Lesens durch Schreiben", vorgestellt.
Kapitel 4 widmet sich dem Einsatz des Computers im Unterricht der Grundschule. Es werden Lernsoftware und grundlegende Thesen zum Einsatz des Computers im Anfangsunterricht Deutsch erörtert. Der Fokus liegt auf der Analyse von Kriterien und Anforderungen an Computerprogramme, die den Schriftspracherwerb effektiv unterstützen.
Schlüsselwörter
Schriftspracherwerb, Computerprogramme, Lernsoftware, Grundschule, Rechtschreibung, Schreibentwicklung, Hamburger Schreibprobe nach May, Lehrplan NRW, didaktische Ansätze, Spracherfahrungsansatz, Lesen durch Schreiben, Medienkompetenz, individuelle Förderung.
- Quote paper
- Petra Thiele (Author), 2005, Kriterien und Anforderungen zum Einsatz von Computerprogrammen beim Schriftspracherwerb, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/48317