Ludwig van Beethoven. Ein normentsprechender Künstler seiner Zeit?


Hausarbeit, 2018

15 Seiten, Note: 13

Anonym


Leseprobe


Inhalt

1.0 Einleitung

2.0 Versuch einer Begriffsdefinition zu „Norm“

3.0 Biographie Beethovens
3.1 Persönlichkeit Beethovens

4.0 Eroica, Die Dritte Sinfonie
4.1 Zehn absolute Neuerungen der Eroica

5.0 Anerkennung und Ablehnung

6.0 Beethoven als normentsprechender Künstler oder ein Ausbrecher aus der Norm

7.0 Fazit

8.0 Literaturverzeichnis

1.0 Einleitung

Ludwig van Beethoven zählt neben Mozart und Haydn zu den drei bedeutendsten Komponisten seiner Zeit. Ob in der Schule oder im Gespräch über Musik, Beethoven wird meist als beispielhafter Musiker der Wiener Klassik dargestellt. Weshalb er als Exempel der damaligen Zeit immer wieder aufgegriffen wird und als Modell seiner Zeit gilt, soll in dieser Arbeit herausgearbeitet werden.

Dieser Arbeit wird eine Definition des Begriffs „Norm“ vorangestellt, die ausschlaggebend für den Verlauf ist.

Zu Beginn dieser Arbeit steht eine kurze Biographie Ludwig van Beethovens, die den Künstler und sein Leben resümieren soll. Bewusst wird die Biographie wenig umfangreich verfasst sein, da sie nur einen groben Einblick in sein Leben und Schaffen bieten soll. Dies ist der Ausgangspunkt, um seine Gedanken und Charaktereigenschaften herzuleiten. Hauptaugenmerk wird in diesem Kapitel auf seiner Erkrankung der Schwerhörigkeit liegen, die sein Handeln stark beeinflusst hat.

Im Anschluss daran wird die „Eroica“ als beispielhaftes heroisches Werk seiner Zeit vorgestellt. Die Auswahl der Dritten Sinfonie ist dadurch begründet, dass zu dieser Zeit seine Taubheit stark fortgeschritten war und sich Ludwig van Beethoven in einer Lebenskrise befand. Außerdem gilt sie als Exempel der heroischen Musik.

Abgeschlossen wird diese Arbeit, indem der Frage nachgegangen wird, ob Beethoven ein Komponist war, der aus der Norm ausgebrochen ist oder doch als ein normentsprechender Künstler seiner Zeit gelten kann, wie es heute gelehrt wird. Hierbei wird Bezug genommen auf die vorangestellte Definition der „Norm“, Beethoven als Person und sein erfolgreiches, beispielhaftes Werk „Eroica“, die Dritte Sinfonie.

2.0 Versuch einer Begriffsdefinition zu „Norm“

Laut Duden versteht man unter dem Begriff „Norm“ eine „allgemein anerkannte, als verbindlich geltende Regel für das Zusammenleben von Menschen“1. Darüber hinaus wird der Begriff verwendet, um Vorschriften, Regeln oder Richtlinien beim Herstellen von Produkten geltend zu machen. Als Synonyme für das Wort „Norm“ gelten unter anderem Grundsatz, Leitfaden, Maßstab, Regel, Maxime, Standard, und Richtlinie.2 Brockhaus definiert Norm im Allgemeinen ebenfalls als Richtschnur, Maßstab oder allgemeine Regel.3

In der Alltagssprache versteht man unter „Norm“, dass etwas der Fall ist oder nicht, so Karl-Dieter Opp. Auch er ist der Ansicht, dass Normen Regeln oder Vorschriften seien. Normen seien außerdem auch immer mit „Erwartungskomponenten“ verknüpft. Daher könne man die Norm auch „als geäußerte Erwartungen […] bezeichnen“4. Daraus resultierend sind „die Träger von Normen […] Individuen“5.

Im Bezug auf die musikalische Norm wandele sich das Denken ab 1700 insofern, dass die musikalischen Regeln nicht mehr aus Instruktionen entstehen würden, sondern sich aus der „herrschenden Mode und der Persönlichkeit der Akteure“ herleite, wie musikalisch zu handeln sei.6 Richtlinien wurden gesucht, die den Zweck des musikalischen Handelns und die Andershaftigkeit jeder Situation begründen sollten, so Alfried Krupp.

