Das "Crowding-out" intrinsischer Motivationen durch externe Anreize

Empirischer Untersuchungen zu intrinsischer und extrinsischer Arbeitsmotivation


Hausarbeit, 2018

24 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1 Einführung

2 Motive und Anreize als Grundlage motivierten Verhaltens
2.1 Extrinsische & intrinsische Motivation
2.2 Erhebungsmethoden

3 Empirische Untersuchungen
3.1 Ökonomische Studien
3.2 Psychologische Experimente

4 Theoretische Ansätze zur Wirkung externer Anreizen auf intrinsische Motivation
4.1 Psychologische Ansätze
4.2 Ökonomische Ansätze
4.3 Verknüpfung beider Ansätze

5 Übertragungs-Effekt/ Spillover-Effekt

6 Fazit & Ausblick

Literaturverzeichnis IV

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Statistische Zusammenfassung der verschiedenen Behandlungen

Tabelle 2: Zeit am Puzzle

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einführung

Nach der traditionell-ökonomischen Theorie in Form des relativen Preis- Effekts ist davon auszugehen, dass die Gewährung extrinsischer Anreize, bspw. in Form von monetärer Entlohnung, die Arbeitsmotivation und damit verbunden die Leistung der Mitarbeiter erhöht.1 Materielle Belohnungen in Boni-Systemen und Incentive-Programmen sind im Arbeitskontext zunehmend anzutreffen, da davon ausgegangen wird, dass diese Theorie zutrifft. In der theoretischen Auseinandersetzung ist diese Annahme jedoch umstritten. Insbesondere in der Psychologie hat man sich damit auseinandergesetzt, inwieweit materielle, speziell monetäre Anreize die intrinsische Motivation abschwächen, oder sogar verdrängen können. Dieser „Crowding-out“ Effekt, d.h. die Verdrängung intrinsischer Motivation durch externe Anreize kann somit als eine überaus relevante Anomalie in der Wirtschaft bezeichnet werden, da der Effekt das Gegenteil des ökonomischen Gesetzes suggeriert.2

Die Themenstellung dieser Arbeit ist in einem Bereich zwischen Ökonomie und Psychologie angesiedelt. Zunächst erfolgt eine kritische Auseinandersetzung mit den beiden Motivationsarten, bevor im Rahmen dieser Arbeit Bezug zu den empirischen Untersuchungen genommen wird und mögliche theoretische Erklärungsansätze für den Verdrängungseffekt vorgestellt werden. Resultierend aus diesem, soll der Übertragungseffekt kurz erklärt werden. Ehe die Crowding-out Theorie genauer behandelt wird, soll diese durch folgende alte Fabel veranschaulicht werden:3

Eine Bande von Halunken kam jeden Tag vor das Haus eines alten Juden und beschimpfte ihn unflätig. Die Situation wurde für ihn immer unerträglicher.

Weil der Jude aber weise war, ging er auf eine besondere Weise vor. Als die Halunken wieder vor seinem Haus erschienen, gab er jedem von ihnen für ihre Anstrengungen einen Gulden. Erfreut zogen sie ab.

Am nächsten Tag kamen sie wieder, um ihn zu beschimpfen und erwarteten dafür wieder einen Gulden zu erhalten. Der Jude sagte aber, er könne sich nur je einen Gulden leisten. Die Halunken waren darüber etwas enttäuscht, nahmen das Geld aber entgegen, beschimpften ihn und zogen ab. Am folgenden Tag kamen sie emeut. Der Alte beteuerte aber, er konne ihnen kein Geld mehr geben, weil er keines mehr hatte. Die Halunken waren emport und auJ3erten, dass sie sicherlich nicht bereit waren, ihn unentgeltlich zu beschimpfen. So zogen sie ab und der alte Jude wurde in Frieden gelassen.

2 Motive und Anreize als Grundlage motivierten Verhaltens

Es ist problematisch, eine einheitliche Definition von Motivation in der Literatur zu finden, weshalb die folgenden Definitionen als Grundlage in dieser Arbeit betrachtet werden sollen. Die Frage nach Motivation kann gleichzeitig als Frage nach dem Warum menschlichen Verhaltens und Erlebens beschrieben werden. 4 Dahingehend werden unter Motivation verschiedenartige psychische Prozesse subsumiert, die ein bestimmtes Verhalten entstehen oder unerwünschtes Verhalten unterlassen, wenn verschiedene Motive (Beweggründe, Bedürfnisse) durch Gelegenheiten und Anreize aktiviert werden.5 Demnach ist Motivation ein Produkt aus personalen und situativen Faktoren. 6

