Im Zentrum dieses Essays steht die Frage nach den möglichen Gerechtigkeitswahrnehmungen eines Leiharbeiters, der in der Produktion eines großen Industrieunternehmens beschäftigt ist.
In den letzten Jahren ist Gerechtigkeit zu einem wichtigen Forschungsgebiet der Sozialwissenschaften geworden. Gerechtigkeit wird dabei nicht als objektiv greifbares Konzept betrachtet. Vielmehr handelt es sich um ein gesellschaftliches und soziales Konstrukt, welches subjektiv wahrgenommen und empfunden wird. Die individuelle Wahrnehmung von Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit ergibt sich durch die soziale Interaktion mit anderen Individuen, Gruppen und Organisationen.
In dieser Arbeit werde ich mich speziell auf vier folgende Theorien beziehen: auf die Gerechtigkeitstheorie (auch Gleichheitstheorie oder Equity-Theorie) nach Adams (1965) und Walster (1975), den Gerechte-Welt-Glauben nach Lerner (1980), das Konzept der relativen Deprivation nach Runciman (1966) und das Grid-Group-Paradigma nach Wegener und Liebig (1993).
Darüber hinaus ist die Arbeitnehmerüberlassung, auch Leiharbeit oder Zeitarbeit genannt, in den letzten Jahren zu einer der großen Erfolgsbranchen der deutschen Wirtschaft geworden und die Frage, ob MitarbeiterInnen sich durch ihre Organisation fair behandelt fühlen zu einem wichtigen Diskurs geworden.
Inhaltsverzeichnis
- Die möglichen Gerechtigkeitswahrnehmungen eines in der Produktion eines großen Industrieunternehmens beschäftigten Leiharbeiters
- Equity Theorie
- Entstehungsprozess der Motivation
- Strategien zum Abbau von Spannungen
- Gerechte-Welt-Glauben
- Grid-Group-Paradigma
- Belohnungs- und Prinzipiengerechtigkeit
- Gerechtigkeitsideologien
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Essay befasst sich mit der Wahrnehmung von Gerechtigkeit durch Leiharbeiter in großen Industrieunternehmen. Die Analyse stützt sich auf verschiedene soziologische Theorien, um die individuellen Gerechtigkeitsvorstellungen im Kontext von atypischen Beschäftigungsformen zu beleuchten.
- Equity Theorie (Adams & Walster): Wie werden Input und Output im Arbeitsverhältnis wahrgenommen und welche Auswirkungen hat die wahrgenommene Ungleichheit auf die Motivation?
- Gerechte-Welt-Glauben (Lerner): Wie beeinflussen individuelle Überzeugungen über die Gerechtigkeit der Welt die Bewertung von Ungleichheiten und die Wahrnehmung von Arbeitsbedingungen?
- Relative Deprivation (Runciman): Wie werden soziale Ungleichheiten im Vergleich zu anderen Gruppen wahrgenommen und welche Auswirkungen hat dies auf die Gerechtigkeitswahrnehmung?
- Grid-Group-Paradigma (Wegener & Liebig): Wie prägen soziale Strukturen und Hierarchien die Gerechtigkeitsvorstellungen und -beurteilungen von Individuen?
Zusammenfassung der Kapitel
Der Essay untersucht die verschiedenen Aspekte der Gerechtigkeitswahrnehmung von Leiharbeitern im Vergleich zu regulär Beschäftigten. Zunächst wird die Equity Theorie vorgestellt, die auf die Verteilungsgerechtigkeit im Arbeitsverhältnis fokussiert und die Entstehung von Motivation und Spannungen erklärt.
Anschließend wird der Gerechte-Welt-Glauben nach Lerner erläutert, der die Auswirkungen des Glaubens an eine gerechte Welt auf die Wahrnehmung von Ungleichheiten und die Bewertung von Arbeitsbedingungen untersucht.
Im weiteren Verlauf wird das Grid-Group-Paradigma von Wegener und Liebig präsentiert, das die Bedeutung sozialer Strukturen und Hierarchien für die Entwicklung von Gerechtigkeitsvorstellungen beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen dieses Essays sind die Gerechtigkeitswahrnehmung, Leiharbeit, soziale Ungleichheit, Equity Theorie, Gerechte-Welt-Glauben, relative Deprivation, Grid-Group-Paradigma, Prinzipiengerechtigkeit und Gerechtigkeitsideologien. Der Fokus liegt auf der Analyse von individuellen Gerechtigkeitsvorstellungen im Kontext atypischer Beschäftigungsformen.
- Quote paper
- Rukiye Tekin (Author), 2016, Gerechtigkeitswahrnehmung eines Leiharbeiters. Soziale Ungleichheit aus soziologischer Perspektive, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/492849