Der Discounter ist die erfolgreichste Betriebsform des deutschen Lebensmitteleinzelhandels der letzten 20 Jahre. Gegenwärtig ist das Wachstum jedoch schwächer, einige Prognosen gehen von Stagnation oder sogar zukünftigem Rückgang des Marktanteils aus. In den Medien und der Fachöffentlichkeit findet darüber derzeit eine intensive Diskussion statt - und darüber, welche Faktoren auf diese Entwicklung Einfluss nehmen werden. Es gilt als sicher, dass hier der Konsument eine immer bedeutendere Rolle spielen wird. Neue Informationstechnologien wie das Internet ermöglichen einen permanenten Preis- und Servicevergleich, der Wissensstand (und damit die Macht) des Konsumenten steigt kontinuierlich, der Konsument wird zum „Empowered Consumer“ (BOSSHART 1997, S. 55ff.).
Die Verfügbarkeit einer grenzenlos erscheinenden Zahl an Produkten in unmittelbarer Nähe und fast rund um die Uhr führt zu „multioptionalem Verhalten“ (EGGERT 1998 S. 60ff.). Die Kunden sind sich ihrer vielfältigen Möglichkeiten bewusst und nutzen diese intensiv. Zudem haben sie sich „an die heutigen Preiskriege gewöhnt“ und „vergleichen nicht nur Konkurrenzprodukte, sie vergleichen alles mit allem“ (BOSSHART 1997, S. 57). Aus diesem Grund hat sich der ursprüngliche Wettbewerb zwischen Anbietern innerhalb eines Marktes ausgeweitet zum „Hyperwettbewerb“ zwischen ganz unterschiedlichen Märkten. Die vorliegende Arbeit rückt daher im Sinne der Perzeptionsgeographie die subjektive Wahrnehmung des Konsumenten in den Mittelpunkt.
Die Arbeit verfolgt das Ziel, Konsumentengewohnheiten, -verhalten und -einstellungen beim Lebensmitteleinkauf zu untersuchen. Die Aufmerksamkeit gilt dabei der besonderen Rolle der Discounter in der Wahrnehmung des Konsumenten. Des Weiteren stehen Veränderungen dieser Wahrnehmung und deren mögliche Auswirkungen auf Entwicklungstendenzen des Lebensmitteleinzelhandels besonders im Fokus.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Der Lebensmitteleinzelhandel in Deutschland
- 2.1 Die wichtigsten Betriebsformen
- 2.1.1 Discounter
- 2.1.2 Supermarkt
- 2.1.3 Verbrauchermarkt
- 2.1.4 SB-Warenhaus
- 2.2 Aktueller Strukturwandel
- 2.2.1 Verkaufsflächenwachstum
- 2.2.2 Konzentration
- 2.2.3 Internationalisierung
- 2.3 Die fünf wichtigsten Lebensmittel-Discounter in Deutschland
- 2.4 Standortentscheidungen und Standortpolitik
- 2.4.1 Standortentscheidungen der Discounter und ihre Aktionsparameter
- 2.4.2 Standortentscheidungen der Discounter und ihre Umweltparameter
- 2.4.3 Standorte der wichtigsten Discounter im Großraum Köln
- 2.4.4 Abwanderung aus innerstädtischen Bereichen
- 2.1 Die wichtigsten Betriebsformen
- 3. Der Erfolg der Discounter
- 3.1 Handelsendogene Gründe für den Erfolg
- 3.2 Handelsexogene Gründe für den Erfolg - Politische Rahmenbedingungen
- 3.2.1 Aufhebung der vertikalen Preisbindung
- 3.2.2 Baurechtliche Rahmenbedingungen
- 3.3 Handelsexogene Gründe für den Erfolg - Konsumentenwahrnehmung
- 3.3.1 Preis vs. Qualität
- 3.3.2 Hybrides Kaufverhalten und Smart Shopping
- 3.3.3 Instabilität des Konsumentenverhaltens
- 3.3.4 Einfachheit
- 3.3.5 Bequemlichkeit
- 3.3.6 Soziale Akzeptanz
- 3.4 Abschwächung des Wachstums
- 3.5 Die Reaktion der Unternehmen
- 3.5.1 Erhöhter Werbeaufwand und veränderter Werbeauftritt
- 3.5.2 Claims und Positionierung
- 3.5.3 Differenzierungsversuche
- 4. Soziologische und psychologische Grundlagen der empirischen Untersuchung
- 4.1 Lebensstilkonzepte
- 4.1.1 Milieus
- 4.1.2 Die Sinus-Milieus®
- 4.2 Konsum und Konsumentenverhalten
- 4.1 Lebensstilkonzepte
- 5. Zielsetzung der empirischen Untersuchung
- 5.1 Discount-Müdigkeit?
- 5.2 Mangelnde Differenzierung?