Diese Perspektive unterscheidet sich in gewisser Weise von den anderen, da sie die Vielfältigkeit und das Herausstechende betont. Alfried Krupp bezieht sich auf das 1700 Jahrhundert, in dem nicht von musikalischer Norm, sondern noch von Regeln und Lizenzen die Rede war.7

„Die Lizenzen kann sich der begabte Künstler aber nicht anarchisch herausnehmen. Vielmehr sind sie in eine andere und historisch wegweisende Normenstruktur eingebunden: in die Normen des guten Geschmacks (Christensen und Kremer), die Regeln, die aus Erfahrungen gewonnen werden (Bayreuther), die Regeln der emotionalen Wirksamkeit von Musik (Poetzsch) oder einfach in die Maxime, musikalisch so vielfältig und irregulär wie möglich zu handeln (Woyke).“8

Rainer Bayreuther definiert den Begriff der „Norm“ wie folgt:

„Eine Norm ist handlungstheoretisch im weitesten Sinn eine Verpflichtung […], nach der eine Person ihr Handeln ausrichtet.“9

Diese Definition des Begriffes „Norm“ stellt für die nachfolgende Arbeit den Ausgangspunkt dar.

3.0 Biographie Beethovens

Ludwig van Beethoven wird 1977 in Bonn geboren. Bereits im Alter von vier Jahren erhält er Klavier- und Violinunterricht.10 1778 gibt der junge Beethoven sein erstes Konzert mit mäßigem Erfolg.11 Einige Jahre später wird Beethoven bereits am Hof als Vizeorganist, Cembalist und Bratschist eingestellt. Als junger Komponist macht er besonders den Bonner Musikdirektor Christian Gottlob Neefe auf sich aufmerksam, der ihn beginnt zu fördern. Dieser unterrichtet ihn in der Kompositionslehre. Auch die strenge Kontrapunktlehre wird ihm vermittelt. Schon bald beginnt Beethoven seine ersten Klaviersonaten zu komponieren und drucken.12

Von seinem trinkenden Vater, der ihn im Kindesalter unterrichtet, beginnt er sich zu entfernen und als seine Mutter in seinem 17. Lebensjahr verstirbt, erlebt Beethoven einen ersten Einbruch. Er muss sich nicht nur um das finanzielle Wohlergehen seines Vaters, sondern auch seiner beiden Brüder kümmern.13

Ludwig van Beethoven erfährt durch seine Zielstrebigkeit, die ihn in dieser Zeit prägt, einen Aufschwung seines jungen Musikerlebens. Er beginnt in der Bonner Hofoper zu spielen und wirkt in einigen Opern Mozarts mit. Unterdessen kommt Beethoven mit einem Kreis von Adel, Gelehrten, Künstlern und Radikalen zusammen, in dem sich über Politik, Philosophie und Religion ausgetauscht wird. Wahrscheinlich dadurch inspiriert nimmt er um 1789 an Vorlesungen über Kant und die griechische Geschichte teil.14

In den darauffolgenden drei Jahren erfährt Beethoven den Höhepunkt seiner Produktivität. Er komponiert fünf Klaviersonaten, zahlreiche Variationszyklen, Lieder und „Fragmente zu einer Sinfonie“.15

1792 begegnet Beethoven Haydn. Dieser ist überzeugt von Beethovens Können und beginnt ihn zu unterrichten. Gegen Ende des Jahres erreichen Napoleons Truppen Bonn, woraufhin Beethoven nach Wien flüchtet. Schon bald beginnt er sich auch dort einen Namen zu machen. Beethoven komponiert die Erste Sinfonie und zahlreiche Konzerte bestimmen fortan sein Leben. Er beginnt sich in seiner Musik selbst zu verwirklichen.16

Doch neben all dem Ruhm muss Beethoven einen herben Niederschlag erfahren. Erste Symptome seiner beginnenden Taubheit machen sich bemerkbar. Um sich zu erholen fährt er nach Heilgenstadt, wo er das Heiligenstädter Testament verfasst. In diesem bringt er sein Leiden um den Verlust seines Gehörs zum Ausdruck. Doch er verarbeitet sein Trauma und findet den Weg zurück zum Komponieren. Nach einigen Vertonungen und komponierten Opern vollendet er seine „Dritte Sinfonie, die Eroica“.17

Nach darauffolgenden zahlreichen Sinfonien, Instrumentalwerken und Opern gelangt Beethoven in eine erneute Krise. Nicht nur, dass sich ein Wechsel von heroischer zu romantischer Musik vollzogen hat, auch der „Mangel an geglückten Liebesbeziehungen“ und seine fortschreitende Taubheit rauben ihm die Kraft für neue Kompositionen. Besonders von 1815 bis 1817 schreibt er kaum noch neue Werke.18

Einen letzten neuen Aufschwung erreicht Beethoven letzten Endes 1818 mit seiner Sonate in B-Dur op.106. Er findet zu neuer Kraft und Produktivität zurück und komponiert Streichquartette, Sonaten und seine Neunte Sinfonie. Die Jahre zwischen 1820 und 1825 sind von Ruhm und Erfolg gekrönt.19

