„Beruf und Berufstätigkeit eröffnen den Zugang zu gesellschaftlicher Teilhabe und Anerkennung. Eine qualifizierte schulische und berufliche Ausbildung ist auch für Mädchen und junge Frauen Voraussetzung und Basis für ihre Chancen im späteren Erwerbsleben und selbstverständlicher Bestandteil ihrer Zukunftsplanung“ (Nissen, Keddi, Pfeil 2003, S.16). Wie setzen jungen Frauen dies heutzutage um? Welche Berufe ergreifen sie? In welchen Bereichen arbeiten Frauen im Vergleich zu Männern? Welche Aspekte spielen bei ihrer Berufswahl eine Rolle? Wo treten Probleme bei der Berufswahl auf?
Mit diesen Fragen beschäftige ich mich in der vorliegenden Arbeit. In meiner Ausführung werde ich mich zunächst mit dem Berufswahlverhalten junger Frauen und den Merkmalen typischer Frauenberufe befassen. Hieraus ergeben sich Auffälligkeiten in der Berufsfindung von Frauen. Zur Verdeutlichung einiger Aspekte, werde ich in meinen Ausführungen immer wieder sowohl historische als auch Vergleiche zu jungen Männern mit aufnehmen. Die Berufswahl unterliegt vielfachen Einflüssen, die eine Skizze auf S. 13 zeigt. Ich werde meinen Schwerpunkt jedoch auf die theoretischen Erklärungsansätze legen, die die weibliche Berufsfindung zu erklären versuchen.
Nach einem Exkurs zur aktuellen Situation auf dem „Ausbildungsmarkt“ komme ich abschließend zu einem Resümee.
Gliederung
1 Einleitung
2 Berufswahl
2.1 Bedeutung der Berufswahl im Lebenszusammenhang von Frauen
2.2 Bildungsbeteilung und Schulabschlüsse als Weichenstellung für die Berufsausbildung
2.3 Frauen-, Männer- und Mischberufe
2.4 Nahezu freie Berufswahl für Frauen
2.5 Bereiche, in denen Frauenberufe verstärkt zu finden sind
2.6 Berufsausbildung an Hochschulen
2.7 Frauenberufe und ihre häufigen Gemeinsamkeiten/ Problematiken
3 Berufsfindung von Frauen
3.1 Der Beginn der Beschäftigung mit dem Thema Beruf
3.2 Theoretische Erklärungsansätze zur Berufswahl von Frauen
3.3 Strukturorientierte Ansätze
3.3.1 Ansatz der statistischen Diskriminierung
3.3.2 Konzept des weiblichen Arbeitsvermögens
3.3.3 Ansatz der geschlechtsspezifischen Arbeitsmarkt-segmentation
3.3.4 Geschlecht als Statuszuweisung im Berufsbildungssystem
3.3.5 Grenzen der strukturorientierten Ansätze
3.4 Subjektorientierte Ansätze
3.4.1 Ansatz der biografischen Konstruktion
3.4.2 Berufsfindung in der Adoleszenz als symbolische Handlung
4 Rückläufige Abschlüsse von Ausbildungsverträgen
5 Resümee
Anhang 1: Ausbildungsbeginner und –beginnerinnen im Jahr 2003, unterteilt nach 13 Berufsgruppen und nach Geschlecht
Anhang 2: Auszubildende in den 20 am stärksten besetzten Ausbildungsberufen 2003 Weibliche Auszubildende
Anhang 2.1: Auszubildende in den 20 am stärksten besetzten Ausbildungsberufen 2003 Männliche Auszubildende
Anhang 3: Studierende in den 10 am stärksten besetzten Studienfächern im Wintersemester 2003/2004
6 Literaturverzeichnis
1 Einleitung
„Beruf und Berufstätigkeit eröffnen den Zugang zu gesellschaftlicher Teilhabe und Anerkennung. Eine qualifizierte schulische und berufliche Ausbildung ist auch für Mädchen und junge Frauen Voraussetzung und Basis für ihre Chancen im späteren Erwerbsleben und selbstverständlicher Bestandteil ihrer Zukunftsplanung“ (Nissen, Keddi, Pfeil 2003, S.16).
Wie setzen jungen Frauen dies heutzutage um? Welche Berufe ergreifen sie? In welchen Bereichen arbeiten Frauen im Vergleich zu Männern? Welche Aspekte spielen bei ihrer Berufswahl eine Rolle? Wo treten Probleme bei der Berufswahl auf?
Mit diesen Fragen beschäftige ich mich in der vorliegenden Arbeit. In meiner Ausführung werde ich mich zunächst mit dem Berufswahlverhalten junger Frauen und den Merkmalen typischer Frauenberufe befassen. Hieraus ergeben sich Auffälligkeiten in der Berufsfindung von Frauen. Zur Verdeutlichung einiger Aspekte, werde ich in meinen Ausführungen immer wieder sowohl historische als auch Vergleiche zu jungen Männern mit aufnehmen.
