Wie veränderte sich die Situation der vietnamesischen Boatpeople unter Einbeziehung von medialer Präsenz, humanitären Hilfsorganisationen und privatem Engagement?


Seminararbeit, 2018

16 Seiten


Leseprobe


lnhaltsverzeichnis

Einleitung

Hauptteil
Wie reagierten die Offentlichkeit und die internationale Gemeinschaft auf die Flucht und die Lage der Boatpeople?
Zusammenschluss von Hilfsorganisationen und Beginn erster Hilfsmaf5nahmen
Ankunft der Boatpeople in der Bundesrepublik und Maf5nahmen zur Integration in die Gesellschaft

Schluss

Einleitung

Auch heute steht der Begriff der Boatpeople wieder in den Nachrichten. Seien es FIOchtlinge,die an die KOsten Lampedusas oder an die KOsten anderer europaischer Lander treiben.1 Doch der Begriff Boatpeople tauchte erstmals in den 1970er Jahren mit Bezug auf die fiOchtende Gesellschaft von Vietnam auf. Es waren FIOchtlinge, "die mit kleinen,selten seetauglichen Booten Ober das sOdchinesische Meer flohen."2 Der Fall Saigons ,stellte fUr die sOdvietnamesische Bevolkerung den Beginn einer grundlegenden Veranderung ihrer Lebensverhaltnisse dar, die von vielen Menschen bald als so drOckend empfunden wurde, dass sie keinen anderen Ausweg sahen, als ihre Heimat zu verlassen.". 3 Hunderttausende flohen im Hohepunkt von 1979 bis 1982.4 Sie fiOchteten a us Angst vor UnterdrOckung, Umerziehungslagern und dem neuen kommunistischem Regime.5 Die Fluchtdemographie war weit gestreut. So fiOchteten Teile der chinesischen Minderheit,religiose Minderheiten,die ehemaligen Eliten SOdvietnams und viele andere.6 Da die Flucht aber viel Geld kostete, konnten meist nicht ganze Familien sich die Flucht leisten. Deshalb wurde oftmals jungen Sohnen die Flucht ermoglicht, und Verwandten oder Bekannten anvertraut.7 Ferner wurde die Flucht durch die vietnamesische KO stenwache deutlich erschwert. Entweder wurde von der KOstenwache Gewalt eingesetzt urn das Vorhaben zu unterbinden oder die GefiOchteten mussten einen Soli zahlen, urn sich die Freiheit ein weiteres Mal zu erkaufen.8 Zudem wurde die bestrittene Flucht durch Sturme und Dehydration, wodurch viele Menschen ihr Leben verloren, und Piraten, die die Fluchtlinge ausraubten und die weiblichen Boatpeople zur Prostitution zwangen,auf schlimmste Weise erschwert. Ferner waren die fUr die Flucht genutzten Boote meist uberfullt und oft baufallig und kaum seefahig.9 Haben die Fluchtlinge es dann an die Kusten der umliegenden Nachbarlander geschafft, wurde Sie in uberflillten Transitlagern untergebracht.10 Die Gesellschaft war schockiert und schwer betroffen von den Schicksalen der vietnamesischen Fluchtlinge. Aus diesen Grunden haben sich Vereine wie Ein Schiff fUr Vietnam formiert.11 Das bekannteste Schiff dieses Vereins war die Cap Anamur, die bis Mai 1982 in 29 Einsatzen 9.507 Boatpeople von diesen Booten retten konnte.12 Zunachst wird im Rahmen dieser Hausarbeit dargelegt, wie private Burger und die internationale Gemeinschaft auf das Schicksal reagierten und in Aktion traten. Danach wird erlautert, wie der Aufschwung an humanitarer Arbeit, die Vereine, wie Ein Schiff fUr Vietnam, vor Ort und in Deutschland leisteten, die Flucht vor Ort beeinflusst hat. Zum Schluss wird aufgezeigt, wie die Boatpeople in der Bundesrepublik Deutschland angekommen sind und welche Maf5nahmen und Schritte die Bundesrepublik und Privatpersonen zur Integration in die Gesellschaft verwendet wurden. Somit stellt sich die Frage, in welchem Verhaltnis die mediale Arbeit der Journalisten, da s Aufkommen humanitarer Hilfsorganisationen und das Engagement der Bevolkerung zu der Verbesserung der Situation der Boatpeople beigetragen haben.

