Immer wieder sind den Medien Meldungen über Unruhen in Nordirland zu entnehmen, die internationale Aufmerksamkeit erregen. Basierend auf Demonstrationen, Widerständen und Strassenkämpfen zwischen Katholiken und Protestanten sind bislang Friedensbemühungen offenbar erfolglos geblieben. Die Tatsache, dass die beiden Gruppen durch ihre Konfessionen markiert werden, legt die Vermutung nahe, dass es sich hierbei um einen religiösen Konflikt handelt. Was aber genau konstruiert diesen Konflikt? Um Antworten dazu zu finden, muss weit in die Geschichte Irlands zurückgeblickt werden. In dieser Arbeit soll es darum gehen, wie die Gruppe der Katholiken sich in Nordirland, d. h. der Ulster-Region, und speziell in Belfast entwickelt hat, welchen Status sie in der Gesamtgesellschaft einnahm und welchen Verlauf die Identitätsentwicklung innerhalb dieser Gruppe genommen hat. Besondere Beachtung soll dabei den Bemühungen den Katholizismus zu etablieren bis hin zu einem gesamtirischen Nationalismus und damit dem Versuch, sich von Großbritannien abzunabeln, geschenkt werden. Da sich die Entwicklungen in Ulster politisch nicht aus dem Kontext Irlands lösen lassen, werden auch spezielle Faktoren bezüglich einer nationalistischen Idee in Irland insgesamt beruecksichtigt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Situation Anfang des 19. Jhd. in Irland
- Migration in Belfast
- Stabilisierung katholischer Milieus in Belfast
- Wohnsituation
- Sozial-ökonomische Struktur
- Politische Entwicklung und Vereinskultur
- Ulster im Kontext der Union
- Home-Rule-Bewegung
- Politik zum Nationalismus in Belfast
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Entwicklung der katholischen Gemeinschaft in Nordirland, speziell in Belfast, im 19. Jahrhundert. Sie beleuchtet den Aufstieg der Katholiken von einer Minderheit zu einer stabilen, aber dennoch diskriminierten Gesellschaft im Kontext des gesamtirischen Nationalismus. Der Fokus liegt auf den Bemühungen, den Katholizismus zu etablieren und sich gleichzeitig von Großbritannien abzunabeln.
- Die Situation der Katholiken in Irland im 19. Jahrhundert
- Die Migration von Katholiken nach Belfast
- Die Entstehung von katholischen Milieus in Belfast
- Die Rolle des Nationalismus in der Entwicklung der katholischen Gemeinschaft
- Die Bedeutung des Kontextes in Ulster und Gesamtirland
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung
Die Einleitung stellt die Problematik des Konflikts zwischen Katholiken und Protestanten in Nordirland vor und erklärt die Notwendigkeit, in die Geschichte Irlands zu blicken, um die Wurzeln dieses Konflikts zu verstehen. Die Arbeit konzentriert sich auf die Entwicklung der katholischen Gemeinschaft in Nordirland, insbesondere in Belfast, und beleuchtet die Entstehung einer katholischen Identität im Kontext des gesamtirischen Nationalismus.
2. Situation Anfang des 19. Jhd. in Irland
Dieses Kapitel beschreibt die schwierige Situation der irischen Bevölkerung Anfang des 19. Jahrhunderts. Die Industrialisierung in Europa umging Irland weitgehend, das wirtschaftlich stark von der Landwirtschaft abhängig blieb. Die wachsende Bevölkerung Irlands stand vor großen Problemen, insbesondere durch die ständigen Missernten und die daraus resultierende Hungerkatastrophe. Diese Situation führte zu einem dramatischen Bevölkerungsrückgang durch Tod und Emigration. Zudem erklärt das Kapitel die Bedeutung des Unterschieds zwischen Irland und der Ulster-Region, die im Vergleich eine fortschrittlichere Industrie aufweisen konnte.
3. Migration in Belfast
Dieses Kapitel beschreibt die Entwicklung der Stadt Belfast als Zentrum der Migration im 19. Jahrhundert. Aufgrund der wirtschaftlichen Schwierigkeiten in der Landwirtschaft wanderten viele Iren nach Belfast, dem einzigen Industriestandort Irlands, um dort Arbeit und eine bessere Zukunft zu finden. Die Migration führte zu einem starken Bevölkerungswachstum in Belfast, doch die katholische Bevölkerung blieb trotz des zahlenmäßigen Wachstums eine Minderheit, die mit Diskriminierung und Segregation konfrontiert war. Das Kapitel erklärt, wie der Einfluss der englischen Sprache und die Abkehr von der gaelischen Kultur die Chancen der katholischen Migranten in Belfast beeinflussten.
4. Stabilisierung katholischer Milieus in Belfast
Dieses Kapitel fokussiert auf die Entstehung und Stabilisierung von katholischen Milieus in Belfast. Die starke Spaltung zwischen Katholiken und Protestanten führte zu einer ausgeprägten Wohnsegregation, die durch die konfessionell getrennte Bildung und Endogamie weiter verstärkt wurde. Die Kapitelbeleuchtet auch die Rolle der katholischen Kirche und die Auswirkungen von Sanktionen gegen gemischte Ehen auf die Entwicklung der katholischen Gemeinschaft.
Schlüsselwörter
Die Arbeit widmet sich den Themen Nationalismus, Katholizismus, Migration, Segregation, Konfessionelle Spaltung, Industrialisierung, Ulster, Irland, Belfast, und der Entwicklung einer spezifischen katholischen Identität im 19. Jahrhundert. Die Arbeit untersucht die sozialen und politischen Rahmenbedingungen, die die Lebenswelt der katholischen Bevölkerung in Belfast prägten.
- Arbeit zitieren
- Grit Tuchscheerer (Autor:in), 2005, Entwicklung einer nationalistischen Identität bei den Katholiken in Belfast im Kontext einer gesamtirischen Identität, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/48584