- 5.3 Problematische Standortverlagerungen?
- 5.4 Gütekriterien empirischer Untersuchungen
- 6. Methodik der empirischen Untersuchung
- 6.1 Hypothesenbildung
- 6.2 Zuordnung der Interviewpartner zu den Sinus-Milieus®
- 6.3 Das problemzentrierte Interview
- 6.3.1 Auswertung der Interviews
- 6.3.2 Wahl der Interviewpartner
- 6.3.3 Pre-Test der Untersuchungsinstrumente
- 6.4 Kritische Betrachtung der Untersuchungsmethoden
- 6.5 Das Untersuchungsgebiet
- 7. Ergebnisse der empirischen Untersuchung
- 7.1 Discount-Müdigkeit
- 7.1.1 Bedeutung des Preises beim Lebensmitteleinkauf
- 7.1.2 Einstellung gegenüber Markenprodukten
- 7.1.3 Einstellung gegenüber Aktionsware der Discounter im Non-Food-Segment
- 7.1.4 Wahrnehmung und Einstellung gegenüber Bio-Ware
- 7.2 Mangelnde Differenzierung
- 7.2.1 Differenzierung zwischen verschiedenen Discountern
- 7.2.2 Differenzierung zwischen verschiedenen Betriebsformen
- 7.3 Verbreitungsmuster der Einkaufsstätten in der Konsumentenwahrnehmung
- 7.3.1 Entfernungstoleranz und Pkw-Nutzung
- 7.3.2 Entfernung und Erreichbarkeit
- 7.1 Discount-Müdigkeit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Konsumentenverhalten beim Lebensmitteleinkauf, insbesondere die Rolle der Discounter. Es wird analysiert, wie sich Lebensstile auf Kaufentscheidungen auswirken und welche Veränderungen in der Konsumentenwahrnehmung den Strukturwandel im Lebensmitteleinzelhandel beeinflussen. Die Untersuchung konzentriert sich auf die Frage nach einer möglichen „Discount-Müdigkeit“, der Fähigkeit zur Differenzierung zwischen verschiedenen Anbietern und den Auswirkungen von Standortverlagerungen.
- Konsumentenverhalten beim Lebensmitteleinkauf
- Die Rolle der Discounter im Konsumverhalten
- Der Einfluss von Lebensstilen auf Kaufentscheidungen
- Der Strukturwandel im Lebensmitteleinzelhandel
- Konsumentenwahrnehmung von Preis, Qualität und Standort
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik des Konsumentenverhaltens im Lebensmitteleinzelhandel und die Bedeutung der Discounter ein. Sie beschreibt den aktuellen Strukturwandel und die zunehmende Bedeutung des Konsumenten als „Empowered Consumer“. Die Arbeit fokussiert die subjektive Wahrnehmung des Konsumenten und untersucht Konsumgewohnheiten, -verhalten und -einstellungen im Kontext der Discounter.
2. Der Lebensmitteleinzelhandel in Deutschland: Dieses Kapitel beschreibt den deutschen Lebensmitteleinzelhandel, differenziert die wichtigsten Betriebsformen (Discounter, Supermarkt, Verbrauchermarkt, SB-Warenhaus) und analysiert den aktuellen Strukturwandel. Es beleuchtet das Wachstum der Discounter, deren Standortpolitik und die Gründe für ihren Erfolg sowie die aktuelle Abschwächung dieses Wachstums und die Reaktionen der Unternehmen.
3. Der Erfolg der Discounter: Hier werden die Gründe für den Erfolg der Discounter untersucht, unterteilt in handelsendogene (z.B. Preispolitik) und handelsexogene Faktoren (z.B. politische Rahmenbedingungen, Konsumentenwahrnehmung). Es wird die Bedeutung von Preis-Leistungs-Verhältnis, der Einfachheit und Bequemlichkeit des Einkaufs sowie die soziale Akzeptanz beleuchtet, um die Entwicklung und die aktuelle Stagnation des Wachstums zu erklären.
4. Soziologische und psychologische Grundlagen der empirischen Untersuchung: Dieses Kapitel liefert die theoretischen Grundlagen für die empirische Untersuchung. Es erläutert das Lebensstilkonzept, insbesondere die Sinus-Milieus®, und deren Relevanz für das Verständnis von Konsum und Konsumentenverhalten. Es bildet die Basis für die spätere Zuordnung der Interviewpartner zu verschiedenen Lebensstilen.
5. Zielsetzung der empirischen Untersuchung: Das Kapitel formuliert die zentralen Forschungsfragen der empirischen Studie, die sich auf die Beobachtung von „Discount-Müdigkeit“, die Differenzierungsfähigkeit der Konsumenten und die Wahrnehmung von Standortverlagerungen konzentrieren. Es definiert die zu untersuchenden Hypothesen und die relevanten Gütekriterien der empirischen Untersuchung.
