Das Schlagwort vom Menschen als dem „Mängelwesen“ hat eine außerordentliche Bekanntheit erlangt. Vielen ist jedoch nicht bewusst, dass Gehlen diesen Begriff nicht als Substanzbegriff versteht. Es scheint ja auch höchst fraglich, ob man ein dermaßen erfolgreiches Lebewesen wie den Menschen ausschließlich als „Mängelwesen“ bestimmen kann. Gehlen möchte mit diesem Begriff vielmehr die biologische Sonderstellung des Menschen deutlich machen, indem er zeigt, dass der Mensch als Tier nicht lebensfähig wäre. Um seine Existenz zu sichern, muss der Mensch daher eine Vielzahl von Kompensationsleistungen erbringen. Diese weist Gehlen in allen Facetten des menschlichen Lebens nach und fasst sie mit dem Begriff der „Entlastung“ zusammen. Der Begriff der „Handlung“ ist ebenfalls ein zentraler Strukturbegriff in Gehlens Werk. Mit der fundamentalen Bestimmung des Menschen als eines „handelnden Wesens“ möchte Gehlen zum einen jeden Leib-Seele oder Körper-Geist-Dualismus im Ansatz vermeiden, zum anderen möchte er damit deutlich machen, dass der Mensch sein Überleben nur durch selbsttätige Umgestaltung und aktive Veränderung der ihn umgebenen Natur sicherstellen kann. Das Resultat der menschlichen Tätigkeit ist der Sphäre der Kultur.
Jede Kultur bildet nun aus der Vielzahl möglicher menschlicher Verhaltensweisen bestimmte als gesellschaftlich sanktionierte Muster heraus: die Institutionen. Wozu aber existieren Institutionen? Warum legt sich der Mensch das Joch der Zivilisation auf? Warum unterwirft er sich äußeren Gesetzen? Gehlen beantwortet diese Fragen, indem er darauf verweist, dass ein derart „riskiertes“ und „nicht festgestelltes“ Wesen wie der Mensch die Institutionen braucht, um sein Verhalten zu stabilisieren und seine Existenz zu stützen. Das Bestehen der Institutionen leitet Gehlen also direkt aus der Natur des Menschen ab.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hauptteil
- Gehlens Anthropologie
- Abgrenzung zu Max Scheler
- Das „Mängelwesen“ Mensch
- Der Mensch als handelndes Kulturwesen
- Das menschliche Triebleben
- Das Entlastungsprinzip
- Die Entlastungsfunktion der Sprache
- Automatismen und Gewohnheiten
- Institutionen
- Die Verselbständigung der Gewohnheiten
- Die Trennung des Motivs vom Zweck
- Die Verselbständigung der Institutionen
- Stabilisierung und Entlastung durch Institutionen
- Ideen und Institutionen
- Gehlens Anthropologie
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit widmet sich der Darstellung von Arnold Gehlens Anthropologie und seiner Institutionenlehre. Sie beleuchtet die zentralen Elemente von Gehlens anthropologischem Ansatz, insbesondere die These vom Menschen als „Mängelwesen", und zeigt auf, wie diese seine Institutionentheorie prägt.
- Die anthropologische Grundlegung von Gehlens Werk
- Der Mensch als "Mängelwesen" und seine Bedeutung für die Institutionenlehre
- Die Rolle der Institutionen in der menschlichen Existenz und Kultur
- Die Entlastungstheorie und ihre Anwendung auf die menschliche Handlungsfähigkeit
- Die Beziehung zwischen Mensch, Handlung und Institution
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und erläutert den Begriff des "Mängelwesens" im Kontext von Gehlens anthropologischem Ansatz. Sie betont die Bedeutung der Handlungsfähigkeit für die menschliche Existenz und die Rolle der Kultur als Resultat menschlicher Tätigkeit.
Der erste Teil der Arbeit befasst sich mit Gehlens Anthropologie. Er analysiert die Abgrenzung zu Max Scheler, beleuchtet die These vom Menschen als "Mängelwesen" und erläutert die Bedeutung der Handlungsfähigkeit für die menschliche Lebensfähigkeit. Darüber hinaus werden Gehlens Ausführungen zum menschlichen Triebleben, dem Entlastungsprinzip, der Entlastungsfunktion der Sprache und den Automatismen und Gewohnheiten vorgestellt.
Der zweite Teil der Arbeit widmet sich Gehlens Institutionenlehre. Er untersucht die Verselbständigung der Gewohnheiten und die Trennung des Motivs vom Zweck. Weiterhin beleuchtet der Text die Verselbständigung der Institutionen, ihre stabilisierende und entlastende Funktion sowie den Einfluss von Ideen auf Institutionen.
Der letzte Abschnitt befasst sich mit den zentralen Erkenntnissen und Schlussfolgerungen der Arbeit.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die zentralen Begriffe und Konzepte der Anthropologie und Institutionenlehre von Arnold Gehlen. Zu den wichtigsten Schlüsselwörtern zählen: "Mängelwesen", "Handlung", "Kultur", "Institutionen", "Entlastung", "Gewohnheit", "Stabilisierung" und "Entlastungsprinzip".
- Arbeit zitieren
- Andre Fischer (Autor:in), 2005, Der Mensch und seine Institutionen - Eine Darstellung von Arnold Gehlens Anthropologie und seiner Institutionenlehre, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/48821