Intrapersonelle und interpersonelle Konflikte in der Jugendzeit


Studienarbeit, 2004

31 Seiten, Note: 1.3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

Einleitung

1. Interpersonelle Konflikte

2. Intrapersonelle Konflikte

3. Definition: Pubertät und Adoleszenz
3.1 Pubertät: Zeit der eintretenden Geschlechtsreife
3.2 Adoleszenz: Jugendalter, besonders der Lebensabschnitt

nach beendeter Pubertät

4. Endogene Einwirkungen

5. Entwicklungsaufgaben in der Adoleszenz
5.1 Lösung von alten Bindungen
5.2 Eigenen Wirkraum schaffen
5.3 Einpassungskonflikte

6. Konfliktfähigkeit
6.1 Fördernde und schützende Faktoren

7. Adoleszenz als konfliktreicher Übergang zum Erwachsenendasein oder die Machtübernahme des Jugendlichen?
7.1 Peer Group
7.2 Ablösungskonflikte der Eltern

Literaturverzeichnis

Einleitung

Ist die Zeit der Pubertät und Adoleszenz eine Phase der Konflikte?

Welche Arten von Konflikten spielen eine Rolle, während des Übergangs von der Kindheit zum Erwachsenendasein? Sind die auftretenden Konflikte eine Folge der schwierigen und krisenhaften Situation oder sind sie ein wichtiges Instrument zur Ablösung von den Eltern? Versucht der Heranwachsende durch aufsässiges Verhalten einen Ausschluss aus der gewohnten Gemeinschaft zu provozieren, um ein eigenes selbstbestimmtes Leben entwickeln zu können? Muss der Jugendliche die Eltern vom Sockel stoßen und ent-idealisieren, um ohne allzu große Schuldgefühle nach eigenen Vorstellungen, Idealen und Werten leben zu können?

Es gibt unterschiedliche Auffassungen darüber, ob es eine solche

Krisenzeit gibt und ob sie sich im Laufe der Zeit verändert hat.

Schon J.-J. Rousseau lenkte mit seinem „Emil“ 1762 das Augenmerk auf die Entwicklung des Kindes und des Jugendlichen. Je nachdem welches Interesse die Gesellschaft gerade an der Jugend hatte, veränderte sich der Blickwinkel im Laufe der Zeit immer wieder.

Von der klassischen Jugendpsychologie mit ihrer phasentheoretischen Einteilung, hin zur jugendsoziologischen Forschung über die sozio-kulturelle Einordnung, bis zur modernen Entwicklungspsychologie, die alle Aspekte der Entwicklung, sowohl die Fähigkeit der Problembewältigung als auch den ökologischen Kontext, berücksichtigt.

(Vergl. Fend: “Vom Kind zum Jugendlichen“, S.7)

In dieser Arbeit möchte ich der Frage nachgehen, welchen Einfluss die elterliche Bindung an das Kind, auf das Konfliktgeschehen während der Pubertät und der Adoleszenz hat.

Ist der Jugendliche wirklich ein Rebell, der aufgrund von hormonellen Veränderungen ständig Konflikte auslöst? Können Pubertät und Adoleszenz als Zeit des Umbruchs, der Rebellion gegen bestehende Werte und Normen, als Zeit der Krisen und Konflikte gesehen werden?

Kommt es während der Pubertät und der Adoleszenz wirklich verstärkt zu Auseinandersetzungen mit Eltern, Lehrern, Geschwistern und Gleichaltrigen, weil der Jugendliche eine Ablösung von den alten Beziehungen anstrebt und sich gegen die bestehende Gesellschafts- und Familienordnung auflehnt, oder geht es darum, die alten Machverhältnisse neu zu ordnen? Sind die Eltern bereit, die Macht über ihr Kind abzugeben?

Gisela Müller-Fohrbrodt bezeichnet Konflikte als „ ... ein Aufeinanderstoßen von schwer zu vereinbarenden Vorstellungen, Wünschen und Verhaltensweisen...“, sie sagt, dass Konfliktsituationen schnell zu unangenehmen Auseinandersetzungen zwischen den Parteien führen, da alle Beteiligten ihre Anliegen gerne durchsetzen möchten (vergl. Müller-Fohrbrodt, S.12).