6. Methodik der empirischen Untersuchung: Dieses Kapitel beschreibt detailliert die Methodik der empirischen Untersuchung. Es erklärt die Zuordnung der Interviewpartner zu den Sinus-Milieus®, die Durchführung der problemzentrierten Interviews, die Auswertungsmethode und die kritische Betrachtung der gewählten Untersuchungsmethoden. Es wird auch das Untersuchungsgebiet (Köln-Porz) vorgestellt.
Schlüsselwörter
Konsumentenverhalten, Lebensmitteleinzelhandel, Discounter, Strukturwandel, Sinus-Milieus®, Lebensstil, Preis-Leistungs-Verhältnis, Standortpolitik, Discount-Müdigkeit, Konsumentenwahrnehmung, empirische Untersuchung, Köln-Porz.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Thema "Konsumentenverhalten im Lebensmitteleinzelhandel: Der Erfolg der Discounter"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht das Konsumentenverhalten im Lebensmitteleinzelhandel, insbesondere die Rolle der Discounter. Im Fokus stehen die Auswirkungen von Lebensstilen auf Kaufentscheidungen und wie sich Veränderungen in der Konsumentenwahrnehmung auf den Strukturwandel im Lebensmitteleinzelhandel auswirken. Zentrale Forschungsfragen betreffen die "Discount-Müdigkeit", die Differenzierung zwischen Anbietern und die Folgen von Standortverlagerungen.
Welche Betriebsformen des Lebensmitteleinzelhandels werden betrachtet?
Die Arbeit differenziert zwischen Discountern, Supermärkten, Verbrauchermärkten und SB-Warenhäusern und konzentriert sich dabei hauptsächlich auf die Discounter.
Welche Faktoren werden für den Erfolg der Discounter analysiert?
Der Erfolg der Discounter wird sowohl durch handelsendogene Faktoren (z.B. Preispolitik) als auch handelsexogene Faktoren (z.B. politische Rahmenbedingungen, Konsumentenwahrnehmung) erklärt. Die Bedeutung von Preis-Leistungs-Verhältnis, Einfachheit, Bequemlichkeit des Einkaufs und soziale Akzeptanz werden beleuchtet.
Wie wird der Strukturwandel im Lebensmitteleinzelhandel beschrieben?
Der Strukturwandel wird anhand von Aspekten wie Verkaufsflächenwachstum, Konzentration und Internationalisierung der Discounter beschrieben. Die Arbeit analysiert auch die Standortpolitik der Discounter, inklusive der Abwanderung aus innerstädtischen Bereichen.
Welche soziologischen und psychologischen Konzepte werden verwendet?
Die Arbeit nutzt das Lebensstilkonzept, insbesondere die Sinus-Milieus®, um Konsum und Konsumentenverhalten zu verstehen. Die Sinus-Milieus® dienen der Zuordnung der Interviewpartner in der empirischen Untersuchung.
Welche Methoden wurden in der empirischen Untersuchung eingesetzt?
Die empirische Untersuchung basiert auf problemzentrierten Interviews. Die Interviewpartner wurden den Sinus-Milieus® zugeordnet. Die Methodik beinhaltet die Hypothesenbildung, die Auswertung der Interviews, einen Pre-Test der Untersuchungsinstrumente und eine kritische Betrachtung der Methoden. Das Untersuchungsgebiet war Köln-Porz.
Welche Forschungsfragen stehen im Mittelpunkt der empirischen Untersuchung?
Die zentralen Forschungsfragen untersuchen die "Discount-Müdigkeit", die Fähigkeit der Konsumenten zur Differenzierung zwischen verschiedenen Discountern und Betriebsformen und die Wahrnehmung von Standortverlagerungen.
Welche Ergebnisse liefert die empirische Untersuchung?
Die empirische Untersuchung analysiert die Bedeutung des Preises beim Lebensmitteleinkauf, die Einstellung gegenüber Markenprodukten und Aktionsware, die Wahrnehmung von Bio-Ware, die Differenzierung zwischen verschiedenen Discountern und Betriebsformen sowie die Entfernungstoleranz und Pkw-Nutzung im Zusammenhang mit den Einkaufsstätten.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Konsumentenverhalten, Lebensmitteleinzelhandel, Discounter, Strukturwandel, Sinus-Milieus®, Lebensstil, Preis-Leistungs-Verhältnis, Standortpolitik, Discount-Müdigkeit, Konsumentenwahrnehmung, empirische Untersuchung, Köln-Porz.
- Arbeit zitieren
- Gerrit Seul (Autor:in), 2005, Das Konsumentenverhalten beim Lebensmitteleinkauf im Discounter. Eine sozial- und perzeptionsgeographische Untersuchung am Beispiel des Stadtteils Köln-Porz, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/48727