Gegenstand dieser Hausarbeit ist die ‚Trennung der Liebenden’ bei Gottfrieds von Straßburg ‚Tristan’. Vorab soll auf die Bedeutung dieses zweiten Teils von Gottfrieds Werk hingewiesen werden, das, dessen ungeachtet, in der Forschung längere Zeit nur wenig Beachtung fand. Ein Grund für das mangelnde Interesse seitens der Literaturwissenschaft könnte die - beabsichtigte oder nicht beabsichtige - Nichtvollendung des Werkes bei Gottfried sein. Einige Philologen betrachten die Baumgartenszene als Wendepunkt bei ‚Tristan’. Manche, beispielsweise Schröder, geben des Weiteren den schlechten Überlieferungszustand der Vorlagen als Ursache für das Forschungsdesinteresse an. Dem widerspricht jedoch die Tatsache, dass fast alles, was vom ‚Tristan’ Thomas d’Angleterre, die Hauptquelle, auf die sich Gottfried beruft, erhalten ist, dem letzten Teil der Erzählung zuzuordnen ist. Demzufolge ist die Trennung der Liebenden - was Thomas als Quelle betrifft - der bestüberlieferte Teil überhaupt.
Im Hauptteil wird versucht, die Abschiedsmonologe von Tristan und Isolde sowie ihr Leben während der Trennung zu entwirren und zu analysieren. Die in der Forschung zahlreich existierenden Kontroversen, die laut Haug „an der provokativen Lebendigkeit des Werkes selbst“ hängen, sollen neu überdacht und auf ihre Glaubwürdigkeit hin nachgeprüft werden. Verkörpert Tristan das von Gottfried im Prolog vorgestellte Minneideal oder fungiert er vielmehr als schlechtes Exempel?
Im letzten Kapitel der Hausarbeit sollen die Umstände geklärt werden, unter denen Gottfrieds ‚Tristan’ unvollendet geblieben ist - oder muss man Tristans langen Monolog als von Gottfried gewünschten Höhepunkt seines ‚Tristan’ verstehen?
Ziel dieser Hausarbeit kann es nicht sein, auf all diese Fragen eine endgültige Antwort zu finden, denn, wie Lanz-Hubmann treffend formuliert hat, „es scheint so gut wie keinen Punkt zu geben, in dem über Gottfrieds ‚Tristan’ Einigkeit herrscht.“ Doch sollen zumindest die wahrscheinlichsten Theorien und Interpretationen herausgearbeitet sowie die ungewissen widerlegt werden.
Um der Gefahr der Überinterpretation zu entgehen, wird die Nähe zur Erzählung beibehalten. Aufgestellte Theorien werden durch Textbeispiele belegt und erläutert.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Thema der Hausarbeit, Ziel und Vorgehensweise
- Literarische Bedeutung der ‚Trennung der Liebenden‘
- Trennung der Liebenden
- Kritische Analyse der Abschiedsszene
- Tristans Abschiedsmonolog
- Isoldes Abschiedsmonolog
- Das Leben der Liebenden während der Trennung
- Tristan auf der Flucht vor sich selbst
- Isolde Weißhand
- Isolde, die Göttin – Tristan, der Treuebrecher?
- Der Fragment-Charakter bei Gottfrieds,Tristan‘ – Absicht oder Abbruch?
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die ‚Trennung der Liebenden‘ im Tristan-Roman von Gottfried von Straßburg. Der Fokus liegt auf der Analyse der Abschiedsmonologe von Tristan und Isolde sowie ihrem Leben während der Trennung. Dabei werden die zahlreichen Kontroversen in der Forschung zu den Figuren und ihrem Verhalten neu beleuchtet und auf ihre Glaubwürdigkeit hin überprüft.
- Die literarische Bedeutung der Trennung als Bewährungsprobe für die Liebe von Tristan und Isolde
- Die Analyse der Abschiedsmonologe von Tristan und Isolde
- Die Rolle von Tristan und Isolde während ihrer Trennung und ihre jeweilige Handlungsweise
- Die Frage, ob Tristan das Minneideal verkörpert oder als negatives Beispiel für die Liebe fungiert
- Die möglichen Gründe für den unvollendeten Charakter von Gottfrieds Tristan-Roman
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung legt den Fokus auf die Bedeutung der Trennung für die Liebesgeschichte von Tristan und Isolde im Werk von Gottfried von Straßburg. Es wird darauf hingewiesen, dass der zweite Teil von Gottfrieds Tristan, trotz seiner literarischen Bedeutung, lange Zeit wenig Beachtung fand. Die Einleitung skizziert die Zielsetzung der Hausarbeit, die darin besteht, die Abschiedsmonologe der Liebenden und ihre Lebensweise während der Trennung zu analysieren.
Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit der Trennung selbst. Es wird eine kritische Analyse der Abschiedsszene durchgeführt, wobei die Monologe von Tristan und Isolde in den Vordergrund gerückt werden. Die unterschiedlichen Interpretationen der Figuren und ihrer Handlungen in der Forschung werden beleuchtet. Die Flucht von Tristan und ihre Bedeutung für die Beziehung werden diskutiert.
Das dritte Kapitel befasst sich mit der Frage, ob Isolde als göttliche Figur dargestellt wird, während Tristan als ein Abweichler vom Minneideal dargestellt wird.
Schlüsselwörter
Die vorliegenden Arbeit fokussiert auf die Analyse der Trennung der Liebenden im Tristan-Roman von Gottfried von Straßburg, wobei die Abschiedsmonologe, die Lebensweise der Liebenden während der Trennung, das Minneideal, die Frage nach der Vollendung des Romans und die literarische Bedeutung der Trennung im Vordergrund stehen. Weitere Schlüsselwörter sind Tristan, Isolde, Gottfried von Straßburg, Minne, Treue, Ehre, Flucht, Liebe, Trennung und Fragment.
- Arbeit zitieren
- Jean-Claude Eichenseher (Autor:in), 2004, 'Trennung der Liebenden' in Gottfrieds von Straßburg 'TRISTAN', München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/48905