Konfliktmanagement nach Fritz Glasl


Hausarbeit, 2009

16 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Definition

Psychosoziale Konfliktmechanismen

Dynamik der Konflikteskalation

Konfliktmanagement

Konfliktlösungsansatz: Die Mediation nach

Praxisfelder der Med v487395iation

Qualifizierung zum Mediator

Literaturverzeichnis

Einleitung

Die folgende Arbeit befasst sich mit dem Thema des Konfliktmanagements nach Glasl.

Definition

Jeder Konflikt beginnt stets mit einer Differenz, welches den Ursprung im Wahrnehmen oder des Denkens hat, im Fehlen oder im Wollen. Jedoch ist nicht jede Differenz automatisch gleich ein Konflikt. Wenn zwei Personen in sachlicher oder persönlicher Fragestellungen unterschiedliche Meinungen bzw. Positionen beziehen und diese Positionen in einem Dialog austragen, bis beide Personen zu einer akzeptablen Lösung kommen, ist es kein Konflikt. Es wird erst zu einem Konflikt wenn der auftretende Stress in solch einem Dialog nicht konstruktiv bewältigt wird.

„Sozialer Konflikt ist eine Interaktion zwischen Aktoren (Individuen, Gruppen, Organisationen, Völker, usw.). Dabei erlebt wenigstens ein Aktor Differenzen (Unterschiede, Widersprüche oder Unvereinbarkeiten) im Wahrnehmen und im Denken, Vorstellen, Interpretieren, im Fühlen (Sympathie, Antipathie, Vertrauen oder Misstrauen etc.) und im Wollen (Motive, Ziele, Triebfedern) mit dem anderen Aktor (bzw. den anderen Aktoren) und zwar in der Art, dass beim Verwirklichen (Umsetzen, Ausführen, Realisieren) dessen, was der Aktor denkt, fühlt oder will, eine Beeinträchtigung – durch einen anderen Aktor (bzw. durch die anderen Aktoren) erfolgt (Glasl, 2002b)“

(Auhagen – Bierhoff / Angewandte Sozialpsychologie 2003, S. 123)

Psychosoziale Konfliktmechanismen

Wenn Menschen in sich selbst mit psychischen Spannungen und Konflikten ringen, können sie diese Konflikte für sich behalten, oder sie treten in eine Interaktion mit einer Vertrauensperson oder Personen an und tragen diese Spannungen als soziale Konflikte nach außen. Es treten in diesem Verlauf Konfliktmechanismen, sowohl in Individuen als auch in Gruppen oder anderen größeren System auf und beeinträchtigen das Wahrnehmen, das Denken, Wollen oder Fühlen und ebenfalls auch das äußere Verhalten der handelnden Aktoren.

Wahrnehmungsfähigkeit

Unter Stress wird die Wahrnehmungsfähigkeit mehr und mehr beeinträchtigt. Die Wahrnehmungen werden selektiv, weil sich die Wahrnehmungen primär auf Gefahren gerichtet sind. Es entsteht eine „kognitive Kurzsichtigkeit“, denn durch die aufkommende Verunsicherung werden komplexere Zusammenhänge nicht mehr voll erfasst sondern simplifiziert. Zusätzlich werden unbewusst alle Wahrnehmungen ausgeblendet, die nicht zum vorgefertigten Bild passen. Es entstehen Vorurteile und manifestierte Zerrbilder. Selbst bei wiederbelegenden Argumenten und Fakten, lassen sich diese Bilder und Vorurteile nur schwer aus der Welt schaffen bzw. verändern.

Schwarz-Weiß-Denken

Gedanken, die aufgrund der verzerrten Wahrnehmung gebildet werden, werden zu einseitigen Schwarz-Weiß-Vorstellungen. Aufgrund der Verunsicherung und der Angst, werden die Beobachtungen weiterhin einseitig interpretiert, um das vorhandene Vorurteil aufrecht zu erhalten. So wird lediglich das gehört und gesehen, was das bestehende Vorurteil bestätigt. Im Zuge können Deutungsmuster entstehen, die nicht der Realität entsprechen und somit zunehmend das irrationale Verhalten der Parteien, die am Konflikt beteiligt sind, bestimmt und schadet. Zusätzlich können, aufgrund eines fokussierten Blickes auf Bedrohliches, kollektiv-paranoide Denkmuster entstehen, die sich hartnäckig in die Köpfe der Aktoren festsetzen kann.