Die Berufswahl unterliegt vielfachen Einflüssen, die eine Skizze auf S. 13 zeigt. Ich werde meinen Schwerpunkt jedoch auf die theoretischen Erklärungsansätze legen, die die weibliche Berufsfindung zu erklären versuchen.
Nach einem Exkurs zur aktuellen Situation auf dem „Ausbildungsmarkt“ komme ich abschließend zu einem Resümee.
2 Berufswahl
2.1 Bedeutung der Berufswahl im Lebenszusammenhang von Frauen
Innerhalb der letzten Jahrzehnte haben sich die weiblichen Lebens-zusammenhänge bedeutend verändert. Während früher insbesondere die Familie bzw. der Ehepartner die Frau versorgt hat, bekommt die weibliche Erwerbsarbeit zunehmende Bedeutung im Hinblick auf die individuelle Existenzsicherung. In diesem Zusammenhang ist festzustellen, dass die meisten Frauen heute eine deutlich längere schulische und berufliche Ausbildung durchlaufen und die Familienplanung dementsprechend später aktuell wird. So brauchen vielen Frauen heute bis zum 30. Lebensjahr oder länger, um sich beruflich zu etablieren (Nissen u.a. 2003)
Grundsätzlich lassen sich heute verschiedene Lebensentwürfe unterscheiden. Als Beispiele gibt es das Lebensthema „Familie“, bei dem Frauen durch ihre Berufsausbildung bzw. –tätigkeit einen Beitrag zur Familie leisten; bei der „Doppelorientierung“ werden Familie und Beruf gleichrangig gesehen; beim Lebensthema „Beruf“ steht dieser im Mittelpunkt. (Keddi u.a. 1999, zitiert nach Nissen u.a. 2003, S. 20)
2.2 Bildungsbeteilung und Schulabschlüsse als Weichenstellung für die Berufsausbildung
In den letzten Jahrzehnten ist es stetig zu einer Höherqualifizerung der Mädchen gekommen, im Schuljahr 2002/2003 waren sogar 56,41% der AbsolventInnen mit allgemeiner Hochschulreife Frauen.
Abb. 1 zeigt die „Bildungsbeteiligung von Mädchen an allgemeinbildenden Schulen nach Schularten 1960 bis 1999 (bis 1990 früheres Bundesgebiet, ab 1995 einschließlich der neuen Bundesländer.)
Abb. 1
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Cornelißen u.a. 2002, S. 30
Abb. 2 zeigt den Anteil der Absolventinnen von allgemeinbildenden Schulen des Schuljahres 2002/2003 nach Abschlussarten
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Statistisches Bundesamt
(http://www.destatis.de/basis/d/biwiku/schultab16.php), eigene Berechnungen
2.3 Frauen-, Männer- und Mischberufe
Cornelißen u.a. (2002) halten fest, dass keine wissenschaftliche Definition für Frauen- und Männerberufe existiert. Es gibt allerdings rechnerische Unterscheidungen. Cornelißen u.a. (2002) beziehen sich dabei auf das Statistische Bundesamt, welches folgende Unterscheidung vornimmt:
Frauen- und Männerberufe müssen, um als solche zu gelten, mindestens 80% Frauen- bzw. Männeranteil haben. Man spricht in diesem Falle auch von weiblich bzw. männlich dominierten Berufen. Liegt der Anteil des einen Geschlechts zwischen 20% und 40%, so wird der Beruf als überwiegend dem anderen Geschlecht zugeordnet gesehen. Ist z.B. der Frauenanteil bei einem Beruf zwischen 20% und 40%, so wird von einem überwiegend männlich besetzen Beruf gesprochen. Weiterführend werden Berufe, bei denen der Anteil beider Geschlechter zwischen 40% und 60% liegt, als gemischt besetzte Berufe bezeichnet.
Andere Autoren definieren unterschiedlich. So sind nach Heintz, Nadai, Fischer und Ummel (1997, zitiert nach Nissen u.a. 2003, S.46) Frauen- bzw. Männerberufe dann als solche zu sehen, wenn der Anteil des anderen Geschlechts unter 30% liegt, Kanter (1977, zitiert nach Nissen u.a. 2003, S. 46) sieht diesen Prozentsatz bereits bei unter 40%.
Willms- Herget (1985, zitiert nach Nissen u.a. 2003, S. 45) beschreibt, dass Frauen- und Männerberufe keineswegs als starr zu sehen sind, es in der Geschichte auch Wechsel von einem Männerberuf zu einem Frauenberuf oder umgekehrt gab. Waren in den 20er Jahren z.B. Berufe im Handel oder im Büro noch Mischberufe, so zählen sie heute zu den Frauenberufen.
