Die Nutzung des Jenissej


Hausarbeit (Hauptseminar), 2005

17 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhalt

Einleitung

1 Der Jenissej
1.1 Der Name
1.2 Die Quellen
1.3 Der Verlauf

2 Nutzung
2.1 Schifffahrt
2.2 Wasserkraft
2.2.1 Wasserkraftwerk Bratsk
2.2.2 Wasserkraftwerk Divnogorsk
2.2.3 Wasserkraftwerk Sajan- Schuschenskoje
2.2.4 Bedeutung der Wasserkraftwerke für die Menschen und die Erschließung Sibiriens

3 Leben am Jenissej
3.1 Region und Stadt Krasnojarsk
3.2 Jenissejsk
3.3 Norilsk

4 Zusammenfassung

Literatur

Einleitung

Sibirien wird von einer Vielzahl von Gewässern bedeckt und durchzogen. In der Literatur wird von knapp 53.000 Flüssen und mehr als 1 Millionen Seen gesprochen, welche das „Schlafende Land“, wie Sibirien auch genannt wird, bedecken. Dabei wird in anderen Dimensionen gedacht als es in Europa allgemein üblich ist. Flüsse, welche länger sind als der Rhein (ca. 1.300 km), werden aufgrund ihrer „geringen“ Länge kaum auf physisch-geografischen Karten verzeichnet. Beispielsweise erscheinen die Angara mit 1.800 km, der Alasejy mit 1.590 km oder der Tunguska mit 1.865 km klein und unscheinbar im Verhältnis zu den riesigen Strömen Ob (4.349 km), Irtysch (4.248 km), Jenissej (4.092 km) und Lena (4.400 km) (Wein 1999:39).

Da Sibirien im Süden, Westen und Osten durch Gebirgszüge begrenzt wird und nur in Richtung Norden geöffnet ist, fließen nahezu alle größeren Ströme (ausgenommen der Amur) in Süd-Nord-Richtung, um dann ins Nördliche Eismeer zu münden. Auf ihren meist langen Wegen durch die Weiten Sibiriens, durchfließen sie die unterschiedlichsten Landschaftsregionen.

Doch diese gewaltigen Flüsse sind nicht nur lang, sie sind auch sehr wasserreich und wirtschaftlich bedeutsam. Da in Sibirien kein durchgehendes Straßennetz existiert, kommt den großen Strömen eine besondere Wichtigkeit zu. Sie stellen für viele abgelegene und nicht an den Bahn- oder Flugverkehr angebundene Städte im hohen Norden Sibiriens, die einzige Möglichkeit dar, sich mit allen Gütern des kurz- und langfristigen Bedarfs einzudecken (www.russlandinfo.de).

Diese Arbeit soll im Folgenden einen dieser beeindruckenden Flüsse näher vorstellen. Ich werde mich dabei auf den Jenissej konzentrieren und seine Vielfalt beleuchten. Neben allgemeinen physisch-geografischen Fakten (Quellen, Wasserdaten, Einzugsgebiet usw.), sollen auch die Geschichte und Erschließung des Flusses, die am Jenissej gelegenen Städte, sowie auf seine heutige Nutzung eingegangen werden. Im Kontext der wirtschaftlichen Nutzung werde ich den großen Zufluss des Jenissejs – die Angara – in meine Betrachtungen mit einfließen lassen. Dabei soll besonderes Augenmerk auf den Wasserkraftwerken und Staudämmen der beiden Flüsse, sowie der Bedeutung dieser für die Erschließung und die wirtschaftliche Lage Sibiriens, liegen.

Während des Literaturstudiums sind mir sehr unterschiedliche Schreibweisen des Flusses „ΕНИСЕЙ“ begegnet. Im Folgenden werde ich nun die mögliche deutsche Schreibweise „Jenissej“ verfolgen, ohne jedoch Anspruch auf Richtigkeit erheben zu wollen.

1 Der Jenissej

Der Jenissej ist mit ca. 4.092 km Länge der drittlängste Fluss Sibiriens und einer der wasserreichsten Flüsse der Welt. Innerhalb Sibiriens und Russlands ist es sogar der wasserreichste Fluss überhaupt. Die Wolga selbst führt nur circa die Hälfte des Wassers des Jenissejs. Das Einzugsgebiet von 2.580.000 km² entspricht ungefähr der 7,2-fachen Fläche der Bundesrepublik Deutschland. Der mittlere Jahresabfluss beträgt ca. 19.600 m³/s. Im Vergleich zum 4.340 km langen Ob (12.700 m³/s mittlerer Jahresabfluss) und zum 4.248 km langen Irtysch (2.830 m³/s mittlerer Jahresabfluss) wirkt diese Zahl sehr beeindruckend (Wein 1999:38ff.).

Der Jenissej erhält 50 % seines Wassers von der Schneeschmelze, 40 % von Regen und 10 % von Grundwasserzuflüssen. Aufgrund des hohen Anteils von Schneeschmelzzuflüssen ist der Wasserpegel des Jenissejs recht unterschiedlich.