Mangel an Empathie

Aufgrund einer befürchteten Verletzung schwindet die Empathie und die Konfliktparteien versuchen sich mit einem Panzer der Gefühllosigkeit zu schützen. Sie werden zu Gefangenen ihrer eigenen Befindlichkeit. Die Spannungen zwischen Sympathie und Antipathie bei gleichzeitig steigender Skepsis und inneren Distanz zur „gegnerischen“ Partei verstärkt lediglich die Polarisierung des Gefühlslebens. Aufgrund dessen sind Ambivalenzen der Gefühle nur schwer zu ertragen. Im Zusammenspiel mit der beeinträchtigten Wahrnehmungen und des Denkens entstehen Projektionen, negative Unterstellungen und Zuschreibungen.

Willensbereich

Nur noch primitivste Instinkte sind bestimmt für das Handeln, da halbbewusste und unbewusste Triebfedern zunehmen. Verknüpft mit starken Emotionen treten Fanatisierungen und Radikalisierungen auf, die lediglich eine Verhärtung des eigenen Wollens zur Folge haben. Aufgrund dieser Verhärtung, werden Ziele und Mittel nicht mehr getrennt bewertet und betrachtet, sondern es entsteht eine Einengung der Zielperspektive im Bewusstsein der Streitenden, worauf auch die Sicht auf alternative Mittel zur eigentlichen Zielerreichung reduziert wird.

Verarmung des Verhaltens

Eine Auffällige Verarmung des Verhaltens tritt auf. Das Verhalten wird stereotypisch und spiegelt mehr und mehr das der Gegenpartei. Dies kann bis zu einem Zwangsverhalten verkümmern, welches sich gleichförmig wiederholt. Die eigene Fähigkeit zur Verhaltenskontrolle nimmt stetig ab.

Negativkreislauf

Die Wahrnehmungen, das Denken, der Mangel an Empathie und das Wollen verstärken sich gegenseitig in einem Negativkreislauf. Im Zuge dieses sich selbst verstärkenden Kreislaufes kommt es zu einer Regression in allen seelischen Bereichen. Die Menschen verhalten sich entsprechend nicht mehr wie es der eigentlichen Reife ihres Alters entsprechen würde, sondern sie fallen in ihrem Wahrnehmen, Denken, Fühlen und Wollen, auf solche Muster zurück, die in vorhergehenden Phasen ihres Lebens durchaus angebracht gewesen waren, jetzt aber nicht mehr ihrem eigentlichen Reifegrad entsprechen würde.

Ungewollte Nebenwirkung

Durch all dies entstehen Handlungsmuster, die sich mit den eigentlichen Absichten der Aktöre, immer weniger deckt. Denn die ungewollten und unbewussten Nebenwirkungen nehmen im Laufe der Zeit immer mehr Raum, als die gewollten und bewussten Hauptwirkungen des Verhaltens ein. Diese Mechanismen nähren die fatale Eigendynamik der Konflikte. Es entsteht die sogenannte „Dämonisierte Zone“, weil durch den Effekt der ungewollten Nebenwirkungen immer mehr Destruktives passiert, für das sich niemand verantwortlich fühlt.

Dynamik der Konflikteskalation

Was als Spannung, Verunsicherung und Stress begonnen hat, kann sich im weiteren Verlauf der Auseinandersetzungen intensivieren. Dies geschieht nicht unbemerkt und schon gar nicht gleitend, sondern es lässt sich mit jeder Überschreitung einer Schwelle deutlich „erleben“.

Eskalationsstufen

Es gibt in einem Konflikt 9 Eskalationsstufen. Entscheidend für den Erfolg einer Behandlung ist die richtige Einschätzung der Eskalationsstufe. Eine Methode z.B. die Rollenverhandlung kann auf Stufe drei sehr Sinnvoll und Wirksam sein, während sie sich auf einer höheren Stufe als unangemessen einzustufen wäre. Es erfordert auf jeder Stufe ein anderes Vorgehen, um eine Lösung des Konfliktes zu erreichen. Ob supervisorische Interventionen, Prozessberatung oder Mediation den gewünschten Erfolg versprechen, hängt in erster Linie von der Eskalationsstufe und dem Konflikttypus zusammen.

1. Verhärtung

Meinungen und Argumente prallen aufeinander. Das Bewusstsein von Spannungen führt zu weiteren Spannungen.

2. Debatte, Polemik

Es wird stark im Wahrnehmen, im Denken, im Fühlen oder Wollen polarisiert und der Kampf um Überlegenheit beginnt.

3. Taten statt Worte

Es wird auf den Konfliktpartner großer Druck ausgeübt, um eigene Meinungen durchzusetzen. Gespräche werden unterbrochen und die Konflikte verschärfen sich.

4. Images und Koalitionen

Parteien manövrieren sich in negative Rollen. Stereotypen entstehen. Fixierung auf Feindbilder sowie das Werben um Anhänger stehen im Vordergrund.

5. Gesichtsverlust

Öffentliche und direkte Angriffe stehen im Vordergrund. Das eigentliche Ziel ist lediglich zur Nebensache geworden. Ein polarisiertes „Engel-Teufel“ Bild herrscht in den Köpfen der Konfliktpartner.

