Die Analyse der Möglichkeit einer Übertragung der dargelegten Vorstellung der Alterität auf die Sexualität im Frühmittelalter ist das Ziel der vorliegenden Arbeit. Bezüglich einer Andersartigkeit der frühmittelalterlichen Sexualität soll dabei untersucht werden, inwiefern die frühmittelalterliche Sexualmoral auf der einen Seite sowie die reale Ausübung der Sexualität im Frühmittelalter auf der anderen Seite von den heutigen Moralvorstellungen und Realitäten abweichen. Ebenfalls berücksichtigt werden sollen dabei eventuelle Diskrepanzen zwischen theoretischen Konzepten und praktischer Ausübung der Sexualität.
Da die Begriffe Alterität bzw. Andersartigkeit ein relativ breites Bedeutungsspektrum aufweisen, soll die Bejahung der folgenden drei Unterthesen als ein Nachweis der Alterität der frühmittelalterlichen Sexualität zur heutigen gelten: Der Forschungsgegenstand der frühmittelalterlichen Sexualmoral sowie der Ausübung der Sexualität im Frühmittelalter, hebt sich in überwiegendem Maße von seinem modernen Pendant ab, indem a) der Charakter der Sexualmoral sowie der sexuellen Praktiken sich in überwiegendem Maße dem heutigen Verständnis entzieht sowie b) die Art und Weise des Diskurses um die Thematik der Sexualität sowie das Verhältnis zwischen Reglementierungen und Realitäten mehrheitlich nicht heutigen Standards entspricht sowie c) vorwiegend keine Kontinuitäten zwischen der Sexualität im Frühmittelalter und jener des frühen 21. Jahrhunderts nachgewiesen werden können.
Für die beschriebene Untersuchung wird vorrangig das 19. Buch des „decretums“ des Bischofs Burchard von Worms (965 bis 1025), welches auch „liber corrector“ genannt wird und zwischen 1008 bis 1012 entstanden ist, herangezogen.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Sexuelle Moralvorstellungen im „liber corrector“ Burchard von Worms
- Bußbedürftiges Sexualverhalten im „liber corrector“ Burchard von Worms
- Sexualmoral des Frühmittelalters
- Reale Ausübung der Sexualität im Frühmittelalter
- Die sexuelle Realität des Frühmittelalters im „liber corrector“
- Theorienbasierte Rückschlüsse auf die frühmittelalterliche Sexualität
- Die Sexualität des 21. Jahrhunderts und Thesenabgleich
- Sexualität in der BRD des 21. Jahrhunderts
- Rückbezug zur Eingangsthese
- Schlussbemerkungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert die Sexualität im Frühmittelalter unter dem Paradigma der Alterität. Sie untersucht, inwiefern sich die frühmittelalterliche Sexualmoral und die reale Ausübung der Sexualität von heutigen Moralvorstellungen und Realitäten unterscheiden, und berücksichtigt dabei mögliche Diskrepanzen zwischen Theorie und Praxis.
- Die frühmittelalterliche Sexualmoral und die Ausübung der Sexualität im Vergleich zu den heutigen Moralvorstellungen und Realitäten
- Der Diskurs um die Thematik der Sexualität im Frühmittelalter und das Verhältnis zwischen Reglementierungen und Realitäten
- Kontinuitäten und Diskontinuitäten zwischen der Sexualität im Frühmittelalter und jener des frühen 21. Jahrhunderts
- Das Konzept der kultischen Reinheit in den frühmittelalterlichen Bußbüchern
- Die Bedeutung des „liber corrector“ Burchards von Worms für das Verständnis der frühmittelalterlichen Sexualität
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in das Paradigma der Alterität und dessen Anwendung auf die frühmittelalterliche Sexualität. Sie stellt die Forschungsfrage und die drei Unterthesen der Arbeit vor, die als Nachweis für die Alterität der frühmittelalterlichen Sexualität dienen sollen.
Das zweite Kapitel analysiert die sexuellen Moralvorstellungen im „liber corrector“ Burchards von Worms. Es werden verschiedene Formen von bußbedürftigem Sexualverhalten aus dem Text herausgearbeitet.
Das dritte Kapitel untersucht die reale Ausübung der Sexualität im Frühmittelalter anhand des „liber corrector“ und durch theoriebasierte Rückschlüsse. Es beleuchtet die Unterschiede zwischen den theoretischen Konzepten und der praktischen Umsetzung der Sexualität im Frühmittelalter.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter der Arbeit sind: Frühmittelalter, Sexualität, Alterität, Andersartigkeit, „liber corrector“, Burchard von Worms, Bußbücher, kultische Reinheit, Sexualmoral, sexuelle Praxis, Diskrepanz, Theorie und Praxis.
- Arbeit zitieren
- Frederik Hirschfeld (Autor:in), 2017, Sexualität im Frühmittelalter. Eine Analyse der frühmittelalterlichen Sexualität unter alteritätsspezifischen Fragestellungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/492894