Im Jahre 409 v. Chr. erlebten die griechischen Verteidiger der Stadt Selinus eine böse Überraschung: ihr Vorteil, sich von einem erhöhten Platz, der Stadtmauer, die dazu noch relative Sicherheit durch das Brustwehr bot, zu kämpfen, ging verloren, denn die angreifenden Karthager boten in ihrem Belagerungsheer sechs mobile Türme auf, die sie auf ihrem obersten Geschoss mit Bogenschützen bemannten. Sie schoben diese an die Stadtmauer heran und jagten die Verteidiger mit Pfeilen von der Stadtmauer. Die Mauern fielen unter den Stößen der Mauerwidder und die Karthager nahmen die Stadt ein.
Es war das erste Mal in der Geschichte der griechischen Welt, dass eine verteidigte Stadt von einem Heer im Sturm genommen wurde.
Diese Arbeit behandelt die antike Belagerungstechnik, die Poliorketik. An Hand antiker Quellen wird versucht die technischen Aspekte der dabei verwendeten Maschinen zu rekonstruiren – Strategien und Gegenstrategien der Angreifer und Verteidiger werden nur am Rande behandelt, da sie den Rahmen der Arbeit sprengen würden.
Neben dem Aufbau der riesigen Belagerungstürmen, sollen der Oikumene bereits bekannte Belagerungswerkzeuge - wie z. B. Mauersicheln, Mauerwidder, etc. – und Hilfskonstruktionen - z.B. fahrbare Schutzlauben, Dämme, etc. - im Zusammenhang mit den Innovationen dargestellt werden. Der zweite Hauptteil ist der Entwicklungsgeschichte der Geschütztechnik – vom gastraphetes, dem Bauchspanner, bis zu Ballistae, deren Treffsicherheit und Schussfrequenz von Feuerwaffen erst im 17. Jahrhundert wieder erreicht wurde – gewidmet.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- 1. Einige Bemerkungen zu der Geschichte der Belagerungsmaschinen und Katapulte
- 1.1. Schriftliche Quellen
- 1.2. Neuzeitliche Rekonstruktionsversuche an Hand dieser Quellen
- 1.3. Die Geschichte der Belagerungsmaschinen und Katapulte
- 2. Belagerungsmaschinen
- 2.1. Belagerungstürme, Helepolen
- 2.2. Die sambuca, bzw. tolleno
- 3. Katapulte
- 3.1. Die Nicht-Torsions-Geschütze
- 3.2. Die Torsionskraft
- 3.3. Der monagker
- 3.4. Torsionsgeschütze
- 3.5. Versuche mit anderen Federsystemen
- 4. Der Onager und ein kurzer Ausblick ins Mittelalter
- 4.1. Der Onager
- 4.2. Niedergang der Torsionsgeschütze
- 4.3. Die trebuchet
- Nachwort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der antiken Belagerungstechnik, der Poliorketik. Der Schwerpunkt liegt auf den technischen Aspekten der Belagerungsmaschinen, weniger auf den strategischen Aspekten. Während Strategien von Angreifern und Verteidigern erwähnt werden, wird der Fokus auf die Entwicklung und Funktionsweise von Belagerungsmaschinen gelegt. Die Arbeit verfolgt die chronologische Entwicklung verschiedener Geschütze, wobei der gastraphetes als Standardgeschütz verwendet wird und die innovativen Teile anderer Geschütze hervorgehoben werden.
- Die Entwicklung und Funktionsweise antiker Belagerungsmaschinen
- Die Rolle von Schriftquellen in der Rekonstruktion antiker Belagerungstechnik
- Die Bedeutung von Innovationen in der Entwicklung von Belagerungsmaschinen
- Die technischen Unterschiede zwischen verschiedenen Arten von Belagerungsmaschinen
- Der Einfluss von Belagerungsmaschinen auf die militärische Geschichte der Antike
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1 bietet einen Überblick über die Geschichte der Belagerungsmaschinen und Katapulte. Es werden die wichtigsten Schriftquellen und neuere Rekonstruktionsversuche behandelt.
- Kapitel 2 widmet sich den Belagerungstürmen, insbesondere den Helepolen, und der sambuca, auch bekannt als tolleno.
- Kapitel 3 konzentriert sich auf Katapulte, angefangen bei den Nicht-Torsions-Geschützen bis hin zu den Torsionsgeschützen und Versuchen mit anderen Federsystemen.
- Kapitel 4 behandelt den Onager und bietet einen Ausblick auf die Entwicklung von Belagerungsmaschinen im Mittelalter.
Schlüsselwörter
Belagerungsmaschinen, Katapulte, Poliorketik, Antike, Geschichte, Technik, Schriftquellen, Rekonstruktion, Helepole, Sambuca, Torsionskraft, Onager, Trebuchet, Gastraphetes.
- Quote paper
- Uli Goenczi (Author), 1995, Belagerungsmaschinen und Katapulte, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/48358