Dies wollen jedoch auch Kinder, ohne dass eine verstärkte Konfliktbereitschaft im Kindesalter konstatiert wird. Durch die eindeutig festgelegten Machtverhältnisse zwischen Kindern einerseits und Eltern und Lehrern andererseits, werden Konflikte jedoch auf andere Art und Weise ausgetragen. Kinder haben kaum Möglichkeiten ihre Interessen gegenüber Erwachsenen durchzusetzen. Da sie von den Eltern abhängig sind und sich deren Liebe erhalten müssen, bearbeiten sie Konflikte eher durch Nichtstun und Nachgeben. Sie verdrängen Hass und Wutgefühle oder sie versuchen, durch physische Gewalt Macht auszuüben. Wer kennt nicht die kleinen Schreihälse, die treten, spucken und sich auf den Boden werfen, um ihren Willen durchzusetzen.

Der Jugendliche jedoch ist erstmals in der Lage, die Machtansprüche der Eltern zurückzuweisen. Durch den Gestaltwechsel und neue erweiterte kognitive Fähigkeiten, sowie die Aussicht auf ein autonomes Leben, verändern sich sein Status und seine Eigeneinschätzung und er beginnt selbständig Entscheidungen zu treffen und diese den Eltern gegenüber durchzusetzen.

Eine konstruktive Konfliktbearbeitung ist in dieser Zeit allerdings kaum möglich, da der Jugendliche noch keinen gleichberechtigten Status besitzt.

Edward de Bono sagt: „Ein Konflikt ist eine Situation, die eine entwerfende Anstrengung erfordert“. Dabei soll nicht der Sieg oder der Kompromiss das Ziel sein, sondern eine völlig neue Lösung, die für beide Konfliktparteien befriedigend ist.

Das kann jedoch nur gelingen, wenn beide Parteien gleichberechtigt und gleich „mächtig“ sind. Sobald sich das Kräftegleichgewicht verschiebt, setzt sich der Stärkere durch. Die Macht der Eltern und ihre Erfahrung führen zu einem Ungleichgewicht im Konfliktgeschehen. Sie verfügen über bewährte Konfliktlösungs-Strategien, durch die sie andererseits jedoch auch auf bestimmte Handlungsmuster festgelegt sind.

1. Interpersonelle Konflikte

Damit sich ein Mensch entfalten kann muss er seine Bedürfnisse, Antriebe und Impulse gegenüber anderen Individuen durch Abgrenzung, Einordnung und Anpassung, durchsetzen.

Die interindividuellen Konflikte, die hier entstehen, beziehen sich hauptsächlich auf körperliche Bedürfnisse, Lebensumstände und materielle Sicherheit. (Vergl. Seiss, S.13)

Hierzu gehören:

- Rangordnungskonflikte
- Territorialkonflikte
- Machtkonflikte

Der Verlauf von interpersonellen Konflikten hängt stark von der momentanen Verfassung, gesellschaftlichem Status, Zuneigung und Bindung zum Gegner, alten Erfahrungen und persönlichen Konfliktlösungsstrategien ab. Jeder Konflikt muss aufgrund dieser Faktoren immer neu definiert, analysiert und eingeordnet werden.

Konflikte begleiten uns das ganze Leben, aber während der Jugendzeit kommt es besonders zu einer Häufung von Rangordnungs- und Machtkonflikten.

2. Intrapersonelle Konflikte

Im Laufe seiner Sozialisation muss der Mensch eine Zeit der Reifung und Entwicklung durchlaufen, um als Erwachsener selbständig und selbstbestimmend leben zu können. Er muss die Fähigkeit erwerben, sich in die Kultur und die Gemeinschaft einordnen zu können.

Hier entstehen ständig intrapersonelle Konflikte. Schon der Säugling muss auf das „Einssein“ mit der Mutter „verzichten“, um eine dauerhafte Objektbeziehung aufbauen zu können

Während der Adoleszenz muss der Jugendliche die Sicherheit bietende Bindung an die Eltern lockern und verändern, um zu einem selbstbestimmten Leben zu finden. Er muss sich neu orientieren und positionieren. Um seine Autonomie zu erreichen, ist es nötig, dass er sich den Wünschen und Anordnungen seiner Eltern widersetzt, was häufig zu Unlustgefühlen in Form von Schuld, Angst und Scham führt.