Hauptteil

Wie reagierten die Offentlichkeit und die internationale Gemeinschaft auf die Flucht und die Lage der Boatpeople?

Die Fluchtlingskrise in Vietnam war die erste ihrer Art, die so einer Masse an medialer Aufmerksamkeit unterlag. So werden die agierenden Reporter von Bosch als ,Akteure bei der Rettung"13 bezeichnet. Es war ihr Engagement und ihre Arbeit in den Fluchtgebieten,die die Burger und Politiker dazu initiierte Hilfsmaf5nahmen zu beginnen. So gelang es beispielsweise der Hamburger Zeitung Zeit, dass in Hamburg 250 vietnamesische Fluchtlinge auf5erhalb des Kontingentes aufgenommen wurden,unter der Voraussetzung, dass die Zeit die Kosten fUr Sprachkurse und deren Betreuung mit ihren eingenommenen Spendeeinnahmen ubernehme.14 Die Boatpeople wurden als staaten- und grenzenlos angesehen.

Zudem lief5 die Tatsache, dass viele der Gefluchteten noch Kinder waren, den Wunsch der Bevolkerung etwas zu unternehmen steigern.15 Die Bilder der unsicheren, uberfullten Boote und die der uberfullten, unhygienischen Lager in den Nachbarlandern Vietnams bestlirzten viele Menschen besonders, da es in der Vorweihnachtszeit war.16,Die mediale Prasenz der indochinesischen Fluchtlingskatastrophe flihrte zu einer Solidarisierungswelle ganz unterschiedlicher Gesellschaftsgruppen, die bis heute die Geschichte der humanitaren Hilfe und die Rolle der Vietnamesinnen und Vietnamesen als Gruppe der gegluckten Integration im bundesdeutschen kollektiven Gedachtnis pragt."17 Die Bundesrepublik Deutschland bot der UN-Fiuchtlingshilfe zunachst finanzielle Hilfen zur Fursorge der Gefluchteten auf der Hoi Hong, war aber weniger bereit diese Fluchtlinge bei sich aufzunehmen.18 Da die Bundesrepublik bis dahin aber nur etwa 1.000 Fluchtlinge aufgenommen hat, wurden Sie von den USA,die bis dahin schon etwa 164.000 vietnamesische Fluchtlinge aufnahmen, und Frankreich, die auch schon ca. 43.000 aufnahmen, aus Solidarisierungswillen gebeten die Aufnahme der indochinesischen Fluchtlinge zu erhi:ihen.19 Somit wurde Ende 1976 entschieden, dass die Bundesrepublik Deutschland eine Grof5zahl an vietnamesischen Fluchtlingen aufnehme. Um diesen Fluchtlingen aufwendige Asylverfahren zu ersparen, wurde eine neue Bezeichnung, die der humanitaren Fluchtlinge, fUr Sie errichtet. Der Bundestag beschloss das Gesetz iiber Maj5nahmen fiir im Rahmen humanitarer Hilfsaktionen aufgenommener Fliichtlinge. Dart wurde beschlossen, dass sie aufgrund ihrer dringenden Notlage unverzuglich den offiziellen Status als Fluchtling bekamen. Somit wurden die Boatpeople bevorrechtigter als andere Asylbewerber behandelt.20 Jedoch wurden die Rettungsaktionen nicht von allen Seiten fUr gut befunden. Vermehrt wurde im Bereich der Linken gegen die Rettungsaktionen gesprochen. Die Boatpeople seien Kollaboratoren der USA und in verschiedenste kriminelle Machenschaften verwickelt.21 Dennoch lief5en diese Meinungen nicht den Aktionismus der Bevi:ilkerung unterkriegen. Da die Boatpeople den Seeweg in die Nachbarstaaten suchten, mussten Sie uber offene Gewasser reisen und wurden somit zu einer Aufgabe des U NHCR.22 Die Vereinten Nationen ergriffen Initiative und riefen im Jahr 1979 eine Fluchtlingskonvention ein, um uber die weitere Lage der Gefluchteten zu diskutieren. Eingeladen waren 71westeuropaische-, nordamerikanische- und ASEAN-Staaten. Zudem war auch ein Vertreter der Sozialistischen Republik Vietnam anwesend. Beschlassen auf dieser Konferenz wurde, dass die weltweite Aufnahmequote fUr Bootsfluchtlinge von 125.000 auf 250.000 Personen steigt. Die vietnamesische Regierung stimmte dem UNHCR zu, dass eine geregelte Ausreise a us Vietnam, im Sinne von FamilienzusammenfUhrungen, durch das Orderly Departure Program geregelt werden soli. Die Philippinen und lndonesien sagten zu Zentralen fUr bis zu 50.000 Personen zu errichten, um eine schnellere Abreise zu arrangieren. Zudem bekam der UNHCR Hilfen im Wert von 160.000.000$ gestellt. 23 Alles in allem stellte das Orderly Departure Programm einen grof5en Erfolg fUr die lndochinakonferenz dar.