Im Jahr 1826 beginnt sich Beethovens Zustand zu verschlechtern. Neben seiner Schwerhörigkeit leidet er an Gelbsucht und einer geschädigten Leber. Nach einem Jahr in Krankheit verstirbt Beethoven am 26.März 1827.20

3.1 Persönlichkeit Beethovens

Als Kind mit besonderer Gabe, entwickelte sich Beethovens Charakter konträr. „Er war‚ herrisch und ergeben, stolz und edel, bescheiden und kämpferisch, sieghaft jauchzend und unendlich verzagt, disponierend und nachlössig in Fragen es äußeren Lebens’“.21

Die Eigenschaften Ungeduld, Reizbarkeit, Jähzorn und Empfindlichkeit fanden ihre Dominanz in der Ursache der fortschreitenden Schwerhörigkeit. Auf Grund seines fesselnden Charakters duldete die Gesellschaft jedoch sein teilweise unbeugsames Verhalten, mit dem er gegen die gesellschaftlichen Normen stieß.22

„Ich habe die Gabe, daß ich über eine Menge Sachen meine Empfindlichkeit verbergen kann; werde ich aber auch einmal gereizt zu einer Zeit, wo ich emüfnglich für den Zorn bin, so platze ich auch stärker raus, als jeder andere.“23

Beethoven versuchte stets, so Syré, in allen Bereichen seines Lebens frei und unabhängig zu bleiben und hatte durchweg den Anspruch an sich selbst, der Rolle des Genies gerecht werden zu müssen.24 Mit fortschreitender Taubheit gelangte Beethoven jedoch in eine Krise, in der sich sein Leben und Charakter wandelte.

„[…]ich bringe mein Leben elend zu, seit 2 Jahren fast meide ich alle gesellschaften, wie mir nun nicht möglich ist, den Leuten zu sagen, ich bin Taub […].“25

[...]


1 https://www.duden.de/rechtschreibung/Norm (Abrufdatum: 28.08.18)

2 Ebd.

3 https://brockhaus-de.ezproxy.uni-giessen.de/ecs/julex/article/norm-allgemein (Abrufdatum: 30.08.18)

4 Opp, Karl-Dieter: Die Entstehung sozialer Normen. Ein Integrationsversuch soziologischer, sozialpsychologischer und ökonomischer Erklärungen. Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) 1983. S.4.

5 Ebd. S.5.

6 Bayreuther, Rainer: Perspektiven des Normbegriffs für die Erforschung der Musik um 1700. In: Musikalische Norm um 1700. Hrsg. von Achim Aurnhammer, Wilhelm Kühlmann, Jan-Dirk Müller, Martin Mulsow und Friedrich Vollhardt. Berlin/New York: Walter de Gruyter GmbH & Co. KG 2010. S.2.

7 Ebd. S.1ff.

8 Ebd. S.1.

9 Ebd. S.10.

10 Korff, Malte: Ludwig van Beethoven. Leben Werk Wirkung Berlin: Suhrkamp Verlag 2010. S.11ff.

11 Dahlhaus, Carl: Ludwig van Beethoven und seine Zeit. Laaber: Laaber-Verlag 1987.S.9.

12 Korff, Malte: Ludwig van Beethoven. Berlin: Suhrkamp Verlag 2010. S.16f.

13 Ebd. S.17.

14 Ebd. S.19ff.

15 Ebd. S.19ff.

16 Ebd. S.28ff.

17 Ebd. S.33f.

18 Ebd. S.50ff.

19 Ebd. S.58ff.

20 Ebd. S.65ff.

21 Syré Ulrike: Die ersten Wieder Jahre. Hrsg. von Siegrief Kross. Bonn: Ludwig Röhrscheid Verlag 1980. S.49. zit. nach E. Doflein: Der junge Beethoven. In: Universitas 13 (1958), S. 384.

22 Syré Ulrike: Die ersten Wieder Jahre. Hrsg. von Siegrief Kross. Bonn: Ludwig Röhrscheid Verlag 1980. S.49.

23 Ebd.

24 Ebd. S.50.

25 Lockwood, Lewis: Beethoven. Seine Musik Sein Leben. Kassel: Bärenreiter-Verlag 2009. S.84.

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Ludwig van Beethoven. Ein normentsprechender Künstler seiner Zeit?
Hochschule
Justus-Liebig-Universität Gießen
Note
13
Jahr
2018
Seiten
15
Katalognummer
V489102
ISBN (eBook)
9783668966536
ISBN (Buch)
9783668966543
Sprache
Deutsch
Schlagworte
ludwig, beethoven, künstler, zeit
Arbeit zitieren
Anonym, 2018, Ludwig van Beethoven. Ein normentsprechender Künstler seiner Zeit?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/489102

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