Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
1.1 Zielsetzung, Nutzen
1.2 Motivation
1.3 Methoden/Abgrenzung
2. Religion
2.1 Definitionsversuch
3. Ideologie
3.1 Definitionsversuch
4. Religion im Nationalsozialismus
4.1 Christentum
4.1.1 Instrumentalisierung des Christentums
4.2 Judentum
4.2.1 Denunzierung des Judentums
4.3 Islam
4.3.1 Instrumentalisierung des Islam
5. Ideologie und Religion
5.1 Symbole und Rituale
5.2 Die Glaubensgemeinschaft
5.3 Hitler als Hoffnungsträger
6. Fazit
7 Literaturverzeichnis
7.1 Internetquellen
1. Einleitung
Zum ersten Mal seit Ende des Ersten Weltkriegs übertrafen 1933 und 1934 die Wiedereintritte bei den Kirchen die zuvor besonders in den Großstädten angestiegenen Kirchenaustritte[1].
Hitler, der zur Umsetzung seiner Politik notwendigerweise Anhänger brauchte, nutzte unter anderem Symboliken und Praktiken, die die Grenzen von Religion und Ideologie verschwimmen ließen, beispielsweise die Relevanz des Hakenkreuzes oder des Hitlergrußes. Es liegt die Vermutung nah, dass diese Symboliken und okkulten Rituale einen Zweck verfolgten. Die Erzeugung eines Gemeinschaftsgefühls, die Isolation von anderen Gesellschaften, die Aufwertung der eigenen Gesellschaft, sowie die Schaffung eines gemeinsamen Feindbildes und des Verständnisses, dass Adolf Hitler der Heilsbringer der Nation sei, lassen darauf schließen, dass die Nationalsozialisten Religion als politisiertes Instrument nutzten.
1.1 Zielsetzung, Nutzen
Ziel der Arbeit ist es, über Religion und Ideologie aufzuklären. Religion kann oftmals ideologische Elemente enthalten und durchaus zu politischen Zwecken instrumentalisiert werden. Da viele Deutsche die Politik Hitlers durch ihre Hoffnung auf eine bessere Zukunft trugen und ermöglichten, ist es zu Aufklärungszwecken relevant, die mögliche Nähe von Religion und Ideologie zu deuten und zu erläutern. Unter anderem auch, um Derartiges für alle Zukunft zu vermeiden, denn fehlgeleitete Hoffnungen, entstanden durch die politische Instrumentalisierung von Religion und der Schaffung falscher Ideale, können wie am Beispiel des Nationalsozialismus, die Träger und zugleich der Antrieb menschenverachtender und unvertretbarer Ideologien sein.
1.2 Motivation
Die Motivation zur Wahl des Themas lag insbesondere darin, dass ich beim Recherchieren darauf aufmerksam wurde, dass auch viele Muslime in der SS tätig waren. Mir stellte sich die Frage, wie es möglich war, dass Hitler Menschen verschiedener Nationalitäten und Religionen dazu bringen konnte, zur Umsetzung der nationalsozialistischen Ideologie beizutragen. Ich gelangte zu der Hypothese, dass Religion und Ideologie ganz besonders im Nationalsozialismus eng miteinander verknüpft waren.
1.3 Methoden/Abgrenzung
Um die Forschungsfrage beantworten zu können, werden die drei abrahamitischen Religionen im Dritten Reich mit Hilfe von Primärliteratur und historisch relevanten Dokumenten daraufhin untersucht, wie weit sie von dem Nationalsozialismus vereinnahmt oder sogar zugunsten des Nationalsozialismus instrumentalisiert wurden.
