Die Zeit um das ausklingende 19. Jahrhundert und das beginnende 20. Jahrhundert bis etwa 1933 wird in der Pädagogischen Geschichte als die Phase der Reformpädagogik beschrieben. Kennzeichnend für diese Phase war die vermeintliche Rückbesinnung auf althergebrachte Werte und Normvorstellungen. Gerade die Neuerungen der Industrialisierung mit ihren Fließbändern und oftmals monotonen Arbeitsabläufen in tristen, grauen Fabrikhallen veranlassten die Bevölkerung in ihrer knapp bemessenen Freizeit ein naturverbundenes Leben zu führen.
So erklären sich die auch heute noch nahezu überall zu findenden Kleingartenvereine, welche zumindest am Wochenende Erholung abseits der Industrie zuließen. Ebenfalls entstanden in dieser Zeit sind die Reformhäuser, Landschulheime oder auch die Frei Körper Kultur Bewegung (FKK). Alles was den Charakter der Natürlichkeit trug war begehrt und gesellschaftlich akzeptiert. So bezogen sich die Angebote der erwähnten Reformhäuser keinesfalls nur auf
Nahrungsergänzungen. Vielmehr war es auch Kleidung welche verkauft wurde. Man hüllte sich in feine Leinen, um so der Natur verbundener und der Freiheit näher zu sein.
In eben diese Zeit fällt die Gründung einer Vielzahl von Jugendbewegungen, welche über das Wandern und das Leben in und mit der Natur versuchten, dieser ein Stück näher zu kommen. Ziel war es abseits der Werkshallen und dem Alltag sein Leben möglichst frei zu gestalten, ohne äußere Zwänge und Vorschriften.
Ausdruck findet dieses neue Bewusstsein der Jugend dieser Zeit in der „Meißner Formel“ von 1913. „Die Freideutsche Jugend will ihr Leben vor eigener Verantwortung, nach eigener Bestimmung in innerer Wahrhaftigkeit selber gestalten. Für diese innere Freiheit tritt sie unter allen Umständen geschlossen ein. Zur gegenseitigen Verständigung werden Freideutsche Jugendtage abgehalten. Alle gemeinsamen Veranstaltungen der Freideutschen Jugend sind alkohol- und nikotinfrei.“ (Brandenburg 1968,15)
Aus dieser Formel und dem Handeln der Jugendorganisationen lassen sich keinerlei politische Ansprüche ableiten und sie waren seinerzeit auch noch nicht vorhanden.
Enden sollte diese Phase der unpolitisch motivierten Jugend mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten und der Zusammenführung sämtlicher Jugendorganisationen in der Hitlerjugend 1933. Von nun an stand hinter den Bemühungen um die deutsche Jugend sehr wohl ein tieferer politischer Sinn, dem sich viele freiwillig fügten, nahezu alle jedoch letztlich fügen mussten.
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkungen
- Einleitung
- Die junge Generation und der Nationalsozialismus
- Die Entstehung der Hitlerjugend
- Der Aufbau der Hitlerjugend
- Der Bildungsanspruch der Hitlerjugend
- Methoden der außerschulischen Erziehung
- Der Bildungsanspruch der Schule
- Der Konflikt der Bildungsinstitutionen
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit beschäftigt sich mit der Hitlerjugend als Element der außerschulischen Erziehung im Nationalsozialismus. Sie zielt darauf ab, die Indoktrination der Bevölkerung mit nationalsozialistischem Gedankengut, insbesondere in der frühen Kindheit, aufzuzeigen und den eigentlichen Zweck der Hitlerjugend zu beleuchten. Der Fokus liegt dabei auf den Konflikten zwischen schulischer und außerschulischer Erziehung.
- Die Entstehung und Entwicklung der Hitlerjugend
- Der Bildungsanspruch der Hitlerjugend im Vergleich zum Bildungsanspruch der Schule
- Konflikte zwischen schulischer und außerschulischer Erziehung im Nationalsozialismus
- Die Rolle der Familie in der nationalsozialistischen Erziehung
- Die Hitlerjugend als Mittel der nationalsozialistischen Indoktrination
Zusammenfassung der Kapitel
- Vorbemerkungen: Die Einleitung erläutert die Motivation für die Auswahl des Themas und die Zielsetzung der Arbeit. Sie stellt die zentrale Fragestellung und die methodische Vorgehensweise vor.
- Einleitung: Dieses Kapitel beschreibt die Zeit um das ausklingende 19. Jahrhundert und das beginnende 20. Jahrhundert als Phase der Reformpädagogik. Es beleuchtet die Rückkehr zu traditionellen Werten und Normvorstellungen in Reaktion auf die Industrialisierung und die Bedeutung von Naturverbundenheit für die Bevölkerung.
- Die junge Generation und der Nationalsozialismus: Dieses Kapitel betrachtet die unpolitische Natur der Jugendbewegungen wie „Freideutsche Jugend“ oder „Wandervogel e.V.“ im frühen 20. Jahrhundert. Es analysiert die antibürgerliche Orientierung dieser Bewegungen und die unbeantworteten Nöte des jungen Proletariats.
- Die Entstehung der Hitlerjugend: Dieses Kapitel beleuchtet die Entstehung, den Aufbau und die wachsende Bedeutung der Hitlerjugend nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933.
- Der Bildungsanspruch der Hitlerjugend: Dieses Kapitel untersucht die Methoden der außerschulischen Erziehung der Hitlerjugend, den Bildungsanspruch der Schule im Nationalsozialismus und die Konflikte zwischen beiden Institutionen. Es betrachtet auch mögliche Konfliktsituationen innerhalb der Familie von Mitgliedern der Hitlerjugend.
Schlüsselwörter
Die Hausarbeit behandelt zentrale Themen des Nationalsozialismus und der Erziehung im 20. Jahrhundert. Die wichtigsten Schlüsselwörter sind: Hitlerjugend, außerschulische Erziehung, nationalsozialistisches Gedankengut, Indoktrination, Bildungsanspruch, Konflikte, Familie, Methoden der Erziehung.
- Quote paper
- Sebastian Schlör (Author), 2003, Die Hitlerjugend als Element außerschulischer Erziehung im Nationalsozialismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/48475