Von November an ist der Jenissej zugefroren und wenn dann im Mai das Hochwasser beginnt, so steigt das Wasser im Ober- und Mittellauf um 10 bis 12 m, im Unterlauf sogar um bis zu 20 m an (www.sibtours.de).

1.1 Der Name

Über den Ursprung des Namens Jenissej gibt es in der Literatur unterschiedliche Denkweisen. Die Einen behaupten, dass das Wort „Jenissej“ in der Sprache von alten Stämmen, welche am Jenissej lebten, seinen Ursprung hat. Die Einwohner von Ulug Chem gaben ihm seinen Namen, welcher so viel wie „unruhig“ bedeutet (www.sibtours.de).

Eine andere Sichtweise des Namenursprungs behauptet, dass die Flussbezeichnung auf die alte türkische Sprache zurückzuführen sei. Demnach kann „Jenissej“ zweierlei bedeuten. Einerseits ist eine Zusammensetzung der Begriffe „ana“ (=Mutter) und „say“ (=Fluss) möglich, andererseits aber auch die Zusammensetzung „yeni“ (=Neu) und „su“ (=Wasser). Demnach bedeutet Jenissej soviel wie „Neues Wasser“ (www.wikipedia.de).

1.2 Die Quellen

Die Flüsse Bi-Chem („Großer Jenissej) und Kao-Chem („Kleiner Jenissej) bilden den Jenissej. Der Bi-Chem ist etwa 605 km lang entspringt im Karabalyk – einem See in den Bergen des Ostsajan. Der Kao-Chem, welcher mit 680 km knapp 75 km länger ist als der namentlich eigentlich größere Bi-Chem, entspringt im Tannuloa-Gebirge. Beide Quellflüsse fließen nach ihrer Quelle hauptsächlich in westlicher Richtung bis sie sich bei Kysyl – der Hauptstadt der Provinz Tuwa – vereinigen (www.wikipedia.de & www.russlandinfo.de). Auf der Abbildung 1 sind die im Folgenden genannten Städte rot hervorgehoben.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Kartenausschnitt aus Sibirien

Quelle: Großer Atlas der Welt 2003:94-95

1.3 Der Verlauf

Nachdem sich der Große und der Kleine Jenissej bei Kyzyl vereinigt haben fließt der nun schon sehr gewaltige Fluss weiter in Richtung Norden durch das Westsajan. Bei der Stadt Abakan strömt er in den über 300 km langen Krasnojarsker Stausee. Ab dem Minusinsker Becken (bei Abakan) kann der Fluss dank eines riesigen Schiffheberwerkes beschifft werden.

Etwas nordöstlich dieses Stausees liegt die größte Stadt am Fluss – Krasnojarsk. Ab hier fließt der Jenissej ca. 200 Kilometer weiter in Richtung Norden bevor er sich dann bei Strelka (vgl. Abb. 1) mit der Angara vereint.

Vor der Vereinigung mit der Angara ist der Jenissej „zeitweise Steppenfluss mit gelblich gefärbten Fluten. Kurz vor Jenisseisk strömt ihm von rechts die größere (...) (Angara) mit prächtig blauer Färbung zu, und beide durch ihre verschiedene Färbung deutlich unterschiedenen Wassermassen ziehen eine längere Stracke unvermischt nebeneinander her“ (Wagner & Eggers 1954:211).

Über die Vereinigung der Angara mit dem Jenissej wird folgende Sage erzählt:

Die Angara, der einzige Abfluss des Baikalsees, ist der Sage nach die wunderschöne Tochter des Baikalgottes Burkhan. Dieser liebte seine einzige Tochter abgöttisch und wollte sie mit dem anmutigen Amur verheiraten. Doch die Angara hatte sich insgeheim in den wilden und schönen Jenissej verliebt. Als eines Nachts der Vater Baikalsee ruhig schlief, bahnte sich die Angara ihren Weg zum Jenissej um sich mit ihm zu vereinen und ihn zu heiraten. Als Vater Baikal später erwachte war er außer sich vor Wut. In seinem Zorn warf er einen riesigen Felsblock nach seiner Tochter. Dieser Fels ist heute noch Nahe des Austritts der Angara aus dem Baikalsee als kleine felsige Insel erkennbar und wird als „Schamanenstein“ (vgl. Abb. 2) bezeichnet. Im Winter ist es dort oft sehr nebelig und man sieht die Insel meist nicht. Wenn sich jedoch der Nebel lichtet und die felsige Insel sichtbar wird, so wird dies von den Einheimischen als Zeichen von Glück angesehen.

(http://www.tuareg.de).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Der "Schamanenstein" in der Angara

Quelle: http://www.baba-jaga.net/Storys/Russland/Angara_Jenesseij.html

Nach der Vereinigung von Jenissej und Angara fließt der nun noch wasserreichere Jenissej weiter nach Norden – zwischen dem sibirischen Bergland im Westen und dem westsibirischen Tiefland – auch Zapadno Sibirskaja genannt – im Osten.

