Umgang mit Schreibblockaden


Hausarbeit, 2019

15 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe

Inhalt

1 Einleitung
1.1 Relevanz & Problemstellung
1.2 Zielsetzung & Aufbau der Arbeit

2 Definition grundlegender Begrifflichkeiten
2.1 Definition des Schreibprozesses
2.2 Definition der Schreibblockade

3 Erscheinungsformen und Ursachen von Schreibblockaden
3.1 Planungs- und formulierungsbezogene Störungen nach Keseling
3.2 Die Schreibblockade als Geistes- sowie Gehirnzustand nach Flaherty

4 Umgang mit und Behandlung von Schreibblockaden
4.1 Handlungsempfehlung nach Keseling
4.2 Handlungsempfehlungen nach Flaherty

5 Zusammenfassung & Ergebnisdiskussion

1 Einleitung

Aus der griechischen Mythologie sind uns neun Musen bekannt. Sie gelten als die „Schutzheiligen aller Künste“1. Mehrere von ihnen haben gemäß den Überlieferungen im weiteren Sinne mit dem Verfassen von Texten zu tun, ob in Form der Lyrik, der Tragödie, der Liebesdichtung, der epischen Dichtung oder der komischen Poesie.2 Wenn nun ein Autor ein besonders gutes Werk hervorbringt, so heißt es oft, er sei von der Muse geküsst worden.

1.1 Relevanz & Problemstellung

Was ist nun aber, wenn der Musenkuss ausbleibt und der Autor schlimmstenfalls gar nichts zu Papier bringt. Was bei Laien nur für Frustration und Verzögerung sorgen mag, ist für Berufsautoren mit Existenzängsten verbunden, da sie ihre Tätigkeit nicht mehr erwartungsgemäß ausüben können.

Ein Grund dafür können Schreibblockaden sein. Der Autor ist blockiert und kann die Hürde nicht überwinden, die zwischen ihm und dem sprichwörtlichen weißen Blatt Papier entstanden ist. Selbst berühmten Autoren wie Franz Kafka und Mark Twain war dieser Zustand bekannt3. Und doch waren sie erfolgreich. Es scheint so, als hätten sie gelernt mit den Produktionsengpässen umzugehen.

Diese Fähigkeit, Schreibblockaden zu bewältigen, sollte zum Handwerkszeug aller gehören, die sich mit dem geschriebenen Wort beschäftigen. Der Schreibblockade und dem zielführenden Umgang mit dieser möchte ich mich deshalb mit der vorliegenden Ausarbeitung widmen.

1.2 Zielsetzung & Aufbau der Arbeit

Das Ziel ist es, den Facettenreichtum von Schreibblockaden aufzuzeigen und darauf basierend Möglichkeiten zum Umgang mit diesen zu benennen. Dazu werden zunächst Informationen aus der Literatur zusammentragen, die helfen sollen, Schreibblockaden zu erkennen und einzuordnen. Sie umfassen erste Begriffsdefinitionen ebenso wie eine umfangreiche Aufzählung von Erscheinungsformen und Ursachen. Anschließend werden darauf basierend verschiedene Ansätze zum Umgang und zur Behandlung von Schreibblockaden aufgeführt. Den Schluss der Arbeit stellt ein Fazit dar, in welchem die hier dargebotenen Inhalte zusammengefasst und bewertet werden.

2 Definition grundlegender Begrifflichkeiten

Das Schreiben erscheint gemeinhin als Selbstverständlichkeit. Die Meisten erlernen die Sprache und deren schriftliche Wiedergabe bereits im Kindesalter. Wie komplex diese Tätigkeit und vor allem das Verfassen zielgerichteter Arbeiten und Texte nach festen Vorgaben sein kann und welche Hindernisse sich ergeben können, wird dabei oft unterschätzt. Die Definitionen der nun folgenden Begriffe – des Schreibprozesses und der Schreibblockade – sollen einen ersten Eindruck geben.

2.1 Definition des Schreibprozesses

Beim Schreiben handelt es sich nach Susanne Romberg um einen zielgerichteten Prozess. Sie bezeichnet die Textproduktion als „…als Problemlöseakt verstandenen Vorgang der schriftlichen Fixierung von gedanklichen Konzepten, der durch die Interdependenz von Planungs-, Produktions-, Rezeptions-, Evaluations- und Redigierungsprozessen konstituiert wird.“4 Diese Kombination verschiedenster zu einander in Beziehung stehender Prozesse deutet bereits auf eine enorme Komplexität hin, die das Schreiben gemäß Romberg für „Dysfunktionen“5 anfällig macht. Denn, je komplexer die auszuübende Tätigkeit ist, desto eher können Schwierigkeiten bei der Umsetzung auftreten.

2.2 Definition der Schreibblockade

Die Schreibblockade wird von Mike Rose als ein psychisches Phänomen definiert, das sich in der Unfähigkeit einen Text zu beginnen oder fortzusetzen manifestiert und primär auf kognitive Defizite zurückzuführen ist. Gründe wie einen Mangel an grundlegender Schreibkompetenz oder fehlendes Engagement schließt er aus. Charakteristisch sind konkrete Verhaltensweisen, z. B. das Verpassen von Deadlines, und Gefühlszustände, z. B. Angst, Frustration, Ärger oder Verwirrung.6

Auch Alice W. Flaherty charakterisiert die Schreibblockade damit, dass der Schreibfluss trotz entsprechender geistiger Fähigkeiten ausbleibt und dies dem Autor Unbehagen bereitet. Gerade letzteres ist dabei für Flaherty aber ein wesentlicher Bestandteil, da „…jemand, der nicht schreibt und deshalb nicht leidet, keine Schreibblockade hat. Er schreibt nur einfach nicht.“7 Anders als Rose sieht Flaherty Schreibblockaden aber nicht nur in Geisteszuständen, wie z. B. der Kognition, sondern auch in neurobiologischen Gehirnzuständen begründet.8

Gemäß diesen Definitionen scheinen Schreibprozesse so komplex zu sein, dass Blockaden kaum vermieden werden können. Darüber hinaus lassen sich bereits unterschiedliche Betrachtungsweisen erahnen. Wenn man Schreibblockaden aber nicht ausweichen kann so muss man lernen mit ihnen umzugehen. Dazu ist es notwendig, die vielfältigen Ausprägungen und ihre Ursachen zu kennen. Das folgende Kapitel soll einen Überblick geben.