2.1 Extrinsische & intrinsische Motivation

Darüber hinaus kann zwischen intrinsischer und extrinsischer Motivation unterschieden werden. Nach Deci handeln Menschen intrinsisch, wenn sie sich durch die Aktivität an sich motivieren, ohne dafür eine Belohnung zu erwarten, d.h. wenn ihr Verhalten selbstbestimmt und autonom ist. 7 Ein Verhalten ist hingegen extrinsisch motiviert, wenn der Beweggrund des Verhaltens außerhalb der eigentlichen Handlung liegt, d.h. wenn die Person von außen gesteuert erscheint. 8

Das ökonomische Modell menschlichen Handelns stellt auf Anreize ab, die von außen auf die betrachtete Person einwirken und nimmt die intrinsische Motivation als eine exogen gegebene Konstante war.9 Wenngleich die Definition von Deci simpel erscheint, erweist sich eine präzise Trennung und Bestimmung von intrinsischer und extrinsischer Motivation als schwierig, da beide Motivationsarten häufig gemeinsam auftreten. Nach Frey wird jemand einen Berg aus reiner Freude erklimmen, aber gleichzeitig seine Freunde beeindrucken wollen, oder von seiner Spielzeugeisenbahnsammlung fasziniert sein, aber zu geeigneter Zeit diese für einen bestimmten Preis zu verkaufen. 10 Alleine diese Diskrepanz in der Begriffsbestimmung, stellt ein erstes Hindernis in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit der Thematik dar.

2.2 Erhebungsmethoden

Dennoch gibt es verschiedene Methoden, die sowohl in der Ökonomik, als auch in der Psychologie verwendet werden, um die intrinsische Motivation zu bestimmen. Aufgrund des begrenzten Umfangs dieser Arbeit, kann nicht auf alle Methoden eingegangen werden, einige sollen an dieser Stelle dennoch erklärt werden.

In der Ökonomik findet häufig eine Selbstbeurteilung in Form einer Job Diagnostic Survey (JDS) statt. Der von Hackman und Oldham entwickelte Fragebogen ist ein subjektives Arbeitsanalyseverfahren, welches den motivationalen Anregungsgehalt einer Arbeitsaufgabe bzw. einer Arbeitstätigkeit diagnostiziert und von den Mitarbeitenden selbst zu beantworten ist. 11

In der psychologischen Forschung werden zum einen Selbstreports verwendet, in denen Versuchspersonen ihr eigenes Interesse an einer Aufgabe einschätzen müssen, welches dann von einem Versuchsleiter ausgewertet wird. Zum anderen findet eine Messung durch das

„Free-Choice“-Verhalten statt, in welchem geschaut wird, wie viel Zeit Versuchspersonen freiwillig für eine Aufgabe vor sowie nach einer Belohnung wahrnehmen. 12

3 Empirische Untersuchungen

Bereits im Jahr 1970 argumentierte Titmuss, dass die Bezahlung von Blutspenden die geschätzten sozialen Werte untergrabe und daher die Bereitschaft der Menschen, Blut zu spenden, reduzieren oder ganz eliminieren würde.13 Obwohl er keine ernsthaften empirischen Beweise vorlegen konnte, erregte seine These damals große Aufmerksamkeit. Im Gegensatz zu Titmuss ' bloßer Vermutung, existieren heute eine Vielzahl empirischer Untersuchungen, die zur Überprüfung der Validität des Verdrängungswettbewerbs realisiert wurden, die allerdings kein einheitliches Bild zeichnen. Neben Einzeluntersuchungen, Feldstudien und Laborexperimenten bemüht sich die Wissenschaft um eine statistische Zusammenfassung der Laborexperimente in Form von Metaanalysen. In letzteren sowie in unterschiedlichen Laborexperimenten, wurde die intrinsische Motivation durch die „Free- Choice Phasen“ gemessen, wobei hierbei ein typisches Muster verwendet wurde. Meist wurden Studien mit Studenten, Schülern oder Kindern durchgeführt, die eine interessante Tätigkeit vorerst ohne Entlohnung durchführen sollen. In einer zweiten Phase werden sie für die Tätigkeit entlohnt, wobei diese in einem dritten Durchgang nicht mehr gewährt wird. Mit der Einführung der Thematik der intrinsischen Motivation in die Ökonomik wurden häufiger Studien in realen Umgebungen untersucht, wobei diese zahlreich im Kontext der Freiwilligenarbeit vorhanden sind. Nach Prendergast 14 sollte berücksichtigt werden, dass insbesondere im Arbeitsplatz-Setting, bisher eine wenig fundierte Anzahl an empirischen Bestätigungen des Crowding-out Effekts vorliegen.

Eine Vielzahl an Ökonomen und Sozialwissenschaftlern ist davon überzeugt, dass die intrinsische Motivation durch externe Anreize monetärer, oder nicht monetärer Form verdrängt werden kann. Allerdings ist hierbei unklar, ob dieser Effekt im Hinblick auf die empirische Forschung eine Relevanz besitzt. Nachfolgend werden ausgewählte psychologische und ökonomische Untersuchungen in Form von Labor- und

Feldexperimenten präsentiert, die typisch für die jeweiligen Forschungsansätze sind.

