In dem Artikel geht es nun um die zwei Gruppen, um die Volksgruppe der Naga in Indien, sowie die Einwohner des heutigen Nambiens, damals Südwestafrika, und unter südafrikanischer Kontrolle.
Diese zwei, voneinander unabhängigen Gruppen, kämpften Ihren Kampf nicht gegen die ehemaligen Kolonialmächte Großbritannien und Deutschland, sondern gegen die Nachfolgestaaten der Kolonialstaaten, das heißt im Fall der Naga gegen Indien, sowie im Fall der Bewohner Namibiens gegen eben Südafrika, welches Namibia 1915 mit Hilfe britischer Truppen von Deutschland eroberte.
Im Text geht es allerdings nicht um militärischen Befreiungskampf, sondern um den Versuch von Naga-Nationalisten sowie namibischen Nationalisten, sowie deren westliche Fürsprecher, internationale Anerkennung ihrer Unabhängigkeitsansprüche zu erreichen.
Übersetzung und Zusammenfassung des Zeitschriftenaufsatzes: „ D ECOLONIZATION IN THE 1960s: ON LEGITIMATE AND ILLEGITIMATE NATIONALIST CLAIMS-MAKING*“, von Lydia Walker, erschienen in dem Journal Past and Present, no. 242 (Feb. 2019) _The Past and Present Society, Oxford, 2019
Zusammenfassung Artikel:
In dem Artikel geht es nun um die zwei Gruppen, um die Volksgruppe der Naga in Indien, sowie die Einwohner des heutigen Nambiens, damals Südwestafrika, und unter südafrikanischer Kontrolle.
Diese zwei, voneinander unabhängigen Gruppen, kämpften Ihren Kampf nicht gegen die ehemaligen Kolonialmächte Großbritannien und Deutschland, sondern gegen die Nachfolgestaaten der Kolonialstaaten, das heißt im Fall der Naga gegen Indien, sowie im Fall der Bewohner Namibiens gegen eben Südafrika, welches Namibia 1915 mit Hilfe britischer Truppen von Deutschland eroberte.
Im Text geht es allerdings nicht um militärischen Befreiungskampf, sondern um den Versuch von Naga-Nationalisten sowie namibischen Nationalisten, sowie deren westliche Fürsprecher, internationale Anerkennung ihrer Unabhängigkeitsansprüche zu erreichen.
Dazu wendeten Sie sich beispielsweise an den Völkerbund, sowie an die Vereinten Nationen, auch bekannt unter dem Namen die UNO = United Nations Organisation.
Der Artikel ist in drei Teile sowie eine Conclusio gegliedert.
Im ersten Teil geht es hauptsächlich um die Verfahrensunterschiede zwischen dem Völkerbund sowie den Vereinten Nationen (UNO), sowie dem internationalen Anwalt Michael Scoot.
Im zweiten Teil geht es mehr um wichtige Akteure der Naga-Nationalisten, wie z.B. Angami Zapu Phizo und Andere sowie deren Reiseschwierigkeiten und den Versuch damit verbundene internationale Anerkennung zu erlangen.
Teil 3 befasst sich mit Namibia, seiner Geschichte mit den internationalen Petitionen und den Auswirkungen des Mandatsstatus auf den Anspruch des namibischen Nationalismus.
Im Fazit wird die Beziehung zwischen westlichen Befürwortern sowie den von Ihnen vertreten Völker kritisch beleuchtet.
Teil 1: Nationalismus und Internationalismus
In der Welt der späten 1950iger sowie der frühen 1960iger Jahre war die Welt durch die Entkolonisierung im Wandel begriffen, Grenzen festigten sich, und Namen sowie Regierungen innerhalb der entkolonialisierten Gebiete wechselten schnell. Nationale Unabhängigkeit war oft das Resultat langer Verhandlungen ohne vorbestimmte Ergebnisse.
In dieser Zeit sahen es die Naga, und unter Ihnen auch einer Ihrer nationalistischen Führer Angami Zapu Phizo, als eine Frage des Überlebens, dass ihre nationalistischen Forderungen auch international anerkannt wurden. Sie glaubten, dass nur ein unabhängiger Naga-Nationalstaat der einzige Weg zu internationaler Anerkennung sei, und dass Ihnen wiederum nur diese internationale Anerkennung Schutz vor Unterdrückung gab.