3 Erscheinungsformen und Ursachen von Schreibblockaden

Für die Vorstellung möglicher Erscheinungsformen und Ursachen von Schreibblockaden habe ich die Arbeiten von Gisbert Keseling und Alice W. Flaherty zu Rate gezogen. In ihrer Unterschiedlichkeit erscheinen diese mir am geeignetsten, um die Vielfalt und Komplexität des Betrachtungsgegenstandes abzubilden.

3.1 Planungs- und formulierungsbezogene Störungen nach Keseling

Keseling orientiert sich bei seinen Forschungen an der Theorie von Mike Rose, nach der Schreibblockaden in erster Linie kognitive Störungen des Schreibprozesses sind. Als Hauptmerkmal benennt er einen Mangel an Ideen die Schreibaufgabe und deren Umsetzung betreffend. Je nach dem, in welchem Prozessabschnitt die Störung auftritt, kategorisiert er sie als planungs- oder formulierungsbezogen.9

In Bezug auf die Planung nennt Keseling drei Störungstypen: die Frühstarter; jene mit instabilem Konzept, häufig gekoppelt mit spätem Start und jene, die sich mit dem vorbereitenden Zusammenfassen und Zitieren schwer tun. Allen gemein ist die Unfähigkeit die Schreibaufgabe hinreichend zu planen und zu strukturieren, um anschließend das Schreiben zu beginnen und den Schreibfluss aufrecht zu erhalten.

So schreiben Frühstarter zunächst ohne konkrete Vorstellung drauf los und erwarten diesen Schreibfluss beibehalten zu können, was ihnen jedoch nicht gelingt. Nachdem er abebbt, stellen sich Unzufriedenheit und Frustration ein, die zu langen Unterbrechungen oder zum Abbruch führen. Die Ursachen sind eine mangelhafte Vorbereitung und Planung des zu schreibenden Textes und der darauf folgende überstürzte Schreibbeginn.

Der zweite Störungstyp zeigt sich ininstabilen oder fehlenden Konzepten,häufiggepaartmiteiner Verzögerung beim Start. Betroffene Autoren sind unfähig, eine Vorstellung von ihrem Text zu erlangen. Es misslingt ihnen geeignete Quellen zu identifizieren, sie zu sichten und einzugrenzen und darauf basierend ein Konzept zu erstellen oder die passende Textform zu wählen. Das Resultat ist eine mangelnde thematische Orientierung oder eine fehlende oder falsche Struktur. Dadurch fällt es den Betroffenen schwer den Schreibprozess zu beginnen oder fortzusetzen. Auch missfallen ihnen häufig bereits geschriebene Passagen.

Der dritte Störungstyp entsteht durch Schwierigkeiten beim Zusammenfassen und Zitieren des Materials. Laut Keseling sind hiervon vor allem Anfänger betroffen, die im Umgang mit wissenschaftlichen Texten noch nicht ausreichend versiert sind. Sie verwenden zu viel Zeit auf die Recherche und sind anschließend unfähig, sich vom Original zu lösen. Dies zieht Schwierigkeiten beim Formulieren nach sich und führt zu Verzögerungen, Abbrüchen und Unzufriedenheit.10

Die formulierungsbezogenen Störungen basieren nach Keseling jeweils auf dem inneren Adressaten. Diesen bezeichnet er entweder als zerstörerisch oder als nicht vorhanden,desinteressiert oder inkompetent.

[...]


1 Fry, Stephen: Mythos: Was uns die Götter heute sagen, Berlin, 2018

2 Ebd.

3 Vgl. Flaherty, Alice W.: Die Mitternachtskrankheit, Boston, New York, 2004, S. 114

4 Romberg, Susanne: Wege Erwachsener in die Welt der Schrift: Schreibprozesse bei funktionalen Analphabeten, Opladen, 1993

5 Romberg, Susanne: Der Schreibprozeß und seine Störungen, hrsg. von Baurmann, Jürgen und Weingarten, Rüdiger: Schreiben: Prozesse, Prozeduren und Produkte, Opladen, 1995, S. 107

6 Vgl. Rose, Mike: Schreibblockaden. Eine kognitive Perspektive, hrsg. von Dreyfürst, Stephanie und Sennewald, Nadja: Schreiben. Grundlagentexte zur Theorie, Didaktik und Beratung, Opladen & Toronto, 2014, S. 194

7 Flaherty, Alice W.: Die Mitternachtskrankheit, Boston, New York, 2004

8 Vgl. Ebd.

9 Vgl. Keseling, Gisbert: Die Einsamkeit des Schreibers, Wiesbaden, 2004

10 Ebd.

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Umgang mit Schreibblockaden
Note
1,0
Autor
Jahr
2019
Seiten
15
Katalognummer
V491485
ISBN (eBook)
9783668982338
ISBN (Buch)
9783668982345
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Schreibblockade, Schreibhemmung, Schreibprozess, Planungsbezogen, Formulierungsbezogen, Keseling, Flaherty, Mike Rose
Arbeit zitieren
Antje Mertz (Autor:in), 2019, Umgang mit Schreibblockaden, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/491485

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