Als am 3. Oktober 1990 die deutsche Einheit wiederhergestellt wurde, war noch nicht absehbar, was die Folgen dieser gewaltigen Umwälzungen sein würden.
Von einem Tag auf den anderen wurde der Bevölkerung der ehemaligen DDR ein völlig fremdes Politik- und Wirtschaftssystem übergestülpt, was von vornherein Probleme implizierte. Die ideologische Indoktrination der SED hatte andere Werte und Einstellungen hervorgebracht als die Sozialisation in der BRD. Es stellte sich die Frage, wie die Bevölkerung mit den veränderten Lebens- und Arbeitsbedingungen zurecht käme. Von besonderem Interesse ist hierbei die Situation derjenigen, die in der DDR Führungspositionen innehatten, da diese das System aufgrund ihrer leitenden Funktionen stärker repräsentierten als die restliche Bevölkerung und somit zu einer stärkeren „Systemtreue“ gezwungen waren (vgl. Pieper 1992, S. 43). Erstaunlich ist, dass es zu dieser Problematik bislang nur wenig Untersuchungen gab. Aus diesem Grund sollen in der vorliegenden Hausarbeit die Führungskräfte der ehemaligen DDR einer näheren Betrachtung unterzogen werden, wobei sich jedoch nur auf den ökonomischen Bereich bezogen wird. Im Rahmen dieser Arbeit sollen Führungskräfte allgemein als Inhaber von verantwortlichen Leitungspositionen „mit Anordnungsbefugnissen gegenüber hierarchisch unterstellten Personen in der Produktion“ verstanden werden (Baethge / Denkinger / Kadritzke 1995, S.11). In der DDR wurden auch Führungskräfte des ökonomischen Bereichs als Kader bezeichnet, was zeigt, dass dieser Begriff nicht nur im politischen Sektor verwendet wurde. Sie hatten auf verschiedenen Leitungsebenen, den sogenannten Nomenklaturstufen, leitende Funktionen inne, das heißt dieser Gruppe gehörten sowohl Meister und Abteilungsleiter als auch Betriebsdirektoren an.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Wirtschaftssystem in der DDR
- Die Ausbildung der Führungskräfte
- Die Arbeitssituation in der DDR
- Die Führungskräftetransformation nach der Wende
- Die neuen ostdeutschen Führungseliten
- Das Führungsverhalten ostdeutscher Manager in der Nachwendezeit
- Führungsverhalten
- Unternehmerische Fähigkeiten
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit der Situation ostdeutscher Führungskräfte in der Nachwendezeit. Sie untersucht die Auswirkungen des sozialistischen Wirtschaftssystems auf die Ausbildung, Arbeitssituation und Führungsqualitäten dieser Gruppe. Der Fokus liegt dabei auf dem Vergleich ostdeutscher Manager mit ihren westdeutschen Kollegen, insbesondere in Bezug auf Führungsverhalten und unternehmerische Fähigkeiten.
- Die Auswirkungen des zentralistischen Planwirtschaftssystems auf die Ausbildung und Karriere von Führungskräften in der DDR.
- Die Herausforderungen, die ostdeutsche Führungskräfte nach der Wende im neuen Marktwirtschaftssystem bewältigen mussten.
- Der Vergleich von Führungsqualitäten und -stilen ostdeutscher und westdeutscher Manager.
- Der Einfluss von Sozialisationserfahrungen im sozialistischen System auf das Führungsverhalten ostdeutscher Manager.
- Die Rolle von politischer Indoktrination und sozialistischen Werten im Kontext der Führungskultur.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die Problematik der ostdeutschen Führungskräfte in der Nachwendezeit. Sie stellt fest, dass die Situation dieser Gruppe bisher kaum untersucht wurde, obwohl sie eine wichtige Rolle im Transformationsprozess spielte. Die Arbeit definiert den Begriff der Führungskraft und erläutert den Fokus auf den ökonomischen Bereich.
Kapitel zwei beschäftigt sich mit dem Wirtschaftssystem der DDR. Es beschreibt die zentralistische Planwirtschaft und ihre Auswirkungen auf die Ausbildung und Arbeitssituation von Führungskräften. Hier wird auch auf die Kaderpolitik und die Nomenklatura eingegangen, welche die Karrierewege von Führungskräften in der DDR bestimmten.
Kapitel drei untersucht die Transformation der Führungskräfte nach der Wende. Es analysiert die Herausforderungen, die sich für ostdeutsche Führungskräfte auf dem neuen Markt ergaben, und untersucht, inwiefern sie sich an die veränderten Bedingungen anpassen konnten.
Kapitel vier betrachtet die neuen ostdeutschen Führungseliten und analysiert, wie sich ihre Struktur und Zusammensetzung von den Führungseliten der alten Bundesländer unterscheidet.
Kapitel fünf beleuchtet das Führungsverhalten ostdeutscher Manager in der Nachwendezeit. Es geht auf die Unterschiede im Führungsstil im Vergleich zu westdeutschen Managern ein und untersucht, inwiefern der Einfluss des sozialistischen Systems eine Rolle spielte.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Ostdeutschland, Führungskräfte, Nachwendezeit, Planwirtschaft, Marktwirtschaft, Führungsverhalten, Unternehmerische Fähigkeiten, Sozialisation, Sozialismus, Kaderpolitik, Nomenklatura, Transformation, Vergleich, Ost-West-Vergleich.
- Arbeit zitieren
- Peggy Reichel (Autor:in), 2005, Die Arbeitssituation ostdeutscher Führungskräfte in der Nachwendezeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/49271