Entstanden vor dem Hintergrund der „behavioral sciences“ und der Verhaltenspsychologie entwickelte sich die behavioristische Soziologie zu einer auf individualistischer und kausalwissenschaftlicher Basis gebildeten Mikrotheorie der sozialen Interaktion. Sie steht somit im Gegensatz zum Funktionalismus als einer typisch makrosoziologischen Theorie. George Caspar Homans Arbeiten im dem Bereich der verhaltenstheoretischen Soziologie gelten als Meilensteine und können als paradigmatisch für diese gesamte theoretische Richtung angesehen werden.
Vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit diesem im Jahre 1989 verstorbenen amerikanischen Soziologen und seinen Theorien. Den Einstieg zu dieser Betrachtung bildet seine Biographie, die einen Einblick in George Caspar Homans Leben und Wirken gewähren soll. Anschließend wird das Hauptaugenmerk des Lesers weg von der Person, hin zu den von ihm formulierten Grundsätzen der verhaltenstheoretischen Soziologie gelenkt. Hierbei soll anfangs die Aufmerksamkeit der allgemeinen Problemlage - wie sie sich für Homans darstellte - und dem Erkenntnisinteresse gewidmet werden, um nachfolgend Homans Argumentationsstrang, der die psychologische Erklärung als einzig probates Mittel auf dem Wege zur Befriedigung des Erkenntnisinteresses postulierte, nachzuvollziehen. Laut Homans bedarf es, um das soziale Verhalten der Menschen zu erklären eines Mindestsatzes von fünf Hypothesen. Diese werden im weiteren Verlauf der Arbeit dargestellt und erläutert. Abschließend soll anhand der Kritik, die Homans für seine Theorie erfuhr, gezeigt werden, dass diese nicht unwidersprochen blieb. Im Rahmen der Zusammenfassung rundet ein kurzes Fazit die Betrachtung der verhaltenstheoretischen Soziologie ab.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Biographie George Caspar Homans
3. Die verhaltenstheoretische Soziologie
3.1 Allgemeine Problemlage und Erkenntnisinteresse
3.2 Die psychologische Erklärung
3.3 Die Hypothesen der verhaltenstheoretischen Soziologie
3.4 Kritik an Homans Theorie
4. Zusammenfassung und Fazit
Quellen- und Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Entstanden vor dem Hintergrund der „behavioral sciences“ und der Verhaltenspsychologie entwickelte sich die behavioristische Soziologie zu einer auf individualistischer und kausalwissenschaftlicher Basis gebildeten Mikrotheorie der sozialen Interaktion.[1] Sie steht somit im Gegensatz zum Funktionalismus als einer typisch makrosoziologischen Theorie. George Caspar Homans Arbeiten im dem Bereich der verhaltenstheoretischen Soziologie gelten als Meilensteine und können als paradigmatisch für diese gesamte theoretische Richtung angesehen werden.[2]
Vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit diesem im Jahre 1989 verstorbenen amerikanischen Soziologen und seinen Theorien.
Den Einstieg zu dieser Betrachtung bildet seine Biographie, die einen Einblick in George Caspar Homans Leben und Wirken gewähren soll. Anschließend wird das Hauptaugenmerk des Lesers weg von der Person, hin zu den von ihm formulierten Grundsätzen der verhaltenstheoretischen Soziologie gelenkt. Hierbei soll anfangs die Aufmerksamkeit der allgemeinen Problemlage - wie sie sich für Homans darstellte - und dem Erkenntnisinteresse gewidmet werden, um nachfolgend Homans Argumentationsstrang, der die psychologische Erklärung als einzig probates Mittel auf dem Wege zur Befriedigung des Erkenntnisinteresses postulierte, nachzuvollziehen. Laut Homans bedarf es, um das soziale Verhalten der Menschen zu erklären eines Mindestsatzes von fünf Hypothesen. Diese werden im weiteren Verlauf der Arbeit dargestellt und erläutert. Abschließend soll anhand der Kritik, die Homans für seine Theorie erfuhr, gezeigt werden, dass diese nicht unwidersprochen blieb. Im Rahmen der Zusammenfassung rundet ein kurzes Fazit die Betrachtung der verhaltenstheoretischen Soziologie ab.