In seinem Unterlauf fließt der Jenissej nun etwas weiter westlich des Berglandes und überquert bei der Stadt Kureika den Nördlichen Polarkreis bevor er mit ca. 100 km Abstand an Norilsk vorbeifließt. Die in Norilsk gewonnenen Bundmetalle, Stahle, Eisen und Edelmetalle werden per Eisenbahn an den Hafen von Dudinka verfrachtet wo sie dann auf große Flussschiffe verladen werden (vgl. Abb. 3).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3: Hafen von Dudinka

Quelle: http://web.uct.ac.za/depts/stats/adu/travel/medusa.htm

Von Dudinka ist es nicht mehr weit bis zur bei Karaul beginnenden Jenissej-Bucht. Diese ist ca. 435 km lang und bis zu 60 km breit. Diese „Jenisejskij zal“ ist eigentlich kein Flusslauf mehr, sondern vielmehr ein Ästuar und Meeresbucht der Karasee. Das Wasser dieser Bucht weißt jedoch (aufgrund der riesigen nachströmenden Wassermassen des Jenissejs) eine ständige Nordströmung auf (www.sibtours.de).

2 Nutzung

Der Jenissej ist wirtschaftlich sehr bedeutsam für Sibirien. Er stellt eine wichtige Verbindung zwischen den nördlichen und südlichen Teilen des Landes dar und liefert Energie für die Bevölkerung in ganz Russland. Im Folgenden sollen nun die Schifffahrt auf Sibiriens Flüssen (mit speziellem Fokus auf der Schifffahrt des Jenissejs) und die energiewirtschaftlichen Anlagen im Jenissej-Angara-Becken genauer beleuchtet werden.

2.1 Schifffahrt

Die Schifffahrt spielt in Sibirien allgemein eine große Rolle. Die Flüsse sind lange Zeit die einzigen Verkehrswege gewesen und auch heute noch stellen sie für viele Gebiete im hohen Norden die wichtigsten Verkehrsträger dar. In Sibirien gibt es dabei vier große Flussbecken: „das Ob-Irtysch-Becken in Westsibirien, das Jenissej-Becken in Mittelsibirien (...), das Lena-Becken in Ostsibirien und das Indigirka- und Kolyma-Becken in Nordost-Sibirien“ (Wein 1999:82).

Die Dampfschifffahrt auf dem Jenissej begann 1863 mit dem Transport von Gütern. Passagiere wurden und werden auch heute noch verhältnismäßig wenig transportiert.

Um die im wesentlichen in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Transportwege zu verbinden wurde schon 1882 mit dem Bau eines Kanals zwischen dem Ob und dem Jenissej begonnen. Zwischen dem Ket (rechter Ob-Nebenfluss) und dem Kas (linker Jenissej-Nebenfluss) wurde die Wasserscheide überwunden. Um die verschiedenen Gefälle und Stromschnellen überwinden zu können wurden auf den 130 km Länge des Kanals 30 Schleusen gebaut. Schon 6 Jahre später, 1888, konnte der Kanal in Betrieb genommen werden.

Mit dem Aufkommen der Eisenbahn ging jedoch die Bedeutung des Kanals schlagartig zurück. Er wurde kaum noch gepflegt oder gewartet und nachdem er kurz nach der Oktoberrevolution zerstört wurde, sah man keine Notwendigkeit mehr ihn wieder herzurichten (www.russlandinfo.de).

Auch heutzutage haben die sibirischen Flüsse entscheidende Bedeutung für die Versorgung der Städte im Norden. Städte wie Norilsk (am Jenissej) und Jakutsk (an der Lena) haben keinen Bahnanschluss und sind demnach (abgesehen vom Flugverkehr) von den Versorgungsschiffen abhängig. Aufgrund der langen Winter beschränkt sich jedoch die Navigationsperiode auf 105 bis 140 Tage im Jahr.

Im Jahr 1985 wurden im Jenissej-Becken 36 Mio. t Fracht transportiert (im Vergleich: Lena-Becken:13 Mio. t, Ob-Irtysch-Becken: 70 Mio. t). Der einst noch sehr bedeutsame Schiffverkehr auf der Angara wurde durch die Anlage zahlreicher Stauseen und Wasserkraftwerke erheblich eingeschränkt und heute beschränkt sich der Flussverkehr auf der Angara im Wesentlichen auf die einzelnen Stauseen (Wein 1999:82f.).

[...]

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Die Nutzung des Jenissej
Hochschule
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Note
1,3
Autor
Jahr
2005
Seiten
17
Katalognummer
V49007
ISBN (eBook)
9783638455602
Dateigröße
1426 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Jenissej
Arbeit zitieren
Marie George (Autor:in), 2005, Die Nutzung des Jenissej, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/49007

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