6. Drohstrategien

Das Geschehen wird durch Drohungen und Gegendrohungen beherrscht. Die Parteien manövrieren sich in Handlungszwänge. Der Stress wird durch Ultimaten sowie Gegenultimaten gesteigert.

7. Begrenzte Vernichtungsschläge

Es werden keinerlei menschliche Qualitäten mehr respektiert und kleinere Schäden bzw. Zerstörungen werden als angemessene Antwort akzeptiert.

8. Zersplitterung

Alles zielt dabei auf die Zerstörung des feindlichen Bildes.

9. Gemeinsam in den Abgrund

Die Vernichtung des Feindes, koste es was es wolle. Selbst wenn man selbst dabei zerstört wird. Bereitschaft mit dem eigenen Untergang, die Umgebung sowie Nachkommen nachhaltig zu schädigen.

Konfliktmanagement

Der Begriff „Konfliktmanagement“ wird hier lediglich als ein Oberbegriff für die Konfliktbehandlung einer überstehenden dritten Partei verstanden. In der Vergangenheit hat sich die Mediation mit ihren Vielfalten an Ansätzen eingebürgert. Sie stellt jedoch lediglich einen möglichen Ansatz des Konfliktmanagements dar.

Interventionsansätze beim Wahrnehmen und Denken

Ziel dieses Ansatzes ist es vor allem, das die Konfliktparteien die Auswirkungen ihrer zum Teil selbst verschuldeten Beeinträchtigungen erkennen, dass sie diese Beeinträchtigungen korrigieren, dass die Konfliktparteien die Mechanismen, die zur Beeinträchtigung geführt haben erkennen und das die Konfliktparteien zukünftig die durchgeschauten Mechanismen in ihrer fatalen Eigendynamik und Wirkung eindämmen können.

Dazu bieten verschiedene Autoren, wie z.B. Burton, Schein oder Walton praktische Ansätze. Das Grundprinzip ist bei jedem dieser Autoren ähnlich. Die Konfliktparteien sprechen explizit ihre impliziten Perzeptionen aus und tauschen sich entsprechend aus, um gegenseitige Kenntnis zu erlangen. Dadurch werden die Parteien ihrer relativierten subjektiven Wahrnehmungen bewusst und entsprechend angeleitet, ihre verinnerlichten Bilder zu vergleichen und zu überprüfen. Entsprechend bewirkt dies, dass die Konfliktparteien andere Wahrnehmungen nutzen, um die Einseitigkeit ihrer bisherigen Ansichten zu erkennen und zum anderen bedeutet dies, das die Konfliktparteien versuchen zu verstehen weshalb ihr eigenes Verhalten dazu beigetragen hat, ein verzerrtes Bild entstehen zu lassen und es auch aufrecht zu halten.

Interventionsansätze bei den Gefühlen

Das Ziel dieses Interventionsansatzes ist, dass die Konfliktparteien ihre autistische Abkapslung überwinden und wieder Empathie aufgebaut wird. Die Parteien sollen in der Lage sein, ihre Gefühle nicht zu leugnen, sondern in einen dialogischen Kontakt zu treten. Die negativen Gefühle für die Gegenpartei sollen weitestgehend differenzierter werden, um Raum für positive Gefühle zu geben.

Empathie entwickeln

Von Miles stammen einige Methoden u.a. „Alter-Ego-Kommentare“ oder der „Rollentausch“ zur Empathieentwicklung. Beim Rollentausch z.B. versetzen sich die Parteien in die des Gegenübers. Durch diese Methoden war Miles in der Lage Gefühle bei Parteien bewusst zu machen und zu verändern. Ziel ist und war ein Dialog der Gefühle aufzubauen

Interventionsansätze beim Wollen

Ziel dieses Ansatzes ist es, das die Konfliktparteien ihrer unbewussten Triebfeder bewusst werden und vor dem Hintergrund der eigenen Prinzipien, die Konfliktparteien kritisch hinterfragen. Zusätzlich versucht der Ansatz die bisherigen Vorstellungen der Zielerreichung zu entkoppeln. Die Realisierbarkeit der Ziele werden überprüft und es wird deutlich klar gemacht, was die handelnden Parteien nicht wollen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Konfliktmanagement nach Fritz Glasl
Hochschule
Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg  (Soziale Fakultät)
Note
1,0
Autor
Jahr
2009
Seiten
16
Katalognummer
V487395
ISBN (eBook)
9783668969667
ISBN (Buch)
9783668969674
Sprache
Deutsch
Schlagworte
konfliktmanagement, fritz, glasl
Arbeit zitieren
Aygün Caglar (Autor:in), 2009, Konfliktmanagement nach Fritz Glasl, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/487395

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