2.4 Nahezu freie Berufswahl für Frauen
Noch in den 80er Jahren gab es eine Reihe von Berufen, die aufgrund von Arbeitsschutzbestimmungen nicht für Frauen zugänglich waren. Mit Stand vom 01. Juli 1987 werden vom Bundesinstitut für Berufsbildung (1988, zitiert nach Metz- Göckel/ Nyssen 1990, S. 98) noch 29 Berufe genannt, die von Frauen zu der Zeit nicht ergriffen werden durften. Dazu zählen z.B. Asphaltbauer, Dachdecker, Stukkateur und Zimmerer. Heute sind diese Berufe grundsätzlich auch für Frauen zugänglich. Verschlossen bleiben den Frauen allerdings nach wie vor bestimmte Berufe in der katholischen Kirche, wie z.B. kath. Priesterin, Päpstin. (Engelberg, Ingrid, Beauftragte für Chancen-gleichheit, Agentur für Arbeit Elmshorn, mündliche Information vom 29.04.05)
Grundsätzlich gibt es in Deutschland über 300 anerkannte Ausbildungsberufe. (Nissen u.a. 2003)
2.5 Bereiche, in denen Frauenberufe verstärkt zu finden sind
Nissen u.a. (2003) führen aus, dass sich Frauenberufe insbesondere im Bereich Dienstleistung, wo der Umgang mit Menschen im Mittelpunkt steht, zu finden sind. Hierzu zählen Berufe im Sozialbereich sowie im Gesundheitswesen. Frauenberufe lassen sich aber auch unter den Assistenzberufen, hauswirtschaftlichen Berufen und untergeordneten Büroberufen verstärkt finden. Der Frauenanteil im Bereich Pflege und Erziehung liegt nach Nissen u.a. (2003) bei 80%.
„Junge Frauen finden sich vor allem in den Körperpflege-, Hauswirtschafts- und Reinigungsberufen (80,6%), den Verwaltungs- und Büroberufen (73,0%) und in den „übrigen“ Dienstleistungsberufen (96,1%), kaum dagegen in den Metall- (1,9%), Elektro- (2,6%), Bau- und Baunebenberufen (4,7%).“ (Berufsbildungsbericht 2004, S. 40f.) Im Anhang 1 gibt die Übersicht 6 aus dem Berufsbildungsbericht (2004, S. 42) einen Überblick über Ausbildungs-beginner und –beginnerinnen im Jahr 2003, unterteilt nach 13 Berufsgruppen und nach Geschlecht.
Betrachtet man die am stärksten besetzten Ausbildungsberufe der Frauen 2003, so wird deutlich, dass sich 53,2% in den 10, 72,4% in den 20 am häufigsten besetzten Ausbildungsberufen befinden. Bei den Männern, konzentrieren sich 36,6% auf die ersten 10, 52,6% auf die 20 am häufigsten besetzten Ausbildungsberufe. Folglich ist das Ausbildungsspektrum der Frauen begrenzter als das der Männer. (Statistisches Bundesamt 2004, Vgl. hierzu auch Anhang 2, in dem die Auszubildenden in den 20 am stärksten besetzten Ausbildungsberufen 2003- weibliche Auszubildende/ männliche Auszu-bildende tabellarisch aufgeführt sind.)
Im Vergleich dazu hält Metz- Göckel (1990) fest, dass die Konzentration der Frauen auf wenige Berufe Ende der 40er Jahre deutlich stärker war. Zu der Zeit wurden 86% der weiblichen Lehrlinge in 6 Berufen ausgebildet.
2.6 Berufsausbildung an Hochschulen
Im Bereich der Studienwahl lassen sich auch deutliche Präferenzen bei weiblichen und männlichen Studenten erkennen. Abb. 3 zeigt die Verteilung der Geschlechter im Wintersemester 2003/2004 nach Fächergruppen. Es wird deutlich, dass die Sprach- und Kulturwissenschaften überwiegend weiblich, während die Ingenieurwissenschaften überwiegend männlich besetzt sind.
Im Anhang 3 werden die 10 am stärksten besetzen Studienfächer im Wintersemester 2003/2004 von Männern und Frauen graphisch dargestellt.
Abb. 3
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Statistisches Bundesamt 2005
Abb. 4 zeigt die Motive für das bei Schulabgang gewünschte Studium der Studienberechtigten 1994 Frauen und Männer in den alten und neuen Ländern Einschätzung als „wichtig“ und „sehr wichtig“ in %)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Bund- Länder- Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung 2000
2.7 Frauenberufe und ihre häufigen Gemeinsamkeiten/ Problematiken
Die typischen Frauenberufe haben verschiedene Gemeinsamkeiten, die sie von anderen Berufen unterscheiden. Hierzu zählt, dass es oftmals keine klare Grenze zwischen berufsspezifischem und allgemeinem Wissen gibt. Dies gilt besonders für Berufe im sozialen Bereich. Dadurch ist der Berufscharkater oft nicht einfach aufzuzeigen.
Als Problem sieht Rabe- Kleberg (1999, zitiert nach Nissen u.a. 2003, S. 51), dass Fachpersonal und nicht oder weniger qualifiziertes Personal zusammen arbeiten und für Außenstehende als gleich qualifiziert wahrgenommen werden. Als Beispiel nennen Nissen u.a. (2003) die Pflege, in der Krankenschwestern/ Krankenpfleger (3 Jahre Ausbildung), KrankenpflegehelferInnen (1 Jahr Ausbildung) und SchwesternhelferInnen (4 Wochen Kurs).
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