Allerdings waren nicht alle Ihre Befürworter dieser Meinung, Ihnen ging es nur um die Weise WIE Indien die Naga (eine Minderheit) regierte, und nicht DASS Indien die Naga überhaupt regierte.
Sie sahen diesen Fall auch als eine Art Präzedenzfall wie man Minderheitsansprüche in postkolonialen Staaten durchsetzen konnte.
Einer dieser Befürworter war der Anti-Apartheitsaktivist und Anwalt Reverend Michael Scott.
Dieser setzte sich ganz generell für die Rechte von Minderheiten ein, und zeigte in einem Artikel in der Zeitung Observer im Jahr 1960, die Grenzen der Vereinten Nationen auf in dem er argumentierte, dass gerade die Anerkennung eines postkolonialen Nationalstaats durch die Vereinten Nationen, diesem die Möglichkeit gab die Minderheiten in seinem Land zu diskriminieren.
Scott argumentierte hierin, dass die Vereinten Nationen Minderheiten weniger Hilfe boten als das alte Völkerbundsmandatsystem, in dem es für diskriminierte Minderheiten zumindest noch möglich war Petitionen einzubringen.
Scott hatte nicht Unrecht, das alte Mandatssystem machte Minderheiten zumindest sichtbar, indem es beispielsweise im Fall von Namibia ein Mandat zusprach, was diesem nachher im System der Vereinten Nationen ermöglichte seine Unabhängigkeitsansprüche legitim durchzusetzen. Daher ist das System der vereinten Nationen als ein, gerade in Bezug auf Minderheiten, viel engeres Rechtssystem anzusehen, da hier der Staat das Rechtsträgerobjekt ist, und nicht mehr das Volk.
Ein weiterer Befürworter der Naga-Interessen war der Herausgeber des Observers David Astor, der auch wie Scott, im Fall der Naga einen Präzedenzfall für Dekolonisierung der neuen Länder Afrikas.
Astor gründete hierfür sogar das „Internationale Komitee für die Untersuchung von Gruppenrechten, dass schließlich in „Minority Rights Group“ umbenannt und von der Ford Foundation sowie des US- Kongresses, sowie im Geheimen sogar vom CIA mithilfe der Fairfield Foundation, finanziert wurde. Auch Scotts eigene Interessenvertretungsorganisation, „die Africa Bureau“ wurde auf diesem Wege heimlich von der CIA finanziert, wobei nicht anzunehmen ist, dass Sott oder Astor darüber Bescheid wussten.
Das sozusagen neue System, ohne die Petitionsmöglichkeit stärkte die Rolle von zwischenstaatlichen Unterstützern wie Scott, und schwächte die Durchsetzungsansprüche der Minderheitsnationalisten.
Eine Argumentation war hier nur aufgrund des Humanitarismus möglich, der die Minderheitsvölker als Objekte in Not sah.
Was dazu führte, dass die Minderheiten zwar auf ihre Unterdrückung hinweisen konnten, aber die grundsätzliche Forderung einer Minderheit nach einem EIGENEM Nationalstaat nicht mehr möglich machte. Der Ablauf für Minderheitsnationalisten sich Gehör zu verschaffen sah folgendermaßen aus, sie mussten zuerst versuchen international wahrgenommen zu werden um Reisedokumente (Visa) zu bekommen, was keine Selbstverständlichkeit war, da diese nur schwierig zu bekommen waren.
Die Inder hatten beispielsweise keine Freude damit, dass Nagas in die USA reisten, um für ihre Ansprüche zu werben. Das eine Ziel für die Nagas waren Reisedokumente, das Andere, war es vor der UNO sprechen zu dürfen, um ihre Ansprüche durchsetzen zu können.
Wobei hier zu bemerken ist, dass eine Einladung zur UNO auch ein US-Visum inkludierte, umgekehrt bedeutete ein US-Visum alleine allerdings noch keine Einladung zur UNO.
Und hier trat Scott als internationaler Anwalt, er war wirklich Rechtsanwalt, in Erscheinung, er kam erstmals 1949 zur UNO, im Gefolge der indischen Mission, hatte damals allerdings noch nichts mit den Nagas zu tun.
