Wie kann der Mensch das Problem der Meeresverschmutzung in den Griff bekommen?
Laut einer Studie der Fachzeitschrift "Science" gelangt jährlich zwischen 4,8 bis 12,7 Millionen Tonnen Plastikmüll in die Weltmeere. Dabei lassen sich Rückstände in allen Teilen der Meere, wie Süd- und Nordpol oder den offenen Gewässern, finden. Das Hauptproblem für die Verschmutzung ist die unsachgemäße Entsorgung. Das größte Problem für die Meere ist Mikroplastik, welches sich aufgrund von Versprödung der Plastikartikel auf der Meeresoberfläche durch die Sonneneinstrahlung entwickelt.
Die Meeresverschmutzung und das „The Ocean Cleanup“–Projekt
Laut einer Studie der Fachzeitschrift „Science“ gelangt jährlich zwischen 4,8 bis 12,7 Millionen Tonnen Plastikmüll in die Weltmeere. Dabei lassen sich Rückstände in allen Teilen der Meere, wie Süd- und Nordpol oder den offenen Gewässern, finden. Das Hauptproblem für die Verschmutzung ist die unsachgemäße Entsorgung.1
Das größte Problem für die Meere ist Mikroplastik, welches sich aufgrund von Versprödung der Plastikartikel auf der Meeresoberfläche durch die Sonneneinstrahlung entwickelt. Mikroplastik sind Kunststoffteilchen, die einen Durchmesser von weniger als 5 mm haben. Unterscheiden tut man dabei zwischen primären (bewussten) und sekundären (unbewussten) Mikroplastik. Ein Beispiel für Ersteres sind Kosmetika oder andere Pflegeprodukte, welche bewusst erzeugt werden und demnach der ersten Kategorie angehören. Sekundäres Mikroplastik hingegen entsteht durch den Zerfall von Plastik. Dabei spielen insbesondere Witterungseinflüsse, Salzwasser und das Sonnenlicht eine übergeordnete Rolle.2
Die Masse an Mikroplastik, die in die Meere gelangt, wird an Land verursacht. Hauptquellen dafür sind unteranderen der Abrieb von Reifen Kosmetikartikel oder das Waschen von synthetischen Textilien. Das grundsätzliche Problem für die Umwelt ist der Abbau dieser Stoffe. Das verhält sich ähnlich wie bei radioaktiven Stoffen. Sie brauchen meist mehr als hundert Jahre, bis sie vollständig abgebaut sind. Eine wichtige Rolle spielen dabei auch bestimmte Algenarten, die die kleinsten Kunststoffteilchen beim Absinken binden, und helfen sie zu zersetzen.3
Mikroplastik kommt in den verschiedensten Bereichen vor. In Böden und Sedimenten ist ihr Vorkommen beispielsweise noch weitestgehend unterforscht. Trotz dessen greift auch hier das Plastik in negativer Art und Weise in die Umwelt ein. So werden Regenwürmer getötet, die für die Fruchtbarkeit des Bodens eine wichtige Rolle spielen. Außerdem sind auch die Böden in Berggebieten von der Verschmutzung stark getroffen.4
Auch in Deutschland wurde die Belastung der Gewässer durch Plastik untersucht. So führte die Landesanstalt für Umwelt, Messung und Naturschutz Baden-Württemberg im Sommer 2014 eine Studie durch bei der sie an 52 verschiedenen Messstellen in fünf verschiedenen Bundesländern (Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz) Wasserproben entnommen haben. Das Ergebnis war erschreckend. Von 19.000 festgestellten Teilchen waren davon 4.300 (25%) Plastik.5
Nachdem nun das Vorkommen des Plastiks in den verschiedenen Bereichen weiter erläutert wurde, soll es nun um die Wirkung in der Umwelt gehen. Das erste Problem, welches durch die immer fortschreitende Verschmutzung vorangetrieben wird, ist die Anreicherung von Giftstoffen. An den Oberflächen der Mikroplastikpartikel können sich viele organische Stoffe anlagern, darunter auch langlebige nur schwer abbaubare Giftstoffe, wie Kohlenwasserstoff. Diese Stoffe beeinflussen zunehmend den Sauerstoffgehalt des Wassers. Außerdem wird vermutet, dass die Teilchen aufgrund ihrer großen Ansammlung von verschiedenen Stoffen ein Bakterienherd sind. Damit sind sie sowohl für die Ansammlung als auch für die Weitergabe solcher potenziell gefährlichen Bakterien verantwortlich.6