Es stellte den ersten Versuch dar, eine Fllichtlingskrise mit kontrollierter Ausreise zu lose und etwa 650.000 Personen konnten in ca. 15 Jahren aus Vietnam kontrolliert ausreisen.24 Auch die Bundesregierung leitete interne Schritte zur Hilfestellung der Fllichtlingskrise in Vietnam ein. So wurde auf der lnnenministerkonferenz im Jahr 1975 zunachst die Aufnahmezahl von 1.000 auf 6.000 vietnamesische Fllichtlinge erhoht, bis sie dann schlie!Siich ihren Hohepunkt bei 38.000 Kontingentplatzen erreichte.25 Die Boatpeople waren die erste gro!Sere Fllichtlingsgruppe in der Bundesrepublik, die au!Serhalb Europas kamen. Auch im europaischen Parlament wurde von den Christdemokraten gefordert,dass die Klisten Vietnams weiterhin von Schiffen abgefahren werden,um somit weiteren Fllichtlingen die Moglichkeit nach einer sicheren Flucht zu ermoglichen.26 Das Engagement der Bevolkerung nahm auch kein Ende. So wurde von dem Ring Christlicher-Demokratischer Studenten die Aktion He/ft den Vietnamesen gestartet. Sie forderten, dass die Anzahl der Kontingentplatze auf 50.000 Personen erhoht wird. Zudem forderten Sie, dass ihnen Wohnraume, Anstellungen und Beirat zur Verfugung gestellt wird. Fur diese Anliegen wurde von der RCDS Spendengelder gesammelt, bei denen Sie Reis verkauften.27 Der Aktionismus der Bevolkerung spielt eine Tragende Rolle bei der Aufnahme und der Integration der Boatpeople. lnsgesamt wurden von der Bundesrepublik bis Ende der 1980er Jahre ungefahr 52.000.000 Deutsche Mark in die Rettungsmissionen und die Integration in die Gesellschaft investiert. Zu den Leistungen der Integration gehorten Sprachkurse, Arbeits- und Wohnungsvermittlung.28

[...]


1 vgl. Thone, Eva, Feck, Maria: Fluchtlinge auf Lampedusa: Wie ist die Situation in Ita lien heute?, in: Spiegel Online, 03.09.2017,URL: http://www.spiegel.de/panorama/fluechtlinge-auf-lampedusa-wie­ ist-die-situation-in-italien-heute-a-1164196.html (abgerufen am: 10.03.2018)

2 Sanko, Christina: Vietnamesische Migration nach Westdeutschland: Ein historischer Zugang, in: Kolb, Arnd(Hrsg.): UnSICHTBAR: Vietnamesisch-Deut sche Wirklichkeiten, Koln: DOMiD 2017, S. 7