Dies machte die Herero in Südwestafrika, eben dem späteren Namibien, auf ihn aufmerksam, und nachdem der Hererohäuptling Hosea Kutako an ihn herangetreten war, setzte sich Scott jahrzehntelang für die Herero bei den Vereinten Nationen ein, so wie er sich später auch für die Naga einsetzte nachdem auch diese an ihn herangetreten waren.
Und obwohl Scott damit sein gutes Verhältnis zu den Indern gefährdete konnte er die Nagas nicht ablehnen. Sie waren die Inkarnation seines Lebensprojektes, für die diejenigen zu sprechen, für die sonst niemand sprechen wollte.
Teil 2: Die Naga Hügel
Die Nagas und ihre Forderungen traten bis 1960 international nicht in Erscheinung, da sie kaum bekannt waren, sie hatten ausschließlich in Nagaland starke Beziehungen zu westlichen Missionaren (die Nagas sind Großteils missionierte Christen!), Anthropologen und Kolonialbeamten.
Der Naga-Nationalist Phizo, der sich im zweiten Weltkrieg mit den Japanern verbündet hatte, trug diese Forderungen 1960 in London vor, nachdem er mithilfe eines gefälschten Passes dorthin gelangen konnte.
Die Nagas hatte sich bereits 1951 in einer umstrittenen, von Phizo initierten Volksabstimmung, gegen die Zugehörigkeit zu Indien ausgesprochen. 1954 ging Phizo für zwei Jahre in den Untergrund, um einen Aufstand gegen die indische Armee anzuführen. Als er sah, dass dies nicht fruchtete, machte er sich auf den Weg durch Ostpakistan, und gelangte von dort mithilfe seines in den USA lebenden Neffen Vichazelie (Challie) Iralu auf den Weg nach Westen zum Studium nach Chicago, und danach über Zürich nach London.
Sein Neffe Challie war ein Naga, dem westliche Missionare ein Studium in der USA ermöglicht hatten, der aber zum Verdruss der Missionare, nicht mehr nach Nagaland zurückgegangen war.
Challie war es auch, der in einem Zeitungsartikel auf Scott und seinen Einsatz für die Herero aufmerksam geworden war, und dem es mithilfe der amerikanischen Anthropologin Laura Thompson gelang, Scott für die Sache der Naga zu gewinnen.
Scott war es dann auch der Phizo half durch die Passkontrolle in London zu gelangen.
Ein wesentlicher Punkt der Scott überzeugt hatte den Nagas zu helfen war ihr starker christlicher (bapistischer) Glaube, den diese so stark von den amerikanischen Missionaren angenommen hatten, dass Indien die Missionare nach und nach aus dem Land wies, in dem es Ihnen nach Ihren Heimaturlauben keine Einreisebewilligungen mehr ausstellte.
Während Phizo in London weilte verhandelte Indien einstweilen mit Naga-Nationalisten zuhause, von welchen vier Phizo im Sommer 1962 in London besuchten, um mit ihm die Zukunft des Naga- Nationalismus zu diskutieren. Auch diese 4 Nagas hatten unter Reisebeschränkungen zu leiden, und benötigten immer wieder westliche Befürworter, die sich für Sie stark machten. Vor dem Londonbesuch war das ein Reporter namens George Patterson, der im Auftrag der später im Themenbereich 2 vorkommenden Zeitung „The Observer“, sowie dessen Herausgeber Mr. Astor handelte und der Naga-Gesandtschaft half durch Ostpakistan zu gelangen.
Und auch in London wieder war es Mr. Astor der Menschen zusammensuchte zusammen die die Identität der vier Nagas, die ohne Reisepass und ohne Visum reisten, eidesstaatlich zu bestätigen.
Zu diesen zählte die Anthropologin Ursula Graham Bower Betts, der Kolonialverwalter Charles Pawsey, der pensionierte Kolonialbeamte und Naga-Schädelsammler! JH Hutton.
Es blieb allerdings nicht bei einer reinen eidesstaatlichen Erklärung, die Gruppe der Westler setzte sich beispielsweise teilweise auch bei der indischen Regierung für die Naga-Nationalisten ein, was dieser nicht gefiel. Des Weiteren informierten Sie auch andere einflussreiche westliche Personen, von denen allerdings nicht alle auf der Seite der Naga war, einer davon spielte Informationen an die indische Regierung weiter, ein Anderer erstatte dem CIA Bericht der sich für sehr für die Sache der Naga-Nationalisten interessierte. Die amerikanische Regierung hatte ein ambivalentes Verhältnis, zum Teil stellte sie Visa und Einladungen aus, zum Teil hatte Sie Angst Separatisten zu viel zu unterstützen.
