Gewalt gegen Frauen in der Familie ist in unserer Gesellschaft noch immer ein Tabuthema. Obwohl die Frauenbewegung schon in den 1970ern auf dieses Problem hingewiesen hat, ist die Situation für betroffene Frauen nach wie vor schwierig. Fehlt es den Frauen an Unterstützung aus dem sozialen Umfeld, fällt eine Trennung vom gewalttätigen Partner sehr schwer.
Ein Problem der Forschung sind verlässliche Daten zu ermitteln, die das Ausmaß von Gewaltbeziehungen in Deutschland verdeutlichen. Da viele Frauen sich nicht an Hilfseinrichtungen wie Beratungsstellen oder Frauenhäuser wenden, kann man von einer sehr hohen Dunkelziffer von Frauen ausgehen, die Gewalt in ihrer Beziehung erleiden. Aufgrund der hohen Zahlen an betroffenen Frauen, geht Giddens (1995, S. 441) sogar soweit zu sagen, „das traute Heim ist tatsächlich der gefährlichste Ort der modernen Gesellschaft“. Dies widerspricht grundlegend dem propagierten Bild der Neuzeit von der Liebesehe und einer glücklichen, harmonischen Familie.
Stellt sich die Frage, inwieweit der Staat eingreifen darf. Im Grundgesetz Art. 6 I wird die besondere Stellung der Familie in unserer Gesellschaft hervorgehoben. Obwohl das Wohl des Opfers, also die geschlagene Frau, natürlich im Vordergrund steht, sind die Eingriffsmöglichkeiten des Staates in diese soziale Lebensform beschränkt. Es ist sicher richtig, den Eingriffsbereich des Staates zu beschränken, um die Privatsphäre jedes Bürgers in Deutschland zu gewährleisten. Jedoch besteht die Gefahr, wenn der Staat sich in eine gewalttätige Beziehung nicht einmischt, dass dies eher den Täter stärkt.
Doch wie kommt es eigentlich zu gewalttätigen Übergriffen der Partner bzw. Ehemänner auf ihre Frauen?
In der vorliegenden Arbeit soll es nun darum gehen, die wichtigsten Ursachen, die zu Gewalt gegen Frauen führen, zu ermitteln, denn wenn man diese kennt, kann man vielleicht auch gewalttätiges Verhalten verringern (vgl. Mummendey 1992, S. 275).
Dazu ist es zunächst einmal wichtig den Gewaltbegriff zu definieren, was im zweiten Kapitel erfolgt. Danach unterscheide ich im dritten Kapitel die verschiedenen Formen von Gewalt gegen Frauen. Im darauf folgenden Kapitel werden wichtige gewaltfördernde Ursachen erläutert und nach ihrer Bedeutung bewertet.
Hängt familiäre Gewalt eher von individuellen Faktoren ab oder ist es die Gesellschaft, die Gewalt gegen Frauen fördert? Ist Gewalt auf bestimmte Schichten begrenzt? Dies sind Fragen, die mich besonders interessiert haben...
1. Einleitung
Gewalt gegen Frauen in der Familie ist in unserer Gesellschaft noch immer ein Tabuthema. Obwohl die Frauenbewegung schon in den 1970ern auf dieses Problem hingewiesen hat, ist die Situation für betroffene Frauen nach wie vor schwierig. Fehlt es den Frauen an Unterstützung aus dem sozialen Umfeld, fällt eine Trennung vom gewalttätigen Partner sehr schwer.
Ein Problem der Forschung sind verlässliche Daten zu ermitteln, die das Ausmaß von Gewaltbeziehungen in Deutschland verdeutlichen. Da viele Frauen sich nicht an Hilfseinrichtungen wie Beratungsstellen oder Frauenhäuser wenden, kann man von einer sehr hohen Dunkelziffer von Frauen ausgehen, die Gewalt in ihrer Beziehung erleiden. Aufgrund der hohen Zahlen an betroffenen Frauen, geht Giddens (1995, S. 441) sogar soweit zu sagen, „das traute Heim ist tatsächlich der gefährlichste Ort der modernen Gesellschaft“. Dies widerspricht grundlegend dem propagierten Bild der Neuzeit von der Liebesehe und einer glücklichen, harmonischen Familie.
Stellt sich die Frage, inwieweit der Staat eingreifen darf. Im Grundgesetz Art. 6 I wird die besondere Stellung der Familie in unserer Gesellschaft hervorgehoben. Obwohl das Wohl des Opfers, also die geschlagene Frau, natürlich im Vordergrund steht, sind die Eingriffsmöglichkeiten des Staates in diese soziale Lebensform beschränkt. Es ist sicher richtig, den Eingriffsbereich des Staates zu beschränken, um die Privatsphäre jedes Bürgers in Deutschland zu gewährleisten. Jedoch besteht die Gefahr, wenn der Staat sich in eine gewalttätige Beziehung nicht einmischt, dass dies eher den Täter stärkt.
Doch wie kommt es eigentlich zu gewalttätigen Übergriffen der Partner bzw. Ehemänner auf ihre Frauen?
In der vorliegenden Arbeit soll es nun darum gehen, die wichtigsten Ursachen, die zu Gewalt gegen Frauen führen, zu ermitteln, denn wenn man diese kennt, kann man vielleicht auch gewalttätiges Verhalten verringern (vgl. Mummendey 1992, S. 275).