2. Religion
2.1 Definitionsversuch
Laut dem „Die Zeit“ Lexikon ist Religion „[frz., von lat. Religio >>Gottesfurcht<<] die, zusammenfassende Bez. für eine Fülle histor. Erscheinungen, denen ein spezif. Bezug zw. >>Transzendentem<< einerseits und den Menschen andererseits in einer deren Verhalten normativ bestimmenden Weise zugrunde liegt. Gott, das Göttliche, die Götter und Dämonen werden grundsätzlich als existenziell erfahren, partiell beschreibbar, jedoch als rationalem Verstehen allein niemals vollständig erschließbar erlebt“.[2]
Außerdem wird Religion im Brockhaus als ein „(Glaubens-) System, das in Lehre, Praxis und Gemeinschaftsformen die >letzten< (Sinn-) Fragen menschl. Gesellschaft und Individuen aufgreift und zu beantworten versucht. Diese >religiöse Frage< stellt sich in versch. Kulturen und zu versch. Zeiten in je anderer Form. Entsprechend unterschiedlich werden in den R. die >Antworten<, die Erklärungsversuche des menschl. Daseinsverständnisses entwickelt“.[3]
3. Ideologie
3.1 Definitionsversuch
Laut Brockhaus ist Ideologie ein […] „in den allgemeinen Sprachgebrauch aufgenommener Begriff der in der wörtl. Entsprechung zunächst Wissenschaft von den Ideen, dann aber auch System oder Menge von Ideen, schließlich die Anordnung und das Hervorbringen von Vorstellungen zur Interpretation der Welt in einer bestimmten (z.B. interessegeleiteten und damit verfälschenden) Sichtweise bedeutet“.[4]
4. Religion im Nationalsozialismus
Der Nationalsozialismus besaß einen Kult, ähnlich wie ihn die Religionen aufweisen. Dieser besteht unter anderem aus sanktionierten Festen und Feiern, festgelegten Ritualen sowie regelrechten Liturgien. Da dieser Kult von einer Ideologie hervorgebracht wurde, unterscheidet Clemens Vondung ihn vom Kult herkömmlicher Religionen und bezeichnet ihn als „ideologischen Kult“.[5]
Das Ziel der Nationalsozialisten, nämlich die Umsetzung einer totalitären Ideologie und der Möglichkeit zur vollkommenen Gleichschaltung, bedarf der völligen Vereinnahmung des Individuums und seiner Glaubensinhalte. Im Nationalsozialismus schien der einfachste Weg zur Erreichung dieses Zustandes die Modifizierung der vorhandenen, herkömmlichen Religionen dahin, dass sie letztlich nicht mehr vorhanden sind. Der Versuch, jahrhundertealte Traditionen und Institutionen auszuschalten, sollte dem Nationalsozialismus die Möglichkeit bieten, sich zum Lebensinhalt der Deutschen zu entwickeln und ihnen anstelle der Religionen Sicherheit und Vertrautheit zu bieten.[6]
4.1 Christentum
4.1.1 Instrumentalisierung des Christentums
Für viele katholische Deutsche war ihr Glaube durchaus kompatibel mit dem Nationalsozialismus. Zwar gab es auch Massenproteste im Rahmen katholischer Wallfahrten und Prozessionen. Einen christlichen Widerstand in dem Sinne, dass sich Katholiken vom Nationalsozialismus abwandten, hat es allerdings nicht gegeben. Besonders die protestantische Kirche arrangierte sich mit dem Nationalsozialismus, auch in Sorge um ihren Fortbestand.
„Ein Volk – ein Reich – ein Glaube!“ Solche und ähnliche Parolen dienten dem Ziel einer unierten ideologisch stimmigen Reichskirche. Deren Bestandteile waren unter anderem ein „arisiertes“ heroisches Jesusbild, der vermeintlich von Gott gesandte „Führer“ Adolf Hitler, sowie die Reinerhaltung der deutschen Rasse und die Organisation der Reichskirche nach dem „Führerprinzip.“[7]
Die katholische Kirche hat sich 1933 im Artikel 21 des Reichskonkordats dazu verpflichtet, „die Erziehung zu vaterländischem, staatsbürgerlichem und sozialem Pflichtbewusstsein aus dem Geist des christlichen Glaubens- und Sittengesetzes mit besonderem Nachdruck zu pflegen“[8]. Des Weiteren rief Hitler am 23. Juli 1933 Kirchenwahlen aus, durch die die sogenannten Deutschen Christen die Nationalsynode in Wittenberg am 27. September beherrschten. Der Beschluss einer Verfassung der „Deutschen Evangelischen Kirche“, die Einführung eines Arierparagraphen, der besagt, dass nur Arier kirchliche Amtsträger sein durften und die Ablösung des Reichsbischofs Friedrich Bodelschwingh durch den deutschchristlichen Ludwig Müller, sind klare Indizien für die Vereinnahmung des Christentums durch den Nationalsozialismus.
Folge des Verfassungsbeschlusses der Deutschen Christen war die Spaltung der evangelischen Christen. Es erfolgte die Gründung der Bekennenden Kirche, deren Mitglieder die Kirchenpolitik der Deutschen Christen als widersprüchlich zum christlichen Glauben verstanden, beziehungsweise beanspruchten die einzige rechtmäßige Kirche zu sein und in einer eher defensiven Haltung gegen die Vereinnahmung der Kirche durch den Nationalsozialismus kämpften. Bezeichnet wurde dieser Konflikt als Kirchenkampf.[9]
[...]
[1] Gailus, M. (2011) S.9
[2] Die Zeit, das Lexikon in 20 Bänden, Bd.12 Puy-Scg Zeitverlag, Hamburg, und Bibliographisches Institut, Mannheim, 2005, Sp.199f.
[3] Brockhaus Enzyklopädie in 24 Bänden, völlig neu bearbeitete Auflage und dritter Nachtrag Bd.18 Rad-Rüs Brockhaus Verlag, Mannheim, 1992, Sp.267.
[4] Brockhaus Enzyklopädie in 24 Bänden, völlig neu bearbeitete Auflage Bd.19 HERR-IS Brockhaus Verlag, Mannheim, 1992, Sp.374.
[5] vgl. Vondung, C. (1971), S.8
[6] vgl. Raunig (1996) S.73
[7] vgl. Gailus, M. (2011), S.9 f.
[8] Reichskonkordat von 1933 Artikel 21 S.685
[9] vgl. Gailus, M. (2011) S.97f.