Die Funktion der Buddha-Statue für die Beziehung der Figuren "Aston" und "Davies" in Harold Pinters Drama "The Caretaker"


Hausarbeit, 2005

13 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhalt:

0. Vorbemerkung

1. Einleitung

2. Charakterisierung der Figuren
2.1. Charakterisierung Astons
2.2. Charakterisierung Davies`
2.3. Die Beziehung zwischen Aston und Davies

3. Zur Funktion der Buddha-Statue
3.1. Die Buddha-Statue
3.2. Die buddhistische Ethik
3.3. Die Prinzipien buddhistischer Ethik in Bezug auf die Figuren

4. Fazit

Literatur

0. Vorbemerkung

Nach einer kurzen Einleitung über den Verfasser des Dramas The Caretaker, Harold Pinter, nimmt die vorliegende Arbeit eine Charakterisierung der beiden Figuren Aston und Davies aus diesem Stück vor und untersucht die Beziehung der beiden zueinander.

Im Weiteren wird die Funktion der Buddha-Statue, die sich in Astons Zimmer befindet, für die Beziehung zwischen Aston und Davies herausgearbeitet, da das Verhältnis der beiden zueinander Parallelen zur buddhistischen Ethik aufweist, wie im Folgenden gezeigt wird.

1. Einleitung

Harold Pinter, 1930 in London geboren, ist einer der renommiertesten englischen Dramatiker und Drehbuchautoren. Er zählte zu den Angry Young Men, der Generation englischer Schriftsteller, die, meist aus dem Arbeitermilieu stammend, in den 1950er Jahren ihren Protest gegen die englische Gesellschaft in ihren Werken zum Ausdruck brachten. 2005 erhielt Pinter den Literatur-Nobelpreis.

Ein typisches Motiv der Pinterschen Dramaturgie in Bezug auf die Figuren ist das Motiv des Eindringlings von Außen; die Figuren prallen im Raum aufeinander und kämpfen um ihre Positionen. Pinters Figuren haben rätselhafte Identitäten und Biografien; ihre Gefühle wollen sie nicht preisgeben.[1]

Das 1960 entstandene, und im selben Jahr am Arts Theatre Club uraufgeführte Stück The Caretaker verhalf Pinter zu seinem eigentlichen Durchbruch als Dramatiker. Im Caretaker ist es jedoch kein 'Eindringling' im eigentlichen Sinne, sondern der Landstreicher Davies, der, von Aston in das Haus mitgebracht, versucht, sich dort seine Position zu erkämpfen. Davies` Identität wird nicht wirklich geklärt, dennoch erfährt der Rezipient Einiges über sein Leben. Auch über Astons Vorgeschichte wird viel preisgegeben. Ungewöhnlich für Pinter sind die genaue Beschreibung des Äußeren der Figuren, sowie detaillierte Angaben zum Bühnenbild.

2. Charakterisierung der Figuren

2.1. Charakterisierung Astons

Aston, ein Mann Anfang dreißig, wohnt in dem Haus seines jüngeren Bruders im Westen Londons. Astons Wohnung ist vollgestellt mit kaputten Gegenständen und Gerätschaften, die für die Arbeit an Haus und Garten benötigt werden, denn er ist ein Mensch, der – nach eigener Aussage – gern mit den Händen arbeitet: "I like – working with my hands" (S. 14)[2]. Die Wohnung befindet sich in einem desolaten Zustand, und auch der Garten ist völlig verwahrlost.

An einem Winterabend bringt er den Landstreicher Davies mit nach Hause, den er zuvor in einem Lokal vor einer Schlägerei mit dem Barbesitzer gerettet hat. Aston zeigt sich auch weiterhin überaus hilfsbereit: er bietet dem Mann einen Stuhl zum Ausruhen und etwas Tabak an, verspricht ihm, dessen zurückgebliebene Sachen aus dem Lokal für ihn zu holen, und bringt sogar ein Paar Schuhe für ihn zum Vorschein. Seine Gastfreundschaft findet ihren Höhepunkt, als er Davies anbietet, vorübergehend in seinem Haus zu übernachten ("Till you – get yourself fixed up. [...] Get yourself sorted out.", S. 13).

Während des Gespräch sitzt Aston auf seinem Bett und repariert den Stecker eines alten Toasters, was auf seine oben erwähnte Vorliebe, mit den Händen zu arbeiten, hinweist.

Aston behandelt den Obdachlosen mit liebevollem Respekt: Als er das Bett für Davies bezieht, entschuldigt er sich dafür, dass die Decke nicht ganz sauber ist. Er gibt ihm sogar ein wenig Geld.

Auch am nächsten Morgen gilt Astons Aufmerksamkeit als erstes wieder seinem Toaster. Obwohl er dadurch geweckt wurde, dass Davies im Schlaf laute Geräusche gemacht hatte ("You were making groans. You were jabbering." (S. 19), macht er ihm keine Vorwürfe, sondern äußert die Befürchtung, das Bett könne nicht bequem genug sein. Aston will das Haus verlassen und hinterlässt Davies, der erwartet gehen zu müssen, zu dessen Überraschung einen Zweitschlüssel, er bringt ihm also einen großen Vertrauensbeweis, ein Freundschaftsangebot entgegen. Doch bevor Aston geht, wechselt er abrupt das Thema und berichtet Davies von einer Begegnung in einem Café, bei der ihn die Annäherungsversuche einer Frau stark irritierten ( S. 22).