Mr. Astor allerdings, der Herausgeber der Zeitung „The Observer“ sowie Inhaber der „Minority Rights Group“ war eindeutig auf der Seite der Nagas. Er hatte jedoch Sorge, dass gerade seine vielfältige Unterstützung für die Nagas deren Sache untergraben könne, weswegen seine „Minority Rights Group“ die Frage der Naga-Rechte mit der Forderung anderer Minderheitenrechte wie die der Basken, Kurden und Aborigines bündelte.
Die Inder verboten hingegen 1955 jegliche unabhängige Berichterstattung über Nagaland, Astor ignorierte dies jedoch und schickte seinen Investigativjournalisten Young samt Team heimlich nach Nagaland. Astor verhandelte in der Naga-Frage mit einer alten Freundin namens Mrs. Pandit, die Gouverneurin des indischen Bundesstaates Maharashtra war, das Wirken Astors jedoch als unzulässige Einmischung in indische Angelegenheiten sah, auch wenn dies Astor nicht bewusst war. Dieser forderte eine unabhängige Untersuchung der angeblich an den Naga verübten Gräuel und bot dafür im Gegenzug an die Berichte seines Investigativjournalisten vorerst zurückzuhalten.
Nun war die britische Regierung gefordert einen offiziellen rechtlichen Status für die Delegation der Naga zu finden, was diese vor ein Problem stellte, da es bis jetzt noch keinen vergleichbaren Fall gab.
Die britische Beamtin Eleanor Emery, die mit diesem Problem beauftragt war stellte eine Analogie zwischen dem Status der Nagas und den südwestafrikanischen Petenten (dem heutigen Namibia) her, und verlieh den Nagas den Titel von „Commonwealth-Bürger“.
Nun war es an dem Anwalt Michael Scott und seinen Kollegen, die eine dauerhafte Kategorisierung sowie Anerkennung der Nagas bei den Vereinten Nationen zu erreichen. Dafür thematisierte er ganz grundsätzlich das Problem der Anerkennung von Minderheitsansprüchen innerhalb der Rechtswege der Vereinten Nationen.
Es konnte allerdings nur ein Nationalstaat und keine Minderheit oder auch keine Menschenrechtsorganisation eine Petition für die Nagas einbringen, und hierfür fand sich trotz Scotts Engagement kein Staat, der sich dazu in der Lage sah, da diese alle davor Angst hatten, das internationale Gefüge zu belasten.
Scott argumentierte nun, dass dies eine neue Form des Kolonialismus sein und verglich den Fall der Nagas immer wieder mit dem Fall des namibischen Nationalismus im damaligen Südwestafrika.
Scott argumentierte allerdings immer mit dem Fokus auf den Minderheitsrechten, was die nationalistischen Forderungen seiner Klienten einerseits zwar legitimierte, sie jedoch gleichzeitig auch delegitimierte.
Teil 3: Die Namib Wüste
Trotz einer Existenz eines UN-Komitees war es nicht einfach aus dem südlichen Afrika zu bringen, die erste Petition des Herero-Chefs Hosea Kutakon wurde auf einem Tonband von Michael Scott 1948 nach New York geschmuggelt.
Die zweite Petition ein Jahrzehnt später, von Andimba Toivo ya Toivo, dem Gründer der South West Africans People´s Organization (kurz SWAPO) erreichte die UNO zu spät.
Ya Tovio nahm an internationalen Privatrechtsseminaren in Kapstadt teil, die in einem Keller abgehalten wurden und in denen es explizit um den international-rechtlichen Mandatsstatus Südwestafrikas und um dessen Verwendung bei der Ausarbeitung einer nationalen Unabhängigkeitsstrategie ging. Bei dieser Strategie ging es bis 1966 nicht vorrangig um die tatsächliche territoriale Kontrolle.
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- Quote paper
- David Lemberger (Author), 2019, Übersetzung und Zusammenfassung des Zeitschriftenaufsatzes "Decolonization in the 1960s" von Lydia Walker, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/491042