Dazu ist es zunächst einmal wichtig den Gewaltbegriff zu definieren, was im zweiten Kapitel erfolgt. Danach unterscheide ich im dritten Kapitel die verschiedenen Formen von Gewalt gegen Frauen. Im darauf folgenden Kapitel werden wichtige gewaltfördernde Ursachen erläutert und nach ihrer Bedeutung bewertet.
Hängt familiäre Gewalt eher von individuellen Faktoren ab oder ist es die Gesellschaft, die Gewalt gegen Frauen fördert? Ist Gewalt auf bestimmte Schichten begrenzt? Dies sind Fragen, die mich besonders interessiert haben.
Im fünften Kapitel benenne ich kurz Möglichkeiten der Intervention für betroffene Frauen am Beispiel von Staat, Justiz und speziellen Fraueneinrichtungen und fasse dann in der Schlussbemerkung meine wichtigsten Erkenntnisse zusammen, die ich bei der Bearbeitung meines Themas erlangt habe.
Um mein Thema einzugrenzen, habe ich die Folgen von Gewalt gegen Frauen in der Familie für Kinder außer Betracht gelassen. Ich denke, dass das Thema dadurch in eine andere Richtung gelenkt worden wäre und es den Rahmen dieser Hausarbeit übersteigt.
2. Definition von häuslicher Gewalt gegen Frauen
In der Wissenschaft gibt es bis heute keinen einheitlichen Gewaltbegriff, somit ist eine eindeutige Definition von Gewalt gegen Frauen in der Familie schwierig.
„Wer welche Handlung, welches Ereignis, welche Institution als gewalttätig definiert, hängt entscheidend vom sozialen Ort der evaluierenden Person ab. Gewaltdefinitionen sind Werturteile“ (Godenzi 1994, S.34). Ob eine Handlung als Gewalt bewertet wird, hängt also von den gesellschaftlichen, kulturellen und sozialen Rahmenbedingungen ab.
Häusliche Gewalt findet in der Familie, Ehe oder einem familien- bzw. eheähnlichen Gebilde statt. Leben Menschen in solchen dauerhaften Beziehungen, führt dies zwangsläufig immer zu Konflikten, die mittels körperlicher oder verbaler Art gelöst werden. Man spricht hier von positiven Aggressionen, die nötig sind, um seinen Standpunkt und eigene Interessen in der Gemeinschaft zu vertreten. Der Übergang zu schwerer Gewalt, bei der das Opfer körperlichen oder seelischen Schaden erleidet, ist schwierig abgrenzbar. (vgl. Haller u.a. 1998, S.30)
Jegliche Aggressionen physischer, sexueller, psychischer und verbaler Art von Männern gegen Frauen können als häusliche Gewalt bezeichnet werden. Nur die Gewaltopfer selbst sind aber fähig einen Angriff als Gewalt zu definieren, denn „sie sind die Expertinnen ihres Problems“ (Brückner 2002, S.12). Dies kann man als enge Definition bezeichnen, denn der Täter ist dem Gewaltopfer bekannt und eine spezielle Gewalterfahrung liegt vor.
Dies unterscheidet sich grundsätzlich vom Begriff der strukturellen Gewalt nach J. Galtung (1975). Dabei wird nämlich Gewalt ausgeweitet auf die soziale Ungleichheit in der Gesellschaft. Wenn Frauen benachteiligt werden, egal ob z.B. in der Arbeitswelt, bei der Scheidung vom Partner, bei den Bildungschancen, bezeichnet dies strukturelle Gewalt. Der Nachteil bei dieser weiten Definition ist jedoch, dass Gewalt damit entpersonalisiert, täterlos und zum überall vorhandenen Dauerzustand wird (vgl. Tillmann 1995, S. 10ff).
Aus diesem Grund werde ich in meiner Arbeit auf strukturelle Gewalt nur bei den Ursachen für Gewalt gegen Frauen kurz eingehen.
3. Formen von Gewalt gegen Frauen
Im vorigen Kapitel habe ich die Schwierigkeit erläutert Gewalt zu definieren. Physische, sexuelle und psychische Angriffe auf Frauen lassen sich wie folgt unterteilen:
3.1. Körperverletzung oder körperliche Misshandlung:
Hier runter versteht man eine „medizinisch zu behandelnde Körperverletzung oder wiederholte Misshandlung durch Schläge oder Tritte u. dgl.“ (Haller u.a. 1998, S.30).
Je nach Schwere des Angriffs kann man zwischen leichter und schwerer Körperverletzung unterscheiden. R. Römkens (1997, S. 100) definiert schwere Gewalt als „verprügeln, treten, mit der Faust zuschlagen, würgen, mit einem Messer oder einer Pistole bedrohen oder angreifen“.
Eine schwere Körperverletzung kann neben den physischen Folgen auch „psychische Probleme bis hin zu Traumatisierungen bewirken“ (Firle u.a. 1996). Eine solche Tat kann zur Folge haben, dass die Frau vor ihrem Mann in Zukunft ständig Angst hat. Dies bedeutet eine starke Belastung für die Beziehung, die auch bei einem einmaligen „Ausrutscher“ des Mannes, zur Beendigung der Beziehung führen kann.
Pfeiffer/Wetzels (1996, S. 8f) führten eine Studie durch, um das Ausmaß von physischer Gewalt in deutschen Partnerschaften heraus zu finden. 5,2 % der befragten Frauen berichteten von schweren körperlichen Misshandlungen, 16,1 % von Gewalterfahrungen überhaupt und 2,5 % von sexuellen Übergriffen.
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