An dieser Stelle will der Verfasser die Gelegenheit nutzen, um in kurzen Worten auf die verwandte Literatur einzugehen. Es wurden zur Erstellung vorliegender Arbeit vor allem Überblickswerke herangezogen, in denen die einzelnen soziologischen Theorie getrennt dargestellt werden. Als in diesem Hinblick besonders wertvoll sollen hier sowohl die Titel „Soziologie – Historischer Kontext und soziologische Theorie-Entwürfe“ von Gertraude Mikl-Horke, als auch „Soziologische Theorien. Abriss der Ansätze ihrer Hauptvertreter“ von Julius Morel genannt werden.
2. Biographie George Caspar Homans
George Caspar Homans, der Begründer der soziologischen Verhaltenstheorie, wurde am 11. August 1910 in Bosten, Massachusetts geboren.[3] Im Alter von 18 begann er an der Harvard University in Cambridge unter anderem englische und amerikanische Literatur, Anthropologie und Geschichte zu studieren, bevor er in den Bereich der Soziologie wechselte.[4] In den Jahren 1932/33 war er als Assistent von Prof. Lawrence J. Henderson tätig, den er in der Durchführung seines Seminars zu Vilfredo Paretos „Allgemeiner Soziologie“ unterstützte. Seit 1939 nahm er einen Lehrauftrag im Fach Soziologie war. Sieben Jahre später, erhielt er die Stelle eines außerordentlichen Professors, bis er schließlich im Jahre 1956 zu einem ordentlichen Professor für Soziologie berufen wurde.
Seine erste große Arbeit „The Human Group“ erschien bereits im Jahre 1950. Er entwickelte darin eine Theorie, die man als ein System untereinander logisch verknüpfter empirischer Verallgemeinerungen über das Verhalten von Menschen in kleinen Gruppen bezeichnen kann.[5] 1958 folgte dann der viel beachtete Aufsatz „Soziales Verhalten als Austausch“, in dem er das rationale Verhalten „zur Grundlage der soziologischen Erklärung von empirischen Generalisierungen des Gruppenverhaltens und des Verhaltens von Individuen in Gruppen“[6] erhob. Drei Jahre später veröffentlichte Homans nach „The Human Group“, sein zweites Hauptwerk „Social Behavior. Its Elementary Forms“. In diesem deutete er das rationale Verhalten der Menschen als Resultat instrumenteller Konditionierungen. „Damit wurde von Homans das soziale Verhalten des Menschen in der behavioristischen (verhaltens-theoretischen) Psychologie verankert.“[7]
24 Jahre nach seiner Ernennung zum Professor wurde Homans 1980 emeritiert. Am 29. Mai 1989 starb George Caspar Homans in Cambridge, Massachusetts. „Sein Werk und Wirken waren wichtig für die Soziologie generell und besonders für die Entwicklung einer erklärenden Soziologie auf der Grundlage des methodologischen Individualismus“,[8] urteilten James S. Coleman und Siegwart Lindenberg in einem Nachruf auf den Verstorbenen.
[...]
[1] Vgl.: Mikl-Horke, Gertraude: Soziologie. Historischer Kontext und soziologische Theorie-Entwürfe, München 2001, S. 249.
[2] Vgl.: Haller, Max: Soziologische Theorie im systematisch – kritischen Vergleich, Opladen 1999, S. 165.
[3] Vgl.: Treibel, Annette: Einführung in soziologische Theorien der Gegenwart, Opladen 1993, S. 92.
[4] Vgl.: Mikl-Horke, Soziologie, S. 249.
[5] Vgl.: Meleghy, Tamas: Verhaltenstheoretische Soziologie: George Caspar Homans, in: Moral, Julius: Soziologische Theorie. Abriss der Ansätze ihrer Hauptvertreter, München 2001, S. 30-51, S. 30.
[6] Coleman, James S. / Lindenberg Siegwart: In memoriam George Caspar Homans (11.8.1910 – 29.05.1989), in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 42 (1990), S. 189-190, S. 189.
[7] Vgl.: Meleghy, Verhaltenstheoretische Soziologie, S. 30.
[8] Coleman / Lindenberg, In memoriam George Caspar, S. 189.
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