Ein weiteres Problem stellt die Aufnahme des Mülls durch die Tiere dar. Viele Tierarten verwechseln den Müll mit ihrer Nahrung und fressen ihn. Dadurch erfahren sie ein Sättigungsgefühl weshalb sie nicht mehr weiter fressen und verhungern. Mechanische Verletzungen durch den Müll sind ebenfalls ein Problem. Nicht wieder eingeholte Fischernetze sorgen dafür, dass sich Fische und Delfine in ihnen verfangen und sterben. Auch für den Menschen entstehen hierbei gefahren, da er den vom Müll verseuchten Fisch isst. Somit gelangt das Mikroplastik in den menschlichen Nahrungskreislauf. Bis heute ist die Wirkung des Mikroplastiks auf den Menschen noch nicht ausreichend erforscht.7
Fraglich ist, wie der Mensch dieses Problem in den Griff bekommen kann? Erste Versuche zur Bekämpfung wurden durch verschiedene Staaten gestartet. So hat der G20 Gipfel im Juni 2017 einen Aktionsplan gegen die Verschmutzung der Meere entwickelt. In den USA ist seit Juli 2017 die Herstellung von Kosmetikartikeln mit Mikroplastik verboten und ein Jahr später im Juli 2018 wird ein allgemeines Verkaufsverbot dieser Artikel in Kraft treten.8
Ein Mann, der es sich zur Aufgabe gemacht die Weltmeere von Plastik zu befreien ist der Niederländer Boyan Slat. Nachdem er 2013 im Alter von 16 Jahren, während seines Urlaubes in Griechenland war er dermaßen darüber entsetzt beim Tauchen mehr Plastik als Fische zu sehen, dass er sich dem Projekt der Meeresreinigung verschrieb und nährte sich der Problematik während seiner Schulzeit immer weiter an. Im selbigen Jahr gründete er schließlich, mit 300 € Eigenkapital sein Projekt mit dem Namen „The Ocean Cleanup“.
Auf den Weltmeeren existieren insgesamt fünf große Strudel, sogenannte „Gyres“. In Kombination mit der Vermüllung der Ozeane und den natürlichen Strudel- und Wellenbewegungen des Meeres entstehen dadurch riesige Müllteppiche. Das „Ocean Cleanup“-Projekt hat sich dabei als höchstes Ziel gesetzt den sogenannten „Great Pacific Garbage Patch“ zwischen Kalifornien und Hawaii in den nächsten 5 Jahren zur Hälfte aufzulösen. Daneben sollen aber auch noch andere Müllteppiche im Atlantik und anderen Teilen des Pazifiks bereinigt werden. Das Grundproblem, welches Boyan Slat durch sein Projekt bekämpft, besteht darin, dass die riesigen Müllteppiche sehr gefährlich für die im Meer lebenden Tiere sind und im Durchschnitt deutlich mehr Plastik und Müll enthalten als Zooplankton. Dadurch kommt es zu großen negativen Folgen für die Umwelt, wie z. B. ein Großsterben von Seevögeln oder Meeressäugetieren. Des Weiteren hat es auch negative Auswirkungen auf die Wirtschaft, da sehr oft die Netze von Fischereien durch scharfkantiges Plastik unbrauchbar gemacht werden. Schließlich stellt der Plastikmüll auch für die Menschen eine große Gefahr dar, da bei der Nahrungsaufnahme von Fisch Mikroplastik in den menschlichen Körper gelangt und zu gesundheitlichen Schäden führen kann. Diese und noch andere Erkenntnisse wie beispielsweise die physikalische Eigenschaft der Kunststoffverschmutzung, die technische Machtbarkeit von möglichen Reinigungsdesigns und die Bewertung der rechtlichen Lage auf den Ozeanen wurde durch „The Ocean Cleanup“ im Zeitraum 2013-2014 durch ein 100 Kopf starkes Team von Ingenieuren und Wissenschaftlern mit der „Machbarkeitsstudie“ genauestens analysiert und bewertet. Eine im September 2014 gestartete Crowdfounding-Kampagne half dabei weitere notwendige Expeditionen und Forschungen zu finanzieren. Durch die erhöhte Präsenz in den sozialen Netzwerken (u. a. Facebook und Twitter) wurden mithilfe von 38.000 Geldgebern aus 160 Ländern binnen 100 Tagen etwas mehr als 2 Millionen US$ gespendet.9