Im zweiten Akt kehrt Aston zurück, setzt sich auf sein Bett und schraubt wieder an seinem Stecker herum. Nachdem sein Bruder Mick die Wohnung verlassen hat, erzählt Aston Davies von seinen Plänen, das Haus und das Grundstück für seinen Bruder instand zu setzen. Bevor er sich um die Wohnung kümmern könne, müsse er allerdings zuerst einen Schuppen im Garten errichten, der das oberste Ziel all seiner Bemühungen zu sein scheint:

"Die im ersten Akt vorgestellten Themen werden im zweiten verstärkt ausgezeichnet, Motivationen werden enthüllt und Entfaltungsmöglichkeiten deutlicher sichtbar. Astons Plan, den Schuppen zu bauen, erweist sich als Voraussetzung für eine funktionale Benutzung der anderen Dinge, die er angehäuft hat; die Idee der Vollendung des Schuppens gibt den verschiedenen Einzelleistungen Astons Zusammenhalt und Sinn."[3]

Die Fertigstellung des Schuppens ist also die Voraussetzung für Aston, sich der eigentlichen Arbeit am Haus widmen zu können, und um mit der Arbeit an dem Schuppen zu beginnen, muss Aston zuvor den Garten in Ordnung bringen (S. 14). Anstatt aber damit anzufangen, verfängt er sich in der Arbeit an sinnlosen Kleinigkeiten, wie der Reparatur des Toastersteckers, doch noch nicht einmal die bringt er zu Ende. Er verwendet zudem seine Zeit und Energie darauf, sich um den obdachlosen Davies zu kümmern, z.B. ist er sehr bemüht darum, dem Landstreicher ein paar anständige Schuhe zu besorgen.

Aston hat eine Tasche mit Kleidung für Davies beschafft, und bietet ihm sogar eine dauerhafte Bleibe und eine Anstellung als Hausmeister an.

Am Morgen des dritten Tages erzählt Aston Davies seine Vorgeschichte von einer Schocktherapiebehandlung in seiner Jugend:

Weil er zu viel sprach und Halluzinationen hatte, wurde er gegen seinen Willen in ein Krankenhaus eingeliefert. Eine wirkliche medizinische Diagnose wurde ihm vom Arzt nicht mitgeteilt: "I´d got something, some complaint. He said – he just said that, you see. You´ve got – this thing. That´s your complaint." (S. 51). Astons Mutter unterschrieb die Einverständniserklärung, und der Junge wurde, trotz Gegenwehr und mehrfacher Fluchtversuche, der Behandlung unterzogen. Seitdem sind Astons Gedankengänge langsam, was seine Vorliebe für Arbeit mit den Händen erklärt, und sich auch im Stil seiner Sprache niederschlägt: "The trouble was – my thoughts – had become very slow – I couldn´t think at all – I couldn´t – get – my thoughts – together – uuuhh – I could – never quite get it – together" (S. 52). Aston erfuhr eine Behandlung, die seine Persönlichkeit veränderte, und erhielt keinerlei Unterstützung von seiner Mutter, die als die Verantwortliche den schweren, schädigenden Eingriff hätte verhindern können. Diese Erfahrung verdeutlicht, warum Aston nun seinerseits so viel Energie darauf verwendet, jemandem zu helfen, der allein ist; die Erfahrung der sozialen Isolation erklärt, warum Aston mit dem oben erwähnten Annäherungsversuch einer Frau nicht umgehen kann.

Aston sinnt auf Rache an dem Arzt, der ihm das Leid zugefügt hat, verschiebt aber auch diesen Gedanken auf die Zeit nach Fertigstellung des Schuppens: "I´ve often thought of going back and trying to find the man who did that to me. But I want to do something first. I want to build that shed out in the garden." (S. 53). In seiner Vergangenheit liegt also die Erklärung für Astons geistige Stagnation, die ihn daran hindert sein Ziel zu verfolgen, denn

[...]


[1] Die Informationen sind der Seminarmitschrift entnommen.

[2] Die Angaben von Seitenzahlen beziehen sich auf die Primärtextausgabe Pinter, Harold : The Caretaker. Verlag Diesterweg, 5. Auflage. Frankfurt a. M . Leider nennt die Ausgabe nicht das Jahr des Druckes der 5. Auflage, sondern nur das Copyright von 1960.

[3] Stoll, Karl-Heinz: Harold Pinter. Ein Beitrag zur Typologie des neuen englischen Dramas. Düsseldorf 1977. S. 66.

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Die Funktion der Buddha-Statue für die Beziehung der Figuren "Aston" und "Davies" in Harold Pinters Drama "The Caretaker"
Hochschule
Ruhr-Universität Bochum  (Theaterwissenschaft)
Veranstaltung
Proseminar: Royal Court Theatre
Note
1,3
Autor
Jahr
2005
Seiten
13
Katalognummer
V49075
ISBN (eBook)
9783638456142
ISBN (Buch)
9783638751124
Dateigröße
533 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die Arbeit ist in deutscher Sprache verfasst, behandelt aber den englischen Originaltext. Kommentar des Dozenten: " [...]überzeugend strukturiert und sehr gut formuliert".
Schlagworte
Funktion, Buddha-Statue, Beziehung, Figuren, Aston, Davies, Harold, Pinters, Drama, Caretaker, Proseminar, Royal, Court, Theatre
Arbeit zitieren
Simona Kirpal (Autor:in), 2005, Die Funktion der Buddha-Statue für die Beziehung der Figuren "Aston" und "Davies" in Harold Pinters Drama "The Caretaker", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/49075

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