Die Anforderungen, die von der Umwelt an ihn gestellt werden, muss er mit seinen Wünschen, Bedürfnissen und Trieben in Einklang

bringen.

Konflikte zwischen Triebimpulsen und realitätsbezogenen Interessen (Konflikte zwischen „Es“ und „Ich“), Konflikte zwischen Triebimpulsen und anerkannten Geboten und Verboten (Konflikte zwischen „Es“ und „Über-Ich“), sowie zwischen realitätsbezogenen Interessen und Geboten und Verboten (Konflikte zwischen „Ich“ und „Über-Ich“) müssen adäquat bearbeitet werden. Gelingt eine bewusste Verarbeitung nicht, kommt es durch Bildung von Abwehrmechanismen zu Pseudolösungen in Form einer pathologischen Kompromissbildung.

Mit der Verdrängung des Konfliktes und der Projektion der eigenen unakzeptablen Triebregungen auf andere, kann eine zufriedenstellende Konfliktlösung nicht gelingen. Etwas positiver kann eine Bearbeitung der Konflikte durch Sublimierung und Kompensation ausfallen. (Vergl. Weyers/Bock, S.59-62)

Es gibt Phasen im Leben des Menschen, in denen er verstärkt mit intrapersonellen Konflikten zu kämpfen hat. Die Zeit der Adoleszenz scheint eine solche Phase zu sein. Dies gilt für den Heranwachsenden, aber auch für die Eltern. Sie verlieren die Macht über ihr Kind. Konflikte zwischen realitätsbezogenen Interessen und Triebimpulsen erschweren den Umgang mit den Autonomiebestrebungen ihres Kindes. Einerseits möchten sie dessen Selbständigkeit fördern, andererseits können sie die Kontrolle nicht einfach aufgeben.

Aus eigenen Erfahrungen heraus kann ich sagen, dass die offen zu Tage tretenden interpersonellen Konflikte nur allzu oft intrapersonelle Konflikte der Eltern, als Auslöser haben.

3. Definition: Pubertät und Adoleszenz

3.1 Pubertät: Zeit der eintretenden Geschlechtsreife

Etwa zwischen dem 11.und dem 13. Lebensjahr setzt ein Wachstumsschub ein, der mit der geschlechtlichen Reifeentwicklung einhergeht. Die primären und die sekundären Geschlechtsmerkmale beginnen sich zu entwickeln. Geschlechtsspezifische Unterschiede, genetische Anlagen und Umweltbedingungen lassen eine exakte Abgrenzung der Pubertät nicht zu. Der Höhepunkt dieses Entwicklungsprozesses liegt etwa bei 14 Jahren. (Vergl. Nickel, S.265)

Charlotte Bühler spricht hier von der Periode der Verneinung und von einer „negativen Phase“, in welcher der gesamte Organismus einen Reifungsprozess durchlaufen muss. Körperliche Folgen dieser Kraftanstrengung können Müdigkeit, Blutarmut, Nervosität und Reizbarkeit sein. Passive Melancholie und wütende Abwehr sorgen für ausreichendes Konfliktpotenzial. (Vergl. Bühler, S.64f)

In dieser Phase kommt es zur Distanzierung von Eltern und Lehrern und einer Hinwendung zu Freunden als Gesprächspartnern und Vertrauenspersonen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 31 Seiten

Details

Titel
Intrapersonelle und interpersonelle Konflikte in der Jugendzeit
Hochschule
Universität Kassel  (Fachbereich Sozialwesen)
Veranstaltung
Analyse psychologischer Konflikte
Note
1.3
Autor
Jahr
2004
Seiten
31
Katalognummer
V48458
ISBN (eBook)
9783638451673
Dateigröße
640 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Intrapersonelle, Konflikte, Jugendzeit, Analyse, Konflikte
Arbeit zitieren
Christiana Kuhnt (Autor:in), 2004, Intrapersonelle und interpersonelle Konflikte in der Jugendzeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/48458

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