Die erste Expedition zur Erkenntnisgewinnung, welche dadurch finanziert wurde, war die Nordatlantik Expedition zur Messung der vertikalen Verteilung von Plastik in den Meeren gewesen. Dadurch, dass das Plastik nicht nur an der Meeresoberfläche schwimmt, sondern durch den Meereswind und Wellen auch Unterwasser gedrückt wird, benötigte „The Ocean Cleanup“ genaue Daten, für eine effektive Forschung an Reinigunsbarrieren. Aus diesem Grund wurden sogenannte „Multi-Level-Trawl“ zur gleichzeitigen Messung von Mikroplastik in 10 verschiedenen Tiefen benutzt. Das endgültige Ergebnis zeigte auf, dass die Mikroplastikkonzentration mit der Tiefe exponentiell abnahm.10 Weitere nennenswerte und wichtige Expeditionen zur Erkenntnisgewinnung waren zu einem die „Mega Expedition“ 2015, bei welcher „The Ocean Cleanup“ mit 30 Schiffen parallel den „Great Pacific Garbage Patch“ passierte. Dabei war diese Expedition nicht nur ein notwendiger Schritt um das genaue Ausmaß des Bereiches zu erfassen, sondern war auch gleichzeitig die größte Ozeanforschungsexpedition aller Zeiten, bei welcher mehr Daten über den Müllteppich gesammelt wurde, als in den gesamten letzten 40 Jahren.11 Gemeinsam mit der Luftexpedition 2016 bei welcher Erkundungsflüge über das Patch geflogen wurden, und mithilfe von hochsensiblen Sensoren sowie menschlichen Beobachtern größere Plastikteile gezählt, vermessen und digital modelliert wurden, kam man zu einem endgültigen Ergebnis. Insgesamt waren die publizierten Zahlen sehr alarmierend, da Boyan Slat und sein Team rund 80 Millionen Kilogramm schwimmende Plastikabfälle in unterschiedlicher Größe und Formen im „Great Pacific Garbage Patch“ gefunden hatten. Dabei entspricht die Fläche in etwa dreimal die Größe von Frankreich. Des Weiteren fanden sie heraus, dass seit den 1970er die Konzentration von Mikroplastik in dem Gebiet exponentiell angestiegen ist.12
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1 Vgl. Becker, Markus: Umweltverschmutzung. Meer aus Müll, in: Spiegel Online (12.02.2015), http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/plastikmuell-bis-zu-13-millionen-tonnen-landen-in-meeren-a-1018226.html (Stand: 08.05.2018).
2 Vgl. Meunier, Corrine: Mikroplastik in Kosmetika- Was ist das?, in: Umweltbundesamt (16.04.2016). https://www.umweltbundesamt.de/themen/mikroplastik-in-kosmetika-was-ist-das (Stand: 08.05.2018).
3 Vgl. Boucher, Julien; Friot, Damien: Primary Microplastics in the Oceans: A Global Evaluation of Sources, in; International Union for Conservation of Nature and Natural Resources (IUCN) Gland, 2017, S. 14 ff.
4 Vgl. Liebmann, Bettina (2015): Mikroplastik in der Umwelt. Vorkommen, Nachweis und Handlungsbedarf. Unter Mitarbeit von Heike Brielmann, Holger Heinfellner, Philipp Hohenblum, Sebastian Köppel, Stefan Schaden und Maria Uhl. Wien: Umweltbundesamt (Report / Umweltbundesamt, REP-0550), S. 21 ff.
5 Vgl. Deutsche Presse-Agentur (dpa): Pilotstudie. Winzige Plastikteilchen flächendeckend in Gewässern, in: Badische Zeitung (15.03.2018), http://www.badische-zeitung.de/suedwest-1/pilotstudie-winzige-plastikteilchen-flaechendeckend-in-gewaessern--150457150.html (abgerufen am 11.05.2018).
6 Vgl. Zinkant, Kathrin: Mikroplastik: Wie ein Magnet für Schadstoffe, in: Süddeutsche Zeitung (01.08.2016), http://www.sueddeutsche.de/wissen/umwelt-mikroplastik-wie-ein-magnet-fuer-schadstoffe-1.3103999 (abgerufen am 11.05.2018).
7 Vgl. Donner, Susanne: Wer Fisch isst, konsumiert Mikroplastik mit, in; Welt Online (01.06.2015), https://www.welt.de/wissenschaft/article141738019/Wer-Fisch-isst-konsumiert-Mikroplastik-mit.html (Stand: 08.05.2018).
8 Vgl. Unbekannt: Briten reagieren, Deutschland tut nicht. Kaum einer weiß es: Wie gefährlich Plastik in Ihren Lebensmitteln landet, in: Focus Online (12.01.2018), https://www.focus.de/wissen/natur/vorstoss-die-briten-machens-vor-verbot-von-mikroplastik-in-duschgel-und-zahnpasta_id_8290932.html (Stand: 08.05.2018).
9 https://www.theoceancleanup.com/press/crowd-funding-campaign-the-ocean-cleanup-successfully-completed (Stand: 08.05.2018).
10 https://www.theoceancleanup.com/milestones/vertical-distribution-expeditions (Stand: 08.05.2018).
11 https://www.theoceancleanup.com/milestones/mega-expedition (Stand: 08.05.2018).
12 https://www.theoceancleanup.com/milestones/aerial-expedition (Stand: 08.05.2018).
- Quote paper
- Georg Rosenkranz (Author), 2018, Die Meeresverschmutzung und das "The Ocean Cleanup"-Projekt, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/492371
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