Diese kunsthistorische Arbeit befasst sich mit der Rezeption Paul Cézannes durch Rainer Maria Rilke. Der Poet und Autor sah die Werke Cézannes im Pariser Salon d'Automne und hielt seine Eindrücke in von Neologismen strotzenden Briefen und Gedichten fest. Die Arbeit beleuchtet durch den poetischen Blick Rilkes, wie Cézanne insbesondere mit dem Spiel der Farben eine völlig neue Art des künstlerischen Ausdrucks schafft.
Zunächst wird Rainer Maria Rilkes Verhältnis zur Bildenden Kunst thematisiert, das insbesondere durch die Kontakte zu Künstlern, wie Paula Modersohn-Becker beeinflusst wurde. Das folgende Kapitel beschäftigt sich mit der Bedeutung der Farbe in der Kunst, insbesondere mit dem "lebendigen" Spiel der Farben in Cézannes Werken. Zudem wird speziell der Stellenwert der Farbe Blau im Werk Rilkes sowie die generelle Verwendung von "Farbwörtern" (insbesondere Neologismen) in seinem literarischen Werk beleuchtet.
Wir schreiben das Wintersemester 1895/96 an der Prager Universität: Der junge Rainer Maria Rilke entschließt sich in seiner Geburtsstadt einen neuen Lebensabschnitt als Student der Kunstgeschichte und Literatur zu beginnen. Nach einem kurzen Blick in die juristische Fakultät zieht es ihn in die Ferne, zunächst nach München und im Herbst 1897 schließlich nach Berlin, wo er seinem Wunsch, sich primär den kunsthistorischen Studien zu widmen, nachgeht. Von Beginn an unternimmt Rilke den Versuch, neben seinem Studium Kontakt zu zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern zu knüpfen und außerdem Ausstellungs- und Buchrezensionen zu publizieren, um sich somit bereits während seiner Lehrjahre, einen Namen als Kunstliterat und -kritiker zu erarbeiten.
Über niemand geringeren als Auguste Rodin veröffentlichte er im Jahre 1903 seine erste Künstlermonographie. Mit dem französischen Bildhauer und Maler pflegte Rilke engen persönlichen Kontakt, er arbeitete sogar einige Zeit lang als Assistent für ihn und erkundete gemeinsam mit dem Kenner die Künstlerszene in und um Paris. Seine zweite Monographie, ebenfalls 1903 erschienen, behandelte die norddeutsche Gruppe der Worpsweder Künstler, zu der neben Paula Modersohn-Becker auch Rilkes spätere Ehefrau, Clara Westhoff zählte.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung – Eine neue Bildwelt, gefüllt mit Farbe
- Rainer Maria Rilke und die Suche nach dem Selbst in der Welt der Kunst
- ,,He wanted to write like Cézanne painted“
- Rainer Maria Rilke auf den Spuren Cézannes
- Ein Blick auf die „neue Existenz“ der Dinge - Rilkes Bildbetrachtungen
- Farben malen Bilder
- Farbnuancen als bildkonstituierender Faktor
- Farbenleben
- Eine Farbe schreibt Geschichte - Rilke und die Unendlichkeit des Blaus
- Eine Verschmelzung von Wort und Pinselstrich? Die Farbthematik in Rilkes Werken
- Gefärbte Blicke auf Cézanne im interdisziplinären Kontext
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Rezeption von Paul Cézannes Kunst durch Rainer Maria Rilke, insbesondere im Hinblick auf die Bedeutung von Farbe. Dabei wird die Frage gestellt, wie Rilke Cézannes innovative Darstellungweise bewertete und welchen Stellenwert Farbe für ihn einnahm. Der Fokus liegt auf Rilkes Reflexionen über den Kolorit der Cézanne'schen Bildwelt und auf die Verbindung von Farbe, Wort und Poetik in Rilkes Schriften.
- Cézannes neuartige Sichtweise auf Farbe und ihre Wirkung auf Rilkes Wahrnehmung
- Rilkes literarische Auseinandersetzung mit der Farbigkeit in Cézannes Kunst
- Die Rolle der Farbe als Verbindungspunkt zwischen Kunst und Literatur
- Die Bedeutung der Farbe für die Entstehung und Rezeption von Kunst
- Die Interdisziplinarität der Cézanne-Rezeption in der Literatur
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1: Die Einleitung stellt Cézannes neuartige Sichtweise auf Farbe vor und beleuchtet die besondere Rolle, die sie in seiner Kunst einnimmt. Cézannes eigene Aussagen über Farbe werden zitiert und in einen historischen Kontext gestellt. Die Einleitung führt zudem Rainer Maria Rilkes Rolle als Rezipient von Cézannes Kunst ein und beschreibt, wie er die Farbe in Cézannes Werken erlebte.
Kapitel 2: Dieses Kapitel beleuchtet Rilkes kunsthistorisches Interesse und seine Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Kunst. Seine erste Künstlermonographie über Auguste Rodin wird vorgestellt, ebenso wie sein Interesse an der Malerei und den Bedingungen der Entstehung von Kunstwerken.
Kapitel 3: Hier wird die Beziehung zwischen Rilke und Cézanne näher beleuchtet, sowie Rilkes literarische Reaktion auf Cézannes Kunst. Die Kapitel stellen Rilkes Bildbetrachtungen und sein Bewusstsein für die "neue Existenz" der Dinge durch die Farbe in Cézannes Werken in den Vordergrund.
Kapitel 4: Dieses Kapitel widmet sich der Rolle der Farbe als bildkonstituierendem Faktor in Cézannes Kunst. Es untersucht die spezifische Verwendung von Farbnuancen, die Cézannes Werke prägen, und zeigt, wie diese Farbe in Rilkes Augen "lebendig" wird. Darüber hinaus beleuchtet das Kapitel die Bedeutung der Farbe Blau in Cézannes und Rilkes Werken.
Kapitel 5: Dieses Kapitel untersucht die Farbthematik in Rilkes Werken und die Verbindung zwischen Wort und Pinselstrich. Es analysiert, wie Rilke die Farbe Cézannes in seine eigene poetische Sprache überträgt.
Kapitel 6: Dieses Kapitel betrachtet die Cézanne-Rezeption in einem interdisziplinären Kontext und beleuchtet die Faszination, die Cézannes Kunst auf andere Literaten ausübte.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit zentralen Themen wie Cézannes neuartige Sichtweise auf Farbe, die Rolle der Farbe in der Entstehung und Rezeption von Kunst, Rainer Maria Rilkes Rezeption von Cézannes Kunst, sowie die Verbindung von Farbe, Wort und Poetik. Weitere wichtige Begriffe sind: Kolorit, Farbnuancen, Farbleben, Farbsymbolik, Cézannismus, interdisziplinäre Rezeption.
- Arbeit zitieren
- Verena Berens (Autor:in), 2016, Rainer Maria Rilke und die Neuerfindung der Farbe in den Werken Paul Cézannes, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/484052