3 Beuchling, Olaf: Vom Bootsfluchtling zum Bundesburger: Migration, Integration und schulischer Erfolg in einer vietnamesischen Exilgemeinschaft, S.47

4 vgl. Oltmer, Jochen: Kleine Globalgeschichte der Flucht, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, URL: http://www.bpb.de/apuz/229817/kleine-globalgeschichte-der-flucht-im-20-jahrhundert?p=all (abgerufen am: 10.03.2018)

5 vgl. Beuchling,Boot sfluchtling, S.82, 2003

6 vgl. Schaland, Ann-Julia, Schmiz, Antonie: Die vietnamesische Diaspora in Deutschland,in: Deutsche Gesellschaft fUr lnternationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH ,S. 9, 2015,URL: https://www.giz.de/fachexpertise/downloads/giz2016-de-diaspora studie-vietnam.pdf (abgerufen am: 11.03.2018)

7 vgl. Beuchling,Boot sfluchtling, S.71, 2003

8 vgl. Beuchling,Boot sfluchtling, 5.69, 2003

9 vgl. Beuchling,Boot sfluchtling, 5.50, 2003

10 vgl. Beuchling, Bootsfluchtling, 5. 50, 2003

11 vgl. Bosch, Frank: Engagement fUr Fluchtlinge. Die Aufnahme vietnamesischer )}Boat People« in der Bundesrepublik, in: Zeithistorische Forschungen/5tudies in Contemporary History, Online­ Ausgabe, 14 (2017),H. 1,URL: http://www.zeithistorische-forschungen.de/1-2017/id=5447 (abger ufen am: 13.03.2018)

12 vgl. Beuchling, Bootsflucht ling, 5.52, 2003

13 Bosch,Frank: Engagement

14 vgl. Bosch, Engagement, 2017

15 vgl. Bosch, Engagement, 2017

16 vgl. Bosch, Engagement, 2017

17 Kleinschmidt, Julia: Die Aufnahme der ersten "boat people" in die Bundesrepublik, in: Deutschland Archiv Online, 26.11.2013,URL: http://www.bpb.de/geschichte/zeitgeschichte/deutschlandarchiv/170611/die-aufnahme-der-ersten­ boat-people-in-die-bundesrepublik (abger ufen am: 15.03.2018)

18 vgl. Bosch, Engagement, 2017

19 vgl. Bosch, Engagement, 2013

20 vgl. Kleinschmidt, Aufnahme, 2013

21 vgl. Bosch, Engagement, 2017

22 vgl. Kleinschmidt, Aufnahme, 2013

23 vgl. Beuchling, Bootsfluchtling, 5. 50, 2003

24 vgl. Kumin, Judith: Orderly Departure from Vietnam : Cold War Anomaly or Humanitarian Innovation?, in: Refugee Survey Quarterly, Volume 27,H. 1, 5.117

25 vgl. Beuchling, Bootsfluchtling, 5.51, 2003

26 vgl. Bosch, Engagement, 2017

27 vgl. Bosch, Frank: Fluchtlingspolitik. Mit der CDU in einem Boot, in: Zeit Online, 16.07.2017, URL: http ://www.zeit.de/2017/25/fluechtlingspolitik-boatpeople-vietnam-cdu (abgerufen am: 15.03.2018)

28 vgl. Kleinschmidt, Aufnahme, 2013

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Wie veränderte sich die Situation der vietnamesischen Boatpeople unter Einbeziehung von medialer Präsenz, humanitären Hilfsorganisationen und privatem Engagement?
Hochschule
Universität Osnabrück
Autor
Jahr
2018
Seiten
16
Katalognummer
V491281
ISBN (eBook)
9783668975859
ISBN (Buch)
9783668975866
Sprache
Deutsch
Schlagworte
situation, boatpeople, einbeziehung, präsenz, hilfsorganisationen, engagement, #indochina
Arbeit zitieren
Corinna Wagner (Autor:in), 2018, Wie veränderte sich die Situation der vietnamesischen Boatpeople unter Einbeziehung von medialer Präsenz, humanitären Hilfsorganisationen und privatem Engagement?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/491281

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