3.1 Ökonomische Studien

Im Gegensatz zur psychologischen Forschung, kann die experimentell ökonomische Forschung als ein recht junges Wissen- und Forschungsgebiet bezeichnet werden, welches vor allem in den letzten Dekaden zunehmend an Bedeutung gewonnen hat. Dies spiegelt sich in einer erhöhten Anzahl an ökonomischen Arbeiten wieder, welche den Crowding- out Effekt zuerst in kontrollierten Laborexperimenten untersuchten, darauf folgend aber vermehrt Feldexperimente durchgeführt wurden.15 Eines dieser Feldexperimente soll im folgendem näher beschrieben werden.

In einem Feldexperiment von Gneezy und Rustichini16 wurde der Einfluss von Stücklohn auf den Erfolg beim ehrenamtlichen Spendensammeln von Schülerinnen und Schülern in Israel analysiert. Jedes Jahr, an einem vorher festgelegten Tag, gehen die Schülerinnen und Schüler paarweise als Team von Haus zu Haus und sammeln Spenden für wohltätige Zwecke, wonach die ehrenamtliche Tätigkeit als intrinsische Motivation fungiert. Jedes Paar erhielt dabei Coupons in Höhe von 500 NIS, die den Spendern als Belege dienten. Der Betrag hängt dabei hauptsächlich von der investierten Leistung ab, denn je mehr Häuser sie besuchen, desto mehr Geld wird eingesammelt. Diese Hypothese wird angenommen, da die Schüler die Spende nicht „verkaufen“ müssen, da diese durch Fernsehankündigungen und Werbungen bekannt sind. Im betrachteten Experiment wurden 180 Schüler in drei Gruppen aufgeteilt, Die erste diente als Kontrollgruppe. In dieser gab es eine kleine Ansprache, in der die Wichtigkeit der Aktivität betont und ein Hinweis zur Veröffentlichung der Ergebnisse gegeben wurde. In der zweiten wurde zusätzlich zur Rede ein Erfolgsprämie versprochen, die 1% der Gesamtsumme betrug. In der dritten gab es eine Erfolgsprämie von 10% des gesammelten Betrags. Dieser leistungsabhängiger „Lohn“ entspricht damit einem externen, monetären Anreiz. Zudem wurde klargestellt, dass die Zahlung „on top“ von den Versuchsleitern, nicht vom Spendenbetrag finanziert wurde. Ergebnis der Studie war, dass der gesammelte Betrag in der zweiten Gruppe mit der geringeren Erfolgsprämie deutlich kleiner war, als in der ersten Gruppe ohne jeglichen Leistungslohn. Der Betrag in der dritten Gruppen mit dem höchsten monetären Anreiz war zwar höher als in der zweiten Gruppe, jedoch trotzdem geringer als in der ersten Gruppe ohne zusätzliche Belohnung. Tabelle 3.1 veranschaulicht die Ergebnisse.

[...]


1 Vgl. Frey und Jegen (2001), S.593

2 Vgl. Frey und Jegen (2001), S.590

3 Frey und Osterloh (2002), S.27

4 Vgl. Hott (2014), S.3

5 Vgl. Müller und Neyer (2016), S.28

6 Vgl. Rothermund und Eder (2011), S.17

7 Vgl. Deci (1971), S.105 ff.

8 Vgl. Weiermair und Brunner-Sperdin (2006), S.27

9 Vgl. Frey und Jegen (2001), S.591

10 Vgl. Frey (1997), S.21

11 Vgl. Kauffeld (2014), S.223

12 Vgl. Hott (2014), S.12

13 Nachzulesen in seinem Standardwerk: Titmuss (1970)

14 Vgl. Prendergast (1999), S.18

15 Vgl. Frey und Jegen (2001), S.598 f.

16 Vgl. Gneezy und Rustichini (2000), S.794 ff.

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Das "Crowding-out" intrinsischer Motivationen durch externe Anreize
Untertitel
Empirischer Untersuchungen zu intrinsischer und extrinsischer Arbeitsmotivation
Hochschule
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Veranstaltung
Mikroökonomie und Finanzwissenschaft
Note
1,7
Autor
Jahr
2018
Seiten
24
Katalognummer
V489007
ISBN (eBook)
9783668968585
ISBN (Buch)
9783668968592
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Crowding-out, Motivation, Anreizsystem, Verdrängungseffekt, monetäre Anreize, Arbeitsmotivation
Arbeit zitieren
Kevin Gruca (Autor:in), 2018, Das "Crowding-out" intrinsischer Motivationen durch externe Anreize, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/489007

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